Reiseradio-Kommentar: Wenn Klimadiskussion auf Lobbyismus trifft
Keine leichte Aufgabe für Interessensvertreter. Da stehen plötzlich der DRV und andere Interessensvertreter vor einer Rede des UN-Generalsekretär António Guterres auf der aktuell stattfindenden Weltklimakonferenz in Baku.
Der UNO-Boss „erdreistet“ sich mehr Klimaschutz zu fordern und Klimaschädigende in die Pflicht nehmen zu wollen. Dazu gehören leider auch höhere Abgaben für klimaschädliche Reisen. Flüge und Kreuzfahrten, so Guterres. Sie sollten mit höheren Abgaben belegt werden, die insbesondere Entwicklungsländern in Sachen Klimaschutz zu Gute kommen sollen. Unerhört!
Airlines und Tourismusindustrie sehen dies, aus ihrem Blickwinkel, natürlich als Angriff auf ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Da muss reagiert werden. Das hat, in diesem Fall auch der Deutsche Reiseverband getan. DRV-Präsident Norbert Fiebig kam mit einem Statement rüber: „Flugreisen und Kreuzfahrten zu verteuern, ist ganz klar der falsche Weg. Die Mittel für eine notwendige Aufstockung der finanziellen Unterstützung der vom Klimawandel besonders betroffenen Entwicklungsländer muss über andere Ressourcen zur Verfügung gestellt werden” – Bäähm. Und jetzt?
Da schreitet die Klimakrise munter fort. Wir haben schon jetzt das Problem mit Klima/Wirtschaftsflüchtlingen und die Migrationsdiskussion ist ohnehin in vollem Gang. Wir sehen gerade auf eine zusammengebrochene Regierung, deren Ende auch der Diskussion um „Wirtschaftskraft vs. Klimawandelfolgen“ zu verdanken ist.
Wirtschaftsweise fordern schon jetzt mehr Investition in die Zukunft. Dazu gehörten Verteidigung, aber auch Klimaschutz in Kooperation mit der Stärkung neuer klimafreundlicher Industrien.
Ob es dazu kommt, sei dahingestellt. Der Populismus, in der Bandbreite von „Rettet den Verbrenner“ bis „Schränkt auf keinen Fall die Urlaubsfreude ein“, feiert ein fröhliches Comeback. Jahrzehntelanges Ignorieren der wissenschaftlichen Tatsachen ist wieder hoffähig geworden. Ich fürchte, wir werden das im bevorstehenden Wahlkampf bald zu hören kriegen.
Ja, natürlich sollte es nicht sein, dass sich Urlaub nur noch der Luxusreisende leisten kann, wenn mit diesem derzeit auch gutes Geld verdient wird. Natürlich möchte ich preiswürdigen Urlaub buchen. Und damit sind wir wieder an derselben Stelle angelangt. Investitionen in Umwelt, aber immer. Zumindest solange es „der Staat“ finanziert. Bei angeblich leeren Kassen scheint das schwierig. Es lebe die Aktionärsdividende in Konzernen, die gerade massenhaft Arbeitsplätze abbauen.
Mit dem Sankt-Floriansprinzip mag man sich kurzfristig aus der Diskussion retten können. Die Wucht der wissenschaftlichen Tatsachen wird uns (siehe Spanien, siehe Wirbelstürme, siehe Überschwemmungen, siehe Erosion durch Trockenheit und steigende Temperaturen) trotzdem wieder einholen.
Wenn selbst Wirtschaftsfachleute die Investition in nachhaltige Industrien dringend einfordern, kann dies nicht völlig verkehrt sein. Stattdessen machen wir es uns im populistischen Teufelskreis wieder bequem. Genauso wie in den letzten 50 Jahren. So wird das nix!
Stornierung beim Bahn-Flexpreis
Damit wird sich die Bahn keine Freunde machen, sagt auch der Fahrgastverband „Pro Bahn“.
Es geht, wohlgemerkt, um die ohnehin teureren flexiblen Tickets. Die waren bisher kostenfrei bis zum Reisetag (Geltungsbeginn) stornierbar. Mit dem bevorstehenden Winterfahrplan, ab Mitte Dezember, ändert sich das. Dann wird bereits ab sieben Tage vor der geplanten Reise eine Stornogebühr von 10 Euro fällig. Diese kann bis zum Reisetag auf 30 Euro steigen.
Pro Bahn sagt: Reisende, die ohnehin höhere Preise für ihre Flexibilität zahlen, dürften nicht zusätzlich bestraft werden. Eine flexible Reiseplanung sei gerade für Geschäftsreisende extrem wichtig, deshalb dürfe man eine gerade mal wieder „angezapfte“ Zielgruppe nicht verstören.
ICE 5 – Keiner will ihn bauen
Es gab eine Ausschreibung für die nächste ICE-Generation. Jetzt musste die Deutsche Bahn eigestehen, dass sie die Ausschreibung gestoppt hat. Grund: Es hat sich kein Hersteller um die Realisierung beworben.
Lag es an den Anforderungen? Der ICE der neuesten Generation sollte eine Höchstgeschwindigkeit von mindestens 300 km/h haben. Weiterhin standen Barrierefreiheit und Energieeffizienz auf der Liste. On Top gibt es noch die Kapazität von rund 1.000 Sitzplätzen pro Zug.
Jetzt muss umgestrickt werden, denn man will die ersten Züge in etwa 8 Jahren auf der Schiene haben.
Wechselnde Bedürfnisse
Untersuchungen und Statistiken weisen zwar nicht immer die „reine Wahrheit“ aus. Trends lassen sich aber schon ablesen.
So ist es auch beim aktuellen „Changing Traveller Report 2025“, der weltweit größten Umfrage in Sachen Unterkünfte und Hotels. 12 Tausend Reisende aus aller Welt, von knapp 900 aus Deutschland wurden nach Reiseplanung und Reisebedürfnissen im nächsten Jahr befragt.
Ausland gegen Inland
Ergebnis: 72 Prozent der Teilnehmenden planen 2025 eine Auslandsreise. Das ist ein Wachstum von 7 Prozent zu diesem Jahr. Allerdings sei auch ein Trend zur Inlandsreise bemerkbar. Neben dem Ausland spielen auch Reisen im eigenen Land eine immer wichtigere Rolle. Hier gibt es eine Verdoppelung des diesjährigen Werts, auch wenn man sich den internationalen Trip nicht verkneifen will.
Events, Workation & KI
Eine wichtige Rolle spielt auch der „Workation-Aufenthalt“. 41 Prozent der Befragten gaben an, dass man Reisen auch nutzen möchte, um in anderer Umgebung zu sein, obwohl man gleichzeitig arbeitet. Homeoffice-Regelungen in der weltweiten Wirtschaft hat da offensichtlich Einiges in Bewegung gesetzt.
Das Reiseziel wird zunehmend auch von Veranstaltungen und Events bestimmt. Die Destination wird wichtiger, wenn dort ein besonderes Highlight wartet.
Der Trend zur Nachhaltigkeit hat, laut Studie, ebenfalls zugenommen. Die Bereitschaft mehr für einen nachhaltigen Aufenthalt zu zahlen nimmt kräftig zu. Ob dieser Trend auch für den Pauschaltourismus gilt, darf bezweifelt werden.
Gebucht wird gerne in Online-Reisebüros. Künstliche Intelligenz wird dabei grundsätzlich goutiert. Allerdings sollen nur 12 Prozent der Buchenden bereit sein, sich ausschließlich auf KI beim Buchungsprozess zu verlassen.
Schweden als Marke schützen
Schwedische Touristiker (nicht nur das) sind berühmt für ihren Humor. Spätestens seit der Aktion von Visit Sweden im letzten Jahr, als es um die Verwechslungsgefahr zwischen Schweden und der Schweiz ging. Die geforderte Zuweisung bestimmter Produkte und Eigenschaften sorgte für viele Schmunzler und für Aufsehen.
Jetzt legen die Skandinavier nach. Man habe festgestellt, dass es zu viele Verwechslungen gibt. Es gäbe zu viele Doppelgänger und deshalb wolle man dafür sorgen, dass künftig jeder, der von Schweden spricht, auch wirklich das einzig wahre Schweden meint und nicht etwa eine der vielen Kopien. Die Geschäftsführerin von Visit Sweden meint:
Wir würden es vorziehen, wenn es nur ein Schweden gäbe. Unser Schweden. Das mit den Seen, Inseln, Wäldern und den bekannten Möbeln zum Selbstaufbauen.
Ansprechpartner der Forderung ist diesmal das „Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum“. Mal sehen, was die Behörde antwortet und ob die „Schweden-Aktion 2024“ ähnlich viral geht, wie im vergangenen Jahr. Lycka till!
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