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Einmal ist immer das erste Mal. Ich gebe zu, es hat lange gedauert, bis ich tatsächlich zu einer Kreuzfahrt gestartet bin. Vielleicht bin ich gerade jetzt im richtigen Alter? Angeblich machen ja Senioren den Löwenanteil der Kreuzfahrtgäste aus.
Schnupper-Cruise
Eine Kurzreise war’s mit einem Landtag in Hamburg zum Start, wegen der Cruise Days. Danach folgte ein kompletter Seetag, der auf der Nordsee auch komplett „vernebelt“ war. Tag 3 brachte einen Landausflug in Göteborg und die Rückfahrt über Nacht nach Kiel. Dann war das Schnuppern auf der Vasco da Gama von Nicko-Cruises auch schon wieder zu Ende.
Kreuzfahrt und der ökologische Fußabdruck
Wer das Reiseradio kennt, weiß dass ich mich stark für umweltgerechtes Reisen einsetze und wie manche Kolleginnen und Kollegen auch Kritik üben am ignoranten „Einfach mal Drauf Los-Reisen“. Die Kreuzfahrt gehörte da immer auch dazu, von wegen Schadstoffausstoß.
Im Vorfeld hatte ich mich schlau gemacht. Bei dreieinhalb Tagen an Bord nennt mir die Berechnungstabelle von myclimate einen zusätzlichen CO₂-Ausstoß von 2,4 Tonnen. Der finanzielle Klima-Ausgleich beträgt 50 Euro. Den sollte ich jetzt noch bezahlen.
Die Reise
Eigentlich will ich aber über das Schnuppern an Bord und auf See berichten. Und vorweg: Ich war beeindruckt. Die ganze Geschichte gibt’s im Podcast.
In Hamburg gehts los. Kurz nach dem Einchecken wartet dann, noch vor dem ersten Kaffee an Bord, die obligatorische Seenot-Rettungsübung. Im Flugzeug kommt man ja glücklicherweise nicht dazu. Zur nautischen Rettungsübung ist das Anziehen der Rettungsweste aber obligatorisch. Das Schiff ist zu Beginn gut geeignet um sich zu verlaufen. Glücklicherweise legt sich das sehr schnell.
Bordleben
Nach der Rettungsübung ist dann doch noch Zeit für einen Kaffee. Ich bin angenehm überrascht von der Routine der Seenot-Rettungsübung, wie überhaupt. Alles organisiert und die Crew an Bord ist super freundlich. Das war und ist richtig gut.
Ich könnte stundenlang erzählen, über Restaurants, Kulinarik, schicke großzügige Bars, gepflegtes Entertainment, Shows, aber das würde den Rahmen sprengen.
Highlight der Reise war zweifelsfrei die „Cruiseparade“ auf den Hamburger Cruise Days am Samstagabend. So ein Erlebnis drängt auch das kritische Hinterfragen und Grübeln in den Hintergrund. Hach…, war das schön!
Ich habe wundervoll geschlafen, dank einer großartigen Matratze und eines herrlich festen Kissens. Das aber ist ja bekanntlich Geschmacksache. Die weichere Alternative stand auch zur Verfügung.
Als Greenhorn auf See habe ich mich inhaltlich auf etwas Anderes konzentriert. Das gibt es hier und auf den diversen Podcast-Portalen zu hören. Dort hört Ihr alles (na ja, zumindest sehr viel) über Hierarchie und Organisation auf einem Kreuzfahrtschiff.
Kapitän Adrian Firsov
Der Mann weiß was er tut. Die Stippvisite bei ihn auf der Brücke zeigte, dass Adrian Firsov nicht nur erfahrener Nautiker ist, sondern auch ein Unterhaltungstalent. Sein Motto:
Ein Kapitän schläft nie, er ruht sich höchstens mal aus.
Deshalb ist auch klar, dass er ein Gerät auf der Brücke, als wichtigste Ausstattung bezeichnet. Wisst Ihr, was gemeint ist?
Cruise Director Michael Schuller
Wusstet Ihr eigentlich, was ein Kreuzfahrtdirektor macht? Vorweg: Mit dem vermeintlichen „Arbeitsleben“ des Cruise-Directors Oskar Schifferle, alias Harald Schmidt, auf dem ZDF-Traumschiff hat das nur sehr am Rande zu tun. Ich hab mich über diese Tätigkeit, die sehr viel mehr als ein Job ist, mit Michael Schuller unterhalten. Er ist einer der beiden Kreuzfahrtdirektoren auf der „Vasco da Gama“.
Das Schiff mit den wechselnden Namen…
…und einer langen Geschichte, möchte man sagen. Kreuzfahrtschiffe wechseln im Lauf der Jahre nicht nur Reedereien und Registrierungen, sondern auch schon mal den Namen. Die dreißigjährige Geschichte der Vasco da Gama belegt das eindrücklich.
Heutzutage fährt sie unter portugiesischer Flagge. Bordsprache ist Deutsch und Englisch. Das Servicepersonal ist international mit Schwergewicht von Leuten aus Indonesien und von den Philippinen. Der Chefkoch stammt aus Griechenland und Kapitän Adrian Firsov ist Rumäne.
Schiffshistorie
Unser Schiff ist 219 Meter lang und knapp 31 Meter breit. Die „Vasco“ gehört nicht zur neuen Generation der Cruise-Dampfer, sondern hat schon gut dreißig Jahre auf dem Buckel.
- Im Januar 1993 wurde sie in Dienst gestellt. Als „Statendam“ fuhr sie für die Holland-Amerika-Linie.
- Sie war danach als „Pacific Eden“ für die australische P&O Cruises unterwegs.
- Ab 2019 wurde sie auf dem deutschen Markt bekannter. Umbenannt in „Vasco da Gama“ fuhr sie, leider nur kurz, für „Cruise et Maritime Voyages“ und deren deutschen Vermarkter Transocean Tours. Genau bis zur Insolvenz von Reederei und Veranstalter, mitten in der Corona-Krise 2020.
- Im Herbst 2020 versteigert, bekam sie wieder einen neuen Besitzer: Die Reederei „Mystic Invest“. Dahinter steckt ein portugiesischer Geschäftsmann. Der ließ die Vasco aufmöbeln und mit neuer Technik versehen.
- Seit Juli 2021 ist sie wieder im Einsatz und wird in Deutschland vom Veranstalter Nicko Cruises vermarktet. Eine ganz schön lange und wechselhafte Geschichte eines Klassikers auf See, der immer noch top dasteht.
Ganz ehrlich…
…es war eine gute Reise, eine schöne Reise und um den Nachhaltigkeitskreis vom Anfang zu schließen: Die Klimafrage lässt sich bei Kreuzfahrten nicht weg diskutieren.
Aber Eines sei unbedingt gesagt: Ich war von den vier Tagen auf der „Vasco da Gama“ ziemlich eindrücklich begeistert. Das ist dann die Herausforderung, der wir ALLE nachkommen müssen. Schöne Reisen nachhaltiger zu machen, um unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
Hinweis
Die Recherche fand im Rahmen der VDRJ – Jahrestagung 2023 statt. Nicko Cruises hat die Reise zum Sonderpreis angeboten.
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