„Vergiss Ostern – vielleicht Pfingsten“
Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, hat sich gestern stimmungstechnisch aus der Deckung gewagt. In einem Interview mit RTL/ntv sagte er, dass Reisepläne über Ostern angesichts der hohen Infektionszahlen und der Virusmutationen wahrscheinlich ein schöner Traum bleiben werden. Mit einer wirklichen Erholung des Reisegeschäfts rechne er nicht vor dem Sommer. Mit etwas Glück könnte es die ersten Reisechancen ab Mitte Mai rund um Pfingsten geben.
Selbstredend gab es fast sofort Kritik aus der Opposition. Marcel Klinge, der tourismuspolitische Sprecher der FDP, erklärte, dass das Reisegeschäft auf jeden Fall früher starten müsse. An Pfingsten könne es wirtschaftlich für viele Unternehmen bereits zu spät sein. Klinge sagte:
Nur zu hoffen, dass der Sommer der ganz große Reisezeitraum wird, ist zu vage.
Die Reisewirtschaft brauche Planbarkeit, realistische Arbeitsbedingungen und das Ende der überzogenen Quarantänevorschriften. Die Tourismusstrategie der Bundesregierung nannte Klinge „planlos“.
Reiserückkehr schwieriger?
Angesichts der aktuellen Corona-Lage beschäftigt sich die Bundesregierung mit den Urlaubsrückkehrern aus Risikogebieten. Man denkt an eine dreistufige Einreiseregelung und die Unterscheidung nach Hochrisikogebieten (Inzidenz über 200), Risikogebieten (Inzidenz über 50) und Reisezielen, die stark von Virusmutationen betroffen sind. Als Folge könnten, neben der Quarantäne eine zusätzliche Testpflicht beschlossen werden.
Warten auf „Novemberhilfe“
Die Auszahlung der versprochenen Entschädigungsgelder verzögert sich weiter. Wie die „Welt“ gestern berichtete, funktioniere die dafür benötigte Internetplattform des Wirtschaftsministeriums immer noch nicht. Bisher hat es lediglich Abschlagszahlungen gegeben, die zum Teil erheblich von den zustehenden benötigten Geldern abweichen. Für die versprochenen Zahlungen im Dezember gilt dasselbe Problem. Selbst Landesbehörden sprechen in diesem Zusammenhang von einer Farce und fordern dringende Abhilfe. Die Zahlungen hätten, mit ohnehin schon erheblicher Verspätung, gestern starten sollen.
Condor vs. LH – Beschwerde beim Kartellamt
Der Auseinandersetzung zieht sich schon eine ganze Weile und hatte mit der inzwischen geplatzten Übernahme der Condor durch die polnische PGL-Gruppe begonnen. Bereits vor einem Jahr hatte LH gedroht, die Zubringerflüge für die Condor einzustellen. Nach einem Rückzieher bekräftigte LH diese Entscheidung im November des letzten Jahres.
Nur noch bis Mitte dieses Jahres kann Condor die LH-Zubringerflüge eigenständig vermarkten und hat gegen die LH-Entscheidung beim Bundeskartellamt Beschwerde eingelegt. In der Begründung des Ferienfliegers heißt es, Lufthansa missbrauche mit dieser Entscheidung ihre marktbeherrschende Stellung in Deutschland.
Condor sieht sich darüber hinaus von der Ausweitung des touristischen LH-Flugangebots bedroht. Dabei schrecke die marktbeherrschende Lufthansa auch nicht davor zurück, Mitarbeiter zu entlassen, um sie danach zu schlechteren Bedingungen bei neugegründeten Tochterfirmen erneut einzustellen.
Corona-Kurznotizen
Südafrika hat gestern aufgrund der Infektionslage seine Grenzen geschlossen. Ausnahmen gibt es nur für Versorgungstransporte sowie für heimkehrende südafrikanische Staatsbürger.
Auf Mallorca und den Balearen wurden die Einschränkungen noch einmal verschärft. Private Treffen mit anderen Haushalten sind ab Morgen untersagt. Ausgenommen sind hilfsbedürftige Menschen, getrennt lebende Paare, Kinder, deren Eltern getrennt leben und Single-Haushalte. Ab dem morgigen Mittwoch müssen, wie schon berichtet, alle Restaurants, Bars, Einkaufszentren und Fitnessstudios schließen. Als Geltungsfrist wird aktuell der 30. Januar genannt.
Ab Donnerstag dürften touristische Einreisen nach Großbritannien weitgehend unmöglich sein. War bisher eine Reise, nach Vorlage eines negativen Corona-Tests noch möglich, so wird das dann nur noch in absolut zwingenden Fällen möglich sein. Lediglich der Reiseverkehr von und nach Irland bildet eine Ausnahme. Auch für zugelassene Reisen besteht, trotz negativen Tests, die Verpflichtung zu einer zehntägigen Quarantäne. Eine Verkürzung der Isolierung ist nur in England nach Durchführung eines weiteren Tests fünf Tage nach der Einreise machbar. Schottland, Wales und Nordirland bestehen auf der zehntägigen Pflichtquarantäne. Tests dürfen nur zugelassene Labore durchführen. Die Kosten dafür liegen bei 80 bis 300 britischen Pfund.
Nach einem erneuten Corona-Ausbruch in China stehen derzeit rund 23 Millionen Menschen unter Hausarrest. Betroffen sind die Städte Shijiazhuang und Xingtai, sowie die Provinz Langfang, südlich der Hauptstadt Peking. Die Ausgangssperren sollen zunächst für sieben Tage gelten. China greift, trotz vergleichsweise geringer Infektionszahlen, zu rigiden Maßnahmen.
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