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Es ist eine schwierige Saison, auf die auch Europas größter Reisekonzern schaut. Das Türkeigeschäft ist stark eingebrochen. Die Buchungen in den Reisebüros laufen bei allen Veranstaltern immer noch zögerlich. Der Reisebüroumsatz brach lag im Mai rund sieben Prozent unter dem Umsatz des Vorjahrs.
Von einem Krisensommer mag trotzdem niemand sprechen, denn die Reisemultis haben rechtzeitig Urlauberströme „um geroutet“, wie es so schön heißt. Spanien, voran Mallorca und die Kanaren, erlebt einen Sommer der Kapazitätsgründen. Italien, Portugal und Kroatien boomen, Griechenland erholt sich weiter und Deutschland wird zum Favoriten für den Urlaub. In Ägypten, Tunesien und der Türkei bleiben Hotels und Strände leer. Auch großzügige Rabatte scheinen daran nichts zu ändern. Noch aber sei die Saison nicht zu Ende, sagt Oliver Dörschuck, Touristischer Geschäftsführer (COO), der TUI-Deutschland:
Crisis – What Crisis?
Aller Statements zum Trotz hat man die Touristiker schon fröhlicher erlebt. Es gilt Weichen zu stellen, für den Winter 2016/17 und schlimmstenfalls für die Zukunft des Reisegeschäfts. Denn es stehen viele Fragen im Raum:
- Was geschieht, wenn weitere Urlaubsdestinationen von Anschlägen und politischen Problemen betroffen werden?
- Wie gestaltet sich das Geschäft, wenn sich Deutschland noch stärker für den Urlaub im eigenen Land entscheidet?
- Lässt sich das zögerliche Sommer-Buchungsverhalten mit Fernreiseknüllern und satten Rabatten im Winter wieder ankurbeln?
- Wie plant man heute Entwicklungen für Morgen, ohne die Stolpersteine absehen zu können?
- Wie stellt man einen internationalen Tourismuskonzern, der Begriff vom „Global Player“ fiel auf der Pressekonferenz im „RIU Coral“-Hotel auf der Insel Mauritius, für die Zukunft auf?
- Natürlich plant auch die TUI im Voraus. Natürlich entwickelt man Strategien und genauso natürlich weiß niemand, ob diese Strategien aufgehen.
Wir haben darüber mit Sebastian Ebel, dem Vorsitzenden der Geschäftsleitung (CEO) der TUI Deutschland gesprochen:
Zukunftsplanung und Erfolg
Der Erfolg eines Reiseveranstalters ist abhängig von der Zukunftsplanung. Die richtigen, sprich gewünschten Destinationen, müssen in ausreichender Zahl im Angebot sein. Die Bedürfnisse müssen abgecheckt werden und für die nächste und übernächste Saison müssen Angebot und potentielle Nachfrage in Einklang gebracht werden. Über- und Unterkapazitäten können sich börsenorientierte Konzerne nicht leisten. Selbstredend: Der Preis muss stimmen. –
Die Programmplanung gehört demnach zu den sensiblen Teilen des Reisegeschäfts. Dies ist COO Oliver Dörschuck bewusst. Bei allen noch offenen Antworten auf die Zukunftsfragen gibt er sich selbstbewusst optimistisch im ausführlichen Interview mit dem Deutschen Reiseradio. Sein Credo:
Es gibt viel zu viele schöne Urlaubsorte, als dass das Geschäft mit dem Urlaub völlig zusammenbrechen könnte.
TUI- Zukunft in Schlagzeilen:
- Expansion mit eigenen Hotelmarken und –konzepten
- Schärfung von Profil und Angebot bei den Konzepthotels von „Family“, über „Adults only“ bis zur Lifestylemarke „TUI-Blue“.
- Erweiterung des Angebots in den ausgemachten Trendzielen, z.B. eine Aufstockung der Hotelkapazitäten. Alleine 1.000 Hotels sind zum Beispiel im südlichen Afrika künftig im Angebot.
- Förderung und Profilierung neuer „Ziele für Alle“, wie zum Beispiel die Insel Mauritius, die bislang als reine Luxusdestination für Reiche, Verliebte und Hochzeitsreisende galt.
- Aufstockung des Hotel-, Apartment-, und Ferienhausangebot insbesondere in Deutschland und den Alpenregionen.
- Satte Rabatte bei der Marke „1-2-Fly“, dem Anbieter für preissensitive Urlauber im Konzern.
- Mehr Flexibilität durch Stornierungsfreiheiten im Luxussegment der TUI-Marke: Airtours.
Es bewegt sich aktuell Vieles auf dem Reisemarkt. Ein Konzern ist auf dem Weg zum „Vollsortimenter“, wie es Sebastian Ebel formuliert. Die konzerninterne Philosophie „Think Travel – Think TUI“ soll vorangetrieben werden. Das bedeutet für den Umsatzprimus auf dem Markt, eine stärkere Konzentration auf heimische Angebote, die bisher etwas vernachlässigt wurden. Es gilt aber auch, die Marke TUI, die bisher in den Köpfen der Kundschaft als hochwertig, etwas teurer und eher für eine ältere Klientel und Familien galt, auch einer jüngeren Generation stärker schmackhaft zu machen.
Dafür sollen die aktuellen Trends der bevorstehenden Saison 2016/17 sorgen:
Ein Tourismusgigant im ständigen Umbau stellte sich vor. Als TUI-Kunde soll man von der Erfahrung eines multinationalen Konzerns, der jetzt überall TUI heißen soll, stärker profitieren. Mehr Service, zahlreichere digitale Angebote bei der Reiseplanung bei gleichzeitig hoher Beratungsqualität in den Reisebüros.
“Mobile first” – TUI und Google
Eine gemeinsame Studie von TUI und Google soll bei der Erweiterung des Online-Markts Weichen stellen. Die Erkenntnis, dass heute schon die Hälfte aller Urlaubssuchen online, vorzugsweise aber auch mit Smartphones und Tablets, durchgeführt werden, ist sicher ein essentieller Anreiz, das digitale und individuelle Portal „Meine TUI“ weiter auszubauen. Digitale Betreuung von der Recherche, über Buchung und Betreuung am Urlaubsort wird immer wichtiger. Das Credo, den kompletten Urlaub auf dem Smartphone dabei zu haben, setzt die weitere Angebotsausdehnung von WLAN in den Ferienhotels voraus. Auch daran will gearbeitet werden um das 360 Grad Kundenerlebnis in der Zukunft zu realisieren.
Fotos: Rüdiger Edelmann, ttb-media TON-TEXT-BILD & TUI AG
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