DRR137 – Fränkischer Advent

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Adventsgeschichten und Christkindlesmärkte. Ich will Ihnen Appetit machen. Appetit auf Vielerlei: Von Tradition über Adventsfreuden, Weihnachtsmärkte, Glühwein bis hin zu Brotwörschtla, Schäufela und Bier. Kenner wissen jetzt: Es geht nach Franken.

Weihnachtsmarkt in Lauf an der Pegnitz

Die Palette ist groß

Selbstredend kann man an einem Wochenende nicht die gesamte Palette des vorweihnachtlichen Frankens komplett in Erfahrung bringen. Drum konzentrieren wir uns auf Nürnberg und die Umgebung. Neben dem traditionellen und weltberühmten Nürnberger Christkindlesmarkt geht’s auch noch ins Nürnberger Land, nach Lauf und Hersbruck, sowie auf den Weihnachtsmarkt nach Forchheim. All das ist von Nürnberg aus in einer guten halben Stunde erreichbar, in der Regel auch mit der S-Bahn. Der Idealfall also für einen kurzfristigen Wochenendtrip in die Adventsromantik.

Nürnberg

Bekanntheit schlägt Geheimtipp. Die Meisten werden ohnehin zuerst den Christkindlesmarkt auf dem Nürnberger Hauptmarkt ansteuern. Und der ist nicht nur berühmt, er ist auch ganz anders. Die Tradition wird hier hochgehalten auf ganz besondere Weise. Im Podcast wartet ein kompletter Rundgang. Stadtführerin Mimi Hertlein erzählt von Zwetschgenmännla, Rauschgoldengeln, Strohsternen und der Familientradition.

Zwetschgenmännlaproduktion seit vielen Generationen

Christkindlesmarkt Nürnberg

Nicht wenige Schausteller bestreiten den Christkindlesmarkt seit drei bis fünf Generationen. Auch hier wird natürlich Geschäft gemacht, aber es sind die Privatleute, die den Markt gestalten. Der professionelle Schausteller ist in Nürnberg weitgehend außen vor. Das ist liebenswerte Tradition.

Rauschgoldengel

Zur Tradition gehört auch das „Nürnberger Christkind“, das jedes Jahr den Markt am Freitag vor dem ersten Advent eröffnet. Auch wenn einige rassistische Äußerungen aus der AFD-Ecke die Stimmung im Vorfeld vermiesten. Nürnberg ist sich einig ein wundervolles Christkindl gekürt zu haben. Ich finde, man hätte trotzdem etwas lauter und eindeutiger auf die Hetzkampagne eingehen können.

“3 im Weckla” gehören zum Christkindlesmarkt

Kinder-Christkindlesmarkt

Der Christkindlesmarkt ist zwar das Zentrum des Geschehens, aber in der unmittelbaren Nachbarschaft gibt’s noch viel mehr. Gleich um die Ecke, hinter der Frauenkirche, auf dem Hans- Sachs-Platz ist der Kinderweihnachtsmarkt zuhause. Einfach zu erkennen an einem wunderschönen historischen Kinderkarussell. Hier kommen die Kids zu ihrem Recht. Die Stimmung ist fröhlich und leuchtende Kinderaugen bedienen im positivsten Sinne das Weihnachtsklischee. – Schön, wenn man in einer kleinen Gruppe unterwegs ist. Da schmecken Glühwein und Eierpunsch noch viel besser. Den besten Eierpunsch soll es genau dort geben, auch wenn der sicher für die begleitenden Eltern und die neugierigen Erwachsenen „gebraut“ wird.

Nostalgie zum Fahren: Kinderweihnachtsmarkt

Weihnachtsmarkt der Partnerstädte

Auf dem Platz, der gewissermaßen zwischen den drei Nürnberger Rathausgebäuden liegt, kommen die Partnerstädte von Nürnberg zur Geltung. Bei einem solch berühmten Ereignis sind natürlich alle Partnerstädte gern dabei. Das Angebot ist bunt und unterschiedlich. Die Adventsreise reicht hier von Südtirol über Spanien, Griechenland, Rumänien bis in die Vereinigten Staaten. Die Griechen und die Südtiroler haben angeblich den besten, wenn auch anderen Glühwein. Rumänien und die USA steuern heißes Hochprozentiges, wie zum Beispiel „Apple Jack Whisky“ bei. Wird gerne genommen. Gerade bei den Nürnbergern.

Heißer “Apple-Jack” Whisky aus Atlanta

Die richtige Zeit?

Besonders heimelig ist es natürlich am Abend, aber wir wollten ja viele Märkte sehen. Folglich war Nürnberg am hellen Samstagvormittag angesagt. Das hatte mehrere Vorteile. Einmal war‘s nicht ganz so voll. Zweitens gab’s noch eine kleine Geschichtsstunde unserer Nürnberger Stadtführerin Mimi Hertlein und Drittens konnte man nach Herzenslust, nicht nur auf dem Markt einkaufen.

Mitbringsel?

Ein Christkindlesmarktbesuch ohne ein „Zwetschgenmännla“ ist kein Besuch. Ganz wichtig sind aber auch die Lebkuchen. Die lassen sich auf dem Markt erstehen, oder aber bei den beiden „Lebkuchenbäckern“ Fraunholz oder Düll in der Bergstraße auf dem Weg zur Burg. Besonders lecker seien die, sagt der Nürnberger, allerdings auch etwas teurer. Ich habe Elisenlebkuchen erstanden. Der niedrigste Preis fürs Pfund liegt bei 19 Euro 45. Allerdings ist der Geschmack einmalig und mehr als einen Lebkuchen braucht es ohnehin nicht um ein Sättigungsgefühl zu erzeugen. Das übrigens bei gerade mal 100 Gramm.

Große Versuchung: Lebkuchen aus Nürnberg

„Brat-Stärkung“?

Wenn sich ein zarter Hunger einstellt, dann greift auch der Besucher gern zur Bratwurst. Die Nürnberger sind klein und lecker. „Drei im Weckla“ (3 Bratwürste im Brötchen) helfen über den größten Hunger problemlos weg.

Tipp am Rande: Der Bratwurstfan findet im Restaurant „Burgwächter“ (Am Ölberg 10, direkt an der Burgmauer) das ideale Angebot. „Blaue Zipfel“, Bratwurst vom Grill mit Kartoffelsalat und Meerrettich und die geräucherte Variante auf Sauerkraut. Mit einem Gericht gibt es das komplette Angebot. Keine Angst, von jeder Sorte werden nur 3 Stück gereicht. Das ist zu schaffen, auch wenn man danach „pappe satt“ ist.

Nürnberger Bratwurstvielfalt

Das Nürnberger Land

Damit wäre es Zeit ins Umland zu fahren. „Nürnberger Land“ nennt sich die Region. Sie beginnt quasi gleich hinter der Stadtgrenze. Hier wird es entspannter, ruhiger und gemütlicher.

Lauf an der Pegnitz

Bevor man den niedlichen kleinen und gemütlichen Weihnachtsmarkt erobert, sollte man in den Untergrund steigen. Wie in Nürnberg der „Schweizerkäse“ unter der Altstadt, so ist auch Lauf unterkellert. Alle Häuser am Marktplatz besaßen oder besitzen Felsenkeller. Darin wurde in vergangenen Zeiten das Bier gelagert.

Eine Stadt unterkellert: Felsenkeller in Lauf

Was machen?

  • Felsenkeller besichtigen, das ist schon mal klar.
  • Eine Nachhilfestunde in Sachen Bier und Weihnachtsbier wartet ebenfalls im Podcast.
Wintertraum aus Lauf
  • Sehenswert ist das Laufer Industriemuseum (Sichartstraße 5-25). Wir waren dort und haben es nicht bereut. Es handelt sich hier um die faszinierende Sammlung zum technischen Fortschritt der Region um die Wende zum 20. Jahrhundert. Das Besondere am Museum: Immer wird Industrie und technische Entwicklung in den Kontext mit den Lebensumständen der Menschen gestellt. Wenn Weihnachten vor der Tür steht, dann geht es auch darum. Wie das funktioniert? Podcast hören oder besser noch hinfahren. Wenn Journalisten im Museum „einfallen“, dann dürfen/müssen die auch basteln. Das Objekt der Begierde haben wir schon am Morgen in Augenschein genommen: „Zwetschgengenmännla“. So kommt dann in der Bastelstunde kindliche Freude auf.
Kranz und Lebkuchen an Nierentisch: Industriemuseum Lauf
Im Podcast versprochen: Mein Zwetschgenpunkmännla”
  • Den Weihnachtsmarkt besuchen. Umsehen, was naschen und vor allem einen Glühwein trinken. Auch bei den kleinen Weihnachtsmärkten ist immer musikalisches Programm vorgesehen.

Hersbruck

Ein Glühwein geht bestimmt noch, deshalb auf nach Hersbruck zum nächsten Weihnachtsmarkt. Der Markt am alten Rathaus ist sehr klein, dafür aber umso gemütlicher. Ein Glühwein vorm Abendessen geht bestimmt noch.

Was machen?

  • Vor Glühwein, Met oder Eierpunsch steigen wir dem Rathaus „aufs Dach“. Von der Turm-Empore sei der Blick so schön, sagt uns „Schäufele-König“ Waldemar (Podcast) und lädt uns zum Rundblick aus luftiger Höhe ein, Orientierung von oben eingeschlossen.
  • Weihnachtsmarkt-Tipp: Met als Alternative zum Glühwein. Heizt gut ein, ist aber noch süßer als der Glühwein.
Wärmt und “haut rein”: Met in Hersbruck
  • Schäufele essen im Restaurant und Café Bauer gleich um die Ecke vom Rathaus (Martin-Luther-Straße 16) Wer mengenbedingt kein Schäufele mag, bestellt als Alternative den Schäufele-Burger. Der ist etwas kleiner aber mindestens genauso wohlschmeckend. Der junge Küchenchef denkt traditionell wie innovativ.
Kulinarisch-Regionales Gütesiegel im Nürnberger Land
  • Weitere Angebote im „Nürnberger Land stellt Tourismusfachfrau Petra Hofmann vor (höre Podcast).

Forchheim

Weihnachtsmarkt und Angebote fallen ein wenig aus dem geschichtlich-religiösen Rahmen. Forchheim liegt nördlich von Nürnberg. Hier ist man stolz auf den Weihnachtsmarkt, auf das historische Rathaus, das sich in einen Adventskalender verwandelt und vor allem auf den Krippenweg. Um beim Rahmen zu bleiben. Hier ist man zwar immer noch in Franken, allerdings in einer katholischen Gegend. Deshalb die Sache mit dem Krippenweg.

Was machen?

  • Forchheim ist urfränkisch. Also Karl der Große und so, der zum Beispiel eine Kaiserpfalz errichtet hat, sagt Stadtführerin Ulrike Beyer. Ihre Tour ist informativ, unterhaltsam und stellt wichtige Zusammenhänge vor.
  • Auf dem Weihnachtsmarkt geht es sehr traditionell zu. Der Platz vor dem Rathaus ist weihnachtlich geschmückt. Insbesondere das Rathaus macht was her. Die geschlossenen Fensterläden tragen Nummern und jeden Abend um halb Sieben öffnet ein Engel ein Türchen.
Das Rathaus wird zum Adventskalender
  • Den Krippenweg (wenigstens in Teilen) kennenlernen. Das sind keine klassisch-christlichen Krippen, sondern es sind Szenen, die die Geburtsgeschichte Jesu mit dem Alltagsleben der Forchheimer verbinden. Absolut sehenswert.
Interessante Mischung: Weihnachtskrippe aus Forchheim
  • Forchheim wartet auch mit einer „lebendigen Krippe“ auf. Dementsprechend „määht“ es zuweilen laut aus dem Befestigungsgraben der Stadt.
  • Abendessen im „Stadtlockal“ (Hauptstraße 52a). Das ist richtig geschrieben, denn Lockal kommt hier von locken. Der Ver“lockung“ sollte man auch nachgehen. Hier gibt’s noch traditionelle fränkische Küche, die übers „Schäufela“ hinausgehen.
Romantisch und Farbenfroh: Weihnachtsmarkt Forchheim

Und so erlebt man an in Forchheim eine ganz besondere Mischung aus Religiosität und Volksbrauchtum. Der Weihnachtsmarkt selber hat neben dem Rathaus eine haushohe Pyramide und ansonsten, das, was alle haben. Die Kulisse macht’s eben!

Zwetschgenmännla: Das Symbol des Christkindlesmarkts

Und jetzt…

…eine schöne Weihnachtszeit! Wahlweise In Franken oder auch anderswo. Tipps gibt’s ja diesmal zur Genüge. Falls es in diesem Jahr nicht mehr zum Ausflug reicht, macht man am besten einen Knoten ins Taschentuch und merkt fürs nächste Jahr vor.

Information

Franken Tourismus

Tourismus Nürnberger Land

Tourist Information Forchheim

Hinweis

Die Recherche zu diesem Reiseradio-Podcast wurde unterstützt von Franken-Tourismus. Diese Unterstützung hat keinen Einfluss auf eine unabhängige Berichterstattung.

 

 

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