Reiseradio-Kommentar: Geht’s uns immer noch zu gut?
Rüdiger Edelmann – Foto: Holger Leue
Deutsche Reisende setzen im nächsten Jahr angeblich auf Ferneisen. Das will eine Agentur herausgefunden haben, die vom Flugbuchungsportal Skyscanner beauftragt wurde. Danach planen 58 Prozent der Befragten (sind das die Skyscanner-Kunden?) 2026 ein Fernreise.
Diese Fernreisen gehörten wieder „selbstverständlich“ zur Jahresplanung, lese sich weiter. Stattdessen verzichte die Kundschaft lieber auf mehrere Kurzreisen.
Parallel verkünden Reiseveranstalter tolle Zahlen für 2025, gehen aber davon aus, dass das Geschäft im nächsten Jahr nicht mehr so rasant wachse. Und ich frage mich jetzt, wer denn wohl recht hat, oder ob Umfragen nur die Finanzträume der Fluganbieter wiederspiegeln.
Es entsteht der Eindruck, dass Umfrageergebnisse (von repräsentativ ist nirgendwo die Rede) eher Hoffnungen auf Geschäft durch Marketinggeklapper wiedergeben. Oder was soll ich sonst von solchen Zahlen halten?
DTV: Kritik am Bundeshaushalt
Der Deutsche Tourismusverband (DTV) bewertet den verabschiedeten Bundeshaushalt für das Jahr 2026 kritisch. Das besonders für touristische Infrastruktur relevante Förderprogramm Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) wurde um neun Millionen Euro auf nun 640 Millionen Euro gekürzt. Aus GRW-Mitteln werden unter anderem Infrastruktur- und Investitionsprojekte wie Radwege, Promenaden, Serviceeinrichtungen und Betriebe des touristischen Gewerbes unterstützt, die maßgeblich zur regionalen Wertschöpfung und Beschäftigung beitragen.
Der im politischen Leben erfahrene DTV-Präsident Reinhard Meyer betont:
Die Kürzung der GRW ist ein Fehler. Hier wird an der falschen Stelle gespart. Bei der GRW zahlt sich jeder Förder-Euro in die touristische Infrastruktur mehrfach aus. Durch mehr Gäste auch in der Nebensaison und mehr Steuereinnahmen. Wenn aber unsere touristische Infrastruktur bröckelt, sinkt die Attraktivität unserer Orte für Einheimische und Gäste. Was wir jetzt benötigen, ist eine deutliche Erhöhung, keine weiteren Kürzungen.
Die 2,3 Milliarden Euro für den Kultursektor bewertet der DTV hingegen positiv. Dies sei eine wichtige Investition in die Attraktivität des Reiselandes Deutschland.
Finnische Reisespezialitäten
Ist das Angebot typisch finnisch? Man könnte den Eindruck bekommen, denn eine Reiseeinladung zum Stricken (Beispiel) habe ich noch nie bekommen.
Finnlines-Fähre in Travemünde – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD
Immerhin diese Pressemitteilung ist so originell, dass ich sie gerne weitergebe:
Stricken und Häkeln mitten auf der Ostsee: Finnlines lädt im Frühling und Herbst 2026 wieder zu den beliebten Themenreisen Stricken & Meer (16.-19.04.2026) und Häkeln & Meer (22.-25.10.2026) ein. Bei den dreitägigen Minikreuzfahrten verwandeln sich die Fähren auf ihrem Weg nach Helsinki in ein schwimmendes Kreativresort auf der Ostsee. Workshops für eigene Designs, Lesungen mit warmherzigen Strick- und Häkelgeschichten, Yoga-Einheiten über den Wellen und jede Menge gemeinsamer Flow erwarten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ihrer Überfahrt in die finnische Hauptstadt. Mit an Bord sind Strick- bzw. Häkel-Creatorinnen und -autorinnen, die den Reisenden mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Es ist zwar ein „nur“ dreistündiger Landgang vorgesehen, ich könnte mir aber vorstellen, dass Strick- und Häkelfans eine solche Reise genießen werden. Letztlich vermittelt sie auch sehr viel vom Runterkommen an Bord während der 30 Stunden dauernden Überfahrten. Ganz wichtig: Natürlich (!) gibt es an Bord der Finnlines-Fähren zwischen Travemünde und Helsinki eine großzügige Sauna an Bord. Da kann man auch gleich die wichtigste sozio-kulturelle Einrichtung der Finnen kennenlernen. Ein perfekte Einstimmung für einen Urlaub im Norden.
In Sachen gutes! Marketing ist Finnlines hier weit vorn. Denn es warten zusätzlich auch Chorgesang-Überfahrten oder ein Krimifestival an Bord. Alle Angebote füllen zudem Schiffskapazitäten in der Vor- und Nachsaison.
Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD
Spanien: Digitalisierung und Datenschutz
Vorpreschen ist zunächst mal gut. Vorpreschen, ohne mögliche Folgen zu kalkulieren, kann aber auch nach hinten losgehen.
Dies haben jetzt der spanische Airport-Betreiber AENA erfahren müssen. Damit es schneller geht, hatte man das Projekt „Boarding durch biometrische Gates“ getestet und eingerichtet.
Jetzt wurde AENA zu einer Strafe von 10 Millionen Euro verurteilt, da der Flughafenbetreiber „vergessen“ habe, eine Datenschutz-Folgenabschätzung durchzuführen. Die Gates, die das Boarding durch Erfassung biometrischer Daten ermöglichten gab es, nach ersten Tests im Jahr 2022 inzwischen an acht spanischen Flughäfen.
AENA geht jetzt in Revision. Begründung: Die Nutzung sei freiwillig gewesen. Dies muss bei den Reisenden, die sich beschwert hatten, nicht angekommen sein. Die Boarding-Gates sind, bis zur endgültigen Klärung, jetzt aber erst einmal außer Betrieb.
Frankreich: Strafen für ausfällige Flugpassagiere
Air France (Symbolbild) – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD
Ungebührliches, pöbelndes Verhalten von Fluggästen hat in den letzten Jahren extrem zugenommen. Europaweit werden im Schnitt rund 500 Vorkommnisse pro Monat registriert.
Wer künftig mit französischen Airlines fliegt, muss bei entsprechendem Verhalten mit Geldbußen bis zu 10.000 Euro rechnen. Beim zweiten Mal kann die doppelte Summe fällig werden. Unbelehrbare Menschen erwartet ein Flugverbot für vier Jahre. Das hat die französische Regierung verabschiedet.
Bayreuth & Wagner
Festspielhaus auf dem “grünen Hügel” – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD
Gefühlt gibt es diese Partnerschaft schon ewig. Vermeintlich ewig schon muss wer Bayreuth sagt, auch Wagner denken. Letztlich geht die Tradition der Festspiele „nur“ 150 Jahre zurück.
Seit 1876 gibt es die Opern-Festspiele. Mit ihnen erfand Wagner das moderne Festival, bei dem sich das Publikum ganz auf das Musikerlebnis konzentrieren sollte. Auch das von ihm nur für seine Werke konzipierte Festspielhaus – mit verdecktem Orchestergraben, Verdunklung und architektonischer Schlichtheit – dient bis heute der „ungestörten Erfahrung seines Gesamtkunstwerks“.
Zum Jubiläum „Festival150“ verwandeln sich Stadt und Landkreis Bayreuth 2026 in eine große Bühne für 150 Veranstaltungen.
Theater und Musik, Kunstinstallationen, originale Bühnenbilder im Stadtraum, Lichtinszenierungen und digitale Erlebnisse sollen zu einer epischen Erzählung verschmelzen.
Ladeinfrastruktur für Camper
Der Caravaning Industrie Verband (CIVD) hat sich an den Bundesminister für Verkehr, Patrick Schnieder, gewandt. Hintergrund ist der kürzlich vorgestellte Masterplan Ladeinfrastruktur. Der CIVD begrüßt die Strategie der Bundesregierung, weist aber gleichzeitig auf eine zentrale Lücke hin: Reisemobile und Pkw-Caravan-Kombinationen würden im Masterplan nicht als Nutzergruppe berücksichtigt.
Wohnmobile im Trend, Ladestationen mitdenken – Foto: Caravaning Industrie Verband
Ohne klare Vorgaben bestehe aber das Risiko, dass Ladebuchten und Stellflächen entstünden, die nicht für Reisemobile und Pkw-Caravan-Kombinationen ausgelegt seien.
Um diese Lücke im Masterplan zu schließen, hat der CIVD dem Verkehrsminister einen Ergänzungsvorschlag übermittelt. Der Verband empfiehlt, den Masterplan um einen zusätzlichen Punkt zu ergänzen, der die Anforderungen großer Freizeitfahrzeuge ausdrücklich einbezieht. Ladeparks entlang der Autobahnen und Bundesstraßen sollen so gestaltet werden, dass sie auch von größeren Fahrzeugen mit erhöhtem Platzbedarf sicher genutzt werden können.
CIVD-Geschäftsführer Daniel Onggowinarso betont:
Der Bund baut die Ladeinfrastruktur der Zukunft. Sie muss so ausgelegt sein, dass spätere technische Entwicklungen im Caravaning-Bereich möglich bleiben. Unser Vorschlag versteht sich als konstruktiver Beitrag, um den Masterplan langfristig tragfähig zu machen.
Der Verband bietet Bund, Ländern und Kommunen an, bei technischen und planerischen Fragen, beratend zu unterstützen.
Advent: Sylt – edel und genussvoll
Der Genusspfad Sylt ist eine kulinarische Rundreise der besonderen Art: Bewegung gepaart mit Genuss. Unterhaltung serviert auf kross gebackenen Sylter Geschichten und verfeinert mit Verkostungen in den besten Restaurants der Insel.
Sylt Unterwegs auf dem Genusspfad im Advent – Foto: Jan Blaffert / Sylt Marketing
Bereits zum 20. Mal laden jeweils fünf Gastgeber zu dieser gemeinsamen Entdeckungsreise der Sylter Frischeküche in gleich mehreren Orten ein.
Am 13. Dezember schlängelt sich der Genusspfad Sylt durch Keitum, vorbei an den teilnehmenden Restaurants „Amici“, „Kökken“ im Benen-Diken-Hof, „Butcherei“, „Oma Wilma“ sowie dem Severin*s Resort & Spa.
Raffinierte Gerichte aus Sylter Zutaten
Der Advents-Genusspfad in Keitum sorgt zum Ende des Jahres nochmal für kulinarische Höhepunkte. Getreu dem Motto „Üüs Söl’ring Lön – Unser Sylter Land“ wollen die Küchenteams der einzelnen Häuser ihre Gäste mit raffinierten Gerichten, die vorwiegend aus Sylter Zutaten und Produkten bestehen, in neu gedachte Geschmackswelten entführen.
Das Motto des Advents-Genusspfads in Keitum findet sich in den kreativen Gerichten wieder – Foto: Jan Blaffert / Sylt Marketing
Für Veranstalter Raphael Ipsen ist der Genusspfad Sylt mehr als bloß ein kulinarisches Event:
Es sind die zufriedenen Gäste, die einen neuen Lieblingsort entdecken, die kurzen Gespräche am Tisch, bevor es zur nächsten Station des Walking-Dinners weitergeht. Gerade in Keitum spürt man an diesem Adventsabend, wie dicht die Insel zusammenrückt. Gastgeber, Produzenten und Gäste teilen für rund fünf Stunden die gleiche Leidenschaft für gutes Essen und unser Sylter Lebensgefühl.
Der Genusspfad Sylt gehört seit 2014 zum Veranstaltungskalender der Insel und findet viermal im Jahr statt. Die kulinarische Reise durch die Jahreszeiten führt im Frühling nach Westerland, im Sommer nach List, im Herbst nach Hörnum und im Winter nach Keitum.
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