
Auf Usedom ist immer was los. Das soll die Botschaft werden. Ganzjährig attraktiv? Hier ist das Reisetagebuchs zur Testrecherche auf Deutschlands östlichster Insel.
Mal vorweg geschrieben…
Man hat viel gelesen in der letzten Sommersaison von Gästen, die zwar glücklich waren in ihrem Urlaubsziel auf Usedom, aber gerne noch etwas glücklicher gewesen wären. Abstriche vom Spaß gibt und gab es seit Jahren für die Anreise auf die Insel, die insbesondere an Wochenenden vom Dauerstau zwischen Wolgast und Ahlbeck bzw. Anklam und Trassenheide geprägt sind. Wer in sein Quartier oder wieder nach Hause will, steht in der Saison ungewollt im Stau.
Allen sonnenhungrigen Badegästen, die die insgesamt 42 Kilometer wundervollen Sandstrand genießen, sind in der Hochsaison genervt von An- und Abreise. Natürlich wird daran gearbeitet. Die Ortsumgehung von Wolgast und eine neue Zufahrtsbrücke nach Usedom sind in Planung. Aber die Realisierung wird noch eine Weile dauern.

Ein Problem lösen
Die Touristiker auf der Insel kennen das Problem seit Jahren. Einige erfolgreiche Bemühungen, Besuchende auch auf die Attraktivität des Inselinneren, dem Achterland, hinzuweisen gelingt inzwischen schon recht gut. Trotzdem: Dass Meer zieht magisch an und die Mehrzahl der Gäste findet sich dann doch am Strand wieder.

Das Ganzjahresziel & die Reiseradio-Recherche
Der nächste Schritt heißt jetzt: Usedom als Ganzjahresziel attraktiv machen. Das ist leicht gesagt, will gut geplant sein und setzt voraus, auch Gäste im November oder Januar von Usedom als Ferien- und Erholungsziel zu überzeugen. Hier kommt jetzt die Reiseradio-Recherche ins Spiel.
Gerne wollte ich mich überzeugen, ob dies funktionieren kann und daraus folgt jetzt ein Besuch von 5 Tagen, mitten im November 2025.
Es wird ein subjektiver Test, der zumindest die Frage beantworten soll, ob mich das Urlaubsangebot in der absoluten Nebensaison überzeugen kann. Außerdem soll er klären, wie schwer oder leicht man’s hat, wenn es um die Infrastruktur beim Laden von Elektroautos geht. Bis zur Insel (Anklam) hat das ja schon mal prima geklappt. Wie es weitergeht mit dem Laden? Auch das wird sich zeigen.

Bleibt dran, liebe Lesenden und erfahrt, ob ich am Samstag nach Hause fahre, überzeugt von der Sonneninsel im Winter oder nicht.
Natürlich wird es viele Details geben, die zeitnah auch als Podcast zu hören sein werden. Hier zunächst das tägliche Update über eine spannende Recherche.

Montag 10. November 25: Zum Einstand eine „See“rose

Im November auf eine Insel zu reisen ist nicht immer spaßig. Ich bin gespannt, als ich mich am Mittag in Richtung Usedom auf dem Weg mache. Nach einer unerwarteten Herbsttraumwoche, die ich genutzt habe, mich dem brandenburgischen Rheinsberg zu widmen, steige ich bei Nebelnässe und leichtem Nieselregen in Berlin ins Auto. Heute macht Autofahren keinen Spaß. Es ist ein Trip der fast durchgehend von Sprühwasser auf der Scheibe geprägt ist. Nieselregen, Nebel, November.
Und dann, kurz vor Anklam und der Brücke zur Insel hört es auf zu regnen. Für einige Minuten kommt sogar die Sonne durch. Wenn das kein gutes Zeichen ist.
Das erste Hotel
Eine gute halbe Stunde später biege ich im Loddiner Ortsteil Kölpinsee rechts ab und fahre in Richtung Strand. Am Ende der Straße wartet das Strandhotel Seerose. Der Empfang ist herzlich, das Zimmer wundervoll und alles sieht frisch renoviert aus. Neuester Stand der Technik, warme Gemütlichkeit und viel Platz.

Das Bad ist ebenfalls neu, frisch, sauber und im November schön warm. Besonders fasziniert hat mich ein kleiner Lautsprecher im Waschtischbereich, der einem Musik nach Wahl in großartiger Soundqualität überträgt. Herrlich. Da freue ich mich auf morgen früh und den Sound meiner Lieblingsmusik zum Aufwachen.

Die durch die einsetzende Dunkelheit getrübte Aussicht vom Balkon geht raus auf den Kölpinsee und links daneben die Ostsee. Welch ein Idyll.

Der Weg zum Strand muss trotz Dunkelheit sein und das Abendmenü ist geprägt vom kulinarischen Genuss. Wenn das Halbpension ist, dann hat die „Seerose“ eine wundervolle Küche. Gebratener Ziegenkäse mit Aprikosenconfit und Spinatsalat, Schellfisch auf Zwiebel-Paprika-Gemüse mit Ricotta gefüllten Ravioli, weiße Mousse au Chocolat mit Erdbeereis.



Wohlfühlgefühl

Zum Einstand, spätestens dann merkt man, dass man in Mecklenburg-Vorpommern ist, wartet ein Bernstein Weizenbier aus der Störtebeker-Braumanufaktur in Stralsund. Zum Hauptgang bestelle ich mir einen herrlichen französischen Chardonnay. Zum Abschluss Espresso und als Krönung der großartige Service von Martyna. Sie macht den Abend auch zur menschlichen Begegnung. Ein netter Plausch verschönt den Abend. Vielen Dank, Bardzo dziękuję!

Wenn ich mir jetzt vorstelle, hier eine Woche Urlaub zu machen, zwischen toller Atmosphäre, einem Spa- und Wellnessangebot, dem Schwimmbad und langen Spaziergängen, ist mir der November vor der Tür ziemlich egal. Usedom zu jeder Jahreszeit. Hier würde ich das sofort unterschreiben.
Morgen rede ich auch noch Inhaber Gerd Schulz. Ich bin gespannt auf das Gespräch über Geschichte und Philosophie der „Seerose“ und vor dem Frühstück wartet das Schwimmbad.
Dienstag 11. November 25: Karls Erdbeeren, Hintergründe zum Tourismus und ein schwimmendes Hotel

Das Wetter kann heute leider nicht zu 100% überzeugen. Auch auf Usedom ist November und heute ist es zu spüren und zu sehen. Leichte Regenschauer immer mal wieder und reichlich Dunst, der am Abend zum Nebel mutiert.

Usedom als Ganzjahresziel und wie man das schafft? Der „Seerose“-Inhaber Gerd Schulz sagt im aufgezeichneten Interview, sein Hotel sei das schon längst. Dafür müsse man aber auch Einiges an Engagement zeigen und dürfe sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen.

Am Nachmittag gibt es weitere Erläuterungen vom Geschäftsführer Usedom Tourismus, Michael Steuer. Viele Pläne seien schon realisiert worden und die Monate mit den roten Umsatzzahlen reduzierten sich bereits seit einigen Jahren. An den Problemen der Hauptsaison, von Stau bis alternative Verkehrsverbindungen arbeite man erfolgreich. Gut Ding braucht eben auch Weile. Die Details dazu gibt es demnächst als Podcast.
Die Zeit vertreiben, wenn‘s regnet

So wie Erdbeeren immer gehen, so geht auch ein Besuch in einem der vielen Karls Erlebnisdörfer. Auf Usedom lockt hier Koserow.

Karls Erlebnisdorf

Wer mit Kindern unterwegs ist, schätzt die Angebote. Derzeit baut Karls gerade eine Eisbahn auf, die den Winter-Bewegungsspaß für die Kids liefern soll. Die Zahl der gesammelten Kaffeekannen ist inzwischen auf über 40.000 gestiegen. Die Reportage inklusive des berühmten „Pferdesalbe“-Songs wird auch demnächst zu hören sein.

Der Erdbeerrausch, Verzeihung: Erdbeerkaufrausch, hat sich dann auch eingestellt. Erdbeerkonfitüre, Sanddornbonbons und Eierlikör zum Öffeln mussten mit. Zwingend, unbedingt, auf jeden Fall.

Einen Blick gab es auch auf die noch vergleichsweise neue Seebrücke von Koserow. Es ist eine völlig neue Architektur. Keine Seebrücke, die einfach gerade ins Meer ragt. Nein sie schlängelt sich gewissermaßen in mehreren Bögen aufs Wasser hinaus. Das ist schön, sieht gut aus und liefert zudem ein neues Erlebnis.

Unbeeindruckt davon sind allenfalls die Möwen. Denn Fischbrötchenesser kann man auf dieser Seebrücke genauso gut „angreifen“ und bestehlen. Der Fischladen am Zugang erleichtert dies natürlich erheblich.
Schiff ahoi oder Boot im Hafen

Nein, es ist nur ein Boot. Ein Hausboot zudem, auf dem ich heute übernachten werde. Es liegt mit vielen Schwester“schiffen“ gut vertäut im Yachthafen Peenemünde. Bisher hieß der Nordhafen und liegt ziemlich abgeschieden in der Nord-Usedomer Landschaft, mit direkten Wasserzugang zur Peene Mündung in die Ostsee. Es schaukelt nicht, denn das Wasser ist glatt wie der berühmte „Babypo“.

Die Warnung lässt sich aber im Prospekt ablesen. Ab Windstärke 8 könne es unangenehm werden, dann aber würden die Boote für Besucher gesperrt. Dem freundlichen Empfang durch den Hafenmeister folgt die Einschiffung (okay, Koffer an Bord 😉).


Das Innere der „Floating Houses“ überzeugt. Trotzdem, denk ich mir so, mit 4 Erwachsenen könnte es etwas eng werden. Dies ist aber der Blickwinkel des Wintergastes, der die Außenterrasse nicht nutzen kann. Schaut selber, wie schön das sein kann, auch wenn diese „Boote“ niemals in See stechen werden.

Ob die Infrastruktur im Yachthafen im Sommer vorhanden ist, weiß ich nicht, aber hoffe ich. Außerhalb der Saison hilft nur einkaufen, selber kochen, den Kamin anzünden und romantisch sein.
Wolkig bis heiter morgen?
Ich gehe jetzt jedenfalls schlafen und hoffe, dass der Wetterbericht für Morgen wahr wird. Trocken soll es sein und sogar die Sonne könnte mal blinzeln. Für den Morgenkaffe hab ich gesorgt und dann geht’s weiter mit der Reise über eine Insel in der Nebensaison.
Mittwoch 12. November 25: Floating Houses, Peenemünde, Geschichte, Zinnowitz, Zempin & Balmer See

Der Tag beginnt entspannt und sogar die Sonne zeigt sich hinter dünnen Wölkchen im Nordhafen von Peenemünde (oder muss man inzwischen Yachthafen sagen?) War die Wasseroberfläche gestern Abend noch so glatt, wie es nur irgend geht, so zeigt sie heute Morgen ein Kräuseln und zwischendrin bewegt sich sogar mein schwimmendes Ferienhaus. Geschlafen habe ich wunderbar, was sicher auch daran liegt, dass fast kein Mensch im Hafen ist und so bleibt es herrlich ruhig. Wird die Stille zu toppen sein?

Floating House Führung
Nach Duschen, Anziehen, Aufräumen und Einpacken warten der selbstgebraute Kaffee und zwei Pain de Chocolat auf dem Esstisch. Kurz vor 10, ich bin gerade am Gepäck einladen, steht Michael Kaatsch, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb von Floatinghouses an der Reling. Spontan beschließe ich, dass er mir und Euch akustisch das schwimmende Ferienhaus erklären soll. Dabei, Ihr werdet es im Podcast hören, handelt es sich trotzdem nicht um Fake-News, nur hatte ich den persönlichen Vorteil alles schon am Vorabend alleine erkundet zu haben.
Wir haben fast ne ganze Stunde geplauscht, über Urlaub, Ferienhäuser, Floatinghouses und über die vielen Möglichkeiten der Urlaubsgestaltung. Ja, auch über falsche Erwartungen. Wer morgens sein Frühstücksbuffet erwartet, sitzt definitiv und ganz wörtlich im falschen Boot. Wartet auf die Tipps. Podcast kommt bald.
Geschichte erleben

Wer nach Peenemünde kommt, sollte sich auf jeden Fall auch den Besuch im „Peenemünde Museum“ auf den Plan schreiben. Zur Nebensaisonrecherche gehört ja auch zu checken, was an Attraktionen, Museen, und Beschäftigungsmöglichkeiten nicht nur vorhanden, sondern auch geöffnet ist.
Dieses Museum gehört dazu, auch wenn über Weihnachten und Silvester ein paar Aus-Tage vorhanden sind. Es ist ein technisch-historisches Museum, das den Schwerpunkt ganz klar auf die Geschichte des Kraftwerks und der Heeresversuchsanstalt zur Nazizeit legt.


Kai Jores vom Museum hat mir das Gelände, das dazugehörige Museum gezeigt und Hintergründe erläutert. Auf jeden Fall ein Ausflugstipp für einen nassen Tag auf Usedom. Es ist eine sehr lebendige Geschichtsstunde, die ich da erleben durfte. Selbst wenn man mit Kindern und Jugendlichen on Tour ist lohnt sich der Besuch. Spezielle Führungen für Kinder gibt es nach Voranmeldung auch an bestimmten Tagen. Die genauen Tipps werdet Ihr im Podcast finden und außerdem gibt’s noch einen zusätzliche Extra-Talk. Demnächst

Zinnowitz

Auf der Suche nach Ausflugsmöglichkeiten hab ich dann noch Zinnowitz erkundet. Da es im Winter mit dem Baden im Meer so ne Sache ist, empfehle ich einfach mal die Bernsteintherme. Vorteil: Hier kann man indoor aber im Meerwasser schwimmen und planschen. Mit Kids sicher ideal. Ein zweites Bad, die Ostseetherme in Ahlbeck gibt es auch noch.

Das Städtchen verfügt auch über eine Bühne des Vorpommerschen Landestheaters. In der „Blechbüchse Zinnowitz“ wird u.a. Kindertheater gespielt. Lohnenswert, nicht nur bei schlechtem Wetter.

Kunst und so

Es gibt auch explizite Usedomer Künstler. Einer von Ihnen war Otto Niemeyer-Holstein. Sein Gedenkatelier zwischen Zempin und Koserow ist ebenfalls einen Besuch wert. Er war sicher kein völlig unumstrittener Künstler, alleine schon durch sein durchgehendes Engagement auch zwischen 1933 und 45. Lohnenswert ist der Besuch seiner Wirkungsstätte trotzdem.

Otto Niemeyer-Holstein hatte in testamentarisch verfügt, dass nach seinem Tod, seine Wirkungsstätte „Lüttenort“ genau so erhalten bleiben sollte, wie zu seinen Lebzeiten. Man erreicht das Atelier nur von Zempin aus über eine schmale Straße durch Wiesen. Das geht auch per Fahrrad oder zu Fuß.
Etwas im Zeitdruck bin ich trotzdem mit dem Auto hingefahren, habe aber den Novembersonnenschein anschließend noch für einen Spaziergang genutzt und dabei ein (wie ich finde) wundervolles Foto in der Natur gemacht.

Der Balmer See und sein Golf Hotel

Nein, ich spiele nicht Golf, aber auch ich kann nachvollziehen, dass dieses wunderschöne Hotel an einem bezaubernden Platz steht. Jetzt, während ich gerade schreibe, ist die Nacht eingekehrt und es ist, vom Wind abgesehen, völlig still. Wer Ruhe sucht ist hier im Hotel und in den wunderschönen Zimmern (auf mehrere Einzelhäuser verteilt) genau richtig. Die SPA-Landschaft unterstreicht das zusätzlich.

Das Hotel am Balmer See besitzt zudem eine riesige Golf-Anlage mit insgesamt 45 Löchern. Das ist einer der Gründe meines „Hier-Seins“. Denn man hat für Sportfreunde „Winter-Golf“ ausgerufen. Große Teile der Courts sollen ganzjährig bespielbar sein und bleiben.

Darüber und selbstverständlich auch übers Hotel werde ich morgen früh mit Hoteldirektor Bernd Heselhaus reden. Mal sehen, was er mir sonst noch berichten kann. Immerhin: DER Nebensaison-Golf-Ort der Insel ist schon mal gefunden. Mehr dann im morgigen Report.
Backfisch
Heute Abend habe ich im Restaurant die leichtere und feinere Variation von Backfisch kennen- und lieben gelernt. Der kross im Backteig ausgebackene Zander wird hier auf einem Bett von Kräutern, gehacktem Ei, Radieschen, Senfgurken und Kartoffelstückchen serviert,. Wer dazu Kartoffelsalat sagt, ist kulinarischer Banause. Sag ich jetzt mal.

Damit ist der Tag fast am Ende und das Bett ruft, denn Morgen gibt es neue Dinge zu erleben, mitten in der Usedomer Nebensaison
Donnerstag 13. November 25: Balmer Golf, Toter Hangar, Dargener DDR und Mellenthiner Bier
Ich weiß, diese Schlagzeile gibt meine Tageserlebnisse nur sehr bedingt wieder. Aber so war’s nun mal.

Der Tag aber begann mit einer Tasse Milchkaffee, die ich einfach fotografieren musste, als sie so auf dem Frühstückstisch stand, vor einem Fenster und dahinter der Balmer See im Achterland von Usedom.

Das Golf & mehr Hotel
Vorne Wasser, hinten Golfplatz. Mit Hoteldirektor Bernd Heselhaus hab ich dann über das Golfhotel am Balmer See gesprochen, die riesige Anzahl von insgesamt 45 Löchern auf der Gesamtanlage und insbesondere über die Aktion „Winter-Golf“, die es schon seit einigen Jahren gibt. Solange es nicht schneit, können abgehärtete Golfer auch bei Minusgraden auf den Greens unterwegs sein. Das hebt die Akzeptanz in der Nebensaison.
Diese sieht er übrigens hauptsächlich im Januar und Februar. Dafür gäbe es in dieser Zeit verstärkten Zulauf für die Wellnesslandschaft des Hotels, das aus vielen einzelnen Gebäuden besteht und sich deshalb besonders gut der Umgebung anpasst. Die Reetdächer verstärken diesen Eindruck noch. Mehr über Hotelbusiness im Achterland, den Sommer am Strand, das wechselnde Verbraucherverhalten seit Corona und noch viel mehr gibt’s im Nebensaison-Podcast in naher Zukunft.

Suchen nach Attraktionen
Bis zum Nachmittag ist reichlich Zeit. Im Web hatte ich „Hangar 10“ als Erlebniswelt von Luftfahrtfreunden gesehen. Direkt am Heringsdorfer Flughafen, der natürlich nicht im betreffenden Kaiserbad, sondern in der Achterlandumgebung des Örtchens Zirchow.

Dort angekommen stelle ich fest, dass der Passagierbetrieb bis zur nächsten Saison quasi eingestellt ist (Terminal dicht und abgeschlossen) und auch die Flug-Erlebniswelt bis zum März geschlossen bleibt. Nix mit Nebensaison-Ausflugstipp. Dafür scheint die Sonne über die Wiesen der Thurbruchlandschaft. Einfach herrlich.
Musealer DDR-Alltag

Da sticht mir der Wegweiser zum DDR-Museum in Dargen ins Auge. Links abgebogen stehe ich nach einem guten Kilometer vorm Eingang. Träger des Museums ist ein Verein, der dies jetzt schon über 20 Jahre betreibt und eine unzählige Sammlung von Dingen aus dem DDR-Alltag sammelt und ausstellt.

Der „Wessi“ ist geflasht und dann doch nicht mehr so erstaunt. Viele Dinge des Alltags sehen so ähnlich aus wie BRD-Sachen aus den 1960ern. Plaste und Elaste waren auch bei uns gefragt. Nur die DDR-Produkte halten länger, sagt mir die stellvertretende Vereinsvorsitzende Sibylle Heuer. Mit ihr hab ich mich unterhalten über die Entstehungsgeschichte des Museums. Fest stehe, dass dieses Museum sowohl für nostalgisch veranlagte „Ossis“, als auch für wissbegierige „Wessis“ eigne.

Besonders die Autosammlung ist umfangreich. Bei den Alltagsgegenständen habe ich nach Hape Kerkelings „Mitropa-Kaffeemaschine“ geschaut und sie nicht gefunden. Aber gab es die überhaupt?
Das Museum ist ein Archiv von Alltagsdingen und man findet fast alles vom Trabi Cabrio, über die IFA-Feuerwehrleiter, bis zu Modellbahnutensilien, dem Sandmännchen, Bilderbüchern bis zum ausgestatteten Wohnanhänger. DDR-Alltag im Brennglas, ohne Einordnung und Kommentierung. Interpretieren muss man selber.

Der Besuch des Museums lohnt. Auch wenn Manches etwas angestaubt wirkt, kann man eindrucksvoll in den DDR-Alltag eintauchen. Es ist eine Zeitreise ohne Einordnung.
Leider schließt aber auch dieses Museum in einigen Tagen und öffnet, mit kurzer Unterbrechung rund um den Jahreswechsel, erst im März wieder.
Wasserschloss Mellenthin

Dieses Erlebnis stimmt mich auch ein wenig ein auf mein Übernachtungshotel, dem Wasserschloss Mellenthin. Es liegt auf halber Strecke zwischen der Stadt Usedom und den Kaiserbädern Heringsdorf, Ahlbeck und Bansin. Es liegt in idyllischer Umgebung.

Die Anfänge gehen ins 14. Jahrhundert zurück und zwischen 1945 und 1992 sei es weitgehend eine Ruine gewesen, erzählt „Tancredo“ bei einer Schlossführung. Diese Tour durchs Schloss ist informativ und trotzdem extrem unterhaltsam.

Das Schloss ist heute wieder aufs Feinste restauriert und die aus Westfalen zugewanderten Besitzer stecken seit Jahren viel Energie und Erfindungsgeist in ihr Projekt. „Mellenthin“ hat sich, bei aller Authentizität, in eine Eventlocation verwandelt.

Hotel, Restaurant, Kaffeerösterei, Laden, Brauerei und sehr viele Veranstaltungen machen es zum Besuchermagneten. Bei Events wie Veranstaltungen steht eine gewisse Ostalgie im Zentrum. Konzerte und Feste genauso wie das Buffet beim heutigen Brauerabend. Neben einer grandiosen und leckeren kulinarischen Auswahl gibt es da auch ganz selbstverständlich Soljanka, Würzfleisch und das Original „DDR-Jägerschnitzel“ mit Letscho-Gemüse zum Bedienen parat. Das hausgebraute Bier ist übrigens extrem lecker.

Das Haus hat auch keine Angst vor Reisebussen. Ich staune ganz ordentlich, dass da Mitte November am Nachmittag gleich 4 Ausflugsbusse auf dem Parkplatz stehen.
Was es damit auf sich hat, wie diese Entwicklung war und was das Haus auch in der Nebensaison bietet, will ich morgen früh mit Inhaber Jan Fidora bereden. Davor soll es noch etwas Schlaf geben. Ich hoffe mal, dass das Schlossgespenst in der Nebensaison Urlaub bekommt.

Freitag 14. November 25: November & Regen, Ahlbeck & Luxus
Es plätschert oder schüttet vom Himmel seit ich heute Morgen aufgestanden bin. Der November in der Normalfassung hat uns wieder. Das akzeptiere ich und finde es gleichzeitig schade. Eigentlich will ich am Nachmittag ja noch einen langen Spaziergang auf der Promenade Ahlbeck – Heringsdorf machen. Ob daraus etwas wird?

Renovierung und Ideen
Nach dem ersten Kaffee gibt es ohnehin das Gespräch mit Jan Fidora, Inhaber des Wasserschlosses Mellenthin und „Erfinder“ der heutigen Philosophie. Letztlich sei es sein Traum von einer Biergastronomie mit Brauerei gewesen, der als Endergebnis zum Erwerb des Schlosses geführt habe. Spanien oder Mecklenburg-Vorpommern stand zur Wahl. Seine Familie habe sich für MV entschieden. Aus Westfalen zugewandert, sei es nach dem Kauf im Ort gut angekommen, dass er und seine Familie selber anpackten bei der Renovierung eines schon ziemlich gebeutelten Ensembles. Das „Gelaber von Ossi und Wessi pulverisiere sich, wenn man sich gegenseitig ernst nähme und achte.
Er habe auch gehofft, dass nach 10 Jahren Renovierung alles erledigt sei. Jetzt, nach über 20 Jahren, habe er die Hoffnung aufgegeben jemals fertig zu werden. Das bringe eine 500-700 jährige Bausubstanz so mit sich.
Der Erfolg ist sicher auch darin begründet, dass ihm die Ideen nicht ausgehen wollen. Immerhin ist Mellenthin inzwischen zur Top-Sehenswürdigkeit auf Usedom geworden. Der „Must-See-Status“ sorgt im Sommer für ordentlich Hektik während des Tages. Denn die Gäste strömen und Restaurant, Brauerei, Laden und auch noch Hotel wollen ja „bespielt“, unterhalten und organisiert werden.
Whisky & Kaffee

Jan Fidora hat trotzdem weiter ausgebaut und dabei auch das Dörfchen Mellenthin räumlich einbezogen. Auf der Schlossallee ist inzwischen die Brennerei entstanden. Whisky ist das Hauptstandbein und der erste Jahrgang wird demnächst freigegeben. Produziert wird dieser und auch die eigene Kaffeeröstung in der „Insel-Manufaktur“ am Ortseingang. Das „Imperium wächst“. Dementsprechend gibt es in Sachen Nebensaison zumindest keine Auszeiten. Letztlich sei nur an 2 Tagen im Jahr geschlossen. Das sind der Heilige Abend und der Tag der internen Betriebsfeier, meist im Januar.
Und Gäste, sagt er, kann man nie genug haben.
Genusstempel Inselmühle

Da es ja ohnehin regnet, starte ich den Genuss- und Mitbringsel-Trip in Usedom/Stadt. Dort, sagt man mir, gäbe es mit der Inselmühle so etwas wie eine regionale Genusszentrale. Alles was im Laden verkauft wird, wurde vorher in der dahinterliegenden „Mühle“ produziert, verarbeitet, abgefüllt oder zugeliefert. Wichtig: Alle Waren stammen aus der Region, von Bier über Senf, Likör, Brände, Kaffee, Tee, Öl und Obstprodukte unterschiedlichster Art, Usedomer Wasserbüffel-Fleisch bis hin zu Seife und sogar Wein aus der Gegend, genau von Schloss Rattey in der Uckermark.
Sehr verlockend und empfehlenswert und genau das Richtige an einem Regentag wie heute. Einkaufen nach Herzenslust ist die Devise.

Wer auf Salate und Snacks steht, wird um die Mittagszeit ebenfalls zu seinem Recht kommen. Kaffee, Tee und Kuchen gibt’s den ganzen Tag.
Allen, die jetzt nach Biozertifizierungen fragen, sei gesagt, dass das angeschoben ist. Aber derzeit lautet der Trumpf: Regionalität.
Karnin

Wer kennt nicht die Fotos von der stehengebliebenen Eisenbahnhubbrücke von Karnin, die seit 1945 da so rumsteht. Die Eisenbahnverbindung zur Insel wurde nie wieder hergestellt. Diskutiert wird schon länger, aber vermutlich hat die Deutsche Bahn derzeit andere Probleme, als diese ursprünglich direkte Strecke zwischen Berlin und Usedom wieder in Betrieb zu nehmen. Es fehlt ja nicht nur die Brücke, sondern auch ganz schön viel Schienenanschluss.
Sollte man gesehen haben, sag ich mir seit meinem ersten Usedom-Besuch. Heute ist es gelungen, wenn auch im Dauerregen. Schön ist das für einen Ausflug bei Sonne. Das nur mal so nebenbei.
Ahlbecker Hof, wo „Grand Hotel“ Programm ist

Es mag ja Menschen geben, die tatsächlich Angst vor einem 5-Sterne Hotel haben, aber glaubt mir, diese Angst ist unbegründet, selbst wenn man in einem ehrwürdigen Haus wie dem Ahlbecker Hof wohnt. Es sollte die Krönung eines fast einwöchigen Aufenthalts auf der Insel Usedom sein. Meine Schlagzeile lautet, dort zuhause ankommen, wo man vorher noch nie war.
Service und Zugewandtheit sind hier selbstverständlich. Ja, es ist Luxus, wenn das Auto geparkt wird, das Gepäck aufs Zimmer gebracht und der Mitarbeiter an der Rezeption einen schon nach wenigen Minuten persönlich und mit Namen anspricht. Ja, es ist Luxus in ein Zimmer einzuziehen, wo Obst, Pralinen und eine halbe Flasche vom Haus Sekt warten.

Doch ist es unerschwinglich? In der Nebensaison sicherlich nicht. Der Aufenthalt im Ahlbecker Hof ist sicher teurer als die Nacht in einem Systemhotel mit 2-3 Sternen, aber das Angebot ist damit auch wirklich nicht zu vergleichen.
Hotelphilosophie
Mein Gespräch mit der derzeitigen Hoteldirektorin Fitna Ludwig zeigt: Tradition gehört in diesem Haus zu den Grundgenen und dies seit über 120 Jahren. Wo einst der österreichische Kaiser Franz-Josef abstieg und Bundespräsidenten nächtigten, liegt etwas Besonderes in der Luft.

Man muss auch nicht nachfragen, ob ein solches Hotel saisonbedingt schließt. Natürlich nicht! Man darf getrost erwarten, dass vielleicht etwas weniger in den Randzeiten los ist, dies aber keinerlei Einfluss auf Service und Angebot im Haus hat.
Alle Leistungen und Angebote zu beurteilen fällt bei nur einer Übernachtung zwangsläufig schwer. Aber schaut doch mal aufs Zimmer und vor allem inhaliert den Ausblick aus dem Fenster. Die Ostsee liegt einem tatsächlich zu Füßen und es stellt sich zwangsläufig das Gefühl ein länger bleiben zu wollen.

Vielleicht würde ich hier keinen zweiwöchigen Bade-Jahresurlaub im Sommer verbringen. Aber ein verlängertes Wellness-Wochenende in der Nebensaison würde mich entzücken. Denkt mal drüber nach. Zu Weihnachten gibt es sogar noch ein paar Restplätze im Haus.
Ob man zurückkehrt oder gar Stammgast wird sei dahingestellt. An den Ahlbecker Hof und seine ganz besondere Atmosphäre werde ich aber noch ganz lange denken.
Fazit?
Nein, noch gibt es dies nicht. Um den „Nebensaisontest“ zu beurteilen muss sich Manches noch setzen, die gemachten Gespräche müssen angehört, sortiert und eingeordnet werden. Aber der Podcast zur Story wird ziemlich schnell kommen. Schließlich hat die Nebesaison bereits begonnen.

Gestern erzählte mir eine Urlauberfamilie, sie verstünden es nicht, warum so wenige Urlauber im November an die deutschen Meere fahren. Sie machten das seit Jahren und hätten immer gute Erfahrungen gemacht.
Solch gute Erfahrungen nehme ich aus dieser Testwoche mit. Manch Attraktion könnte länger geöffnet sein. Vermisst habe ich in diesen Tagen trotzdem nichts, was Urlaubsfreude und Erholung beeinträchtigen würde. Ganz im Gegenteil. Das Nebensaison-Angebot von Usedom stimmt auch jetzt schon und es gibt keinen Grund in dieser Zeit nicht auf die Insel zu fahren.
Ich werde wiederkommen, vielleicht nicht im Juli und August, denn im größeren „Rest“ des Jahres steigt der Urlaubsgenuss in jeder Hinsicht. Es lebe die Nebensaison.

Und die E-Mobilität?
Hier gibt es für eine Insel, die Touristenströme zufriedenstellen will, noch Einiges zu tun geben. Viele Hotels besitzen bereits Ladestation. Dies in der Regel auf der Basis von 11-22KW – Wechselstromladern. Schnell-Ladestationen habe ich nur eine gesehen und dies in Koserow beim Kaufhaus Stolz. Ein letzter HPC-Lader vor der Insel steht in doppelter Ausfertigung in Anklam. Er wird von EWE GO betrieben und steht demnach ziemlich folgerichtig auf dem McDonalds – Parkplatz.
Information
Allgemeine Infos über Usedom
Hinweis
Diese Recherche wird unterstützt von Usedom Tourismus und den gastgebenden Hotels. Diese Recherchehilfe hat keinen Einfluss auf meine Meinung, auch wenn ich mich sehr herzlich für diese Hilfe bedanke. Ohne diese Möglichkeit wäre eine solch aufwendige Recherche nicht realisierbar. Dieser Artikel enthält KEINE Werbung!

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