Klimagipfel in Glasgow
Das ist die Ergänzung zu unseren Reiseradio-News. – Seit Tagen wurde gerungen um Fortschritte in Sachen Klimaneutralität, Reduzierung bzw. Neutralisierung des CO2-Ausstosses. Tourismus spielt dabei eine größere Rolle, als man gemeinhin denkt. Rund fünf Prozent der globalen CO2-Emissionen kommen aus der Reise- und Tourismuswirtschaft. Wichtigster Faktor ist dabei die Fliegerei. Darauf entfallen die Hälfte dieser 5 Prozent.
Eher am Rande der Weltklimakonferenz wurde auch die „Glasgower Erklärung für Klimaschutzaktivitäten im Tourismus“ diskutiert und sogar verabschiedet. Die Absicht ist klar:
Halbierung der tourismusbedingten CO2-Emissionen bis 2030 und Klimaneutralität spätestens 2050.
Das allerdings muss erst mal realisiert werden. Die Unterzeichner der Erklärung haben sich verpflichtet zunächst einmal ihren Ausstoß an Kohlendioxid in die Luft zu festzustellen und zu dokumentieren. Schritt 2 soll dann, innerhalb eines Jahres, die Aufstellung eines Klimaplans sein und die Investition in dessen Umsetzung.
Immerhin wurde die Erklärung inzwischen von 300 weltweiten Unternehmen und Akteuren unterschrieben. Dazu gehören Reiseveranstalter, Hotelketten und auch Tourismusämter von Destinationen. Aus Deutschland sind dies u.a. die schon klimaschutzaktiven Veranstalter: Econotur, Mascontour und das „Forum Anders Reisen“ in dem sich etwa 130 engagierte kleine und mittlere Veranstalter zusammengeschlossen haben. Die großen Player des deutschen Tourismus fehlen aktuell noch. Auffällig ist das Engagement in Skandinavien von Island bis Schweden. Die Liste der bisher Unterzeichnenden sind HIER! nachlesbar.
Klimawandel und Massentourismus
Die große Herausforderung der verabschiedeten Pläne liegt allerdings im Massentourismus. Auch dort ist die Erkenntnis in den Handlungsbedarf angekommen. Der ganz große Wurf fehlt allerdings.
Professor Dr. Harald Zeiss, Fachmann für nachhaltigen Tourismus an der Hochschule Harz in Wernigerode beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema und war in der Vergangenheit auch Umweltbeauftragter des Reisegiganten TUI. Er weist in einem aktuellen Interview mit dem Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” auf die Probleme und die Herausforderungen in der Praxis hin:
Im Durchschnitt entstehen rund 80 Prozent der gesamten Emission einer Urlaubsreise durch die Mobilität und durch den Flug – und es gibt eben einfach noch keine e-Flugzeuge, die Flieger benötigen weiterhin Kerosin aus fossilen Brennstoffen.
Daran müsse gearbeitet werden. Denn selbst bei klimafreundlichen Angeboten müsse der Kunde erst davon überzeugt werden, diese nicht nur zu mögen, sondern sie auch zu buchen. Das Bewusstsein sei vorhanden, aber das reiche noch nicht aus.
Ich glaube, dass sich die Anzahl der Kunden erhöht, die sich tatsächlich Gedanken macht, wie gereist wird. Das hat nicht nur „Corona“, sondern auch „Fridays for Future“ und die Klimadiskussion bis hin zu Glasgow mit sich gebracht. Dann gibt es aber die ganz große Kundengruppe, die eher wenig Geld verdient, einfach mal Urlaub braucht und sich keine Gedanken machen will über Klimaschutz oder Nachhaltigkeit. Und die zu erreichen, das wird die Herausforderung sein, denn bei einem knapp kalkulierten Drei-Sterne-Hotel-Aufenthalt für eine Familie spielen 100 Euro mehr für die Kompensation schon eine Rolle.
Trotzdem sehen auch touristische Anbieter die Notwendigkeit zum Handeln. Es wäre schon viel erreicht, wenn sich auch die durchaus umwelttechnisch aktiven großen Veranstalter, Airlines und Hotelgruppen der Resolution anschließen würden.
Was passiert bei den Großen?
Beim Multi TUI ist die Herausforderung immerhin angekommen und wurde angenommen.
TUI CEO Fritz Joussen setzte immerhin konzernintern eine „Duftmarke“. In einem Schreiben an die Belegschaft schrieb er, man setze…
…an erster Stelle auf Reduzierung und Vermeidung klimaschädlicher Emissionen
Kompensationsmaßnahmen wie den Kauf von CO2-Zertifikaten seien da allenfalls nur “als letzte Möglichkeit“ anzusehen, denn es gehe um eine echte Reduzierung der Emissionen.
Rund fünf Prozent aller globalen CO2-Emissionen entfallen auf die Reise- und Tourismuswirtschaft. Der Flugverkehr wiederum verursacht die Hälfte dieser fünf Prozent.
Bedenken muss man aber auch, dass die Reisewirtschaft eine weltweit zentrale Dienstleistungsbranche ist, an der hohe Einnahmen von Schwellen- und Entwicklungsländern hängen. Es ist also kein leichtes Unterfangen. Allerdings hat dies auch niemand behauptet.
Be the first to comment