Vermeintlich ist jetzt fast Alles geklärt. Die Lufthansa übernimmt große Teile der insolventen Air Berlin und damit der größte Teil eines wirtschaftlichen Problems gelöst. Möchte man meinen, gäbe es da nicht eine Vielzahl offener Baustellen beim Deal, auf den Lufthansas CEO Carsten Spohr so stolz ist.
Bisher ungeklärt sind die Verkaufsanteile, für die Easyjet geboten hatte. Eventuell klärt sich das zeitnah.
Soziale Absicherung des Personals?
Ungeklärt ist die soziale Situation eines Großteils der Air Berlin-Mitarbeiter im Bereich Verwaltung und Abfertigung. Die Gewerkschaften haben sich inzwischen eingeklinkt. Air Berlin selber hat in der letzten Woche einen Job-Markt veranstaltet. Dort würden Mitarbeiter aber, bei Zuschlag, in einer anderen Branche arbeiten müssen. – Erzürnt hat die AB-Mitarbeiter weiterhin die, in ihren Augen freche Vorgehensweise der Lufthansa, die alle AB-Mitarbeiter (etwa 3.000) zwingt, sich beim neuen potentiellen Arbeitgeber Eurowings neu zu bewerben. Klar ist, dass die Arbeitskonditionen und die sozialen Sicherungen schlechter ausfallen werden. Dabei spielt die Ansiedlung von Eurowings in Österreich eine wichtige Rolle, denn damit unterliegen die neuen Bewerbungen nicht dem deutschen Tarifrecht.
AB-Technik – was wird aus ihr?
Ungeklärt ist das Schicksal, der Air Berlin-Technik, die als eigener Firmenteil fungiert. Carsten Spohr äußerte schon, dass LH daran kein Interesse habe. Gleichzeitig bleibt aber unbeantwortet, wo die von Lufthansa erworbenen Propellermaschinen der „LGW“, künftig gewartet werden sollen. LH verfügt nicht mehr über diesen Maschinentyp, lediglich bei Austrian fliegen noch „Bombardier Dash 8 Q-400“. Deren Wartungskapazität dürfte aber nicht ausreichen.
Monopol oder nicht?
Letztlich steht auch die Entscheidung der Europäischen Kartellbehörde aus, die den Deal von Lufthansa und Air Berlin genehmigen muss. Hierbei geht es um Monopolstellungen, um damit verbundene höhere Ticketpreise und um die automatisch weiterwandernden AB-Slots an die Käufer.
Hier hat sich inzwischen auch die Deutsche Monopolkommission zu Wort gemeldet. Deren Chef, Achim Wambach empfiehlt eine Neuregelung von Slotvergaben beim Kauf bzw. Verkauf von Fluggesellschaften. Bislang gehen die Flug-, Start- und Landerechte vollautomatisch an den Käufer. Er möchte künftig wenigstens einen Teil der Slots versteigern. Dies wäre Sache des Regulators, bestätigte er gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Damit meint er offensichtlich die Luftaufsicht und damit die Bundesregierung. – Gleichzeitig fordert er eine Obergrenze zur Weitergabe von Slots an Käufer. Dies, so Wambach, würde in anderen Märkten, wie zum Beispiel in den USA, bereits praktiziert. In Deutschland sind solche Regelungen bisher unbekannt. Wambach legt damit den Finger in die Wunde von möglichen Absprachen. Sowohl der Käufer Lufthansa als auch Easyjet haben ein massives Interesse an den Slots und hoffen damit einen der Hauptkonkurrenten Ryanair aus dem Feld schlagen zu können. Bei einer Versteigerung wäre der irische Billigcarrier wieder im Geschäft. Wenn eine solche Regelung Realität würde, wäre eine Großteil der betriebswirtschaftlichen Vorteileder Käufer beim Teufel. Eine aktuelle Umstrukturierung dieser Regeln dürfte aber allenfalls für künftige Zeiten angewendet werden. Sei denn, die Europäische Kartellkommission entscheidet anders.
Man sieht, es sind noch mehr Baustellen offen, als den Abwicklern lieb sein dürfte. Es bleibt also spannend, denn „It’s not over, till it’s over!“
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