D-RR274 – ITB-Talk: 50 Jahre Deutsche Märchen Straße

Schneewittchenhaus in Bad Wildungen-Bergfreiheit - Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Im Tourismus auf 50 Jahre einer beliebten Attraktion zurückschauen zu können, bedeutet schon was. Aber welche Geheimnisse und welche Erfolgsgeschichte steckt hinter dem Projekt „Deutsche Märchenstraße“?

Ein ITB Talk mit Geschäftsführer Benjamin Schäfer

Die Mär vom Märchen

Wie so oft bei Märchen spielen zwei Brüder eine große Rolle, die es geschafft haben weit über 200 Jahre berühmt zu bleiben, weil ihnen eine gute Idee geflüstert wurde. oder in Märchenform:

Es waren einmal zwei Brüder, die bekamen einen guten Tipp. Sammelt doch Geschichten, Mären (aus den mittelhochdeutschen Mären wurden kleine Mären oder Märchen) Das taten die diese Brüder dann auch, vorrangig während ihrer Zeit in Kassel, aber natürlich auch an anderen Plätzen.

Die Brüder waren Jakob und Wilhelm Grimm und auf ihr Vermächtnis beriefen sich immer mehr Orte: Vom Geburtsort Hanau bis zum Märchenort Bremen mit seinen Stadtmusikanten (oder auch vom Main bis zum Meer).

Irgendwann später, hatte Jemand eine Idee: Wir verbinden die vielen Orten und folgen Biographie und Geschichten auf einem langen Weg. Und wenn die Idee von der Straße der Märchen nicht gestorben ist, so wird sie im Jahr 2025 genau 50 Jahre alt.

Grimm-Denkmal in Kassel – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Kilometer und Bedeutung

Benjamin Schäfer kümmert sich um die Märchenstraße seit rund 18 dieser 50 Jahre. Ihn habe ich auf der Internationalen Tourismus Börse in Berlin getroffen. 1.000 Kilometer, hätte man früher im Märchen gesagt, in Wirklichkeit sind es immer noch beachtliche 600 Kilometer. Die abzuwandern schaffen wir natürlich nicht in den wenigen Podcast-Minuten. Aber wir reden über die Geschichte, den Mythos, die touristische Bedeutung und vielleicht (hört rein) klären wir auch, warum die Märchenstraße im Ausland bekannter ist, als bei uns.

Wie bei vielen Projekten ist aller Anfang schwer. Damit ist die Deutsche Märchenstraße vielleicht auch ein gutes Beispiel in Sachen Überzeugungsarbeit und Gruppendynamik, denn natürlich waren zum Start bei weitem nicht alle heutigen Mitglieder an Bord. Wir reden drüber.

Deutsche Märchenstraße – (c) deutsche-maerchenstrasse.de

Straßen, Märchen, Sagen und Legenden

Wer fragt: Deutsche Märchenstraße (?) kenn ich nicht, dem muss geholfen werden. Hier sind die Facts.

Gründungstag: 11. April 1975. Das Jubiläum steht also unmittelbar bevor.

Der Anfangs- und Endpunkt stand von Anfang an fest. Die Route startet in Hanau, dem Geburtsort der Grimm Brüder und endet in Bremen, Heimat der Bremer Stadtmusikanten. Ein Schwerpunkt ist sicherlich in Hessen. Dort schlängelt sich die Route kreuz und quer durchs Land. Wichtig dabei Steinau an der Straße, dem Städtchen, in dem die Grimms ihre Kindheit und Schulzeit verbracht haben. Dann folgt u.a. Marburg, dem Studienort der Beiden. Natürlich dürfen Kassel und die märchenhaften Orte der GrimmHeimat NordHessen nicht fehlen. Ganz am Rande. Die Grimmschen Märchen gehören zum Welt-Dokumentenerbe der UNESCO.

Grimmwelt, Kassel – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Märchenzentrum Kassel

Kassel ist gewissermaßen das Zentrum, mit der „Grimmwelt“, einem spannenden Museum, das sich mit dem Leben der Grimms auseinandersetzt. In der direkten Umgebung warten weitere märchenhafte Plätze, die von Schneewittchen (Bad Wildungen-Bergfreiheit), Rapunzel (Trendelburg) oder Dornröschen (Sababurg) geprägt sind.

Dornröschenschloss Sababurg – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Holle, Busch und Eisenbart

Von dort kann man die Abstecher über Hofgeismar, die Sababurg und die Trendelburg in Richtung Weser machen, oder auch den östlichen Schlenker über den Frau Holle-Berg (Hoher Meißner) in Richtung Göttingen, mit Stopp in Ebergötzen, der Heimat von Wilhelm Busch. Göttingen ist zudem die Universitätsstadt, in der Jakob und Wilhelm Grimm als Professoren arbeiteten und ihre Arbeit an einem Standardwerk der Germanistik, dem Deutschen Wörterbuch starteten.

Es gibt auch noch die „mittlere Route“ von Kassel direkt nach Hann. Münden um der sagenhaften Gestalt des Dr. Eisenbart einen Besuch abzustatten.

Das Wesertal und der Rattenfänger

Ratten fangen in Hameln – Foto: Deutsche Märchenstrasse

Danach geht es ins Wesertal mit Stopps u.a. in Hameln, beim Rattenfänger. Westlich von Hannover führt die Route dann über Bad Oeynhausen, Nienburg und Verden an der Aller in Richtung Bremen. Ein letzter „Sideway“ führt dann kurz vor Bremen noch nach Buxtehude und zum Märchen von Hase und Igel.

Die Route endet dann auf dem Markt in Bremen, direkt bei den Stadtmusikanten.

Die Stadtmusikanten – Foto: Tourismus Marketing Bremen

Nicht nur Märchen

Bemerkenswert: Es geht nicht (wie am Anfang) nur um Märchen, sondern Sagen (Rattenfänger) oder Bildgeschichten (Wilhelm Busch) spielen eine Rolle. Nicht umsonst gibt es seit vielen Jahren den Untertitel der Deutschen Märchenstraße: „Märchen – Sagen – Legenden“.

Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen – Foto: Kulturamt Stadt Kassel

Touristische Angebote

Natürlich könnte man den langen Weg auch abwandern. Dafür braucht man aber nicht nur eine gute Kondition, sondern auch Ausdauer und sehr viel Zeit.

Gegründet wurde die Märchenstraße als Autoroute. Inzwischen gibt es aber auch einen Radweg, entlang der Route.

Der Verein Deutsche Märchenstraße fungiert nicht als Reiseveranstalter. Allerdings gibt es zahlreiche Reiseangebote von der Radtour, über den Camper-Trip bis zur klassischen Autorundreise. Einige Tipps finden sich selbstredend auf der Website der Märchenstraße.

Wohnmobile (Symbolbild) – Foto: Caravaning Industrie Verband

Der Prophet und das eigene Land

Nein, es ist nicht so, dass die „Deutsche Märchenstraße“ im eigenen Land unbekannt wäre. Trotzdem, erzählt Benjamin Schäfer im Podcast, ist sie im Ausland viel berühmter als in Deutschland selber.

Besuch aus dem Ausland gibt es schon lang. Sie sind gewachsen aus internationalen Kooperationen insbesondere in Japan, China und den USA. Das ist auch ein Grund, dass sie ein fester Werbepunkt fürs Reiseland Deutschland ist. Belegt wird das auch dadurch, dass die Märchenroute seit Jahren auf der Liste der 100 Top-Attraktionen der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) steht. Diese Liste ist anerkannt und ein wichtiges Werbeinstrument.

Im Jubiläumsjahr wirbt die DZT ganz explizit mit den Märchen und der bekannten Route. Es wird nicht zum Schaden des Auslandstourismus in den Regionen sein.

Geburtstagspartys

Zum 50. Geburtstag wird ordentlich gefeiert. Viele Orte machen ihre eigenen, zahlreichen Veranstaltungen. Der zentrale Event der Märchenstraße findet mitten in der GrimmHeimat NordHessen am Fuße des Dornröschenschlosses statt.

Mitten unter Waschbären findet die offizielle Geburtstagsfeier im „Tierpark Sababurg, nördlich von Hofgeismar statt.

Markenzeichen Waschbär – Tierpark Sababurg – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Das Fest ist geplant für den 16. Und 17. August. Das Märchenerlebnis wird garantiert durch die zahlreiche Anwesenheit von Märchenfiguren vom Dornröschen, über Aschenputtel, bis zum Rattenfänger von Hameln. Auch Brüder Grimm selber haben ihr Kommen zugesagt und das 212 Jahre nach dem Erscheinen der Erstausgabe der Kinder- und Hausmärchen.

Mehr erfahrt Ihr von Benjamin Schäfer im Podcast. Damit ist dann auch das vorübergehende Ende der Geschichte erreicht. Allerdings, das mit der Märchenstraße wird weitergehen. Denn wenn wir nicht aufgehört haben, dann reden und erleben wir noch heute und morgen.


Information:

Deutsche Märchenstraße


 

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