Beherbergungsverbot
Die letzte Woche getroffenen Entscheidungen zeigen sich wie ein richtiges Herbstwetter: Nebulös. Die Regelungen werden immer undurchsichtiger, die ersten Klagen tauchen im Nebel auf.
DTV-Präsident Reinhard Meyer fordert einheitliche Regeln und warnt vor einer Insolvenzwelle spätestens im Frühjahr 2021. Die DEHOGA kündigt eine Normenkontrollklage im Namen eines Hoteliers aus dem Harz an. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung fordert, als Präsident des Deutschen Städtetages, die Rücknahme der Beherbergungsverbote.
In der Politik beginnt man zu begreifen, was die Verordnung ausgelöst hat. Selbst auf der Ministerpräsidentenebene hat es wohl geklingelt. Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz) sah sich der offenen Kritik aus Städten und Landkreisen gegenüber und hat das Verbot erst mal nicht in Kraft gesetzt. Armin Laschet (NRW) versteht die Welt der kleinen, wichtigen Regelungen nicht mehr, fordert Nachbesserung und lässt die Verordnung erst mal ruhen. Michael Müller (Berlin) verlangt eine neue Beratung am morgigen Mittwoch. Lediglich Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern) besteht auf der Regelung und verweist in diesem Zusammenhang auf die guten Erfahrungen, die man mit der Gesundheit in ihrem Bundesland gemacht habe. In der Zwischenzeit steigt die Zahl der Risikogebiete auf 44 Landkreise und Städte.
Kreuzfahrt-Neustarts
Das Wiederanlaufen der Kreuzfahrten in Europa entwickelt sich positiv. Die 25 Schiffe, die derzeit in europäischen Gewässern unterwegs sind, fahren ohne Probleme. Wir haben über das sogenannte „Bubble-Konzept“ berichtet. Offen bleibt die Frage nach der Perspektive, denn aktuell sind die Cruiseliner mit reduzierter Passagierzahl unterwegs. Wirtschaftlich lohnt sich das auf die Dauer nicht. Viele Angebote sind auch eher Aktionen in Sachen Vertrauen und Marketing. Selbstredend erhofft man sich höhere Passagierzahlen an Bord. Diese Entwicklung wird aber nur langsam vorangehen.
Anders sieht die Entwicklung auf dem nordamerikanischen Markt aus. „Carnival Cruises“ hat gestern alle geplanten Schiffs-Abfahrten ab Miami und Ft.Lauderdale für den November abgesagt.
Corona – Aktuell
Italien hat zwar eine flächendeckende Maskenpflicht in der Öffentlichkeit verhängt. In Sachen Quarantäne lockert man aber. Quarantäne- und Isolationsdauer sollen auf 10 Tage reduziert werden.
Tschechien verschärft das Versammlungsverbot. Lediglich sechs Menschen dürfen sich noch treffen. Restaurants, Bars und Clubs müssen erst einmal wieder schließen. Ab Anfang November werden, zunächst für drei Wochen, auch alle Schulen wieder geschlossen.
Trotz erheblich steigender Infektionszahlen will Großbritannien Schulschließungen, sowie den Lockdown für Gastronomie, Handel, Schulen und Universitäten vermeiden. Die Regierung hat jetzt ein landesinternes Warnsystem vorgestellt, das nach drei Gefahrenstufen unterschiedliche Maßnahmen erlässt. Schließungen von Fitnessstudios und Pubs sind erst für die höchste Warnstufe vorgesehen. Dann gilt auch ein Kontaktverbot für Mitglieder unterschiedlicher Haushalte. Dies sowohl im privaten Bereich wie im öffentlichen Raum. –Schottland, Nordirland und Wales haben abweichende, meist strengere Regeln im Vergleich mit England.
Estland ist für Deutsche wieder offen. Beholfen hat man sich in Tallinn mit einem Trick. Bisher gab es Einreisebeschränkungen für Länder, die mehr als 16 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in 7 Tagen verzeichneten. Diese Zahl wurde jetzt auf 50 erhöht. Umgekehrt gibt es eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts für den Nordosten Estlands.
Der Tourismusverband Osttirol in Österreich fordert von der deutschen Regierung eine ähnliche Ausnahmeregelung, wie sie für das Klein-Walsertal und Jungholz existiert. Der Verband verweist auf niedrigste Infektionszahlen (aktuell 2 Infizierte) und eine gute Gesundheits-Infrastruktur
Luftverkehr nur auf Sicht
Dies versteht sich nur betriebswirtschaftlich. Airlines und Flughäfen sind von der jeweiligen aktuellen Corona-Entwicklung zu stark abhängig um langfristig planen zu können. Diese Erkenntnis mussten inzwischen alle zur Kenntnis nehmen, die mit Luftfahrt zu tun haben.
Aktuell versucht der italienische Staat, wieder einmal, die wirtschaftlich unrentable Alitalia zu retten. Es soll wohl ein echter Neustart mit neuen Namen (Italiana) werden. Der neue Name alleine wird es allerdings nicht retten.
Der Frankfurter Flughafen meldet für September weiterhin katastrophale Fluggastzahlen. Im Vergleich zum Vorjahr hat man im zurückliegenden Monat fast 83 Prozent weniger Passagiere ab.
Der Luftfahrtkonzern IAG (z.B. British Airways, Iberia, Aer Lingus, Vueling) versucht es mit internen Veränderungen und tauscht den Chef aus. Der Spanier Alex Cruz bekommt „eine andere Rolle“. Nachfolger soll Aer Lingus-Boss Sean Doyle werden.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar