Irgendwie könnte man den Verdacht kriegen, dass die deutsche Flugwelt nach Air Berlin doch nicht so heil ist, wie von allen Seiten beschworen.
Der erste Schock zum Thema „Laudamotion“ kam, als der Rennfahrer-Niki den Einstieg des Low-Cost-Fliegers „Ryanair“ vermeldete. Allenthalben herrschte danach erst einmal ungewöhnliche Stille und Gelassenheit. „Condor“ verkündete Freude über den Einstieg und die damit verbundene wirtschaftliche Sicherheit, „Eurowings“ beteuerte am Wet-Lease mit Laudas neuer Flotte ändere sich nichts.
Seit gestern sieht die Welt wieder anders aus. Nein, nicht „Thomas Cook Airlines“, die „Mama“ der Condor, sondern der Reiseveranstalter „Thomas Cook Deutschland“ sperrte die Buchbarkeit von Flügen mit „Laudamotion“ und bucht die Kundschaft auf „Condor“ um. Dies findet bei vielen Buchern wenig Begeisterung, verändern sich die Flugzeiten nicht nur erheblich, sondern auch eher zu Ungunsten der Reisenden. Der Reiseveranstalter begründete diese Maßnahme, laut eines Berichts des Fachmediums „Gloobi“, wie folgt:
“Nach Bekanntgabe der geplanten Übernahme der Mehrheitsanteile von „Laudamotion“ durch Ryanair hat sich Thomas Cook als Veranstalter vorsorglich dazu entschlossen, eine Flugalternative bereitzuhalten, um die Beförderung seiner Gäste jederzeit gewährleisten zu können.”
Schräg ist die Tatsache, dass die Thomas Cook-Flugtochter „Condor“ die Buchbarkeit von Flügen mit „Laudamotion“ aufrecht hält. – In Fachkreisen spekuliert man jetzt über die Gründe. Die Einen argumentieren mit einer eventuellen Personalknappheit bei „Laudamotion“, die die Stabilität des Flugbetriebs negativ beeinflussen könnte. Andere reden von beginnenden Grabenkämpfen von Thomas Cook (Reiseveranstalter) mit „Ryanair“. Was auch immer dahinter stecken mag, fest steht, dass man sich im Hause Thomas Cook offensichtlich nicht einig über die Geschäftspolitik ist. Fest steht auch, dass der Veranstalter nicht beliebig viele Gäste mal so einfach auf die Konzernairline „Condor“ umbuchen kann.
In der Fortsetzung darf man jetzt gespannt sein, wie sich der Wet-Lease-Deal zwischen „Laudamotion“ und dem Lufthansaspross „Eurowings“ weiter entwickelt. Insgesamt acht Jets von „Laudamotion“ sollen im kommenden Sommer für „Eurowings“ fliegen. Besonders pikant, so das Fachmedium „fvw“:
„… gehören die nun von „Eurowings“ bei Lauda angemieteten Jets dem Lufthansa-Konzern. Dieser hatte die Maschinen im Zuge der „Air-Berlin“-Pleite bereits vorab erworben und musste sie auf Druck der EU-Kommission zu marktüblichen Miet-Konditionen an die Niki-Nachfolgegesellschaft „Laudamotion“ übergeben. Für den Betrieb werden die Jets dann samt Besatzungen zurückgemietet.“
Auch da ist Durcheinander vorprogrammiert, denn der Lufthansa-Konzern und der Billigflieger „Ryanair“ werden sicher nie Freunde werden. Natürlich stellt sich nicht nur die Frage, wer hier eigentlich wem ein Bein zu stellen versucht, sondern auch, wer wohl dabei stolpern könnte. Die „Air Berlin“-Folgestory ist wohl doch noch nicht zu Ende.
Die Reiseindustrie, insbesondere die der Fluglinien ist brutal, undurchsichtig und teilweise gefährlich auf lange Sicht.
Ich rede im Hinblick auf Sicherheitsstandards, Mitarbeiterechte und Lohn sowie Umweltschutz. Wir können nicht länger mit Billigairlines nach Male oder Barcelona für Lau.
Irgendjemand zahlt dafür den Preis wie die geplanten Streiks in Großbritannien jetzt zeigen. Zuletzt noch in Frankreich, letztes Jahr in Deutschland, Belgien und so weiter.
Auch die Umwelt leidet.
Der Wettbewerb ist ruinös und gefährlich und die Politik schaut nur zu. In der Finanzbranche haben wir 2008 bis heute gesehen, wohin diese Tatenlosigkeit hinführt.
Vielleicht hört ja jemand von da oben zu und wir Konsumenten haben ja auch einen kleinen Anteil, oder?
Danke.
Nic Hammaburg