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2025: 10 Jahre Reiseradio im März und der 300. Podcast im November. Jubiläen vermischen sich mit Gefühlen aus dem Spätherbst, der sich vorübergehend in einen Spätsommer verwandelt.
Tucholskys “Bilderbuch” und das Lebensgefühl vor 120 Jahren
Seit zwei Jahren wollte ich zum Ziel dieser Podcast-Ausgabe fahren: Rheinsberg. Grund und Anlass: Ich hatte die Rheinsberg-Novelle von Kurt Tucholsky wieder mal in die Hand genommen und die Lektüre endete mit diesem Wunsch. Das „Bilderbuch für Verliebte“ hatte ich immer wieder mal gelesen und der bundesrepublikanische Film über den “halblegalen” Ausflug von Claire und Wölfchen naxh Rheinsberg war mir selbstverständlich auch in Erinnerung, auch wenn das ein paar Jahre her ist.

Die Begrifflichkeit, um die es diesmal geht, taucht weder in der Geschichte noch im Film auf, kennzeichnet aber Lebensgefühl und -bedürfnis der Menschen um die Wende zum 20. Jahrhundert. Die Industrialisierung hatte für mehr Freizeit, aber gleichzeitig auch für ein freizeitunfreundliches Umfeld, mitten in großen Städten, wie dem nahen Berlin gesorgt.
Also wurde die SOMMERFRISCHE zum Inbegriff dieser Zeit. Raus aus der stickigen und stinkenden Stadt und rein in die Natur.
Sommerfrisch aufm Land

In Rheinsberg, dem Inbegriff der Idylle, traf ich Jeannette Lehmann und wir redeten über die Sommerfrische die – uns zu Ehren – mit Sonne und Temperaturen von fast 20 Grad am Mittag in der ersten Novemberwoche zurückgekehrt war.

Das Bühnenbild: Sommerfrische mit Claire, Wölfchen und der Blick über Seen und Wälder der Mark Brandenburg. Mittendrin, das preußische Schloss, einst von Kronprinz Friedrich gebaut und nach seiner Ernennung zum König, seinem Bruder Prinz Heinrich überlassen. Der lebte fast 50 Jahre hier und prägte das heutige Bild der Anlage.


Wie sagte sie Jeanette Lehmann über die Sehnsucht nach der Sommerfrische so richtig:
Die Berliner Luft war alles andere als gut in dieser Zeit!
Gerade deshalb wurde die Sommerfrische zum Inbegriff der freien Zeit zunächst von besser gestellten Bürgern und später auch von Arbeitern.

Die Entwicklung eines Lebensgefühls
Das Beispiel Rheinsberg zeigt, was Sommerfrische konnte und warum gerade Rheinsberg zum Paradebeispiel wurde.
Das geschah lange nach Prinz Heinrich und dem „Alten Fritz“ und war vor allem der Landschaft im nördlichen Brandenburg zu verdanken. Wälder, Seen, Sonne, frische Luft und das Gefühl der Freiheit zum Durchatmen. Erleichtert wurde der Zugang durch die Ende des 19. Jahrhunderts eingerichtete Bahnverbindung in die Stadt am Grienericksee und dicht am Neuen Rheinsberger See.

Die Geschichte der Sommerfrische
Sie ist das Thema des Reiseradio-Talks. Vom frühen 20. Jahrhundert bis in die heutige Zeit lassen wir dieses Phänomen Revue passieren. Der Zeitrahmen reicht vom späten wilhelminischen Kaiserreich über 1. Weltkrieg, die 1920er Jahre, Nazizeit und 2. Weltkrieg, die DDR bis in die heutige Zeit.
Unterschiedlichste Ausprägungen und Sehnsüchte gab es. Unterschiedlich wurde Sommerfrische definiert und gelebt. Geblieben ist all die vielen Jahre die Idylle des Städtchens Rheinsberg und der Wälder und Seen im nördlichen Brandenburg.

Bemerkenswert, so Jeanette Lehmann, ist die Tatsache, dass die alte Sommerfrische heute im modernen Gewand wieder neue Erfolge gefeiert. Sie sagt, dass sich der Weg vom Durchatmen zum „Endlich mal Runterkommen“ gar nicht so weit ist. Man muss sich nur darauf einlassen. Genau das ist das Problem der heutigen Zeit gekoppelt mit der Schwierigkeit sich darauf einzulassen und auch manch elektronische Detail und Luxusgut mal zu verzichten. Geht, wenn man es will.

Rheinsberg kann mehr
Davon wird in weiteren Podcasts die Rede sein. Was folgt sind Geschichten um Tucholsky, samt Claire und Wölfchen, das Schloss, seine Besitzer Friedrich der Große und (noch viel mehr) sein Bruder Prinz Heinrich.
Das Schlosstheater, die „Musikkultur Rheinsberg“ mit Musikakademie, der Kammeroper, dem jährlichen Festival und vielen weiteren Veranstaltungen. Dann ist da die Ackerbauerstadt Rheinsberg. Was es mit diesem Begriff auf sich hat, werdet Ihr genauso erfahren und die Stadt kennenlernen.

Und dann ist da der Literat und Journalist Kurt Tucholsky, der das Städtchen Rheinsberg durch ein liebevolles Stück Literatur im ganzen Land bekanntgemacht hat. Das einzige deutsche Tucholsky- Museum findet sich im Schloss. Seine Literatur lässt sich in der „Kurt Tucholsky Buchhandlung“ in unmittelbarer Nähe des Kirchplatzes erwerben. Ich verspreche, hier gibt es auch ganz besonders schöne Ausgaben seiner Werke, neben allem, was ein kleiner aber sehr feiner Buchladen zu bieten hat. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Kinderliteratur.

Jede Menge gibt es noch zu erzählen in den bald folgenden Reisestorys im Reiseradio. Neugierig gemacht, auf dass Ihr vielleicht selber hinfahrt, schaut und im Café Claire in Milchkaffee und „Birnen-Schmand-Kuchen“ schwelgt.

Rheinsberg ist einfach eine Reise wert!
Information
Hinweis
Die Recherche für diesen Podcast wurde freundlich unterstützt von Tourismus Rheinsberg, dem Tourismusmarketing des Ruppiner Seenlands und vom Tourismusmarketing “Reiseland Brandenburg”. Meine journalistische Arbeit wurde nicht beeinflusst. Dieser Podcast enthält keine bezahlte Werbung!




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