DTV zur MPK
Heute tagt die Ministerpräsidenten-Konferenz in Berlin. Gute Nachrichten werden nicht erwartet, können auch gar nicht erwartet werden, den dafür sind die Infektionszahlen im Land einfach zu hoch und sie werden weiter steigen. Nichtsdestotrotz appellieren Tourismusvertreter nach Berlin und fordern eine klare Perspektive und ein Signal.
Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbands spricht, schon von Amts wegen, den inländischen Reisemarkt an:
Der Deutschlandtourismus appelliert eindringlich an die Bundeskanzlerin und an die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, die versprochenen Perspektiven für den Tourismus vorzulegen.
Es kann doch nicht sein, dass Ostern auf Mallorca möglich ist, aber kein Urlaub an Ostsee, Mosel oder im Allgäu. Das kann niemand verstehen.
Die Branche erwartet einen Plan, unter welchen Bedingungen Tourismus und Reisen in Deutschland wieder stattfinden können. Den Tourismus weiter auf das Abstellgleis zu stellen, ist kurzsichtig und nicht gerechtfertigt. Angedachte länderspezifische Regelungen reichen nicht aus.
Unzählige Betriebe sind mittlerweile unverschuldet in Existenznot. Der Deutschlandtourismus ist kein Pandemietreiber. Die Branche ist seit fünf Monaten im Totallockdown. Der Tourismus hat deshalb keinen Bezug zur Entwicklung der Infektionszahlen. Im Gegenteil: Geöffnete touristische Betriebe könnten mit ihren hervorragenden Schutz- und Hygienekonzepten in Verbindung mit einer Teststrategie, digitaler Kontaktnachverfolgung und endlich mehr Impfungen für mehr Sicherheit sorgen.
Es wird schwer werden, unter den gegenwärtigen Bedingungen dabei einen Erfolg zu erzielen. Letztlich fordern alle Wirtschaftsbranchen eine Öffnung. Dies angemessen abzuwägen ist schwer. Gleichwohl ist die Touristik sauer darüber, dass es zahlreiche Wirtschaftsgipfel gab, der für die Reiseindustrie aber auf die lange Bank geschoben wird.
Erste Diskussionsinfos
Die ersten Informationen zur MPK-Tagesordnung sind, wie immer, durchgesickert. Dabei waren es diesmal die SPD-regierten Bundesländer, die bereits am Sonntagmorgen vorpreschten. Das Papier aus dem Kanzleramt machte erst einige Stunden später die Runde. Neben grundsätzlich schlechten Nachrichten in Sachen Lockerung, ist die Rede von Testballons. Eine Möglichkeit, die schon länger diskutiert wird, ist die Öffnung von Ferienwohnungen und –häusern; jeweils beschränkt auf Gäste aus dem eigenen Bundesland. Es ist allerdings auch zum ersten Mal von einer nächtlichen Ausgangssperre in den Papieren die Rede. Der Lockdown könnte bis zum 18. April verlängert werden.
Darüber hinaus ist einmal mehr von einem finanziellen Sonderprogramm die Rede, das aber erst nach einer möglichen Öffnung greifen soll. Viele Tourismusbetriebe und Unterkünfte wünschten sich eher die Auszahlung von längst versprochenen Hilfsleistungen, die immer noch nicht bei den Empfängern eingetroffen sind.
Klage von Ferienhausbesitzern
Wie die Tagesschau berichtet, wollen Eigentümer von Ferienwohnungen und -häusern in Mecklenburg-Vorpommern gegen das Beherbergungsverbot klagen. Etwa 20 Vermieter haben wohl beim Oberverwaltungsgericht Greifswald einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung gestellt die das Beherbergungsverbot kippt und auch das Einreiseverbot für touristische Gäste nach M-V aufhebt.
Testpflicht für Reiserückkehr nach Auslandsurlaub?
Nach dem Ende der Reisewarnung für die Balearen hat jetzt ein Tourismus in Richtung Mallorca & Co eingesetzt, der Veranstalter und Airlines positive News entlockt. Letztlich sind die Ferienmöglichkeiten auch dort noch eingeschränkt. Es gibt die Testpflicht bei der Einreise, die auch bei uns geltenden Abstandsregeln, Restaurantschließungen ab 17 Uhr und eine nächtliche Ausgangssperre. Auch wenn dadurch sicher kein Partytourismus möglich ist, warnen Wissenschaftler vor den verstärkten Kontakten. Dies gilt insbesondere, seit bekannt ist, dass die extrem ansteckende brasilianische Virusmutation inzwischen auf der Insel nachgewiesen wurde.
Auf der Insel sind aktuell nur 10 Prozent aller Hotels geöffnet und dies mit einer Auslastung von derzeit 55 Prozent. Von einem Überrennen der Insel kann also keine Rede sein.
Der Ruf nach einer generellen Testpflicht für Reiserückkehrer ist in den letzten Tagen lauter geworden. Die Diskussion eröffnete der niedersächsische Ministerpräsident Stefan Weil schon zur Mitte der letzten Woche. Die Forderung nach verpflichtender Kontrolle bei Reiserückkehr wird auch von einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gestärkt. 65 Prozent der Befragten lehnen demnach die Aufhebung der Quarantäne-und Testpflicht für Rückkehrer von der spanischen Ferieninsel ab. 22 Prozent befürworten die Aufhebung der Reisewarnung.
Testpflicht auch bei Inlandsreisen?
Auch diese Diskussion wird lauter. Einige Regionen haben nicht nur konkrete Vorschläge gemacht, sondern auch vorbereitende Maßnahmen getroffen. Ein Vorstoß kommt beispielsweise von den Ostfriesischen Inseln. Dort fordert man die Zulassung einer doppelten Teststrategie. Urlauber sollten danach nur mit einem negativen PCR-Test, der nicht älter als 48 Stunden ist, anreisen. Zwei bis vier Tage später müssten sich alle Gäste einem Schnelltest unterziehen. Bei längeren Aufenthalten wäre zudem eine wöchentliche Wiederholung vorgeschrieben. Ob dies Realität werden kann, hängt auch von den heutigen Entscheidungen in Berlin ab. Die Reederei Norden-Frisia, die die Verbindungen nach Juist und Norderney sicherstellt, hat eine Teststation in Norddeich eingerichtet. Dort gibt es aber nur die Chance auf Schnelltests.
Neue Hochinzidenzgebiete & Aufhebung von Reisewarnungen
Für Polen, Bulgarien und Zypern gilt seit gestern die Einstufung als Hochinzidenzgebiet. Außerhalb Europas gilt dies auch für Kuwait, sowie für Paraguay und Uruguay in Lateinamerika.
Die Einstufungen als Mutationsgebiet wurden für Großbritannien und Irland aufgehoben. Sie gelten aber weiterhin als Risikogebiet.
Keine Reisewarnung gibt es seit gestern für die beliebte Urlaubsregion Algarve in Südportugal. Damit entfallen auch für die Reiserückkehrer aus dieser Region Test- und Quarantänepflicht. Dies gilt auch für Malaysia, St. Vincent & Grenadines in der Karibik und für die Region Galicien in Nordspanien und die finnische Region Österbotten.
Neue Risikogebiete sind Curacao, St. Lucia, Curacao, die finnische Region Südkarelien, die Regionen Telemark und Vestfold in Norwegen, sowie die kroatische Gespanschaft Krapina-Zagorje.
Keine Zuschauer bei Olympia
Ausländische Besucher werden keine Olympischen Wettkämpfe in Japan erleben dürfen. Ob japanische Besucher zugelassen werden, steht auch noch nicht fest. Bereits gekaufte Tickets sollen erstattet werden. Die Entscheidung ist offensichtlich ein Kompromiss, nachdem sich eine große Mehrheit der Japaner bereits für eine weitere zeitliche Olympia-Verlegung ausgesprochen hatte. Die Regelung gilt sowohl für Olympia als auch für die Paralympics.
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