Kommentar: Endlich Sommer – endlich Ruhe
Mitnichten, denn dort wo die meisten Urlauber derzeit weilen, herrscht eher ungemütliche Stimmung, auch wenn ich bezweifle, dass z. B. die Feriengäste auf unserer Lieblingsinsel viel davon mitbekommen.
Lieblingsinsel sagt es schon: Alle wollen hin und dem Mallorquiner wird es einfach zu viel. Zumal wir ja nun nicht die einzige Nation sind, die von den Balearen magisch angezogen wird. Die ARD-Tagesschau titelte völlig korrekt: „Es sind einfach zu viele Touristen in Spanien“.
Die zweite Schlagzeile, die mir auffiel lautet: Barcelona kassiert – Mallorca demonstriert. In der katalanischen Metropole ächzt man u.a. über die Tagesgäste von Kreuzfahrtschiffen. Deshalb diskutiert man im Stadtrat auch über die Anhebung der Touristensteuer. 7 Euro seien einfach zu wenig. Die Antwort kam prompt vom internationalen Kreuzfahrtverband CLIA. Man könne ja Häfen von der Zielliste streichen. Dann käme halt Keiner mehr, ätsch!
Die Mallorquiner haben eher das Problem, dass sie ihre eigene Infrastruktur nicht mehr bezahlen können. Dass Wassermangel und hohe Mieten zu ihren Lasten gehen dürfte klar sein. Den Touristen darf man weder das Duschen verbieten, noch höhere Hotelpreise zumuten.
Du bist nicht allein
Nun stehen die Spanier nicht allein da mit dem Problem. Auch die jährlich 35 Millionen Besucher der italienischen Hauptstadt Rom, bringen die Einwohner zur Verzweiflung. Die Menschen flüchten im Sommer massenhaft aus der Stadt, heißt es etwas unbedacht; als wenn das die Römer um „Ferragosto“ (15. August) nicht ohnehin täten. Leider finden sie allerdings auch woanders ihr persönliches Ferienidyll nicht. Das will was heißen, wenn man dem Positiv-Vorurteil glaubt, dass es der „Italiener an sich“ auch am Strand durchaus voll und laut mag. Nur wann ist zu viel?
Gehasste Touristen?
Natürlich nicht! Das liegt schon in der Tatsache begründet, dass viele Urlaubsregionen wirtschaftlich von den Besucherströmen abhängig sind. Als während der Covid-Pandemie keine Besucher nach Mallorca kamen, brach bittere finanzielle Not aus.
Was also tun? Einschränkungen verabschieden wie die letzte Inselregierung der Balearen? – Einschränkungen wieder aufheben wie die aktuelle? Bei uns würde man intonieren, dass die Politik schuldig sei. Basta: Ampel weg – Problem gelöst. Leider stimmt dies weder bei unseren Themen noch beim Overtourism rund ums Mittelmeer und auf den Kanaren.
Der Wirtschaft mag es dort gut gehen, aber da sind auch Wassermangel, Müllberge, Alkoholexzesse, Umweltbelastung und Überlastung des Gesundheitssystems, das auch wir als Touristen selbstverständlich beanspruchen. Die Grenze ist erreicht, wenn sich Einheimische ihre Heimat nicht mehr leisten können. (fast so wie bei uns in München, Berlin oder Frankfurt).
Ein Problem. Nur 1 Problem?
Liberal denkend, möchte ich einen Urlaub in Spanien oder Italien auch gar nicht verbieten wollen, mal abgesehen davon, dass die hiesigen Reiseveranstalter, das auch nicht mit sich machen ließen. Aber stellen wir uns doch einmal vor, wie wir uns fühlen würde, wenn wir in einer der Fußball-EM-Städte leben würden und es wäre Europameisterschaft von März bis November. Durchgehend! Wären wir als Einheimische glücklich darüber?
90 Prozent der befragten deutschen Urlauber sagen, dass sie über ein anderes Ziel nachdenken würden. 41 Millionen Touristen werden in diesem Jahr trotzdem nach Mallorca düsen.
Leute, wir müssen nicht nur reden, wir müssen endlich was ändern!
„Wir sind anderswo?“
Über diese Reisealternative haben wir kurz nach der ITB ausführlich berichtet. Es geht um Alternativen in Deutschland (Katzensprung) oder in Europa (Anderswo). Es gibt Empfehlungen zum Ziel, zur Anreise, zum Verhalten, zum Erlebnis anderswo, eben.
Aktuell wirbt Anderswo in seinem aktuellen Newsletter und seiner Website für Badespaß abseits der Massen, nachhaltige Anreise, Ferien nicht nur mit Strand und auch den Trend zur, bei uns bereits erwähnten, Coolcation. Es sind Anregungen, versehen mit konkreten Angeboten. Auch die vielen Hinweise auf nachhaltige Veranstalter und Anbieter können hilfreich sein, wenn ich denn will.
Die Macher wissen sehr wohl, dass sie das Problem damit allein nicht lösen können. Aber anfangen mit Nachdenken und danach handeln ist eine gute Idee.
Wofür Urlaub gut sein kann
Es geht dabei nicht um abgehoben Alternatives. Auch im „normalen“ Angebot finden sich gute Ideen. Nehmen wir die ostfriesische Nordseeküste oder eine Insel.
Einfach mal zur Ruhe kommen
Die Insel Spiekeroog ist ein Ort, der diesen Wunsch vollauf erfüllen kann. Ein Spaziergang am Strand, salzige Luft einatmen und auf das weite Meer blicken: Da fällt es plötzlich ganz leicht, einfach mal das Handy auszuschalten: Digital Detox auf Ostfriesisch.
Um sich dort einmal richtig schön den Kopf durchpusten zu lassen, bedarf es gar nicht vieler Zutaten. Schon die Anfahrt auf der Fähre ist der erste Schritt zum Runterkommen. Danach heißt es einfach an den Strand spazieren, an der Waterkant entlanglaufen und frische Meerluft einatmen. Das vertreibt alle bösen Gedanken an Büro-Mails und nervige Chefs. Einfach Zeit für das Wesentliche finden.
Detox – Tipps
So klein die Ostfriesische Insel auch sein mag, zwischen weiten Salzwiesen, malerischen Dünenlandschaften und den einzigartigen Wäldchen finden Gäste Ruhe und jede Menge Möglichkeiten für wunderbare Offline-Momente. Raus in die Natur: Wahlweise zu einer Wanderung durch das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer, zu einer geführten Vogelbeobachtungstour oder mit einem Ausritt auf Islandpferden über die Insel. Auch eine Kutschfahrt über das autofreie Spiekeroog entschleunigt, nach der man eine klassische Teezeremonie genießen sollte. Wen es auf Wasser zieht, der checkt bei der Segel- oder Kite-Schule ein oder leiht sich ein SUP-Board. Alternativ bucht man einen Schiffsausflug zu den Seehundsbänken. Urlaub ohne „Candy Crush“ oder Zelda. Läuft!
Rhön für Sternenschützer
Im zentralsten deutschen Mittelgebirge ist „Sternenpark“ angesagt. Neben der Faszination weiß man dort auch um die Bedeutung einer intakten Nacht. Dies sei ein sehr fragiles Gut, sagt der Rhöner und genießt Sternenpark und UNESCO-Biosphärenreservat. Letzteres schützt die natürliche und kulturelle Vielfalt. Den Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten auch bei Nacht zu betrachten, sei ein Weg zu langfristigem Natur- und Umweltschutz.
Damit dies gelingt, reichten schon Kleinigkeiten aus, sagen die Rhöner Touristiker:
So kannst du den Nachthimmel bereits vom Balkon, der Terrasse oder ortsnah, sowie an unseren speziell ausgewiesenen Himmelsschauplätzen genießen. Zum Erhalt der natürlichen Vielfalt ist es wichtig, beim Sterneschauen Schutzgebiete nicht zu betreten.
Natürlich gibt es von den Fachleuten geführte Touren zur Annäherung an den Nachthimmel und die dazugehörigen Sterne. Das Erlebnis ist so beeindruckend, wie simpel. Zum Abschluss der Sternenparkwochen heißt es in der Nacht zum 11. August wieder „Licht aus, Sterne an!”.
In einigen Orten wird dann ein Teil der öffentlichen Straßen- bzw. Gebäudebeleuchtung zeitweise abgeschaltet und somit ein Zeichen für den Schutz der Nacht und das länderübergreifende Engagement gegen Lichtverschmutzung gesetzt.
Paris wird zur Olympia-Festung
„Normale“ Touristen haben sich wegen und schon vor Olympia weitgehend abgeseilt. Zu groß die Einschränkungen, zu hoch die Preise, zu zahlreich die Menschen.
In Sachen Sicherheit lässt man in der Olympiastadt Paris möglich nichts anbrennen. Das Seineufer (Romantik und mehr) ist inzwischen gesperrt. Ähnliche Einschränkungen gibt es für ganze Stadtviertel. Anwohner und Touristen (mit Hotelreservierung) brauchen zum Betreten bestimmter Zonen einen Sicherheitsausweis.
Die Preise für die Metro hat man bis zum Ende der Olympischen Saison verdoppelt. Die Pariser sind sauer. Einige U-Bahnstationen wurden aus Sicherheitsgründen bis nach der Eröffnungsfeier gleich ganz dicht gemacht.
Auswirkungen gibt es auch an der deutsch-französischen Grenze. Die während der Fußball-EM eingeführten Kontrollen der Bundespolizei bleiben uns bis nach Olympia erhalten.
Kurzfristurlaub in der Jugendherberge
Die 48 Jugendherbergen in Bayern präsentieren sich auch in diesem Sommer als attraktive und nachhaltige Urlaubsziele. Bis Mitte September sind für Familien und Einzelreisende noch kurzfristige Buchungen möglich. Besonders Häuser in ländlichen Regionen bieten während der Sommerferien Ferien zu attraktiven Preisen.
Vroni Aigner, Bereichsleiterin Marketing im Landesverband Bayern sagt:
Unsere Stadthäuser sind in diesem Jahr besonders gut nachgefragt – bieten aber immer wieder kurzfristig freie Kapazitäten für den perfekten Familienurlaub. In den ländlicheren Regionen Bayerns erwartet unsere Gäste eine breite Auswahl moderner und komfortabler Häuser, die alles bieten: Urlaub für aktive Gäste mit unzähligen Freizeitangeboten oder entspanntes naturnahes Genießen. In jedem Fall zählen Jugendherbergen weiterhin zu den beliebtesten Unterkunftsarten für preisbewusste Reisende, die Gemeinschaft erleben wollen.
Die 48 Häuser im Landesverband Bayern zeichnen sich durch ein konsequent nachhaltiges Unternehmenskonzept aus. Dazu gehört u.a. ein stetig wachsendes Speisenangebot mit Produkten in BIO-Qualität. Zudem können die Gäste auf Wunsch ihren Aufenthalt klimafreundlich buchen und dabei den verursachten CO₂-Ausstoß durch einen freiwilligen Beitrag von 30 Cent pro Person und Übernachtung kompensieren.
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