Reiseradio-Kommentar: Alles in Unordnung?
Ich bin sehr froh, dass ich die stimmungsvolle Einleitung in den Advent bereits in der letzten Woche veröffentlicht habe. Da scheint die Welt noch in Ordnung, auch wenn es gerade den Frankfurter Weihnachtsmarkt etwas beutelt, da die traditionellen Glühweinbecher, wegen Materialfehlern, zurückgerufen werden mussten.
Wer die Reiseradio-News heute liest, wird sich ernsthaft fragen, ob denn die ganze Reisewelt durcheinander ist.
Streiks, Insolvenzen, Vulkanausbrüche, gesunkene Boote, Billigflieger in berechtigtem Verruf und die Frage um einen eventuellen Anschlag auf die gestern abgestürzte DHL-Frachtmaschine in Vilnius, wenn es keine andere Ursache war.
Das klingt nicht nach Friede, Freude, Glühweingenuss. Diesen gönne ich aber Allen, die in den nächsten Tagen auf die zahlreichen Advents- und Weihnachtsmärkte starten. Zwischendrin muss es auch mal eine Auszeit geben. Eine Auszeit von Katastrophen aller Art, die wir derzeit über die Maßen haben.
Streik bei Finnair
Ein Pilotenstreik stellt die Airline aus dem Norden vor Herausforderungen. Vom 09. Bis 12. Dezember müssen deshalb rund 300 geplante Flüge storniert werden. Davon betroffen sind auch Verbindungen nach und von Helsinki aus Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, Wien, Zürich und Genf. Es sollen etwa 33.000 Passagiere betroffen sein.
Gerade in der Vorweihnachtszeit fliegen Touristen gerne nach Finnland, zum Beispiel nach Rovaniemi ins Weihnachtsmanndorf und verbinden dies gern mit ein paar Tagen in winterlicher Umgebung.
Finnair hat zwar alternative Verbindungen versprochen, wird dies aber vermutlich nur zu einem kleinen Teil einlösen können.
Generalstreik in Italien
Am kommenden Freitag (29.11.) könnte es zu starken Behinderungen der Verkehrsverbindungen von und nach Italien kommen. Mehrere Gewerkschaften haben zu einem Generalstreik aufgerufen. Bestreikt soll nicht nur die Flugsicherung, sondern auch der komplette Fern- und Nahverkehr der Bahn. Betroffen sind vermutlich auch private Bahnanbieter.
Den Flugverkehr soll es von Donnerstag 23 Uhr bis Freitag 23 Uhr treffen.
Die Gewerkschaften protestieren gegen Haushaltspläne der Regierung. Ihrer Meinung nach böten sie keine ausreichenden Maßnahmen zur Verbesserung von Gehältern, Renten und Investitionen im öffentlichen Dienst.
Aus für Islands „Blaue Lagune“?
Die erneuten Vulkanausbrüche auf der isländischen Halbinsel Reykjanes haben dafür gesorgt, dass die große touristische Attraktion „Blaue Lagune“ schließen musste. Durch die Lava ist nicht nur der Parkplatz zerstört worden, auch Teile der notwendigen Infrastruktur wurden in Mitleidenschaft gezogen.
An eine schnelle Wiedereröffnung ist derzeit nicht zu denken. Auch die schon mehrfach betroffene Gemeinde Grindavik musste einmal mehr evakuiert werden.
Bootsunglück in Ägypten
In der Nähe des Touristenorte Marsa Alam ist ein Ausflugsboot im Roten Meer gesunken. Geplant war eine mehrtägige Tauchexkursion.
45 Menschen waren an Bord. 28 Überlebende wurden gefunden, allerdings werden noch 17 weitere Passagiere vermisst. Es sollen auch vier Deutsche und zwei Schweizer an Bord des Schiffs gewesen sein, meldet eine Quelle. Dies kann aber offiziell nicht bestätigt werden.
Strafen für Billigflieger in Spanien
Verbraucherschutz soll in Spanien groß geschrieben werden. Billigflieger (Hauptbetroffener: Ryanair) sollen keine verdeckten Gebühren mehr erheben, die den vermeintlich günstigen Flugpreis in die Höhe treibt.
Das spanischer Verbraucherschutzministerium hat mehrere Billigflieger mit Strafzahlungen von insgesamt 179 Millionen Euro belegt.
Die ursprüngliche Entscheidung ist bereits aus dem Frühjahr. Die Airlines hatten dagegen geklagt. Gerichte wiesen den Einspruch zurück.
Die Fluggesellschaften Ryanair, Easyjet, Vueling und Volotea hätten, so das Gericht, gegen Kundenrechte verstoßen. Die Rede ist von Gebühren für größeres Handgepäck, Sitzplatzauswahl oder der Ausdruck von Bordkarten.
Ryanair muss rund 108 Millionen Euro Strafe zahlen. Vueling ist mit 39 Millionen, Easyjet mit 29 Millionen Euro dabei.
Jetzt will der Spanische Luftfahrtverband gegen das rechtskräftige Urteil klagen.
Insolvenz
Der Reiseanbieter „We-Flytour“ hat am Samstag beim zuständigen Amtsgericht in Heilbronn Insolvenz angemeldet wird. Der „Deutsche Reisesicherungsfond“ muss sich jetzt um die Kundschaft kümmern die überwiegend in der Türkei und in Ägypten Urlaub macht oder einen solchen gebucht hat. Bevorstehende Reisen wurden erst einmal storniert.
Die Ursachen liegen offensichtlich weniger in der Geschäftslage des Unternehmens, sondern eher in der Abwicklung der Finanzgeschäfte. Hauptgrund ist der Wechsel des Kreditkartenanbieters über den der Einzug der Einnahmen abgewickelt werden sollte. Das bisherige Unternehmen hatte den Betrieb eingestellt. Durch das entstandene Vakuum wurden über zwei Monate keine fälligen Restzahlungen von Kunden eingezogen. Die trotzdem zu erbringenden Zahlungen an die Dienstleister (Hotels, Fluggesellschaften etc.) mussten aber erbracht werden. Fehlende Liquidität war die Folge, die zur Insolvenzanmeldung führte.
Reisebüros berichten zudem, dass „We-Flytour“ mit extrem niedrigen Preisen auf dem Markt war und dementsprechend mit nur geringer Gewinnmarge gearbeitet habe. Finanzpolster für Krisen waren offensichtlich nicht eingeplant. Auch wurden inzwischen kritische Bemerkungen zur Organisation der Zahlungsabläufe laut.
Tourismusakzeptanz in Mecklenburg-Vorpommern
In Zeiten von Massenandrang oder Overtourism ist es für die Reiseindustrie extrem wichtig, die Akzeptanz der Bewohner in Urlaubsregionen auf ihrer Seite zu wissen.
Das als Urlaubsdestination extrem beliebte Mecklenburg-Vorpommern hat deshalb die Bevölkerung im eigenen Bundesland erneut befragt. Nach einem Absinken, sind die Zustimmungswerte im Vergleich zum Vorjahr wieder gestiegen.
Die Werte
Gemessen wurde der sogenannte Tourismusakzeptanz-Saldo. Dieser gibt auf einer Skala von -100 bis +100 an, wie die Bevölkerung die Auswirkungen des Tourismus auf den Wohnort und sich persönlich (TAS-P) wahrnimmt.
Im Jahr 2024 liegt er mit +44 Punkten für den Wohnort (2023: +38 Punkte) und +35 Punkten für die persönliche Bewertung (2023: +23 Punkte) höher als im Vorjahr. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern zunehmend als wertvoller Beitrag zur Lebensqualität und Identifikation wahrgenommen wird.
Wahrnehmung der Lebensqualität auf Vorjahresniveau
Ein zentraler Aspekt der aktuellen Studie ist die Wahrnehmung der Lebensqualität. Insgesamt stufen 49 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner ihre eigene Lebensqualität als (sehr) hoch ein. Während sich die Wahrnehmung einer hohen Lebensqualität kaum verändert hat, ist die Wahrnehmung einer niedrigen Lebensqualität um fünf Prozentpunkte gesunken.
44 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner sind mit den Wohnkosten und dem Einkommen zufrieden, während die Zufriedenheit mit den Kosten für den täglichen Bedarf auf 37 Prozent gestiegen ist, aber immer noch auf einem niedrigen Niveau liegt. Besonders hoch ist die Zufriedenheit mit den Naherholungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten in der Natur, die 78 Prozent der Befragten als positiv bewerten.
Nicht überall Sonnenschein
Es gibt auch Bereiche, in denen die Zufriedenheit gesunken ist, wie bei der Verkehrsinfrastruktur, die nur 44 Prozent als positiv einschätzen. Nur 35 Prozent sind mit klimaanpassenden Maßnahmen und 23 Prozent mit Initiativen zur Zwischennutzung leerstehender Gebäude zufrieden.
Entscheidungsbeteiligung
Drei Viertel der Einwohnerinnen und Einwohner wollen in Entscheidungen über touristische Entwicklungen einbezogen werden. So erachten 59 Prozent der Befragten Informationen über touristische Entscheidungen als wichtig, während 45 Prozent angeben, mit den bereitgestellten Informationen zufrieden zu sein. Das Mitspracherecht bei Entscheidungen über den Tourismus ist für 47 Prozent von Bedeutung, 31 Prozent sind mit dem Status quo zufrieden. Politische Bemühungen zur Förderung des Tourismus finden 61 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner wichtig, wobei die Zufriedenheit hier nur bei 33 Prozent liegt.
Mehr als 75 Prozent der Befragten geben an, dass sie regelmäßig in Entscheidungen über touristische Entwicklungen einbezogen werden möchten – etwa durch Einwohnerbefragungen zu Projekten wie Hotelansiedlungen oder der Weiterentwicklung von Tourismuskonzepten.
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