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Es mag ja so etwas wie Krisen- oder Kriegstourismus geben. Darüber darf man sehr wohl geteilter Meinung sein. Davon ist hier nicht die Rede, sondern von der Situation der Tourismusverantwortlichen in Kriegsgebieten, wie hier aktuell in der Ukraine.
Ukraine is here
Mancher diesjähriger ITB-Besucher war erstaunt, in Halle 18 den kleinen Stand der Tourismusorganisation der Ukraine zu finden. Bescheiden, wenig Deko, blauer Hintergrund und die Aufschrift „Ukraine is here“.
Ehrlich gesagt habe auch ich mir die Frage gestellt, welche Gründe für eine Messeteilnahme sprachen und wer im Moment dorthin fährt. Grund genug, um ein Gespräch zu bitten. Wenige Minuten später saßen wir an einem Tisch. Mariana Oleskiv, die Chefin der Staatlichen Agentur für Tourismusentwicklung und ich. „Warum ITB und Tourismus“ war selbstverständlich meine Einstiegsfrage.
Viel mehr hört Ihr in diesem Podcast. Und schon mal als „Spoiler“: Die Situation ist schwierig, umso mehr beeindruckten mich Marianas Antworten.
Mediale Präsenz
Gehört hatte ich schon vorher, dass die staatliche Tourismusorganisation einen Medienpreis gewonnen hatte. Im Wettbewerb „Das goldene Stadttor“ wurde ein Sonderpreis für einen Imagespot vergeben, der zum Besuch der Hauptstadt Kiew einlädt.
Der Spot war ursprünglich für eine Werbekampagne des Landes geplant, 2021 gedreht. Die Werbung sollte im März 2022 starten. Dann aber kam der 24. Februar 2022, die Invasion durch Russland und der Beginn des Krieges. Mariana sagt im Podcast:
Nun haben wir gesagt. Eigentlich sind das gute Videospots, die wir der Welt zeigen sollten. Und die Werbung bekam einen neuen Titel: „The Campaign waiting to happen – Die Kampagne, die darauf wartet zu starten“.
Alle gedrehten Videoclips lassen sich nicht mehr zeigen. Der Film über Charkiw zum Beispiel zeigt zu viel von der Stadt, was zerstört wurde und jetzt in Trümmern liegt.
Widerspruch und Anspruch
Es ist alles so widersprüchlich, mag man sagen. Kann man wirklich über Tourismus reden oder ihn sogar organisieren, wenn Krieg ist? Ist das eine sehr dumme Frage eines Menschen aus der Generation, die bisher in ihrem ganzen langen Leben nie mit kriegerischen Auseinandersetzungen konfrontiert war?
Tourismus im Land findet statt, sagt Mariana Oleskiv und auch auf die Frage, was wir tun können, um den Menschen zu helfen und damit perspektivisch auch dem Tourismus, hat sie eine beeindruckende Antwort:
Als erstes: Plane eine Reise. Als Zweites: Kaufe Dinge, die bei uns hergestellt werden. Es gibt so viele Produkte vom Design bis zur Produktion von wichtigen Waren. Damit helft Ihr am meisten. Packt die Ukraine auf Eure Reiseliste. Nicht für heute oder Morgen aber für die Zukunft. Unterstützt unsere Initiativen, denn wir hoffen, unsere Besucher bald wieder begrüßen zu können und unsere Gastfreundschaft zeigen zu dürfen.
Dafür kann man nur beten. Viele Ukrainer haben die Katastrophe kommen sehen. Zum Beispiel Walentyn Sylwestrow, einem der bekanntesten ukrainischen Komponisten.
Sein Werk „Gebet für die Ukraine“ entstand bereits 2014 nach der russischen Annexion der Krim. Schaut und vor Allem hört das YouTube Video der Bamberger Symphoniker.
Information
Staatlichen Agentur für Tourismusentwicklung Ukraine
The Golden City Gate – Das goldene Stadttor
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