Kommentar: Das Zuversichtsplakat
Die Zuversicht. Die hängen im Moment alle raus. Alle, die mit Reisen Geld verdienen wollen. War die Krise eigentlich ohnehin schon vorbei? Stimmten die Umsatzzahlen nicht ohnehin schon wieder?
Ach ja, der Umsatz, nicht die Gästezahl. Aber auch das wird jetzt wieder gut: Inflation zurück auf normal (Hat sich dafür mal jemand beim Wirtschaftsminister bedankt?) und die Tarifverhandlungen haben in vielen Branchen Geld in die Privatkasse der Menschen gespült. Also muss das doch funktionieren.
Der Sommer 24 wird großartig und eigentlich sieht es auch so aus, wenn Veranstalter verkünden, auch schon 60 Prozent der Gästezahl für die Hauptsaison bereits im Sack zu haben und der „Rest“ komme schon noch. Schließlich bliebe die Türkei günstig und Reisen nach Dubai seien sogar billiger geworden. Das wird die Kleinfamilie interessieren. Oder etwa nicht?
Schöne NEUE Welt
Die Reisewelt ist wieder schön und das mit der Zahl der geringeren Flugpassagiere kriegen wir auch noch hin (Klimaaktivisten werden bei dieser Aussage verzweifeln).
Okay, vielleicht mit Ausnahme der Lufthansa. Die brilliert mit einer Gewinnwarnung. Der Konzern erwartet, dass das Betriebsergebnis im zweiten Quartal unter dem des Vorjahres liegen wird. Und bezogen aufs Gesamtjahr kalkuliert man jetzt mit nur noch 2,2 Milliarden Euro Gewinn, statt der 2,6 Milliarden im Vorjahr. Schuld seien die inzwischen bei LH beigelegten Tarifauseinandersetzungen. Beißt sich irgendwie mit dem Jubel über mehr Geld in der Tasche der Normalurlauber?
Glücklicherweise, so die Erkenntnisse, gibt es ja noch die ansonsten gern gescholtenen „Best Ager“. Die Senioren gönnen sich was, wenn sie denn können. Die Aussage ist so sinnig, wie der Luxusreisen-Boom.
Welche Schlussfolgerung?
Was ist nur los? Ist die Lage so kritisch, dass (fast) alle nochmal betonen müssen, wie gut es ihnen geht und alle Krisen nun überstanden sind?
Oder: Muss man die Krise nochmal herausarbeiten, um eine vielleicht wirklich großartige Lage zu relativieren: Jetzt geht’s uns wieder besser, nachdem es uns zwischenzeitlich (tatsächlich) ziemlich schlecht ging.
Manchmal ist die Reiseindustrie eine seltsame Branche. Der Urlauber aber ist es auch. Denn so schlecht, wie beschworen, kann es uns allen dann auch wieder nicht gehen.
3 Fragen bleiben
Nummer 1: Wer hat recht?
Nummer 2: Ist das alles nur Politik?
Nummer 3: Was geschieht nun mit den wirklichen Problemen unserer Zeit?
Eingeschränkter Luftverkehr
Heute wurden die Verbindungen von Lufthansa nach Tel Aviv und Amman und Erbil wieder aufgenommen. Die Verbindungen nach Teheran und Beirut, so ein LH-Sprecher gestern, würden frühestens am Freitag wieder aufgenommen. Die Entscheidung darüber sei aber noch nicht getroffen. Der iranische Luftraum wird von Maschinen der LH-Group derzeit auch bei Überflügen nicht genutzt.
Nach dem Angriff Irans auf Israel am letzten Wochenende war der Flugverkehr in die Region Nahost stark reduziert. Die Lufthansa-Gruppe (also neben LH auch Austrian und Swiss) hatte die Linienflüge nach Tel Aviv, Beirut (Libanon), Teheran (Iran), aber auch nach Amman (Jordanien) und Erbil (Irak) eingestellt.
Wird der Spanientourismus den Spaniern zu viel?
Die Meldungen über Demonstrationen auf Teneriffa, Mallorca und in Barcelona bestimmen derzeit die Öffentlichkeitsdiskussion im Land. Dabei geht es um die schiere Menge, aber auch um die Auswüchse in Sachen Sauf- und Partytourismus, sowie Städtereisen. Begründung: Zu viel Tourismus stehe für Umweltzerstörung, Staus, Wohnungsnot, sowie Preisanstieg und Wassermangel. Genannt wird auch die Überlastung des Gesundheitssektors und der Abfallentsorgung. Investitionen in den Tourismus belasteten andere Wirtschaftsbereiche, wie zum Beispiel die Landwirtschaft.
Hotspot der Proteste war in der letzten Woche insbesondere die Kanareninsel Teneriffa. Ab dem kommenden Wochenende sollen dort Großdemonstrationen folgen. Touristiker und insbesondere Hoteliers wiederum fordern Mäßigung. Das deutschsprachige „Mallorca-Magazin“ zitiert den stellvertretenden Chef des Hotelier Verbandes „Ashotel“ mit den Worten:
Lasst doch die Kuh, die uns Milch gibt, in Ruhe!
Die Aktivisten wiederum betonen, dass man keinen Krieg gegen Touristen führen wolle, sondern nur auf die angespannte Situation reagiere. Es gehe um die Rettung eines ehemaligen Paradieses auf Teneriffa. Unterstützt wird der Protest u.a. vom spanischen Biologen und Dokumentarfilmer Felipe Ravina. Er sagt:
Seit Jahren werben wir für uns als weltweit einzigartiges Naturreiseziel, aber der Tourismus zerstört das Produkt, das wir verkaufen.
Zeitenwende bei den Bereisten? Hier ist auch ein korrektes Verhalten der Reisenden gefragt.
Reiseradio-Kommentar: Saufgelage sind da nicht zuträglich. Wir müssen unser eigenes Reiseverhalten generell überprüfen, wenn sogar schon die Anwohner am Jakobsweg über zu großen Andrang klagen.
Olympia und die Sicherheit
Frankreich macht sich Gedanken um seine Sicherheit und hat für den zeitlichen Großraum rund um Olympia in Paris mindestens stichprobenhafte Grenzkontrollen zwischen Mai und Oktober angekündigt. In den Reisehinweisen des Auswärtigen Amts in Berlin steht:
In Zusammenhang mit den bevorstehenden Olympischen und Paralympischen Spielen hat Frankreich zwischen dem 1. Mai und dem 31. Oktober 2024 an seinen Landesgrenzen zu Deutschland, Belgien, Luxemburg, der Schweiz, Italien und Spanien sowie an allen Luft- und Seegrenzen vermehrte Kontrollen der Grenzpolizei und der Zollbehörden angekündigt. Diese sollen stichprobenartig erfolgen.
- Verzögerungen und Wartezeiten im grenzüberschreitenden Verkehr können nicht ausgeschlossen werden. Reisende – auch Kinder – müssen in der Lage sein, sich durch gültige Reisepässe oder Personalausweise auszuweisen. Führerscheine oder Geburtsurkunden für Kinder genügen nicht.
- Führen Sie stets ein gültiges Reisedokument mit.
- Überzeugen Sie sich als Fahrer eines Kraftfahrzeugs stets davon, dass Ihre Mitfahrer gültige Grenzübertrittspapiere mit sich führen.
- Beachten Sie Anzeigen auf den Autobahnen, Absperrungen und Warnhinweise.
Einfacher durch Mautstrecken
Wir Deutschen sind es kaum gewöhnt, insbesondere auf Autobahnen zur Kasse gebeten zu werden. Bei unseren europäischen Nachbarn gibt es entweder die flächendeckenden Autobahn-Mautgebühren, die pauschal per Aufkleber bezahlt werden müssen (Österreich und Schweiz), oder aber den bisher eher umständlichen Stopp an zahlreichen Mautstationen (Frankreich, Italien, Spanien oder Portugal).
Freeflow gegen Staus
Dort aber tut sich seit geraumer Zeit etwas. „Freeflow“ ist auf dem Vormarsch. Das bedeutet, dass ein elektronisches Portal auf der Autobahn, die Durchfahrt automatisch erfasst und zugleich das Nummernschild ablichtet. Es gibt keine Schranken oder breitspurige Passagen mehr.
Wer eine Mautbox installiert hat, der merkt von der Durchfahrt höchstens ein leises Piepsen. Die Abwicklung der Zahlung ist nach Land und Autobahnbetreiber unterschiedlich. Teils muss die Maut direkt beim Betreiber via Internet, bei einem Inkasso-Partner vor Ort oder anderweitigen Einrichtungen bezahlt werden. sich Die Zahlungsfristen sind unterschiedlich und betragen zwischen 72 Stunden in Frankreich und 14 Tagen in Italien. Wer nicht innerhalb der Frist seine Kosten begleicht, bekommt ein Bußgeld, das innerhalb der EU auch bei uns vollstreckt wird.
Bip & Go
Ein Mautbox-Angebot ist „Bip&Go“. Man meldet sich beim Kauf an und erhält eine monatliche Rechnung. Wichtig ist, dass man im Kundenbereich das Kennzeichen angibt. Wechselt man das Fahrzeug sowie die Kennzeichennummer, aktualisiert man es spätestens 24 Stunden vor der Reise. Sollte es dennoch zu einer technischen Panne oder einer Reklamation kommen, kann das Nummernschild problemlos mit dem jeweiligen Konto in Verbindung gebracht werden.
Zu den provisionsfreien Mauten wird eine monatliche Nutzungsgebühr hinzugerechnet. Dafür stehen die Modelle „Pauschalpreis“ für die regelmäßige oder „A la Carte“ für die gelegentliche Nutzung zur Auswahl. Der Mauttransponder ist nicht fahrzeuggebunden und kann in PKWs, Camper (in Frankreich bis 3 Meter Höhe und 3,5 t beschränkt) oder für Motorräder eingesetzt werden.
Campingtrends
Caravaning steht bei deutschen Urlaubern weiterhin hoch im Kurs, sagt der Caravaning Industrie Verband e.V. (CIVD). Zwischen Januar und März seien insgesamt 24.835 Freizeitfahrzeuge in Deutschland neu zugelassen worden. Dies entspreche einem Plus von rund 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Dabei hat die Zulassung von Reisemobilen um 7,2 Prozent zugelegt. Trotz eines Anstiegs bei den Neuzulassungen im Februar verzeichnet das Caravan-Segment einen Rückgang um 4,9 Prozent im ersten Quartal des Jahres 2024.
Ein gutes Zeichen für die Branche, so der Verband, sei die anhaltende Beliebtheit der Urlaubsform. Diese Entwicklung zeige, dass die Vorzüge des mobilen Urlaubs wie Freiheit und Individualität für die Menschen in ihrer Freizeitgestaltung immer wichtiger würden.
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