D-RR News 15.01.21 – Warnung / Impfprivileg / Lockdown-Verschärfung / Luftfahrtkrise

Mississippi - Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD
Rüdiger Edelmann

Quo Vadis, Corona-Welt?

Vom großen Aufbruch ins Jahr 2021 ist irgendwie nur in ziemlicher Katzenjammer übriggeblieben. Alle aktuellen Zahlen und Trends weisen eher auf Katastrophenszenario denn auf bessere Aussicht hin und auch Durchhalteparolen könnten perspektivisch ihren Zweck verfehlen oder auf immer weniger Akzeptanz stoßen.Die Lage bleibt bescheiden. Vorm Wochenende haben wir wenig Aussicht auf Freude und Entspannung auch beim Blick auf die Reiseradio-Tagesnews.

 

RKI: Wieler warnt vorm Reisen

Wegen der neuen Corona-Virus-Mutationen rief RKI-Präsident Lothar Wieler gestern zum Verzicht auf nicht notwendige Reisen auf. Alle aktuell bekannten Fälle, in denen die neuen Varianten nachgewiesen wurden, von Reisenden nach Deutschland gebracht worden. Es sei zwar noch nicht abschätzbar, aber diese veränderten Viren könnten sich auch hier durchsetzen und zu noch mehr Infektionen in kurzer Zeit führen. Da die Möglichkeit bestehe, dass sich dadurch die Lage noch verschlimmere, sei das konsequente Einhalten der Schutzmaßnahmen extrem wichtig. Geringe Mobilität gehöre zu diesen Maßnahmen.

Impfprivilegien: Die Diskussion ist da

Die Diskussion wurde öffentlich vom griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsoutakis zu Beginn der Woche angestoßen. Er forderte Reiseprivilegien für alle, die eine Corona-Impfung erfolgreich hinter sich gebracht haben. Im Europaparlament hat Mitsoutakis Sympathien für seinen Vorschlag eingesammelt. Manfred Weber, der Vorsitzender der EVP-Fraktion im EU-Parlament kann sich eine solche Regelung durchaus vorstellen.

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands – Foto: DRV

Der Welttourismusverband WTTC, sowie die deutschen Branchenverbände DRV und BTW sprachen sich gegen solche Privilegien aus. Man befürchte eine Umkehr dieser Idee, was auf ein Reiseverbot für Nicht-Geimpfte hinausliefe, betont Michael Frenzel, der Präsident des Bundesverbands der Tourismuswirtschaft (BTW). DRV-Präsident Norbert Fiebig hält die Debatte derzeit ohnehin für völlig verfrüht und theoretisch, da viel zu wenige Menschen bisher die Chance auf eine Impfung hätten. Außerdem müsse geklärt werden, ob Geimpfte weiterhin das Virus übertragen könnten oder nicht.

Vermutlich werden sich beide Parteien schnell annähern, wenn die Zahl der Geimpften steigt. Beide Seiten haben ein zweifelsfreies Interesse an der touristischen Wiederbelebung.

Nochmalige Lockdown Verschärfung?

Im Hintergrund der Diskussion um Impfprivilegien und Warnung vor Mobilität finden Überlegungen statt, die gegenwärtigen Lockdown-Maßnahmen nicht nur zu verlängern, sondern noch einmal zu verschärfen. Bundeskanzlerin Angela Merkel plant zumindest die nächste Konferenz mit den Ministerpräsidenten vorzuziehen. Fest steht, dass die gegenwärtigen Einschränkungen nicht ausreichen, um die Infektionszahlen auf das Level zu senken, das gebraucht wird um eine Nachverfolgung und Unterbrechung von Infektionsketten zu ermöglichen. Aus allen Richtungen der Politik kommen jetzt Denkanstöße, die vom kompletten Lockdown mit Schulschließungen, Betretungsverboten in Altenpflegeeinrichtungen bis zur kompletten Einstellung des öffentlichen Personennah- und Fernverkehrs reichen. Auch das Thema „Lockdown bis Ostern“ ist in diesem Umfeld schon gefallen.

Auslandsmeldungen

Großbritannien hat ein Einreiseverbot für Ankommende aus Südamerika und Portugal erlassen. Grund dafür sei die aufgetauchte „brasilianische Mutation“ des Corona-Virus. Ausnahmen gibt es nur für britische und irische Staatsbürger, sowie für Ausländer mit Aufenthaltsrecht in Großbritannien.

Frankreich hat gestern erneut eine Ausgangssperre für das gesamte Land erlassen, bzw. die Einschränkungen verschärft. Ab Morgen gilt die Ausgangssperre bereits ab 18 Uhr (bisher 20 Uhr). Bisher waren nur einige Departements mit hoher Inzidenzzahl betroffen. Sport im Freien oder Spaziergänge sind dann ab 18 Uhr untersagt. Wohnungen dürfen nur noch in zwingenden Fällen (familiäre Notlage, Weg zur Arbeit) verlassen werden. Zudem verschärft Frankreich die Grenzkontrollen insbesondere von und nach Großbritannien. Impfungen gehen im Land nur sehr langsam voran. Das Land kämpft zudem mit einer großen Zahl von Impfgegnern oder Skeptikern.

Luftfahrtkrise

Krise ist weltweit. Nicht nur deutsche und europäische Gesellschaften kämpfen ums Überleben. Eine der großen Airlines dieser Welt hat jetzt Bilanz gezogen. Die US-amerikanische Gesellschaft Delta Air Lines meldet einen Jahresverlust von über 12 Milliarden Dollar. Das Management hofft, nach dem Regierungswechsel, auf weitere Staatshilfen von etwa 3 Milliarden Dollar.

Weiterhin in Not: Billigflieger Norwegian – Foto: Norwegian

Der fast in die Insolvenz geschlidderte Billigflieger Norwegian konnte sich nur mit einer Handvoll Inlandsverbindungen über die letzten Monate retten. Jetzt versuchen die Verantwortlichen mit einer neuen Strategie wieder ins Geschäft zu kommen und Investoren zu finden. Die Flotte soll zunächst von 140 auf 50 Maschinen reduziert, das komplette Langstreckengeschäft gestrichen werden. Damit sollen die derzeitigen Schulden der Airline auf einen Wert von knapp 2 Milliarden Euro reduziert werden. Um das zu schaffen, muss man die derzeit stillgelegten Langstecken-Dreamliner (Boeing 787) loswerden. Gleichzeitig prüft man die Insolvenz der „Norwegian – Auslandsgesellschaften“ in Großbritannien, Frankreich, Italien und den USA. Dort ist offensichtlich das „Langstreckengeschäft“ der Gesellschaft angesiedelt. So will man wohl Maschinen wie Personal loswerden. Noch nicht geklärt ist, wie Norwegian mit den Bestellungen für rund neue 150 Maschinen, sowohl bei Boeing als auch Airbus umgehen wird.

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