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Auch wenn die Schlagzeile schwer zu finden war, die Erlebnisse in einer kleineren Stadt unweit von Chicago haben mich beeindruckt.
Hier gibt es die komplette Show mit Geschichten aus Rockford im US Bundesstaat Illinois.
So klein ist die Stadt am Rock River, jeweils 150 Kilometer von den Metropolen Chicago und Milwaukee entfernt, gar nicht. Immerhin rund 150 Tausend Menschen leben im Einzugsgebiet von Rockford im US-Bundesstaat Illinois.
Von Sockenaffen und schwedischem Frühstück
Im „Midway Village Museum“ findet man den intensiven Blick in die Gründungshistorie, in die Zeit der Industrialisierung und die dazugehörigen Geschichten. Dort begegnet einem spätestens der „Sock-Monkey“, der zum Sinnbild des wirtschaftlichen Aufschwungs von Rockford wurde. – Die Stadt stand für Textilverarbeitung. Einer der vielen schwedischen Einwanderer entwickelte die erste Sockenstrickmaschine der Welt, die den Fersenansatz mechanisch mitverarbeiten konnte. Aus den Socken, Markenzeichen rote Ferse, wurden irgendwann kleine Affen gebastelt; ein wichtiges Symbol von Rockford war geboren. Die Textilindustrie ging im Lauf des letzten Jahrhunderts irgendwann zu Grunde, die „Sock-Monkeys“ halten sich bis heute.
Die schwedischen Einwanderer spielen auch heute noch eine große Rolle im Leben. Die skandinavischen Gründungsväter kamen nach ihrer Einreise in die USA eigentlich nur hier her, weil ihnen das Aussteigen in Chicago wegen gerade grassierender Cholera verboten wurde. So fuhren die Schweden weiter bis in die Gegend von Rockford und da lebt ein Großteil der Nachfahren heute noch und lässt die schwedische Tradition hoch leben. Augenfälligste Möglichkeit dies als Besucher zu erfahren, ist ein Besuch im „Stockholm Inn“. Da gibt’s schwedische Waffeln mit schwedischen Beeren und zum Mittagessen all das, was wir auch aus schwedischen Möbelhäusern kennen. Allem voran natürlich die Köttbullar, die leckeren Hackfleischbällchen.
Das Paradies für “Harley Davidson”-Fans
Rockford verbindet ganz Unterschiedliches für unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Interessen. Für die Motorradfans wartet der weltälteste Händler von Harley Davidson Maschinen. Hier muss man als Tourist natürlich kein Motorrad kaufen, aber Harleyfans werden die komplette Sammlung an Memorabilia finden. “Kegles” ist das Eldorado der Harley-Fans aus aller Welt. Bikes, Andenken, Ersatzteile, eine Fahrschule und natürlich der “Biker-Diner” wo man das Erlebnis bei Cola und Hamburger sacken lassen kann.
Der akustische Ausflug zu Kegles HD-Motorcycles:
Japan um die Ecke
Wer es mehr fernöstlich-philosophisch mag wird ebenfalls fündig werden. Mit David Anderson und seinem Gärtner machten wir einen Ausflug in einen japanischen Garten der Perfektion, mitten in einem Waldstück in der Gemeinde Rockford: „Anderson Japanese Garden“. Davids Vater John hat sich diese Idee einfallen und realisieren lassen. Sie hat sich zu einem Publikumsmagneten entwickelt, ein original japanisches Haus (inkl. buchbarer Teezeremonie) macht den „Asienausflug für 2-3 Stunden“ perfekt. Wer auf japanische Gartenarchitektur steht und auf japanische Traditionen ist hier richtig. Dass die Amerikaner mitunter daraus auch ein sehr westliches Musikspektakel machen, sei ihnen verziehen. Pizza hat da eigentlich nix zu suchen. Was es damit auf sich hat? Hier das Konzentrat aus der Gesamtshow:
So long, Frank Lloyd Wright
Eine Attraktion Rockfords stützt sich nicht auf die skandinavische Vergangenheit, sondern auf einen berühmten amerikanischen Architekten, der weltweit für Furore sorgte. Frank Lloyd Wright, Architekturlegende, baute einem behinderten Kriegsveteranen ein Haus; ganz in seinem Stil und zu einem Bruchteil des Preises, den er nach dem zweiten Weltkrieg hätte verlangen können. Die Geschichte, die auch komische Elemente hat, haben wir uns beim Besuch des „Laurent House“ erzählen lassen. Hinter dem tragischen Anlass und der Perfektion eines Stararchitekten steckt die Geschichte vom Bau des wohl ersten barrierefreien Hauses in den USA. Das geschah 1952. Heute ist es ein Museum, das man besichtigen kann.
Unterhaltungs-Barock
Aber es gibt auch Beispiele, die wirklich kitschig und uramerikanisch sind. Rockford war ja durch die Textil- und Metallindustrie eine reiche Stadt, so reich, dass man sich in 1920er Jahren ein Prachtkino leistete. Spötter sprachen beim “Coronado” einst von amerikanischem „Unterhaltungs-Barock“ und in der Tat ist man schier erschlagen von Gold, rotem Samt und weiteren unglaublichen Accessoires. Auch wenn man zwischendurch schmunzelt, eine Führung durch das „Coronado“ gehört zu den Pflichtveranstaltungen in Rockford. Es ist die Geschichte eines Kinos, das zum Theater wurde und die Geschichte einer Kinoorgel an der wir einem vermeintlichen Kinderstar begegneten.
Meet Emily Bear
Erst viel später erfuhr ich, wer das “kleine Mädchen”, damals 12 Jahre alt, wirklich ist und welche Satrqualitäten sie schon vor zwei Jahren hatte. Emily, heute 14, ist ein großer Star. Immerhin hatte sie, als wir uns begegneten, schon ein Album mit eigenen Kompositionen eingespielt. Produziert wurde das Album von niemand Geringerem als Quincy Jones. Soundtrack Star-Komponist John Williams hat ihr eine gigantische Karriere vorhergesagt und inzwischen tritt sie auch schon mal mit großem Orchester auf. – Emily Bear spielt von Kindesbeinen an Klavier. Heute tourt sie durch die USA, spielt schon mal in der New Yorker Carnegie Hall, beim Präsidenten im Weißen Haus oder tritt beim Stuttgart “JAZZ OPEN” auf. Ihr Debütalbum “DIVERSITY” erreichte Platz 3 in den Billboard Jazz Charts. Im letzten Jahr gewann sie den “Morton Gould Award” für junge Komponisten. Eine große Karriere würde man immer unterstellen, aber Emily ist gerade mal 14 Jahre alt und ein Kind der Stadt Rockford. Damit schließt sich der Kreis, zu dem, was zwar Provinz ist, aber immer wieder Erstaunliches hervorbringt. Mehr über Emily Bear gibt es hier!
Mehr Emily Bear gefällig? Hier ein spannender Film mit toller Musik und vielen Bildern der Entwicklung.
Fotos: Rüdiger Edelmann, ttb-media TON-TEXT-BILD & www.emilybear.com
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