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Knappe Zeit vertrödelt
Markus Tressel ist Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90 / Die Grünen und tourismuspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Seit Jahren engagiert er sich in der Tourismuspolitik und gehört zu den Wenigen, die sich wirklich auf ihrem Gebiet auskennen. Er ist ein Mann des offenen Worts und macht sich auch damit schon mal unbeliebt. Das sind beste Voraussetzungen dafür, den Umgang von Bundesregierung und Corona-Kabinett mit der Reiseindustrie zu diskutieren. Das Gespräch mit ihm, aufgezeichnet am Freitag dem 22. Mai ist Inhalt des aktuellen DRR-Podcasts.
Er meint, es sei viel zu viel Zeit vertrödelt worden auf dem Weg zudem, was jetzt dringend notwendig ist: Ein Hilfsfond für die Reiseindustrie, der eine Branche retten muss, die von Anbeginn der Corona-Krise mit dem Rücken zur Wand steht.
Ausweglose Situation trifft auf Ratlosigkeit
Aufbruchsstimmung verbunden mit finanziellen Existenznöten, so lässt sich der Zustand der Reisebranche ganz allgemein bezeichnen, seit das Corona Virus über uns gekommen ist. Nun ist Tourismus nicht gleich Tourismus. Auch hier gibt es Große und Kleine. Airlines, Veranstalter, Hotels, Verkehrsmittel, Gastronomie, Freizeiteinrichtungen. Allen ist gemein, dass sie in den letzten zwei Monate fast nix verdient haben. Einige stechen dadurch heraus, dass sie sich Rückforderungen entgegensahen, die bei fehlenden Einnahmen kaum oder nur schwer leistbar sind. Allgemein ist man als Entscheider gut beraten, wenn man sich die Hilfe sichert von Menschen, die sich in ihrem Fachgebiet auskennen. Fürs Reisen hat die Bundesregierung einen Tourismusbeauftragten im Rand eines Staatssekretärs im Wirtschaftsministerium. Der Bundestag hat einen Tourismusausschuss. Eigentlich müsste man jetzt davon ausgehen, dass die Fachleute derzeit sehr gefragt sind. Markus Tressel kennt die Antwort auf das „Eigentlich müsste“. Im Reiseradio Polit-Talk hat er sie mir gegeben.
“Nicht noch mehr Zeit verlieren”
Markus Tressel fordert im Gespräch einen Umgang der Bundesregierung mit den Touristikern auf Augenhöhe. Dies sei leider nicht selbstverständlich, auch wenn die Reisebranche, mit 3 Millionen Jobs im Land, dieselbe Aufmerksamkeit verdiene, wie Automobil-, Chemie- oder Stahlindustrie. Er äußert konkrete Vorschläge zur Verbesserung der prekären wirtschaftlichen Situation der Branche. Vor allem aber fordert er Eile ein. Wenn die Politik erst mal bis Juni warten wolle, um dann mal zu sehen, was getan werden müsse, sei die halbe Branche bereits insolvent.
Der Reisesommer und die Urlauber
Natürlich haben wir über die ungewisse Situation für die normalerweise schon längst begonnene Reisesaison geredet. Es gibt Ratschläge, was gehen könnte, wie das sein wird und worauf wir uns sinnvollerweise als Urlauber im Jahr 2020 konzentrieren sollten. Wir redeten über den Zwangsreisegutschein, der vom Tisch ist, über das Recht auf Rückzahlung und die Absicherung von Reisebüros und kleine wie große Veranstalter. Die Lufthansa ist Thema, die TUI, deren Finanzbedarf offensichtlich noch größer ist, als die bereits erhaltenen 1,8 Milliarden Euro. Aber auch die Zukunft einer Branche wurde Thema. Nur Rettung und dann weiter so, sei keine Option, meint Markus Tressel. Letztlich ist auch das drängende Thema des letzten Jahres, die Klimapolitik ein Teil des Gesprächs. Die Chancen eine wirtschaftliche Rettung mit aktiven Umwelt- und Klimaschutzvorgaben zu verbinden dürfe nicht verpasst werden. Frankreich habe das vorgemacht.
Wer das gehört hat, weiß mehr
Der Polit-Talk mit Markus Tressel ist gleichermaßen einleuchtend, interessant und augenöffnend. Die Krise ist noch lange nicht zu Ende. Um daraus weder gesundheitliche noch wirtschaftliche Katastrophe werden zu lassen müssen Taten folgen: Innovativ, vor allem aber schnell.
Information
Der Link zur Bundestagsdebatte von 15.05.20
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