D-RR News 28.06.23 – Wetter, Streik & Deutsche Alternativen

Foto: Katzensprung

Reiseradio-Kommentar: Es bleibt schwierig

Rüdiger Edelmann – Foto: Holger Leue

Bei aller so (angeblich) positiver Zahlen geht die Berg- und Talfahrt im Bereich des Verreisens weiter.

Arbeitskampf

Streiks prägen unterschiedliche Branchen und das nicht nur bei uns. Wir warten derzeit, wie sich der Konflikt zwischen der Deutschen Bahn und der EVG weiterentwickelt. In London konnten sich Gewerkschaft und die Flughäfen einigen, der großflächige Streik am Flughafen London-Heathrow ist kein Thema mehr. Dafür droht ein Tarifkonflikt im schwedischen Luftverkehr Anfang Juli.

Wetter

Es spielt verrückt. USA-Reisende sind davon seit einigen Tagen betroffen. Schwere Gewitter beinträchtigen den Betrieb im Osten der Vereinigten Staaten, von Boston im Norden bis nach Orlando im Süden. Im Südwesten stöhnt das Land unter einer Hitzewelle von Arizona bis Louisiana. Ein Schelm, der immer noch denkt, das läge nicht am Klimawandel.

Bei uns hingegen hat der Urlaubreiseverkehr begonnen und offensichtlich hat das erste Ferienwochenende in NRW nicht gleich zur großen Krise geführt. Wäre auch ein Armutszeugnis gewesen, aber wir kennen die Umstände.

Geld

Wie schon am Montag angesprochen, kommen immer mehr Umfragen zu der Erkenntnis, dass sich rund ein Viertel der Deutschen einen eigentlich gewünschten Urlaub nicht leisten können. Der Report der Verbraucherzentralen spricht gar von 56 Prozent der Befragten, die gezwungen seien zumindest Teile des Urlaubs zu streichen.

Wir reden heute auch mal über Alternativen. Ursprünglich „kleine Fluchten“ könnten größer werden und zum Urlaub mutieren. Das ist des Nachdenkens wert, auch für eine Branche, die in den letzten Monaten vor Aufschwungsstolz, zumindest nach außen, schier zu platzen schien.


Wetterkapriolen in den USA

IAD-Airport: Warten auf Abflüge – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Schwere Gewitter und Starkregen behindern den Flugverkehr im Osten der Vereinigten Staaten. Seit Tagen. Große Drehkreuze (JFK, ERW, DTW, ORD, DCA, IAD, BWI, ATL, MCO) waren und sind davon betroffen. Fast 10 Tausend Flüge waren in den letzten Tagen verspätet oder wurden gestrichen. Für die großen Netz-Airlines wie Delta, United und American ist dies nicht nur eine organisatorische Katastrophe, denn die Aussichten bestehen aus Fortsetzung dieser Wetterkapriolen vor einem der flugintensivsten Wochenenden, rund um den 4. Juli (Independence Day).  

Streik in Schweden

Streik an großen schwedischen Airports (Symbolbild) – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Wie bei uns hat das Sicherheitspersonal Streiks angekündigt. Betroffen sind drei große Airports, Stockholm-Arlanda, Stockholm-Bromma, Malmö und Göteborg-Landvetter an unterschiedlichen Tagen bis Mitte Juli. Erster Streiktag an allen betroffenen Airports soll der kommende Montag sein (3. Juli).

Weiterhin betroffen sein wird Arlanda am 5. und 12. Juli jeweils für 24 Stunden. In Bromma und Göteborg-Landvetter sind Arbeitsniederlegungen für den 7., 10, und 14. Juli geplant.

Die „Swedavia Airports“ haben mitgeteilt, dass man an den Streiktagen zumindest das Fliegen mit Handgepäck ermöglichen will. Die Sicherheitskontrolle des eingecheckten Gepäcks werde an diesen Tagen vermutlich nicht möglich sein. Darüber hinaus verweist man auf die durchführenden Fluggesellschaften und deren Informationen und Verantwortlichkeiten.

Kleine Distanz – großer Urlaub

Wenn gemeinhin immer öfter der nicht mehr finanzierbare Urlaub in die Schlagzeilen gerät, gilt es nachzudenken. Bei Anbietern, Veranstaltern aber auch bei den Urlaubenden selber. Betroffen von der Geldknappheit sind in der Regel Haushalte mit einem Einkommen unter 2.500 Euro im Monat. Angesichts von Inflation und steigenden Rohstoffpreisen kann sich eine drei oder vierköpfige Familie mit Kindern den bisher üblichen Sonnenurlaub in Spanien oder der Türkei finanziell abschminken.

Doch wie lassen sich Alternativen finden, die den Geldbeutel schonen, aber trotzdem ein spannendes und gleichzeitig sogar nachhaltiges Urlaubserlebnis möglich machen?

DJH-Muff ist passé

Sieht heute anders aus. Hier: Jugendherberge Bayreuth – Foto: DJH-Bayern

Die Deutschen Jugendherbergen sind nicht mehr das, was viele Erwachsene aus Kindheitstagen kennen, auch wenn sich mitunter der obligatorische Hagebuttentee noch im kulinarischen Angebot befindet. Die Familienangebote es DJH bieten zahlreiche Urlaubsmöglichkeiten, die sowohl Kids als auch Erwachsenen Erholung und Erlebnis garantiert. Der Blick auf die Website des DJH mag anderen, aber nicht weniger attraktive Ferien bieten. Preisbewusster ist er in jedem Fall. Die Angebote überraschen, sowohl was die Unterkunft als auch die Ziele betreffen.

Mikroabenteuer mit „Katzensprung“

Foto: Katzensprung

Die Begrifflichkeit vom nachhaltigen „Mikroabenteuer“ spricht Bände. Katzensprung ist ein Verbundprojekt der Partner Verband Deutscher Naturparke e.V., dem Institut für Nachhaltige Ernährung und Ernährungswirtschaft an der FH Münster, der Technische Universität Berlin – Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre (TUB) sowie der Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH.

Was nach abgehobener Wissenschaft klingt, setzt Maßstäbe, die alles andere als langweilig sind und im inhaltlichen Angebot, sehr unterschiedlich sind. Das beginnt schon mit „normalen“ bis ungewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten. Es geht weiter über Ziele, an denen wir mitunter achtlos vorbeigefahren sind und bietet außergewöhnliche Programmangebote. Gemeinsam ist den „Katzensprung“ Urlauben, dass sie in wunderschönen und teilweise geschützten Landschaften deutscher Naturparke und Biosphärenreservate stattfinden.

Foto: Katzensprung

An Attraktivität stehen sie den Standard-Pauschalurlaub in Nichts nach, sie sind nur anders. Da gibt es Hausbooturlaub genauso, wie die Übernachtung im Weinfass, in Schäferwagen oder Baumhäusern. Inhaltlich kann man Bekanntschaft machen mit Lamas in der Rhön, Eseln im Bayerischen Wald, Robbenbabys auf Helgoland, Störchen in Brandenburg oder Wölfen im Wendland. Die Angebote umfassen Reiterurlaub und Fahrrad-Glamping, Wasserwandern und E-Bike-Touren und viele weitere Überraschungen. Allen Angeboten ist gemein, dass man per Urlaub etwas für den Klimaschutz tun kann und dass sie nicht überteuert sind.

Die Projekt-Website beschreibt „Katzensprung“ so:

Ungewöhnliche Übernachtungen, spannende Reiseerlebnisse, köstliches Essen und vielfältige Mobilitätsangebote für den perfekten Urlaub in Deutschland finden? Kein Problem bei Katzensprung!

Ob Abenteuer in der Natur oder luxuriöse Schlafmöglichkeiten – bei unseren Katzensprüngen ist für jeden etwas dabei. Und das Beste daran? Es erspart dem Klima jede Menge CO2, wenn ihr Urlaub vor der Haustür macht, statt in den Flieger zu springen.

TUI sucht Zug

TUI-Reisebüro in Berlin (Symbolbild) – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

War nicht alles schlecht, früher. Ich erinnere mich an eine Recherchereise mit der TUI nach Italien mit dem eigenen Auto. Das stand „Huckepack“ auf Transportwagen, die an den damals noch existierenden „TUI Ferien Express“ angehängt waren. Bequeme Anreise im Schlafwagen, Speisewagen an Bord nach Genua. Heute würde man auch noch „klimafreundlich“ dazu schreiben.

Jetzt will die TUI Group zu solchen Dingen zurückkehren und mehr Bahnreisen anbieten. TUI-Chef Sebastian Ebel sagte in einem Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“, dass man dafür Bahnpartner in Europa suche.

In den nächsten fünf Jahren sollen, nach seiner Auskunft, zehn Strecken mit regelmäßigen Verbindungen entstehen. Ein Pilotprojekt im letzten Winter war erfolgreich, die Chance das Angebot ganzjährig anzubieten, steigt also. Der TUI Ferien Express war bis Mitte der 1990er-Jahre im Einsatz und wurde dann eingestellt.

Fisch-Genuss-Route bewirbt Outdoor-Erlebnis

Schlafhängematte – Foto: Kurverwaltung Wurster Nordseeküste

Wohnmobilisten, Bulli-Fahrer und „Vanlifer“ lieben ihre Sommer-Outdoor-Saison. Was dann zählt, sind möglichst viele Sonnenstunden und gute Stell- und Schlafplätze. Schlafen am und auf dem Wasser kann auch, wer mit Rad, Auto und der Bahn reist.

Die Deutsche Fisch-Genuss-Route, zwischen Bremen, Bremerhaven, Cuxhaven, Hamburg, entlang der Elbe nach Glückstadt und Brunsbüttel wirbt mit dem Dreiklang „Schauen, Schlemmen, Schlafen“.  Auf 220 Kilometern mit dem Rad und 320 Kilometern mit dem Fahrzeug verbindet sie die spannendsten Fischorte und -erlebnisse an Weser, Elbe und Nordsee. Auf dem Wasser lassen sich die Orte per Segel- oder Motorboot, SUP- oder Kanu ebenfalls gut erreichen.

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