Kritik an politischer Perspektivlosigkeit
Die wirtschaftliche Entwicklung im Deutschlandtourismus seit Beginn der Corona-Pandemie ist Anlass für Kritik an der politischen Konzeptlosigkeit der Bundesregierung. So sieht es der Deutsche Tourismusverband. Nach Rekordjahren, so der DTV seien die Übernachtungszahlen 2020 um rund 40 Prozent gesunken und bewegten sich auf dem Niveau des Jahres 1992.
Zu dieser Schätzung des Statistischen Bundesamts erklärte Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbands (DTV) gestern:
40 Prozent weniger Übernachtungen bedeuten für die Branche extrem hohe Umsatzverluste und sind nicht wieder aufzuholen. Die Lage ist dramatisch. Weder bei der Rettung der Tourismusbetriebe, noch beim Aufzeigen von Perspektiven hat sich die Bundespolitik bisher hervorgetan. Die Umsetzungsgeschwindigkeit der Hilfsmaßnahmen für die Branche ist ein höchstes Ärgernis und nahezu ein Skandal. Obwohl seit Monaten das Geld zur Verfügung steht, ist es bisher kaum angekommen. Bei den Überbrückungshilfen I und II wurden laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft bis Ende 2020 nur 2,1 Mrd. Euro von 24,6 Mrd. Euro bewilligt. Auch bei den November- und Dezemberhilfen hakt es. Bis Ende 2020 wurden nur 1,5 Mrd. Euro bewilligt. So kann eine wirksame Rettung nicht erfolgreich sein. Viele Arbeitsplätze und Existenzen stehen mittlerweile auf der Kippe.
Meyer bemängelt insbesondere die Konzeptlosigkeit der Bundesregierung in Sachen Neustart eines Branche mit rund 3 Millionen Beschäftigten. Ärgerlich sei auch, dass sich ein geforderter Tourismusgipfel im Wirtschaftsministerium immer noch in weiter Ferne schwebe. Der DTV-Präsident fordert für den Deutschland-Tourismus „passgenaue Hilfen und praktische Perspektiven und Konzepte.“ Man könne Tourismus- und Gastgewerbe nicht dauerhaft in den Ruhestand versetzen und gleichzeitig die Planung von Zukunftsstrukturen verweigern.
Zusätzliche Einreiseregeln amtlich
Das Bundeskabinett hat gestern Maßnahmen und Regeln für alle Reisenden beschlossen, die nach Aufenthalten in Ländern und Regionen mit besonders hohen Inzidenzzahlen oder Virusmutationen nach Deutschland zurückkehren. Hier gilt jetzt die die Verpflichtung bereits frühestens 48 Stunden vor Rückreise einen Corona-Test zu machen. Das negative Testergebnis soll künftig bei der Einreise kontrolliert werden.
Bei Rückreisenden aus Nicht-Hochrisikogebieten bleibt es bei der Verpflichtung den Nachweis eines negativen Tests, spätestens 48 Stunden nach Einreise vorzulegen.
Grundsätzlich bleibt es bei der Quarantänepflicht von 10 Tagen. Nach fünf Tagen kann man sich erneut testen lassen. Bei negativem Ergebnis darf die Quarantäne dann beendet werden. Die neuen Vorgaben gelten ab heute.
Einreiseveränderungen und neue Regeln im Ausland
Belgien verlangt ab Morgen bei Einreise das vorherige Ausfüllen eines Onlineformulars, das bei Grenzkontrollen vorgelegt werden muss.
Ausnahmen gibt es nur für Personen, die sich weniger als 12 Stunden in Belgien aufhalten, bzw. nach weniger als 12 Stunden nach Belgien zurückkehren.
Eine vergleichbare Regel gilt, ebenfalls ab Morgen auch für die Einreise nach Österreich. Das Formular für die Registrierung in Österreich gibt es hier!
Die grundsätzlichen Regeln für Ein- und Ausreise, sowie die Verpflichtung zur Quarantäne bleiben erhalten.
In der Schweiz hat der dortige Bundesrat, die Corona-Maßnahmen gestern erheblich verschärft. Die bisher schon geltenden Vorschriften wurden um 5 Wochen verlängert. Restaurants, Kultur-, Sport- und Freizeitanlagen bleiben bis Ende Februar geschlossen. Diese Vorgabe betrifft auch Museen, Kinos, Casinos, botanische Gärten und Zoos, sowie Bars, Discotheken und Tanzlokale. „Anlässe“ mit Publikum sind weiterhin verboten. Neu ist jetzt auch die Schließung von Märkten und des Einzelhandels. Ausgenommen sind, wie fast überall, Gewerbe, die Waren des täglichen Bedarfs anbieten. Die Detailregelung lautet zudem:
Kioske, Bäckereien, Tankstellenshops, Apotheken, Drogerien, Optiker, Hörgeräteläden, Telekomanbieter-, Reparatur- und Unterhaltsgeschäfte, Wäschereien, Coiffeursalons, Bau- und Gartengeschäfte sowie Blumenläden dürfen offen bleiben. Dienstleister wie Coiffeursalons, Poststellen, Banken, Reisebüros, Solarien und Waschboxen müssen zwischen 19 und 6 Uhr sowie sonntags schließen – auch in Bahnhöfen und Flughäfen.
Der Schweizer Bundesrat hat zudem eine „Home-Office-Pflicht“ verabschiedet. Arbeitgeber sind jetzt verpflichtet ihre Mitarbeiter, wo immer möglich, ins Home- Office zu schicken. Eine Entschädigung der Mitarbeiter für Miet- und Stromkosten sieht das Gesetz nicht vor.
Die Entscheidung über Öffnung oder Schließung von Hotels und Skigebieten liegt auch künftig bei den einzelnen Kantonen.
Auch Dänemark hat die geltenden Corona-Einschränkungen verlängert. Sie gelten jetzt bis mindestens 7. Februar. Damit bleibt auch der Reiseverkehr nach Dänemark stark eingeschränkt.
Die Regierung in Portugal hat einen harten Lockdown für das ganze Land angeordnet. Ab Morgen darf dort die Wohnung nur noch für Einkäufe, den Weg zur Arbeit und für Arztbesuche verlassen werden. Die Regelung gilt zunächst für einen Monat, soll aber regelmäßig überprüft werden.
In Italien sollen die Notstandsregelungen zur Corona-Pandemie bis 30. April verlängert werden. Innerhalb des Landes unterscheidet man, seit einiger Zeit, verschiedene Risikozonen. Derzeit gibt es Reiseeinschränkungen zwischen 20 dieser Zonen. Was aus den konkreten Entscheidungen nach dem Zerbrechen der italienischen Regierung wird, bleibt abzuwarten.
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