D-RR294 – TALK: „Do-Re-Mi“ und das Phänomen von Salzburg

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Was denkst Du, wenn in einem Park amerikanische Chöre Lieder singen und die nächste Generation um einen Brunnen tanzt, ein fröhliches „Do-Re-Mi“ auf den Lippen? Einfache Antwort: Du bist in Salzburg!

Den meisten deutschen und sogar vielen österreichischen Städtereisenden, dürfte das Phänomen, über das wir sprechen, weitgehend unbekannt sein.

Was geht da ab? Warum laufen überwiegend englischsprachige Touristen singenderweise durch die Stadt, den Mirabellgarten mit Pegasusbrunnen und Zwergerlgarten?

Was sind das für Busse, die gleich gegenüber zu Rundfahrten starten, die nur in englischer Sprache durchgeführt werden und in der Hauptsaison fast halbstündlich starten? Sie sind knallrot und haben die Aufschrift: Original Sound of Music Tour.

Ändern wird sich das spätestens beim Aufeinandertreffen mit Touristen aus den USA, Canada, Australien, Neu-Zealand oder auch Großbritannien. Zu tun hat es mit diesem Phänomen, das sehr musikalisch rüberkommt.

Meine Gäste

Reiseradio-Gäste: Franziska Lipp & Peter Husty – Foto: ttb-media / TON-TEXT-BILD

Zu diesem Thema habe ich Fachkundige eingeladen. Letzte Woche habe ich sie in Salzburg getroffen:

  • Franziska Lipp, Journalistin und Buchautorin, die sich mit diesem Phänomen beschäftigt hat und ein Buch dazu veröffentlicht
  • Peter Husty, Kunsthistoriker und Chefkurator des Salzburg-Museums

Sound of Music

Es geht um ein amerikanisches Film-Musical aus der Feder von Richard Rogers und Oscar Hammerstein.

Ein Musical, das 1959 am New Yorker Broadway uraufgeführt und 1965 als große Hollywoodproduktion unter der Regie von Robert Wise (u.a. West Side Story und Star Trek – der Film) in die Kinos kam. Die Hauptrollen spielten Julie Andrews (Mary Poppins) und Christopher Plummer (Die Dornenvögel, Luftschlacht um England).

Der Film bekam 10 Oscar-Nominierungen und wurde fünfmal mit dem begehrten Filmpreis ausgezeichnet (Bester Film, Beste Regie, Bester Schnitt, Beste Filmmusik, Bester Ton). Der Film hatte weltweit über 1,2 Milliarden Zuschauer.

NUR: In Deutschland und Österreich wurde er ein wirtschaftlicher Misserfolg.

Die “Do-Re-Mi” Treppe in den Mirabellgarten – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD
Angelika von “Marias Bike Tours” als perfekte “Stand-In” für Julie Andrews – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die Trapp-Familie

Festung Hohensalzburg mit Altstadt – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die in Musical und Film erwähnte Familie Trapp gab es wirklich.

Das „Österreichische Musiklexikon online“ bedenkt sie mit einem eigenen Artikel:

Vokal- und Blockflötenensemble rund um die charismatische Baronin Maria Augusta von Trapp, geb. Kutschera (* 1905 Wien, † 1987 Morrisville/USA).  

Maria, Erzieherin an der Klosterschule des Benediktinerinnenstiftes Nonnberg, wurde 1925 vom verwitweten Baron und vormaligen U-Boot-Kommandanten Georg von Trapp (* 1880 Zara [Zadar/HR], † 1947 Boston/USA) als Lehrerin der erkrankten Tochter Maria engagiert.

Zwei Jahre später heiratete sie Baron von Trapp in dessen zweiter Ehe. Zusammen mit den sieben Kindern aus erster Ehe des Barons (Rupert, Agathe, Maria, Werner, Johanna, Hedwig, Martina) begann Maria zum Zeitvertreib im Familienkreis mehrstimmige Sätze zu singen und zu musizieren. Die gemeinsamen Kinder (Rosemarie, Eleonore, Johannes) stießen dazu.

Nachdem Baron von Trapp durch den Bankrott seiner Hausbank in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, professionalisierte sich das seit 1935 unter der Leitung des Priesters Franz Wasner (* 1905 Feldkirchen/OÖ, † 1992 Salzburg) stehende Ensemble. Bereits die ersten Rundfunkaufnahmen und Konzerte (1936 Auftritt bei den Salzburger Festspielen, 1937/38 Europatournee) fanden großen Anklang.

Das Repertoire bestand vornehmlich aus Alter Musik (Motetten, Madrigale) im ersten Teil (das Ensemble trug Abendkleidung) sowie deutschen und alpenländischen Volksliedern im zweiten Teil (das Ensemble erschien in stilisierter Tracht) des Programms.

Von einer Tournee in die Vereinigten Staaten von Amerika 1938 kehrten die von Trapps nicht mehr in das (nach dem Anschluss) nationalsozialistische Deutschland (Österreich) zurück, 1939 immigrierten sie offiziell in die USA.

Fragen über Fragen

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD
  • Sie drängen sich auf in Sachen Ignoranz des deutschsprachigen Publikums. Woran lag das?
  • Wie groß klaffen Hollywood-Film und Realität auseinander?
  • Wie steht es um die historischen Genauigkeiten des amerikanischen Films?
  • Lag der Misserfolg auch an der damals noch nicht gut genug aufgearbeiteten Geschichte der Nazi-Zeit?
  • Wieso wurde die deutsche Verfilmung der Familiengeschichte (1956 in den Hauptrollen Ruth Leuwerik und Hans Holt) eine der erfolgreichsten Produktionen der 1950er Jahre und das Musical fiel „hinten runter“?
  • Wie entstand der Tourismusboom ausländischer Gäste in Salzburg und worauf beruht er?
  • Welche Möglichkeiten hat man sich dem Stoff heute bei einem Salzburg-Besuch zu nähern?
  • Welche anderen medialen Umsetzungen gibt es und welche sind geplant?

Das Jubiläum

In Salzburg wartet eine große Jubiläumswoche rund um „The Sound of Music“.

Feiern

Sie beginnt am 23. Oktober 2025 mit einer exklusiven Abend-Gala in der Salzburger Felsenreitschule. Als besondere Gäste werden Originaldarsteller:innen des Films sowie Mitglieder der Familie Trapp erwartet.

Diskutieren

Es folgt am 24.10. 25 ein internationales Symposium in Schloss Leopoldskron (einem der Drehorte) zur Frage, wie lebendig der Kult um „The Sound of Music“ auch heute noch ist.

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Schauen

Das Salzburger Landestheater nimmt zudem das Musical in der Bühnenfassung wieder in seinen Spielplan auf. Sieben Vorstellungen sind für November und Dezember geplant.

Forschen und Erleben

In der Vorbereitung ist auch ein großer Plan der musealen Umsetzung des Kults. Ein Museum mit dem Namen „Sound of Music Salzburg“ soll im Sommer 2026 auf dem Gelände des Schlosses Hellbrunn am Stadtrand eröffnen. Verantwortlich dafür ist der Chef-Kurator des Salzburg-Museums Peter Husty, unser Talkgast in diesem Podcast.

Peter Husty im Reiseradio-Podcast – Foto: ttb-media TON-TEXT-BILD

Lesen

Für alle Salzburggäste, die ihrer Legende hinterhergereist sind oder die eine Legende jetzt endlich entdecken möchten, wird es ein Buch mit dem Titel „The Sound of Salzburg“ geben.

Geschrieben hat es Franziska Lipp, ebenfalls zu Gast in diesem Podcast. Sie hat in den letzten Monaten viel Zeit mit der Recherche verbracht. Alle Szenerien persönlich gecheckt, mit Fans und Besuchern gesprochen und natürlich auf die Fachleute befragt.

Es ist gewissermaßen der erste recherchierte “Sound of Music – Salzburg” – Begleiter durch Stadt und Salzkammergut, wo zusätzliche Szenen des Films gedreht wurden.

Das Buch lädt dazu ein, die wichtigsten und prominentesten Drehorte des Films zu finden, zu besuchen und sich entsprechend inspirieren zu lassen. Es erscheint am 16. Oktober und ist im Buch- und Versandhandel zu bekommen.

Es kostet 12 Euro.

 

Franziska Lipp bei der Podcast-Produktion – Foto: ttb-media / TON-TEXT-BILD

Mehr im Reiseradio

Natürlich bin ich nicht nur wegen des Gesprächs nach Salzburg gefahren. Natürlich ging die Recherche weit darüber hinaus. Daraus entsteht ein weiterer Podcast, der zum „The Sound of Music“ – Jubiläum im Oktober erscheinen wird. Es gibt Eindrücke von der englischsprachigen Bustour, die durch Salzburg und bis ins Salzkammergut führt.

Ich habe ein Radtour zum Thema mitgemacht und war auch im Salzburger Marionettentheater, das „The Sound of Music“ seit Jahren regelmäßig auf dem Spielplan hat.

Natürlich kommen auch Fans zu Wort und selbstverständlich gibt es ein Wiederhören mit meinen Gästen aus diesem Podcast. Sie waren ebenfalls on tour kreuz und quer durch Salzburg auf den Spuren eines Phänomens, das sich auch für deutsche Gäste in Salzburg lohnen dürfte.

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Information  

Visit Salzburg

Österreich Infos

The Sound of Music


Hinweise

Die Recherche für diesen Podcast wurde unterstützt von Salzburg-Tourismus und der Österreich-Werbung. Meine Meinung wurde davon nicht beeinflusst.

 

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