Reiseradio-Kommentar: Was stimmt denn nun?
Irgendwas stimmt da nicht, oder doch? – Vor Wochenfrist hieß die ausgegebene Devise: Vergesst Last Minute. In diesem Jahr wird es keine kurzfristigen, vergünstigten Angebote geben, das Geschäft läuft viel zu gut, um darauf zu setzen.
Jetzt beginnen die Sommerferien und die Presseinfos der letzten Tage schlagen einen völlig neuen Ton an.
„Last Minute Urlaub an Bulgariens Traumstränden! – Familien (4 Personen) fliegen und übernachten für unter 3.000 Euro.“
„Sommerurlaub für Kurzentschlossene mit attraktiven Last-Minute Angeboten“
Angesprochen werden durchgehend Familien, die wohl doch noch nicht in ausreichender Zahl gebucht haben. Offensichtlich sind auch in unterschiedlichsten Zielgebieten noch Kapazitäten vorhanden und den Flug dazu gibt es wohl auch. Die Schlagzeilen „Alles ausgebucht“, „kein Last-Minute-Geschäft von Nöten“ mutieren zum Sonderangebot.
Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass die Pauschalreise auch in diesem Sommer wieder boomt. Die Umsätze sind generiert. Die Kasse stimmt offensichtlich, auch wenn angeblich gerade von einer Buchungsflaute die Rede ist, mit der man nicht gerechnet hat. Das könnte sich mit den Schlagzeilen vom boomenden Luxusurlaub decken. Weniger Leute geben mehr Geld aus. Das mag die Kasse aktuell füllen, trotzdem sind wohl Kunden auf der Strecke geblieben. Das wiederum wurde immer heftig bestritten.
Ok, ich bin weder Reiseveranstalter oder Betriebswirt, noch Verbraucherschützer oder gar Volkswirt. Trotzdem: Irgendwas stimmt da nicht.
Mallorca-Politik
Wie politische Machtwechsel doch so manch richtungsweisende Entscheidung beeinflussen können. Bei der Wahl des Regionalparlaments der Balearen gab es einen Machtwechsel in Richtung „rechts-konservativ“ und die von der Vorgängerregierung verabschiedete Begrenzung der Bettenzahl auf den Inseln, besonders Mallorca, wird jetzt offensichtlich vom Tisch gefegt.
Rolle rückwärts
Alle Planungen und Absichtserklärung der Vorgänger werden weitgehend zu Makulatur. Die Beschränkung von Bettenzahlen und Einschränkungen im Immobiliengeschäft werden nicht realisiert. Die daraus resultierenden Bemühungen der rot-grünen Vorgänger, die schon per Gesetz verabschiedet werden, dreht man jetzt wohl zurück. Dies wird nicht nur die Hotelbetten betreffen, sondern auch die Einschränkungen für Anläufe von Kreuzfahrtschiffen. Sie sollen, nach Berichten Balearischer Medien, jetzt wohl wieder fallen. Stattdessen will man hier aktiv fördern um die „lokale Wirtschaft zu stärken“.
Ansonsten stehen da erst einmal Absichtserklärungen im Raum: Stärkung des Tourismus, mehr Freiheiten, Abschaffung der beschlossenen Einschränkungen, Förderung von Innovation und Nachhaltigkeit an der Playa de Palma. Dafür soll die Touristensteuer in der Hauptsache verwendet werden.
Geht wirklich Alles?
Auch von der Qualitätsinitiative der Vorgänger will man sich nicht trennen. Da bleibt die Frage, mit Blick aufs Ganze, ob das funktionieren kann. Die Tourismuswirtschaft jedenfalls ist zufrieden. Geldverdienen, mehr Entscheidungsfreiheit und nachhaltig werden. Das mutet an wie die “Ü-Ei”-Werbung vor Jahren: „Alles geht nun wirklich nicht“. Die neue Regierung meint offensichtlich ein neues Ü-Ei gefunden zu haben.
Fest steht jedenfalls, das nichts mehr feststeht!
DRV, Klima Link und die Kreuzfahrt
Es war ein großes Thema im letzten Herbst und beim DRV-Hauptstadtkongress in Berlin im Oktober. Absichtserklärung: Man muss den ökologischen Fußabdruck von Reisen in den Buchungssystemen der Reisebüros sichtbar machen. Da waren sich DRV und Futouris einig.
Bemühungen erfolgreich
Es wurde ein Verein gegründet. „Klima Link“ sollte es richten und machte sich an die Arbeit und erzielte auch punktuelle Erfolge. Im Fokus war dabei hauptsächlich die An- und Abreise zum Urlaubsort. Die Unterschiede zwischen Bahn und Flug sollten beispielsweise ausgewiesen werden. Erfreulicherweise schlossen sich auch viele Veranstalter dem Verein an. Nach einer Testphase sollen diese Standards spätestens 2024 feststehen und entsprechend ausgewiesen werden. Auto und Bus – „Fußabdrücke“ werden wohl zeitnah folgen. Im Lauf des nächsten Jahres folgen, so „Klima Link“ auch die Berechnung für die Unterkünfte.
Bei einigen Details klemmt’s
Eine weitere Erfahrung besteht darin, dass sich die Gespräche mit Anbietern von Kreuzfahrten und Fährüberfahrten offensichtlich eher schwierig gestalten. Knackpunkt ist dabei die „Berechnungsmethode“. Der Verein und seine Geschäftsführerin Saskia Sánchez seien trotzdem zuversichtlich.
Winterberg – Rezertifizierung
Nach 2019 ist es die zweite Zertifizierung der „Ferienwelt Winterberg mit Hallenberg“ als nachhaltiges Reiseziel durch die Organisation „TourCert“. Die zweite Prüfung bestätigte das Zertifikat für weitere drei Jahre.
Michaela Grötecke, Tourismusförderin der Ferienwelt und Winfried Borgmann, Geschäftsführer der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH betonten anlässlich der Rezertifizierung, das Testverfahren sei alles andere als ein Zuckerschlecken. Paula Gernholt, zuständig für das Tourismus-Konzept erklärt:
Bei der Rezertifizierung gilt es unter anderem, eine Vielzahl von Anforderungen zu erfüllen, bereits umgesetzte und geplante Maßnahmen zu beschreiben sowie Partner-Betriebe entsprechend darzustellen. Daraus entstanden ist final ein umfangreicher Nachhaltigkeitsbericht, der überzeugt hat und auf unserer Webseite winterberg.de zu finden ist
Hervorstechende Beispiele sind die Baumpflanzaktion „Heute für Morgen pflanzen“, „Reisen für alle“ oder der Erhalt der seltenen Bergwiesen durch die Wintersport-Aktivitäten, entsprechende Öffentlichkeitsarbeit unter anderem über Führungen durch die Skigebiete.
Bahn-EVG-Schlichtung
Daten und Personen stehen fest. Die Schlichtungsgespräche zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft EVG werden am übernächsten Montag (17. Juli) starten.
Die Rolle der Schlichtenden haben der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière und die Arbeitsrechtlerin und ehemalige Landespolitikerin Heide Pfarr übernommen.
Vor und während der Schlichtungsgespräche herrscht die sogenannte Friedenspflicht, sprich Streiks dürfen nicht stattfinden. Die Verhandlungsdauer ist zunächst bis zum 31. Juli vorgesehen. Sollte auch die Schlichtung scheitern, drohen längere und unbefristete Streiks.
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