21.11..2019 – Rückflugtag und Gewinnspiel
Ich hatte ja schon ganz am Anfang erzählt, dass meine Fliegerei nach Florida natürlich von mir bei Atmosfair kompensiert wurde.
Fiegen
Der Rückflug fand nun von Miami aus statt: Mit SWISS über Zürich nach Frankfurt. Eine Auswahl hatte mit LUFTHANSA bei Buchung meines Prämienflugs nicht gelassen. Letztlich war es eine gute Entscheidung mit SWISS zu fliegen. Der Nachtflug war mehr als angenehm, ich habe fast 4 Stunden am Stück geschlafen, der Zwischenaufenthalt am Flughafen in Zürich bot mir einen hochmodernen Airport, der zeigt, wie angenehm Flughafenaufenthalte sein können. – Den detaillierten Flugcheck mit SWISS findet ihr spätestens MORGEN hier in einem neuen Kapitel.
Und damit BYE-BYE Miami und ganz Florida. Die Podcasts und Ergebnisse des Destination-Tests gibts dann in den nächsten Wochen.
20.11.2019 – (Sun)shiny Waterways in Fort Lauderdale
Ein Tag der mit einem herrlichen Sonnenaufgang beginnt, kann eigentlich nur gut werden. Wenn Du dann noch aus dem Fenster schaust, entsteht die perfekte Lust, jede Form von journalistischer Aktivität spontan einzustellen, auch wenn der Tag gerade mal beginnt.
Guten Morgen allerseits
Also erst einmal Rasieren und Dusche. Marginalien, aber gehört dazu. Dann Frühstück. Die Auswahl im Hauptrestaurant ist groß und war sättigend bis zum Abend. Was habe ich mir wohl bestellt?
Wer es errät und als Erster in die Kommentare schreibt, gewinnt den in jedem Zimmer des „Plunge Hotels“ bereitliegenden Wasserballs plus den original originalen „Tervis“-Trinkbecher und den Kuscheldelphin aus Fort Myers. Einfach mal nachdenken und raten, was ich aus der Speisekarte denn bestellt habe. Kommentarfeld am Ende dieses Posts nutzen und das Frühstück, das ich bestellt habe eintragen und vielleicht seid Ihr ja die oder der Glückliche. Tipp: Sieht nicht “soooo toll” aus, aber schmeckt gut und stand schon mal auf dem Frühstückstisch im Laufe der Reise. Wie immer bei Gewinnspielen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. (Ist ja klar…) –
Ich bin gespannt, wer es zuerst errät und in den Kommentaren einträgt. – Während ich so löffelte, habe ich in aller Ruhe das Tagesprogramm und die dazugehörigen Routen inspiziert. Wer nach Verlassen des Hotels keinen Web-Zugang mehr hat, muss genau planen.
Schwimmende Stadtrundfahrt
Fort Lauderdale auf die Schnelle und mit der Absicht einen möglichst guten Eindruck von der Besonderheit der Stadt zu bekommen, das war der Plan. Eingelöst hat ihn das Wassertaxi. Die Stadt ist durchzogen von unendlich vielen Kanälen. Mit dem Boot vom Meer aus, durch den Kreuzfahrthafen Port „Everglades“ bis ins echte Feuchtgebiet mit demselben Namen zu kommen, sei überhaupt kein Problem, sagte mir am Nachmittag Kara Franker vom Greater Fort Lauderdale CVB. Die Wassertaxis sind für dieses Erlebnis genau das Richtige. Sie fahren durch die Innenstadtkanäle, dienten als Verkehrsmittel, mutierten aber immer stärker zur Touristenattraktion.
Drei Stunden dauert die Rundfahrt und führt an den Wahnsinnshäusern der Kanäle vorbei. Alle kosteten mehrere Millionen Dollar und wurden oft von Promis wie Jane Fonda und Ted Turner (CNN), dem Super Tarzan Johnny Weissmueller oder dem Schauspieler Robin Williams gebaut. Die Wassertaxifahrt bietet zudem eine völlig neue Perspektive auf die Stadt.
In der Regel ist ein dreistelliger Millionenbetrag für die Villen fällig. Hinzu kommt noch der Preis für die jeweilige Segel- oder Motoryacht, die bei einer solchen Lage quasi zum Muss wird. Unter einer Million geht da meist auch nichts.
Viele Häuser wurden und werden auch immer wieder als Filmkulisse genutzt. Davon profitierten meist Filme, die im benachbarten Miami spielen. Von „Miami Vice“ bis „Scarface“ reichen die Produktionen, die nicht dort, sondern in den Kanälen von Fort Lauderdale gedreht wurden. Weiteres Highlight ist bei jeder Tour auch der Blick vom Wasser in den Kreuzfahrthafen. Heute lagen insgesamt fünf Ozeanriesen vor Anker.
Menschliche Qualitäten
Dies alles sei toll, meinte Kara Franker am frühen Nachmittag beim Interview, aber neben den vielen sehr unterschiedlichen Stränden sei die Willkommenskultur der Menschen der Hauptgrund für die Attraktivität von Stadt und Umgebung. Mit seiner toleranten Grundhaltung hat sich Lauderdale deshalb auch in den letzten Jahren in der LGBTQ-Szene als neues Trendziel durchgesetzt.
Dies sei kein Marketinggag, sagte sie, vielmehr gäbe es ohnehin viele Stadtteile, in der eine ohnehin ausgeprägte tolerante Grundhaltung existiere. Jeder dürfe so sein, wie er wolle. Und das unabhängig von politischer und gesellschaftlicher Grundhaltung, sexueller Orientierung und Lebenseinstellung. In den USA ist das nicht selbstverständlich, vielleicht gibt es aber auch deshalb solche ausgeprägten „Szeneorte“ wie Key West, Provincetown, San Francisco oder auch Fort Lauderdale. Miami habe da ziemlich stark seinen Ruf als tolerante Stadt verloren und viele Menschen würden auch deshalb inzwischen nach Lauderdale umziehen. Überprüfen konnte ich das auf die Schnelle sicher nicht, aber wenn das die örtlichen Touristiker sagen, ist meist etwas dran.
Strände, Hotels und unterschiedliche Ortsprofile
Auch wenn sich Fort Lauderdale gerne damit schmückt, anders zu sein als die große Nachbarin Miami, bestimmte touristische Grundentwicklungen werden immer Stärker. Glänzte zum Beispiel das Örtchen Hollywood, ziemlich im Süden, durch kleine gemütlichen Strukturen, so wachsen, außerhalb des Zentrums mit seiner wunderschönen Promenade, inzwischen in den Randbereichen, die Hoteltürme doch ganz schön in den Himmel. Hier ist auch das neueste Großprojekt in Sachen Hotellerie angesiedelt. Ende Oktober eröffnete das „Seminole Hard Rock-Hotel“ Hollywood. In Gitarrenform gebaut, prägt das Gebäude schon jetzt die Umgebung. Da das Haus auf dem Grund der „Seminole Nation“ steht, sprich hier ist bzw. war mal Indianerreservat, durfte im Hotel auch ein Spielcasino integriert werden.
Lauderdale Beach hat ohnehin großstädtischen Charakter, wenngleich auch einen kilometerlangen, feinsandigen und gepflegten Strand. Wirklich heimelig wird es dann in Lauderdale-by-the-Sea, dort wo ich untergekommen bin. Hier dominieren kleinere Wohneinheiten, Feriendomizile und einige kleinere Hotels, wie zum Beispiel das „Plunge Resort“, das ich nach zwei Tagen schon regelrecht ins Herz geschlossen habe. Hier am Strand geht es denn auch schon ganz gut sportlich zu. Das liegt daran, dass dicht vor der Küste ein Riff liegt und es damit möglich ist Tauch- und Schnorchelausflüge fast vom Strand aus zu beginnen. Dies gilt auch für die beiden nördlichen Orte Pompano und Deerfield Beach. Hier kommen zudem auch Surfer, Kite-Surfer und geübtere „Standup-Paddler“ auf ihre Kosten.
Vieles mag in „Greater Fort Lauderdale“ nicht so mondän wie in Miami rüberkommen. Die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen gleicht das zehnfach wieder aus. Verstecken muss sich die Region, umzingelt von Miami im Süden und Palm Beach im Norden, gewiss nicht mehr. Ich gehöre jedenfalls zu Denjenigen, die hier lieber wohnen als in der „Nachbarschaft“.
Reisetag
Morgen ist wieder Reisetag. Genau gesagt, es ist Heimreistag. Von Miami aus geht es über Zürich nach Frankfurt. So kann ich im Nachklapp auch noch über das „Flugprodukt“ von SWISS berichten. Das folgt, wie unsere Hitliste und die Einzelvorstellung der zahlreichen besuchten Orte in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten.
19.11.2019 – Reisetag mit Zwischenstation
Wirklich viel gibt es heute nicht zu berichten. Frühes Aufstehen, Kofferpacken und dann auf den Weg nach Miami. Wegen der Verabredung mit Bill Talbert, dem Präsidenten und CEO des Greater Miami CVB, bin ich nicht, wie ursprünglich geplant über die US 41 durch die Everglades nah Miami gefahren. Das hätte zu viel Zeit gekostet. Also dann über die auf dieser Strecke mautpflichtige I 75.
Innovator und Vermittler von Greater Miami
Pünktlich war ich in der Brickell Avenue gelandet und nach dem Einchecken am Empfang im Bürohaus mit der Hausnummer 701 und der Fahrt mit dem Aufzug in den 27. Stock brannte Bill Talbert sein Miami Feuerwerk ab.
Seit 20 Jahren ist er jetzt der Boss hier und der Miami-Tourismus hat ihm viel zu verdanken. Er lebt und liebt seine Stadt, seine Großregion. Er schwärmte dementsprechend von der kulturellen Vielfalt seines Miami, lobte den endlos langen Strand, schwärmte vom Kreuzfahrthafen und baute, wie immer, auch Neuigkeiten ein, wie die Schnellbahnstrecke, die bereits bin Palm Beach existiert, aber bis nach Orlando ausgebaut werden soll. Die neuen Hotels brachte er geschickt unter, genauso wie seinen Deal mit „Air-BnB“. Wenn andere Städte Probleme damit hätten, sei es drum. Miami habe sie nicht. Nach 30 Minuten stand ich wieder am Auto und beschloss mich über Miami Beach, beginnend in South Beach zu meinem Tagesziel Lauderdale-by-the-Sea zu arbeiten. Kurze Stopps zum Fotos machen natürlich auch vorgesehen.
Der lange Weg nach Norden
Bei dieser Fahrt stellte sich einmal mehr heraus, dass Strecken in den USA meist länger sind, als sie auf der Landkarte aussehen. Zweitens hatte ich mir, mit 15 Uhr 30, eine schlechte Tageszeit herausgesucht. Offenbar wollte nicht nur ich, sondern auch der Rest der arbeitenden Bevölkerung nach Hause, zum Einkaufen, an den Strand. Kurz gesagt: Die Fahrt von rund 40 Kilometern dauerte fast zwei Stunden. Aber dann. Die vielen Hotelhochhäuser und Condos entlang der Küste war ich schon ziemlich leid, als ich in meinem Hotel für die nächsten Tage ankam. Das „Plunge“ in Lauderdale-by-the-Sea ist schlicht wow. Die Bilder sprechen für sich und Morgen, wenn es wieder hell ist, kann ich die ganze Pracht sehen. Tolle Hotelzimmer von den Standardräumen bis zu den Beach Bungalows. Stylisch ist das ohne aufgesetzt zu sein. Alles hat Atmosphäre.
Als ich dann vom General Manager Tom Mulroy erfuhr, dass es sich ursprünglich mal um ein sehr schlichtes Howard-Johnson-Hotel handelte, das mit Zukäufen und einem ehemaligen Clarion-Hotel in ein Beach-Resort verwandelt wurde, konnte ich mir das gar nicht vorstellen. Der kleine Rundgang nach dem Abendessen bewies: Muss wohl so gewesen sein. Wie sagte Tom: „Die stylebewussten Millenials verbringen hier ihre Auszeit und bringen inzwischen sogar ihre Eltern mit“. Mehr davon dann Morgen, genauso wie über die Frage, ob Fort Lauderdale eine echte Alternative zu Miami sein kann. Ich werde sehen. Kurz vorm Texteschreiben bin ich dann noch an der Bar mit David aus Kolumbien und Barkeeperin Tonja ins Gespräch gekommen.
Deshalb war‘s dann wieder mal etwas später. Gute Nacht – Guten Morgen!
18.11.2019 – „Busy Monday“: Naples, Marco Island, Sanibel und mehr
„Faule“ Sonntage rächen sich meistens am darauffolgenden Montag. Heute war der Terminkalender komplett voll. Lee County mit Fort Myers und Sanibel wollte besichtigt werden. Davor gab es noch einen Kurzstopp, um die Strände und das Angebot von Naples und Marco Island zu erkunden. Ich bin ehrlich. Marco Island habe ich nur im Gespräch geschafft. Diese Inselgemeinde an der Paradise Coast persönlich in Augenschein zu nehmen, hätte den Zeitplan absolut gesprengt. Zwischendrin lagen nämlich immer mal ganz schön lange Autofahrten.
Naples, Marco Island und die Everglades
Doch erst einmal zum Beginn des Tages und zum Treffen mit Jonell Modys, PR- und Communications Managerin der Paradise Coast, zu der Naples, Marco Island und auch Everglades-City gehören. Um Marco Island im Speziellen kümmert sich Tourismuschefin Dianna Dohm. Sie traf ich zuerst in der Lobby des „Naples Beach Hotel & Golf Club“. Das ist eine richtig feine Adresse mit sehr viel Stil. Erinnert eher an mediterrane Atmosphäre, aber wir sind ja auch in Neapel, wenngleich es das amerikanische ist. Dianna macht mich schon mal mit Marco Island bekannt. Die neue Besiedlung ist gerade mal 50 Jahre her und sollte eine eigenständige Gemeinde werden, die zu gleichen Teilen, Anwohner und Urlauber, sowie Jung und Alt vereint. Dieses Konzept sei aufgegangen, auch dank der Verkaufsinitiativen in Großbritannien und Deutschland. Viele Deutsche hätten heute Wohneigentum auf Marco Island, erzählt sie. Was allerdings kaum jemand gewusst habe, sei die historische Besiedlung der vor 50 Jahren unbewohnten Insel. Sie gehe in die Frühzeit der indianischen Besiedlung zurück. Ausgrabungen hätten das erst vor ein paar Jahren belegt. Das sichtbare Zeichen sei heute eine kleine Figur, die sogenannte „Marco Island Cat“.
Über Naples hörte ich dann ziemlich viel von Jonelle Modys. Die Details werden hier bald folgen. Hauptsächlich aber wendete sie sich gegen das Vorurteil, dass die Region und insbesondere Naples selber, zu den Luxuszielen gehörte und damit unbezahlbar sei. Ja, sagte sie, Naples sei sicher teurer als andere Gegenden in Florida, aber deshalb noch lange nicht unerschwinglich. Diese Einschätzung sei vermutlich darauf zurückzuführen, dass hier in der unmittelbaren Nachbarschaft des Hotels einige Dutzend Millionäre und Milliardäre zuhause seien.
Mag sein, denk ich mir noch, Downtown Naples ist wunderschön, aber Restaurants und Shops haben auch stolze Preise. Natürlich kann man sich das gönnen, aber teurer als woanders ist es schlichtweg schon. Natürlich ist es auch schöner als woanders. Davon überzeugte ich mich im Anschluss unseres Treffens auf die Schnelle. Gerade weil ich schon ein paar Mal in Naples war, fiel mir auf, dass gerade das Zentrum noch schöner und noch attraktiver geworden ist.
Und die Strände, die sprechen auch für sich. Schön, entspannt und jetzt in der Nebensaison weit davon entfernt überfüllt zu sein. Und die wilde Natur der Everglades hat man direkt vor der Haustür. Die beste von mehreren Welten, eben „Paradise Coast“.
Sanibel Island und der Besuch im Wildlife Refuge
Habe ich eigentlich schon geschrieben, dass heute die Sonne wieder schien. Jetzt stimmt das Bild vom Sunshinestate wieder, dass in den letzten Tagen leider etwas in den Hintergrund getreten ist. Da machte selbst das Autofahren Spaß, mit offenem Glasdach, trotz der 90minütigen Rückfahrt nach Fort Myers und die Überfahrt nach Sanibel. Hier wartete Chefrangerin Toni Westland im J.N. Ding Darling Wildlife Refuge schon auf mich und erzählte begeisterungswürdig von der Gründung und dem 70. Geburtstag des Parks, der 2020 ansteht. Wichtig sei einfach, dass es sich hier um komplette „Wildnis“ handele. Natürlich könnten die Besucher viele Natur und Tiere sehen, aber da gäbe es auch immer einen Zufallsfaktor, denn es gäbe keine geplante Interaktion mit den Tieren. Ding Darling sei eben kein Open-Air Zoo.
Sie empfiehlt mir, in der Kürze der Zeit, den Park wenigstens mit dem Auto abzufahren und öfter anzuhalten. Empfohlen und gemacht. Mein Fazit: Weniger gesehen als gedacht. Aber vermutlich ist es auch besser eine geführte Tour zu machen, wahlweise per Rundfahrt im „Sammeltransport“ oder auch auf eigene Faust zu Fuß, oder mit Kajak oder Kanu. Die Details hat sie mir im Interview natürlich verraten. Bevor ich starte zeigte sie mir noch den „ganzen Stolz“ des Parks. Eine Auszeichnung für die schönsten „Restrooms“ in den USA. Schaut selber.
Blieb natürlich noch die Fahrt zum Strand, dem Strand der Muschelsammler. Mehr Muscheln könne man nirgendwo sammeln. Die Leute sind hier, insbesondere frühmorgens am Strand und betreiben „Shelling“ was das Zeug hält. Aber Achtung: Nicht jede eingesammelte Muschelhülle darf man auch mit nach Hause nehmen. Da gibt es bei uns ziemlich strenge Artenschutzrichtlinien. Für diesen Fall ist die App des „Shell-Museums“ von Sanibel eine große Hilfe.
Noch einmal „Grouper“
Verabredet war ich mit Jackie Parker vom „Lee County Convention & Visitors Bureau“. So lautet die offizielle Bezeichnung des Tourismusbüros für Fort Myers, sowie Sanibel und Captiva Island. Der Ort des Geschehens wawr ein Lokal, dass es zumindest bei meinem letzten Besuch noch nicht gab. „Dixie-Fish“ liegt, neben zwei weiteren „Seafood-Lokalen“ in der rückwärtigen Bay von Fort Myers Beach direkt am Wasser.
Man sitzt wunderschön mit Blick auf die „Shrimpin‘-Flotte“ der Region, Delphine schwimmen vorbei und die untergehende Sonne sorgt für die besondere Farbe aus Blau, Türkis und Orange. Schöner geht’s nicht.0
Die Speisekarte ist klein und hat Leckeres und vor allem ausschließlich Frisches zu bieten. Für mich durfte es heute Abend noch einmal Grouper sein, der Weißfisch, der nur hier zuhause ist. Dazu gab es Südstaaten-Beilagen, nämlich „Red Beans & Rice“ sowie die würzige Gemüsezubereitung mit Namen „Collard Greens“. Damit hielten sich die Kalorien in Grenzen und es war sogar noch ein Stück „Key Lime Pie“ drin.
Microbrew
So nennen sich die vielen kleinen Brauereien, die inzwischen überall in den USA wie Pilze aus dem Boden schießen. Alleine in Lee-County gibt es rund ein Dutzend. Quasi zum Absacker machten Jackie und ich uns auf den Weg zur „Point Ybel Brewing Company“. Dort angekommen kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Unglaublich, was hier ein junges kreatives Team zaubert. Besonders das „Dinghy Captain“ hatte es mir angetan. Ein Weizenbier nach belgischer Brauart. Wer experimentieren will, kann auch Bier aus Milch, Kaffee und Schokolade testen, oder wahlweise ganz puristisch ein Pils nach deutscher Brauart. Trinken muss man es in der Brauerei selber. Man kann sich aber auch eine Dose mit ins Hotel nehmen. Das wird dann ganz frisch, mit einer kleinen Maschine abgefüllt und „eingedost“. Der Laden hat auf jeden Fall einen ziemlichen hohen Erlebnisfaktor, der regelmäßig auch mit Konzerten in der Brauerei zusätzlich aufgepeppt wird. Lohnt sich.
Ich bekam noch eine Dose „Dinghy Captain“ abgefüllt, die ich jetzt gerade, beim Schreiben wegschlürfe. – Morgen geht’s nach Miami und weiter nach Fort Lauderdale. Das ist dann die Geschichte, die es im nächsten Roadtrip-Tagebuch zu lesen gibt.
17.11.2019 – Lazy Sunday
Das musste und durfte sein. Gestern hatte ich ja schon die erste Fuhre Wäsche gewaschen. Heute vor dem Frühstück noch Maschine 2 angesetzt. Jetzt ist (fast) alles wieder sauber. Allerdings wundert mich das immer bei den alten amerikanischen Waschmaschinensystemen. Ein aufragendes Plastik-Teil in der Mitte sorgt dafür, dass sich die Wäsche irgendwie hin und her bewegt. Beim Zulauf kommt schon warmes Wasser in die Maschine und deshalb ist die ganze Waschprozedur bei mittlerer Temperatur schon nach 38 – 40 Minuten abgeschlossen. Eine Stunde Trockner hinterher und alles ist wieder „clean and tide“. Sag ich jetzt einfach mal.
Sun, what Sun?
Also mit der im Wetterbericht versprochenen Sonne hat es schon mal nicht geklappt. Den ganzen Tag war es verhangen, die Temperaturen so bei 15 Grad bei gleichzeitig kräftigem Wind. Kurz und knapp: Alles eher unfreundlich. Hoffe ich also auf Morgen! – Nichtsdestotrotz ein Strandspaziergang musste sein. So ganz wollte ich doch nicht vergessen, warum ich hier bin.
Vor dem “Outrigger Beach Resort” ist der Strand von Fort Myers Beach besonders breit. An den meisten Strandabschnitten liegt noch ein kleiner Dünengürtel dazwischen. Das ist als Hochwasserschutz ziemlich sinnvoll. In diesem Resort habe ich zum ersten Mal im Jahr 1990 übernachtet; wow, vor fast dreißig Jahren. Es steht immer noch, ist gerade bei deutschen Touristen sehr beliebt, denn hier sind alle freundlich und vermitteln ein durchgängiges Urlaubsgefühl. Auf den ersten Blick scheint die Zeit vor diesen 30 Jahren stehengeblieben zu sein. Wer in die Zimmer oder Apartments kommt, merkt aber mit wieviel engagierter Detailarbeit hier ein Urlaubs- und Wohnlichkeitsgefühl gezaubert wird. Man sieht, dass hier regelmäßig renoviert wird. Es ist ein Hotel für alle. Hier wohnen Rentner genauso wie Familien mit jüngeren oder älteren Kindern und Paare. Amerikaner, Deutsche, Schweizer, Spanier habe ich gestern und heute getroffen.
Meet Friends
Das kann man auch tun an einem solchen Tag. Verabredet war ich mit Nancy Hamilton. Wir kennen uns schon viele Jahre aus gemeinsamer Arbeit. Sie als Presse- und PR-Frau des Visitors- and Convention Bureau von Lee County und ich als hr-Radioredakteur. Beides ist schon ein paar Jahre her. Die Freundschaft und der Kontakt sind geblieben. Beide haben wir darauf gehofft, in der Sonne zu sitzen und zu reden. Immerhin haben wir uns schon seit 4 Jahren nicht mehr gesehen. Nancy kam um 12, wir hatten reichlich Gesprächsstoff.
Sie hatte sicherheitshalber ein Sweatshirt dabei, ich musste es erst noch holen. Mein Shirt ist nicht der Rede wert, Ihres hat Nostalgiewert. Rot ist es, „LTU Kinderfest“ steht drauf und es erinnert uns daran, dass es einst eine Nonstop-Verbindung per LTU zwischen Düsseldorf und dem Internationalen Airport von Fort Myers (RSW – steht für „Regional South West“) gab. Lange ist es her. Heute bedient Eurowings diese Route und hat, sagt ein deutsches Paar, das ich gestern beim Rauchen getroffen habe, aktuell gerade reichlich Flüge auf der Strecke abgesagt. Die Beiden müssen jetzt bis Dienstag warten, um heimzukommen. Beim Thema „Rauchen“ fällt mir eine wesentliche Änderung auf. War beim letzten Besuch das Rauchen im Freien und auf dem Balkon noch erlaubt, gibt es jetzt drei bis vier festgelegte Raucherzonen auf dem Gelände. Immerhin und das macht wieder den besonderen Stil aus, weder hinter der Mülltonne noch am zugigsten Platz des Hauses, sondern zum Beispiel hinter dem Rezeptionsgebäude inklusive gemütlicher Sitzgruppe mit Tisch, Sonnenschirm und Aschenbecher.
Nancy und ich erzählten einander vom Leben, im Allgemeinen wie Besonderen. Sie hat sich im Lauf der Jahre als Kommunikationsexpertin selbständig gemacht und ist jetzt auch als Autorin tätig. „100 Things to Do in Fort Myers & Sanibel before You Die“ heißt das Werk, das insbesondere bei Touristen guten Absatz findet. Lokale Tipps von einem „Local“ sind ja meist die Besten. Natürlich ist das genügend Stoff für ein Podcast-Interview. Ein klein wenig Arbeit, macht das Gewissen besser. Danach entführte mich Nancy zum Lunch.
Leckere „Fish & Chips“ standen auf der Karte und waren meine. Auch auf der zwar geschützten Terrasse des „Flippers“ auf „Lovers Key“ war‘s irgendwie kalt. Deshalb sollte es nach der Rückkehr auch noch was zum Aufwärmen geben. Schritt 1: Kaffee holen aus dem Deckside-Café. Schritt 2: Kahlua-Shots an der Tiki-Bar erstehen. Schritt 3: Zusammenschütten und genießen. Wärmte gut auf. Ja, wir hätten auch reingehen können, aber wozu ist man in Florida. An der Bar gab es zudem noch nachmittägliche Live-Musik.
No Sunset Today
Mit fortschreitend absinkenden Temperaturen bei gleichzeitig zunehmendem Wind waren die Plätze direkt unterm „Heiz-Pilz“ mit Abstand die beliebtesten. Wir hatten keine Heizung in der Nähe und gaben dann gegen 17 Uhr auf. Mit einem Sonnenuntergang war ohnehin nicht mehr zu rechnen. Schön war der Nachmittag und wir haben beschlossen, bis zum Wiedersehen nicht wieder vier Jahre ins Land gehen zu lassen.
Inzwischen war es richtig kalt geworden. Ich beschloss daraufhin mir ein heißes „Chili con Carne“ zu gönnen. Warme Suppe ist ja bei gefühlter Kälte immer gut. Bei einer „Nach dem Abendessen Zigarette“ traf ich am Grill- und Picknickplatz (dort darf man auch rauchen) zwei Mädels aus Berlin, die der gefühlten Kälte trotzten und gerade erfolglos dabei waren, den fest installierten Gas Grill anzuwerfen. Ich stellte mich auch nicht erfolgreicher an. Erst als die Beiden Richtung Rezeption aufgebrochen waren, bemerkte ich, dass man, neben vielen anderen Knöpfen zum Drücken oder Drehen, vielleicht auch die Gaszufuhr aufdrehen sollte. Ende gut – Grill an. Und jetzt werden die beiden sicher schon ein leckeres Steak auf dem Teller haben.
Geschichten aus einem Hotel, in das ich immer wieder gerne zurückkomme. Auch diesmal und auch wenn das Wetter nicht so richtig mitspielt.
16.11.2019 – Wenn der Sommer mal Pause macht
Das mag für Florida ein einschneidendes Erlebnis sein. Für unsere deutschen Verhältnisse geht das aber immer noch in Ordnung. Man braucht eine Jacke oder ein Sweatshirt, kann aber immer noch in Shorts an den Strand gehen. Die reine Sommeridylle ist trotzdem getrübt und der Golf von Mexiko empfing mich heute mit einem Bild, das man auch an der Nordsee im Sommer hätte machen können. Es hieß Abschied nehmen von Anna-Maria Island.
Key, Key & Key
Die nächste Station lag fast um die Ecke: Sarasota County und Stadt mit zahlreichen Stränden, die vom berühmten amerikanischen „Dr. Beach“ schon mehrfach ausgezeichnet wurden. Die Strände sind toll, groß, breit, feinsandig und waren heute Morgen gegen halb 10 doch ziemlich leer. Den Samstagmorgen verbrachten nur einige sportliche Naturen am Strand: Kitesurfer, Radler und sogar einige unverwüstliche Schwimmer. Hier haben die Strände alle eine Endung auf Key, kommt aus dem Spanischen von Cayo, und meint Inseln, die aus Korallen- und Sandablagerungen bestehen. Stimmt nicht überall, aber trifft es im Großen und Ganzen schon.
Longboat Key teilen sich Sarasota- und Manatee-County. Der südliche Zipfel gehört zu Sarasota. Das sieht man daran, dass plötzlich Hochhäuser aus dem Boden schießen. Es sind fast alles feinste Resort-Hotels und Apartmentanlagen, die man sich mit einem normalen Reisebudget nicht leisten kann. Augenfällig sind dabei die zwei riesigen Golfplätze, die sich kilometerlang an der Straße entlangziehen. Daort ist alles geregelt. Nicht mal auf dem Seitenstreifen parken darf man.. Deshalb gibts “leider” auch kein Foto vom Golfplatz.
Lido Key verdankt seinen Namen dem Zirkusmagnaten John Ringling, der eine komplett neue Stadt nach seinen Entwürfen anlegen ließ. Heute gehört St. Armands zu den Gegenden mit vielen Restaurants und Geschäften. Die davorliegende Barriere-Insel nannte Ringling schlicht Lido und meinte damit Strand, wie im Italienischen. Letztlich hieße Lido Key ganz tautologisch „Strand“. Aber sei es drum. Die Insel, St. Armand und auch Sarasota verdankt den Ringlings jedenfalls ziemlich viel. Die Ringlings haben der Stadt ein Kunstmuseum finanziert und gleich noch ein Zirkusmuseum dazu gepackt.
Weiter südlich schließt sich dann noch die Insel an, die schon mehrmals die Auszeichnung „Number 1 Beach in USA“ erhalten hat, Siesta Key.
Dort kommt der Sand in der Tat an die schon besuchten Strände am “Panhandle” heran. Deshalb gab es ja auch die Auszeichnung. Hier geht es ebenfalls sehr gepflegt, aber durchaus normal zu. Das sieht man auch an den vielen alten Motel Anlagen in Stil der 1940er und 50er Jahre, die sich fein renoviert am Strand entlang ziehen. Hier war am Nachmittag auch eine Großveranstaltung am Strand. Dementsprechend voll war es auch. Überhaupt, die Leute lassen sich den Strand wegen etwas Sommerpause nicht vermiesen. Jacke an und weiter geht es.
Das Tourismusgespräch
Um 12 Uhr mittags war ich mit Britney Guertin verabredet. Sie hat mir alles Wissenswerte über Stadt und County erzählt und ist, wie alle, natürlich sehr stolz auf Sarasota und seine Inseln. Getroffen haben wir uns an der Stelle, die auch bei schlechtem Wetter für die ganze Familie ein spannendes Ausflugsprogramm bietet.
Mote Marine Laboratories & Aquarium
Die Mote-Stiftung gibt es schon viele Jahre. In Sarasota haben sich Wissenschaftler gefunden, die eine unglaubliche Vielfalt an Meeresforschungsarbeit betreiben. Diese Forschung wird u.a. auch mit dem, zur Stiftung gehörenden Aquarium finanziert. Stephannie Kettle ist dort für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und hat mir ausführlich von den Forschungsprojekten und auch von den zukünftigen Plänen erzählt. Ein neues Aquarium soll gebaut werden, um die Öffentlichkeitswirkung des Instituts noch größer zu machen und natürlich die weitere Arbeit zu sichern. Mote betreibt nicht nur eine Rettungsstation für Meerestiere, sondern forscht insbesondere in Sachen Haie.
Die Tiere werden „gechipt“ und die Wissenschaftler verfolgen seit einigen Jahren nun die Migration der Haie, die im Winter, ähnlich wie die Zugvögel, gen Süden migrieren. Haie, die den Sommer vor der kanadischen Atlantikküste verbracht haben, schwimmen in nur wenigen Wochen bis in den Golf von Mexiko. Ein weiteres Forschungsprojekt gilt der Rettung von Korallenriffen, denn diese seien gewissermaßen der „Regenwald der Meere“ und sind stark gefährdet.
Inzwischen hat man, durchaus erfolgreich, begonnen künstlich Korallen zu züchten. Diese werden dann an „sterbenden“ Riffen wieder verankert und wachsen offensichtlich auch ganz gut an. Grund sei, so Stephannie, einmal der Klimawandel. Das immer wärmer werdende Wasser bekommt den Korallen schlecht und sie sterben ab. Deshalb beschäftige sich Mote auch mit der Zucht von Arten, die warmes Wasser besser verkraften.
Darüber hinaus ist die immer öfter auftauchende Rotalgenblüte ein Forschungsprojekt. Damit einher gehen flächendeckende Wasserproben an den Küsten Floridas. Das eingesammelte Datenmaterial steht dann, in Sachen Wasserqualität auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. (www.visitbeaches.org) – Eine ernstzunehmende und wichtige Arbeit, die die Wissenschaftler in Sarasota leisten. Ohne Unterstützung der Stadt, würde man das aber alles nicht leisten können. Natürlich kann man spenden und natürlich hilft auch der ohnehin eindrucksvolle Besuch des Aquariums durch das Bezahlen von Eintrittsgeld. Lesungen, Seminare und Ökotouren aufs Wasser runden das Angebot ab. Wer mehr vom Meer wissen will ist hier richtig. Das Aquarium ist zudem so gestaltet, dass es seit vielen Jahren zu den großen Touristenattraktionen der Region gehört. Hier kann man nur die Daumen drücken, dass die Forschung weiter finanzierbar bleibt.
Weiter nach Süden in die Sonne?
Zwei Stunden Fahrt standen heute Nachmittag noch an, dann war ich am Tagesziel Fort Myers Beach. Auch dieser Stopp hat etwas von heimkommen. ZU oft bin ich hier, auch ganz privat gewesen und natürlich habe ich ein Zimmer in meinem Lieblingshotel bekommen. Das „Outrigger Beach“ war gegen 18 Uhr erreicht. Dann kam erst mal Routine: Koffer ausladen, Sachen ins Zimmer, heute zur Abwechslung mal Wäsche waschen, Abendessen im heute Abend frisch eröffneten „Charley‘s Boathouse Grill“ und dann wartete dieser Report. Jetzt isser fertig.
Morgen soll auch das Wetter besser werden. Ich bin gespannt. Ihr auch?
15.11.2019 – Anders und so schön
Das trifft in doppelter Hinsicht auf meinen heutigen Aufenthaltsort zu. Anna-Maria Island ist anders und Anna-Maria Island war heute ganz anders als geträumt und doch so wundervoll.
Ganz anders 1
Anna-Maria Island liegt am südlichen Ende der Tampa Bay, gehört zu Bradenton County und ist eine von vielen Barriere Inseln, die von hier, wie an einer Perlenschnur aufgezogen, nach Süden reichen. Diese Insel ist eine Klasse für sich, denn wenn es so etwas wie „Old Florida Feeling“ noch gibt, dann ist es hier zuhause. Partypeople mögen anmerken, hier sei nix los, aber genau das macht den Charme dieser Insel aus. Hier gibt es keine Hochhäuser (amtlich verordnet), hier gibt es weder Nachtclubs noch Discos. Hier gibt es Natur pur. Am treffendsten hat mir das Hotelier David Teitelbaum vor Jahren geschildert auf die Frage, die ich heute nicht mehr stellen würde: „Was kann ich auf Anna-Maria erleben, was muss ich alles machen? – Seine Antwort: „The Best You can do on Anna-Maria is Nothing!“ Nichts machen, sich auf sich selbst und die Insel einlassen und warten, was passiert. In der Regel stellt sich die totale Entspannung ein.
Ganz anders 2
Was hatte ich mich gefreut auf den Tag hier und siehe es kam ganz anders. Kein blauer Himmel weckte mich am Morgen, keine Sonne stand am Himmel. Es schien, als mache der Sommer einfach mal Pause. Grauer Himmel, trotzdem angenehme Temperaturen, gelegentlich ein Regenschauer. Genau das, was man hier nicht erwartet. Trotzdem war es so schön, auf der Terrasse meines Apartments im „Bungalow Beach Resort“ zu sitzen, aufs graue Meer zu schauen, einen ersten Kaffee zu trinken und den Pelikanen beim „Fischen“ zuzusehen.
Fast hätte ich die Zeit vergessen, aber es galt natürlich zu überprüfen, was sich auf der Insel bahnbrechend verändert hat. Nach einer zweistündigen Rundfahrt gab es nur eine Feststellung: Nichts! – Ok sagen wir fast nichts. Die Pier von Anna-Maria wird gerade renoviert, aber wie mir Emily Knight vom CVB in Bradenton versicherte, liegt das schlicht daran, dass nach über 100 Jahren mal renoviert werden musste. Der Neubau am Ende gleicht dem alten Gebäude und die Planken der Pier wurden sorgfältig abgetragen und sollen wieder an die alte Stelle zurück. Wie schön.
Lunch mit dem “Öko-Papst “von Anna-Maria
Zum Lunch war ich mit Emily Knight verabredet, genauso wie mit Ed Chiles, dem Gastronomie-King der Insel. Ihm gehören drei Lokale in der Region. Eins (Mar Vista) auf Longboat Key, zwei (Sandbar & Beach House) auf Anna-Maria Island. Letzteres ist sein neuestes „Baby“. Fünf Jahre hat er, bei geöffnetem Lokal, renoviert. Jetzt erstrahlt es in neuen Glanz und die Küche bringt auch hier Höchstleistungen auf den Tisch: Frischester Fisch und Meeresfrüchte. „Stone Crabs“ hätten jetzt Saison, meinte er und bestellte einen Appetizer. Er habe jetzt eigene Muschelbänke, erzählt er und bestellt Muscheln in einer würzigen Soße mit Würstchen aus Louisiana.
Natürlich passierte das alles erst, nachdem wir bestellt hatten. Ich wollte so brav sein und hatte mir extra nur Fisch mit etwas Tomaten-Mais-Avocado Salsa und ein paar Chips bestellt. So wurde es dann doch wieder mehr.
In der Zwischenzeit plauderte Ed, fast nebensächlich von seinen größten Anstrengungen in Sachen Gastlichkeit, Anspruch und Bio-Ware. Natürlich sei es einfacher und billiger im Großhandel einzukaufen. Er habe seine eigene Schweinezucht, seine eigene Gemüsefarm, seine eigenen Muscheln- und Austernbänke, seine eigenen vertrauenswürdigen Freunde, die ihn mit dem Rest versorgen. Brot wird im Haus gebacken. Neun Küchenchefs beschäftigt er in den drei Restaurants. Nur das Beste sei gut genug. Gleichzeitig lege er Wert darauf, dass Gäste mittags wie abends gerne in Shorts und T-Shirt kommen dürfen. Der Urlaub soll schließlich entspannt sein. Höchstleistung ohne Schnick-Schnack. Das ist großartig.
Anna-Maria Goes Green
Das Gespräch mit Emily Knight ging in dieselbe Richtung. Viele Umweltinitiativen gäbe es in Sachen Müllvermeidung, Solartechnik, und Erhalt der Regeln für den Neubau von Gebäuden. Mehr als drei Etagen sind auf der ganzen Insel nicht drin. Man müsse dafür sorgen, dass die Insel im alten Zustand bleibe, denn genau das schätzten die Urlauber. Das Gleichgewicht von Zivilisation und Natur müsse soweit irgend möglich erhalten bleiben.
Sie hat recht. Viele Inseln vom Schlag Anna-Marias gibt es in Florida nicht mehr. Man sei der Natur verpflichtet, einen zweiten Planeten habe niemand parat. Damit, so durfte ich feststellen, ist auch diese Insel voll auf Umweltkurs. Die Touristiker in Florida haben, im Gegensatz zu ihrem Präsidenten, verstanden, dass es 5 vor 12 ist. Eine Botschaft, die übrigens auch in der normalen Bevölkerung angekommen ist und gelebt wird. Das konnte ich wenige Minuten später erfahren.
Dolphin Watch mit Captain Tim und First Mate Deanne
Das „Pontoon-Boat“ von Paradise Tours wartete an der Pier am Ende der Bridge Street in Bradenton Beach. Er wartet hatte ich eine normale Ausflugstour. Es warteten aber Captain Tim und seine First-Mate Deanne auf mich und zwar um exklusiv mit mir „in See zu stechen“. Wow, Bootstour exklusiv, das war der Hammer.
Wir legten also ab um Delphine im Achterwasser der Insel zu finden und vielleicht ja auch Manatees. Inzwischen war es recht frisch geworden und der Fahrtwind sorgte für ein leichtes Frösteln. Aufgewärmt wurde ich vom einmaligen Charme der der Beiden. Deanne erzählte mir Geschichten über Delphine, über ihre Lebensgewohnheiten, die Erziehung der Babys, die bis zu sechs Jahren direkt bei der Mutter bleiben. Sie berichtete von den 30 Kilo Fisch, die ein erwachsener Delphin täglich so braucht und kommt dann gleich auf das Ökosystem zu sprechen. Wenn nur eine Komponente fehle oder zusammenbreche, dann sei das komplette System gefährdet. Manatees zum Beispiel seien hier deshalb so zahlreich, weil das Ökosystem inklusive Mangroven und Seegras noch intakt sei. Das aber könne sich jederzeit ändern, deshalb müsse man etwas dafür tun. Während sie das alles erzählte, schaute sie aufs Wasser hinaus und beim Ruf von „Dolphin, Dolphin!“ stoppte Captain Tim die Maschine und wir hielten Ausschau.
Natürlich haben wir Delphine gesehen, aber leider waren Sie erstens schnell wieder untergetaucht und zweitens viel zu schnell, um das mit der Kamera festzuhalten. „Schlechtes Licht heute“, meinte Captain Tim und Deanne war sicher, gerade ein Manatee gesichtet zu haben. Es seien halt wilde Tiere, meinte sie und man müsse mit dem leben, was man zu sehen bekäme. Sorry, heute sei es nicht „doll“ gewesen. – Doch, war es. Die Zeit ging so schnell vorbei. Ich habe zwei liebenswerte Menschen kennengelernt und viel erfahren. Was will ich mehr? Thank You, Deanne and Tim!
14.11.2019 – Reisen und Regnen
Richtig, heute war wieder ein Reisetag, allerdings ein sehr angenehmer, was die Entfernung betraf. Von St. Pete ging es über die „Tampa Bay Bridge“ und dann war ich auch fast schon da. „Anna-Maria-Island“ ist ein Kleinod, eins meiner persönlichen. Schade, dass das Wetter im Moment so gar nicht mitspielen will. Aber schön der Reihe nach.
Idyllsuche in St. Pete Beach
Auch als ich heute Morgen aufstand lag schon Regen in der Luft, der auch prompt vom Himmel kam, während ich unter der Dusche stand. Der inzwischen durchgelaufene Kaffee begleitete mich nach draußen auf den Balkon. Die Erde war nass und man konnte seltsame Bilder am Strand bewundern. Jogger, die mit Regenschirm unterwegs waren. Das habe ich noch nie gesehen. – Was steht an heute? Die selbstgestellte Frage an jedem Morgen beantwortete ich mir mit: Versuch neben Dunedin von gestern noch eine zweite Idylle zu finden. Denn ganz ehrlich und unter uns: Die Touri-Konzentration in weiten Teilen von St.Pete Beach und Clearwater Beach ist mir einfach zu viel. Na ja, man wird älter 😉
Vor Jahren gab es da doch was, ganz an der Südspitze der Inselkette, von meinem Hotel fast ein Katzensprung. Als dann, fertiggemacht, ausgecheckt und ein paar Kilometer gefahren: Nach Pass-a-Grille. Als ich das letzte Mal dort war, so vor 10 Jahren, war das wie das Betreten einer anderen Welt. Was war wohl inzwischen geschehen? Als ich das historische Nobelhotel „Don Caesar“ hinter mich gebracht hatte, durfte ich erleichtert feststellen: Nix war geschehen. Pass-a-Grille ist immer noch genauso herrlich entspannt und schläfrig wie vor einem Jahrzehnt. Die Hotels und Restaurants sind immer noch an derselben Stelle und haben noch dieselben Namen. Herrlich! Da könnt‘ ich doch glatt ein paar Tage bleiben.
Ähnlich erging es mir an der nächsten Station, die gewissermaßen auch zum Strand- und Geschichte-Pflichtprogramm gehört. Fort de Soto liegt an der Spitze der nördlichen Einfahrt zur Tampa Bay. Ein Fort, das gebaut wurde, um die Bucht vor feindlichen Schiffen zu schützen. Es war die gleiche Taktik, die auch bei Fort Wickens an der Hafeneinfahrt nach Pensacola angewandt wurde. Keine einzige Kanonenkugel ist je von Fort de Soto abfeuert worden.
Und so steht es jetzt da und wartet auf Besucher, mitten im „Fort de Soto Countypark“. Auch hier kann man an den Strand, auch hier kann man baden und darüber hinaus gibt es Grill- und Picknickplätze. Geändert hat sich, sagen wir mal, fast nichts.
Unterschied zu vor 10 Jahren. Die Zufahrt ist mautpflichtig und der Park kostet jetzt 5 Dollar Eintritt pro Fahrzeug. Dabei ist es egal, wie viele Menschen im Auto sind. Ansonsten: Idylle pur. Zweimal gesucht und zweimal gefunden. Das war ein krönender Abschluss in St. Pete.
Regentag ist Einkaufstag
Na klar, das haben alle Touristen vor, wenn sie USA-Urlaub machen. Wenigstens ein Tag ist fürs Einkaufen reserviert. Vorzugsweise besucht man eine sogenannte „Outlet-Mall“, so wie es sie ähnlich inzwischen auch zuhause gibt. Denn Ziel des Einkaufs ist ganz klar die Schnäppchenjagd. Nach Überqueren der „Tampa Bay Bridge“ drängt sich in Manatee-County der Besuch der Outlet-Mall in Ellenton auf. Bei früheren Besuchen habe ich eigentlich immer was gefunden und gekauft.
Diesmal war es wie verhext. Entweder gefiel es nicht oder es passte nicht oder es war mir zu teuer. Denn, Hand aufs Herz, selten kauft man nur Sachen, die man dringend braucht. Auffällig beim Shoppingbummel: Alles ist, zumindest gefühlt, ziemlich teuer geworden. Sweatshirt 51 Dollar, Jeans zwischen 19 und 99 Dollar. Erstere kann man wahlweise aus Qualitäts- oder Style Gründen vergessen. Man sollte schon genau wissen, was man will und hat vorher zuhause am besten schon Preise verglichen. Diesmal also nach zwei Stunden aufgebrochen. Den Weg auf die Insel habe ich ganz ohne Navi gefunden; war ja auch nicht der erste Besuch.
„Home“ to Anna-Maria
Geht es Euch auch so? Wenn man irgendwo schon ein paar Mal war und es toll gewesen ist, dann stellt sich ein Gefühl ein, das ein wenig wie heimkommen ist. Auch Anna-Maria Island hatte sich auf den ersten Blick nicht verändert. Alles ist entspannt und ruhig. Es gibt immer noch keine Hochhäuser, lediglich die City Pier von Anna-Maria, dem nördlichsten Städtchen, ist aktuell „Under Construction“. Ein neues Haus wird ganz vorn errichtet, der Weg dorthin bekommt vielleicht sogar ein Geländer. Aber das war es auch schon. Meine Unterkunft in Bradenton Beach liegt direkt am Strand. Das „Bungalow Beach Resort“ macht seinem Namen alle Ehre. Ausschließlich kleine Bungalows stehen auf dem Gelände. Alles atmet den Geist des alten Florida: Innen gemütlich, außen ein wenig verwittert und „gebrechlich“. Aber so schön.
Morgen startet die Erkundungstour über den Stand der Insel und natürlich treffe ich mich auch mit Insidern, um das Neueste aus der Region zu erfahren. Damit steht der Stoff aus dem die Texte Morgen sein werden auch schon fest.
13.11.2019 – Honeymoon and Grouper for Breakfast?
Diese Schlagzeile bitte nicht wörtlich nehmen, aber sie klingt so schön. Wiedersehen mit Clearwater und St. Petersburg. Alle sagen (hier) St. Pete, also mach ich es auch. Gestern war es auch hier abends sehr frisch draußen. Da hätte ich glatt auf die Idee kommen können, aus der Klimaanlage eine Heizung zu machen. Aber, wie ich aus vielen USA-Aufenthalten weiß, nutzt das nicht viel, schon gar nicht in Florida. Es macht auch deshalb keinen Sinn, weil der Hotelflur auf Tiefkühlniveau runter gekühlt ist und meine Zimmertür unten einen zwei Finger breiten Spalt hat. Da schleicht sich die Kälte ein. Ansonsten sind Zimmer und Hotel zwar alt aber wunderschön und stylisch.
Die Hoffnung auf ganz viel Sunshine im Sunshinestate hat sich heute nur teilweise erfüllt. Als ich aufstand war es noch grau. Beim Frühstück kam die Sonne langsam durch, aber die Luft musste sich noch aufheizen. Bis gegen 14 Uhr schien sie vom Himmel, danach wurde es schnell wieder grau und noch schneller kalt. – Ich jammere übrigens auf hohem Niveau, denn jetzt um 21 Uhr 30 sind es draußen doch immerhin noch 20 Grad. Im Zimmer bleibt es trotz Dauerlüftens sehr viel kälter. Da ist der der Spalt.
Frühstück ohne Grouper
Grouper ist ein Weißfisch, sehr lecker und insbesondere vor der Küste von St. Pete und Clearwater zuhause. Mackenzie Montero-Comerer, die PR- und Pressefrau sagte mir heute beim Lunch, dass dieser Fisch sehr viele Fans hat und man ihn eigentlich immer essen könne. Okay, nicht zum Frühstück, wenngleich sich Amerikaner ja auch nicht scheuen ein Breakfast-Steak zum Ei zu bestellen. Ich bin es heute jedenfalls bescheidener angegangen: Kaffee, Rührei, Toast und etwas Käse. Verabredet war ich mit Joe Abbaticchio, dem Marketing-Direktor des Sirata Beach Resort. Er ist ein echter „Floriddean“ und lebt seit vielen Jahren in St. Pete. In der Stadt, nicht auf der Insel davor. Ein wenig Abstand vom Job müsse schon sein, sagte er mir beim ersten Kaffee, aber er freue sich auch jeden Morgen auf die Fahrt und den Blick auf den Strand, wenn er über die neue Brücke in Richtung St. Pete Beach fahre.
Er erzählt mir natürlich vom Hotel und seiner Entwicklung in den letzten Jahren. Das „Sirata“ sei zwar nicht das neueste Hotel auf der Insel, aber das gastfreundlichste und deshalb schönste. Das kann ich alles bestätigen. Wer hier wohnt, kann sich wohlfühlen. Es ist das erste sogenannte „Resort-Hotel“ in dem ich auf dieser Reise übernachte. Programme für Kinder, ein Pool, der Strand direkt am Hotel, 3 Restaurants, eine Bar. Was will mann und frau mehr? Ich kann es mir nicht verkneifen und frage nach der, besonders in den USA, erhobenen Resort-Gebühr. Er sagt, dass das im hiesigen Hotel auch erhoben werde, aber es sei eher so etwas wie ein „All-Inclusive-Light“ Programm. Dafür gäbe es schließlich, kostenfreies Parken, Pooltücher, Sportangebote, Kinderbetreuung, freie Drinks an der Bar zum Sonnenuntergang. Die 40 Dollar seien schon sehr gut angelegt, pro Zimmer im Übrigen und nicht pro Person. Deutsche Pauschalurlauber kalkulierten die Resortgebühr übrigens immer in den Zimmerpreis ein. Da koste das nix mehr extra. – Gut zu wissen, denke ich mir, auch wenn ich kein Freund von solchen Extrakosten bin. Wir haben und jedenfalls gut unterhalten und Jeff hat auch gleich noch ein paar Kulturtipps für die Stadt St. Pete dazu geliefert. Fazit: Hier geht mehr als Strand, wenngleich der Strand natürlich alles ist.
Lunch mit Grouper
Ich hatte es ja schon angedeutet. Mackenzie sagt, dass man Grouper immer essen könne. Folglich haben wir dann bei unserem Lunchtreffen (Interview inklusive) natürlich ein Grouper-Sandwich bestellt. Ich gebe zu, es war eines der besten Fisch-Sandwiches, die ich je gegessen habe. In entspannter, einfacher Atmosphäre auf der Terrasse des „Olde Bay Café“ direkt an der Marina in Dunedin, ein Städtchen am nördlichsten Zipfel der Tourismusregion. St. Pete / Clearwater habe einfach alles im Angebot, behauptet sie und angesichts der Größe und der Touristenzahlen möchte ich ihr recht geben, wenngleich ich es noch nicht überprüft habe. Kommt noch. Auch sie legt Wert darauf, das touristische Angebot nicht auf den Strand und die Aktivitäten zu reduzieren. So viel Kultur und Museen habe die Metropole West-Floridas zusammen mit der Schwesterstadt Tampa zu bieten: Das Dali-Museum, ein neues „Holocaust-Museum“, Theater, Konzerte und auch in Sachen Kultur viel MULTIkulturelles. Was die Natur und die Tiere (die Amis reden hier immer gern von Wildlife) beträfe, sei die Gegend ebenfalls unschlagbar.
In Sachen Natur hatte sie übrigens dann auch gleich noch den Besuch in einem Statepark vorgesehen. Gleich nach der Mittagspause solle ich aufbrechen, nach „Honeymoon-Island“
Honigmond und Adlernest
Was es mit der Tradition der Hochzeitsreisen auf sich hatte, erzählte mir eine Stunde später der State Park Manager Peter Krulder. Honeymoon Island und das unmittelbar benachbarte Caladesi seien mal eine Insel gewesen, bis zu dem Zeitpunkt als ein Hurrikan die Mitte der Insel überflutete.
Caladesi ist völlig naturbelassen und man erreicht das Eiland nur per Boot. Honeymoon Island hieß früher mal Hog-Island, also Schweineinsel. Das lag an den Bewohnern. Diese Insel gehörte zwischenzeitlich einem Menschen, der einfachste Hütten an den Strand baute und sie an Hochzeitsreisende vermietete. Schweineinsel war als Name kontraproduktiv. Deshalb die Wandlung in Honeymoon-Island. Heute sind hier keine Flitterwöchner zuhause, sondern wieder viele einheimische, floridianische Pflanzen und Tiere.
Aktueller Neuzugang vor ein paar Jahren, sei ein Adlerpäärchen, das inzwischen dort auch nistet und seinen Nachwuchs großzieht. Seit den 1980 Jahren gibt es den State-Park. Er ist der meistbesuchte in Florida, was, so Chefrancher Peter Krulder, daran liegt, dass man an den naturbelassenen Stränden baden darf.
Das ist meist das Ende einer Geschichte oder Films. Die Helden reiten in den Sonnenuntergang oder liegen sich in den Armen. Zeit, nicht mehr zu stören.
12.11.2019 – Regengrau, Hurrikangrau und Austerngrau
Regen ohne Ende
Vermeintlich nicht viel erlebt heute, denn es stand nur eine sehr lange Autofahrt an. Von Panama City Beach bis nach St. Pete Beach war ich dann unterm Strich doch rund neun Stunden unterwegs. Über die Interstate wäre es vermutlich schneller gegangen, aber das hatten wir ja schon. Was habe ich mal gelesen: „Du kannst die USA komplett über Interstates durchqueren und Du wirst dabei absolut nichts über das Land erfahren. – Sehen wollte ich was, deshalb bin ich heute über die US 98 und die US 19 gefahren. Das in der Hoffnung nicht den ganzen Tag Regen zu haben. Zwischendurch hat es immer mal aufgehört mit den Niederschlägen, aber so richtige Floridastimmung wollte nicht aufkommen. Heute Nacht soll es auch noch kalt werden. Temperaturen um die Frostgrenze sind angesagt. Aber das wird wieder, wenn die Sonne rauskommt.
Depressionsgrau und verzweifelte Hoffnung
Die Strecke an der Küste hatte ich gewählt, weil ich eigentlich auch einen kleinen Ort im östlichen Teil des Panhandle vorstellen und testen wollte. Das hat nicht geklappt. Es kam eine freundliche aber bestimmte Absage: Man sei noch nicht wieder soweit. Hintergrund: Hurrikan Michael hatte im Oktober 2018 die Region in Nordfloridagetroffen. Panama City ist dabei halbwegs heil davongekommen, da der „Kategorie 5 – Wirbelsturm“ kurz vor Erreichen der Stadt abdrehte. Glück für Panama City Beach, großes Pech für eine kleine, ursprüngliche Destination rund 60 Kilometer weiter östlich. Hier ging „Michael“ an Land und brach mit ungeheurer Zerstörungskraft auf den kleinen idyllischen Ort. Die Schäden waren unübersehbar und brutal. Natürlich fingen die Menschen sofort mit den Aufräumarbeiten an. Natürlich setzten sie alles daran wieder auf die Beine zu kommen und natürlich hat eine kleine Ortschaft, die fast völlig zerstört war, nicht die Geldmittel um in kurzer Zeit ein neues Paradies zu bauen.
13 Monate ist das jetzt her und ich war, journalistische Neugier, erschüttert beim heutigen Besuch. Es drängte sich an manchen Stellen der Eindruck auf, alles sei gerade mal vier Wochen her. Natürlich drückte der Starkregen, der beim Durchfahren geraden vom Himmel kam noch mehr auf die depressive Stimmung. Ja. Man sieht auch wieviel schon getan wurde. Der Wiederaufbau stellt sich aber als „Fass ohne Boden“ heraus und bei begrenzten finanziellen Ressourcen, sieht es dann nach über einem Jahr so aus, wie es aussieht. Selbst die Natur, die kleinen Küstenwälder haben sich noch nicht erholt und das will in einer subtropischen Region, in der alles sehr viel schneller wächst, wirklich etwas heißen.
Vor 25 Jahren war ich mal dort und begeistert. Dort wo das kleine Übernachtungsmotel, direkt am Strand, war, ist heute NICHTS. Nun weiß ich nicht, ob das Gebäude schon vor dem Sturm abgerissen wurde. Da waren aber noch mehr Häuser und ein großes Strandlokal. Sie sind alle weg. Und trotzdem geben die Menschen nicht auf und arbeiten am neuen Mexico Beach. Spätestens wenn das Städtchen wieder steht, müssen hier viele Menschen Urlaub machen, alleine um dafür zu sorgen, dass Investition und Mühe nicht umsonst war.
Grauer Himmel über der Austernstadt
Diese Kenntnis ist nicht vom Himmel gefallen. Nelda erzählte mir gestern von den regionalen Spezialitäten und erwähnte vor allem die Austern aus Apalachicola. Hier machte der Regen gerade eine kurze Pause und ich hielt an. Am Hafen des „Apalachicola River“ sah ich das Gebäude von „Boss Oyster“. Leider war geschlossen und ich habe dann schnell noch einige Fotos in der „historischen“ Innenstadt gemacht. Gleichdrauf fing es wieder an zu schütten. Also weiter.
Zurück im Tourismus-Idyll
Es war ein langer Tag, deshalb ist jetzt auch Schluss für heute. Vorm Fenster ist ein Balkon, vor dem Balkon ein Resort-Hotel, davor schimmert der Strand durch und dahinter rauscht das Meer. Wie es wirklich aussieht sehe ich dann, wenn Morgen hoffentlich wieder die Sonne vom blauen Himmel strahlt.
11.11.2019 – „Meet Nelda and Alec“ – Der Tag in Panama City Beach
Frühaufstehende Dauerleser*innen mögen es gemerkt haben. Gestern war ich spät dran, was umgekehrt hieß, dass ich auch spät ins Bett gekommen bin. Als der Report online ging, war es bei Euch in Deutschland fast 8 Uhr, bei mir also nachts um 1. Merke: Der äußerste Westen Floridas liegt schon der Zone der „Central Time“, die sieben Stunden hinter der deutschen liegt.
Heute läuft das hoffentlich reibungslos und schnell und bringt mich bis Mitternacht ins Bett. Als mir jedenfalls heute Morgen die Sonne begann auf die Nase zu scheinen, waren gerade mal fünf Stunden vergangen seit dem zu Bett gehen. Kaffee hilft immer und dazu gab es den Blick auf das heutige Programm. Eine Bootstour ist angesagt, der Besuch auf dem Naturparadies Shell-Island und am Nachmittag das Interview beim Tourismusverband. Dazwischen war immer etwas Zeit, so dass es unterm Strich nicht so wild werden konnte. Wurde es auch nicht.
„Lagoon Pontoons“ – der Tipp für alle Boot- und Wassersportfans
Dort startete mein Ausflug aufs Wasser. Hier werden Pontonboote verliehen. Die sind riesig, dürfen aber trotzdem von Jedem ausgeliehen werden, der einen Führerschein hat. Im Gegensatz zu Südflorida ist die Tagesmiete hier übrigens extrem günstig. Rund 240 Dollar kostet das pro Tag, aber wenn man den Betrag durch 8 Mitfahrer teilt, sind das gerade mal 30 Dollar.
Der Ausflug, den ich gebucht hatte, fand auf einem sportlicheren Boot statt, das natürlich von einem Fachmann begleitet wurde. Zwei Stunden waren wir auf dem Wasser. Dank Nebensaison waren wir nur drei Fahrgäste. Papa und Sohn aus Alabama und ich. Wir starteten vor der Zeit am Anlegesteg. Es sei Nebensaison, wer sollte schon noch kommen, hieß es.
Es ist ein völlig anderes Erlebnis, die „Lagune“ zwischen dem „Andrews State Park“ an der Ostspitze von Panama City Beach und der benachbarten „Shell Island“ zu befahren. Von Land aus ist alles ganz nah, aber der Weg zieht sich. Wir drehen zunächst vor dem State Park bei, begutachten die immer noch in Mitleidenschaft gezogene Küstenlinie, die Hurrikan Michael im letzten Jahr ziemlich mitgenommen hatte. Es war schließlich auch ein Sturm der Kategorie 5.
Vater und Sohn gingen baden und schnorcheln, ich hielt mit „Captain Alec“ Ausschau nach Delphinen. Wir mussten nicht lange warten. Bald tummelten sie sich rund ums Boot.
Die Fotoausbeute ist leider nicht so zahlreich geworden, denn zwischen Suchen, Auftauchen, Finden und wieder Abtauchen liegen nur Sekunden. Für die Kamera meist zu schnell.
Wir bekamen noch Besuch von einem Nachbarboot, schauten „Stand Up Paddlern“ zu und dann ging es weiter nach „Shell Island“. Diese Insel zeichnet sich dadurch aus, dass sie seit vielen Jahren komplett unter Naturschutz steht.
Man darf das Eiland zwar betreten, aber weder etwas mitbringen, dort lassen oder mitnehmen. Hier war er wieder, der paradiesisch weiße Sand und tatsächlich quietschte er auch, wenn man drüber lief: Ziemlich einmalig, deshalb auch akustisch dokumentiert. Hat Spaß gemacht und ich empfehle die Tour gerne weiter.
Baden und Laufen statt Lunchbreak
Die kulinarischen Herausforderungen sind bei solchen Trips immer groß. Eigentlich stand jetzt das Mittagessen auf dem Programm. Da ich allein war und damit Herr meiner Entscheidungen, fiel die Lunchpause aus. Stattdessen habe ich die Badesachen angezogen, einen Spaziergang am Strand gemacht und zum Schluss auch noch das tatsächlich ganz klare Wasser getestet. Unglaublich aber November: Lufttemperatur 25 Grad, Wassertemperatur: weiß nicht so genau, aber mindestens genauso warm. Das ist wirklich der Hammer. Nach der zweiten Dusche des Tages ging‘s dann zum VCB, dem „Visitors and Convention Bureau“ von Panama City Beach.
Gespräch mit der Senior-Beraterin
Ich wusste im Vorfeld nur, dass Nelda Fields für das Interview auf mich warten sollte. Nelda stellte sich als Senior-Beraterin vor. Senior in jeder Hinsicht, denn erstens lebt sie seit 54 Jahren hier und zweitens ist sie schon 76 Jahre jung. Nach ihrer Pensionierung bei der Stadtverwaltung sei sie nur ein Haus weitergezogen, denn so ganz aufhören wolle sie nicht. Nelda konnte auftrumpfen, als es um die touristische Geschichte des Orts ging. Die aktuellen Empfehlungen hat sie natürlich auch parat, schließlich steht sie mehrmals pro Woche hinter dem Beratungscounter und gibt Gästen Tipps von der Unterkunft bis zur Urlaubsgestaltung und den zahlreichen Restaurants. Sie betont, Panama City Beach stünde für Spaß im Urlaub, aber auch für die Vielfältigkeit des Angebots. Hier fände jeder seine Favoriten. PCB sei bekannt dafür, dass hier jeder Urlaub machen könne, selbst wenn er nicht viel Geld habe. Ein paar deutsche Touristen kämen auch, die Besucherhitparade führten, neben den Jamaikanern, allerdings die Kanadier an. Es dauere bestimmt nicht mehr lange, bis die zahlreichen „Snowbirds“ aus dem Norden anreisten und oft bis Ende Februar blieben. Wofür die Destination stehe? Ganz klar für Strand und Spaß, Spaß für Alle.
Nelda und Alec
Beide sind irgendwann zugezogen. Nelda kam vor 54 Jahren, nach der Hochzeitsreise. Ihr Mann und sie hätten damals beschlossen, dass das die Stadt ihrer Träume sei. Leider sei er schon vor Jahren verstorben, aber da habe sich einmal mehr gezeigt, dass PCB ihre Stadt sei. So viel Zuspruch und freundschaftliche Unterstützung hätte sie woanders bestimmt nicht bekommen. Die Menschen in Panama City seien ein ganz besonders liebenswertes Völkchen. Nur ein Foto, das wollte sie nicht von sich machen lassen. Sie sei doch völlig unwichtig, wenn es um den Tourismuserfolg ginge. Ich seh das anders.
Das mit den Menschen bestätigt auch mein Bootskapitän. Alec Hermesmeier ist vor rund 10 Jahren aus Texas zugezogen. Ein Freund habe jemanden für den Bootsverleih gesucht, meint er. Nach vier Wochen sei der Aushilfsjob beendet gewesen, er aber sei geblieben, bis heute. Sicher habe das auch daran gelegen, dass er sich am dritten Tag nach der Ankunft verliebt habe und weder er noch seine Frau wollten je wieder weg.
Ich frage noch nach: Hermesmeier, das sei doch ein deutscher Name? Richtig, meint Alec. Sein Großvater stamme aus Bayern. Er sei in Texas geboren, aber das deutsche Blut zeige sich in seiner Leidenschaft für Fußball. Ich käme doch aus Hessen, Frankfurt. Wir hätten ja dieses Jahr ein tolles Team. Die Münchner mal 5:1 abzuservieren. Wow! – Die Interviews mit Beiden haben zwangsläufig den Zeitrahmen gesprengt. Aber wer redet nicht gern mit so netten und sympathischen Menschen. Ganz nebenbei, ich habe mich heute mit ziemlich vielen Menschen unterhalten. Amerikaner sind zwar bekannt dafür, offen und redselig zu sein, aber offener sind mir in den vielen Jahren selten so viele Leute an einem Tag über den Weg gelaufen. Aber, wie sagt Nelda so richtig: Das sei eben Panama City Beach.
Seafood – City
Natürlich, ich schaue ja vom Hotelfenster direkt aufs Meer. Da ist das mit Fisch und Meeresfrüchten natürlich logisch. Austern sind hier besonders angesagt: Besonders frisch, weil aus der direkten Umgebung. Nun sind Austern nicht meine kulinarische Stärke, aber Seafood stand an beiden Abenden auf dem Speisezettel.
Tipp 1: „The Grand Marlin of Panama City Beach“ Hier gab es am Sonntagabend „Lumb Crabcakes“ in einer Kräuter-Senfsauce mit Wasabi-Kartoffelpüree und Spargelbroccoli. Das war eine Offenbarung, die nur noch vom halbgefrorenen Key Lime Pie getoppt wurde. Der kostet zwar 8 Dollar, reicht aber als Dessert für mindestens 2-3 Personen.
Tipp 2: „Schooners – Last Local Beachclub“ Eine Beachbar mit Live-Musik (in der Saison täglich, im Winter nur am Wochenende), entspanntem Stil und super-leckerer Küche. Heute Abend für mich: Das „Grouper Sandwich“ und ein schmackhafter „Caesar-Salad“, dazu „Blue Moon“, mein Lieblingsweizenbier aus Colorado. Dessert? Nicht drin, einfach zu satt.
Und jetzt schnell ins Bett. Ich bin gespannt, ob ich es bis Mitternacht (7 Uhr) schaffe…
10.11.2019 – Von Bunten, Reichen und Schönen
Heute war wieder mal hauptsächlich Reisetag. Der Vorteil dabei: Pensacola und mein nächstes Ziel Panama City liegen nicht weit auseinander. Also habe ich mir sonntägliches Ausschlafen bis 7 Uhr 45 genehmigt. Es musste ja, wie immer alles eingepackt werden. Duschen am Morgen vertreibt Hunger und Sorgen, aber ein Kaffee musste schon sein. Für die gut 130 Kilometer konnte ich mir also Zeit lassen. Allerdings sollten Augen und Ohren aufmerksam sein. Der Traumstand ist ja fast überall vorhanden am Panhandle, die dazugehörigen Orte sollen aber ganz unterschiedlich sein. Augen auf – Auto an. Ach ja, Auto. Das schrie mal wieder nach Benzin. Ich muss doch mal meinen Verbrauch ausrechnen.
Inseln und Inseln
Zunächst, es war ja Zeit genug. Fuhr ich die komplette „Santa Rosa Insel“ ab. Es gibt kaum etwas entspannenderes als durch diese karge und gleichzeitig so ruhige Landschaft zu rollen. Das Bild mag trügen. Während eines Hurrikan wäre ich nur sehr ungern hier. Natürlichen Schutz sucht man hier vergebens. Am Ende der Insel gibt’s eine Brücke und die bringt einen zur US 98, der direkten Verbindung zwischen Pensacola und Panama City. Es gibt immer parallel zur Küste. Einige Ausnahmen gibt es, wenn Ortschaften oder Natur im Wege sind. Viele dieser Orte wirken zunächst unscheinbar, aber auch Städtchen wie Fort Walton wollen ihren Anteil vom „Tourismuskuchen“. Leider treibt das dann auch optisch eher seltsame Blüten. In vielen der Hochhäuser mitten in der Landschaft, möchte ich weder wohnen noch meinen Urlaub verbringen. Der erste anziehend wirkende Ort ist „Okaloosa Island“. Kurzer Fotostopp am Boardwalk. Wäre nicht Sonntag, hätte ich von „ausgestorben“ reden können. Es ist eine kleine Urlaubsoase, die ohne Dramatik und ohne Luxus auskommt. Family-Urlaub mit Traumstrand, günstigen Lokalen, ein paar Läden und viel Sand. Halt, den Yachthafen sollte man nicht unterschlagen. Einfach, praktisch, schön: Okaloosa.
Reich und schön
Das reiche Gegenstück dieser Idylle findet sich kurz vor Panama City. Ich bekam den Eindruck, man will dort so exklusiv sein, dass es nicht mal einen Abzweighinweis mit Namensnennung gibt. Vielleicht war ich aber auch einfach blind, denn ich fuhr erst mal vorbei und einige Meilen später wieder zurück. Gut, dass ich es tat, den dort findet sich die exklusivste Idylle, die ich bisher in ganz Florida gefunden habe, Naples vielleicht noch ausgenommen. – Ein Ort mit architektonisch gezaubertem Zentrum aus halbkreisförmig angeordneten Palmen, exklusiven Geschäften, Restaurants mit Chic, Galerien, Modeboutiquen. Eine Mischung aus New England, Long Island und positiv britischem Snobismus.
Das ist Seaside. Ich fühlte mich angezogen wie ausgegrenzt. Wollte ich hier Urlaub machen? Jaaaa. Würde ich es mir leisten können? Sicher nicht. Denn Seaside ist eine eigene, architektonisch exklusiv erschaffenes Möchtegern-Paradies, oder wie steht es auf der Homepage seasidefl.com:
“It is charming and romantic, beautiful and graceful, diverse and eclectic, authentic and unpretentious, alive and vibrant. Perhaps the dream for Seaside 30 years ago was the dream for life itself.”
Und trotzdem zog es mich an. Sehr seltsam.
Panama City Beach
Von der eigentlichen Stadt habe ich noch nicht viel gesehen, ich kam aus dem Westen und stieß zuerst auf den Ferienort. Viele Hotels belegen: Das Geschäft mit dem Urlauber steht hier im Vordergrund. Lange waren Panama City wie Pensacola im Geruch, die billige Alternative zum partywütigen Miami zu sein. Das hat sich vor Jahren schon gelegt. Die Überreste sind aber noch zu spüren. Das merkt man insbesondere, wenn man im Dunkeln, in der Nebensaison durch die Stadt fährt. Es wirkte gespenstisch leer. Mal sehen, wie sich Panama City morgen früh „verkauft“…
Das Hotel, in das ich einchecken durfte ist ziemlich neu und bietet sicher die bessere Welt von Panama City Beach. „SpringHill Suites“ ist ohnehin ein interessantes Hotelkonzept. Da sollte ich nochmal genauer hinschauen.
Man will weg vom „Redneck-Image“, das die deutschen Urlauber glücklicherweise kaum kennen, genauso wenig wie den Ort selber. Der Panhandle hat das Zeug dazu, die günstigere Alternative zur Golfküste zu werden, wenn man, in Sachen günstig, vielleicht von Seaside absieht. Gute Nacht oder Guten Morgen!
09.11.2019 – Sun-Shine – Strand-Schein – Ess-Schein
War das “kalt” gestern Abend. 12 Grad im Sunshinestate im Dunkeln bei leichtem Regen. Und war das schön heute Morgen. 18 Grad nach Sonnenaufgang bei leicht bewölktem Himmel mit durchblitzender Sonne. So kann ein neuer Floridatag beginnen.
Sonne auf der Haut…
Pensacola ist das Thema heute. Versprochen hatte mir Steve Hayes, der Präsident von „Visit Pensacola“ gestern: Traumstrände, Traumstrände und nochmals Traumstrände. Versprochen hatte er auch große Geschichte und das Bewusstsein der Einwohner mit ihrer Natur pfleglich umzugehen. Gesagt hatte er auch, dass die Uhren in Sachen Tourismussaison etwas anders ticken. Am Panhandle verschieben sich die Saisonzeiten. Hierher kommen die meisten Reisenden von März bis Oktober. Weiter südlich ist es eher der November (heißer Nebensaisontipp) und Ende Januar bis Anfang Juni. Wenn es im Sommer in Südflorida, für unser Empfinden, zu heiß und zu schwül wird, dann sind hier Strände wie Hotels voll. Und wer im November und Februar im Norden Urlaub macht, bekommt zwar kühlere Temperaturen, dafür aber auch unschlagbar günstige Preise. Insbesondere Ferienwohnungen und Häuser bekommt man, im Vergleich zu Südflorida zu Spottpreisen.
A Beach Is A Beach Is A Beach
Ich widerspreche und der Tourismuschef wird sich freuen. Strand ist nicht Strand. Natürlich gibt es überall im „Sunshinestate“ wunderschöne Strände. Am Panhandle aber wartet der feinste und weißeste Sand, den man kriegen kann. Es ist Quarzsand, der so fein ist, dass es quietscht, wenn man drüber läuft. Das kombiniert mit dem Türkis des Wassers und man hat karibische Qualität. „Nur besser“, meinte gestern Steve Hayes. Er hat recht und Santa Rosa Island, dort wo Pensacola Beach zuhause ist, bietet davon gleich 40 Meilen, also knapp 65 Kilometer. Wer sich hier nur ein bis zwei Kilometer vom Hotelzentrum wegbewegt, findet ausgiebig Platz und in der Nebensaison, wie jetzt, fast schon Einsamkeit. Im Zentrum ist mehr los, logo. Aber auch das übt auf die Kundschaft einen Reiz aus. Nicht jeder braucht absolute Ruhe im Urlaub. Hier geht Beides.
Die Toristiker weisen immer gerne darauf hin, dass es neben Pensacola Beach auch noch Perdido Key gibt. Diese Strände liegen ebenfalls auf einer Barriereinsel und die westlichst gelegenen in Florida. Kurz vorm Inselende verläuft die Grenze zum Bundesstaat Alabama. Aus Neugierde und zu Vergleichszwecken hab ich mir am Nachmittag die fast einstündige Fahrt nach Perdido Key „gegeben“. Enttäuschend – das zumindest ist mein Urteil. Selbstredend sind die Strände dort genauso schön, aber irgendwie fehlt diesem Teil der Pensacola-Strände jegliche Ausstrahlung. Mal ganz davon abgesehen, dass mir riesige „Condo-Bausünden“ regelrecht ins Auge stachen.
Auf „Fort-Posten“
Der westliche Teil von Santa Rosa Island ist Nationalpark und war ursprünglich ein großer Militärstützpunkt. Fort Pickens zeugt davon. Die Befestigungsanlage war nur ein Teil eines ganzen Rings um die Bucht von Pensacola. Quasi gegenüber findet sich Fort Barrancas. Von diesen beiden Stellen aus konnte die Marine die Einfahrt zum Hafen ins Kreuzfeuer nehmen. Ergebnis der Befestigungsbemühungen: Es gab keinerlei Angriffe auf den strategisch wichtigen Hafen von Pensacola. Bis zum Ende des 2.Weltkriegs wurde Ft. Pickens betrieben. Danach verfiel es und letztlich bekam der Nationalparkservice die Aufgabe nicht nur die Ruinen von Fort Pickens zu übernehmen und zu erhalten. Gleichzeitig wurde ihm ein Teil der Verwaltung des Gulf Island Seashore – Naturparks übertragen. Dort traf ich, gleich nach dem Frühstück Brent Everitt, der beim Nationalpark für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Mit ihm hab ich nicht nur über die Militärgeschichte geredet. Viel wichtiger waren mir (und ihm glaube ich auch) die Bemühungen um den Natur- und Tierschutz in einem der wichtigsten Naturparks von Florida. Die Verantwortlichen nehmen diese Arbeit sehr ernst, denn – wieder einmal im Gegensatz zur regierenden Verwaltung – ist den begleitenden Wissenschaftlern sehr wohl klar, dass sich in Sachen Natur- und Klimaschutz etwas bewegen muss, wenn es die überlebenswichtigen Barriereinseln von Florida in 100 Jahren noch geben soll. Es wird ernsthaft geforscht, viel getan und trotzdem sind es nur Kleinigkeiten. Ans System müsse man ran, radikaler schützen sagte mir Brent. Ich würde gerne ergänzen, dass dies mit derselben Intensität geschehen muss, wie man einst die Befestigungsanlagen von Fort Pickens gebaut hat.
Heute bietet das Nationalparkgelände neben dem Naturschutz auch besonders nachhaltigen Tourismus an. Man kann im Park übernachten. Das geht natürlich nur per Zelt oder Wohnmobil. Die geschützten Strände stehen aber allen offen. Es gibt zahlreiche Parkplätze. Von dort läuft man durch eine Dünenlandschaft zum Strand. Dort angekommen fühlt man sich wirklich wie in der Karibik und wird da wie auf der Insel natürlich darauf hingewiesen, dass der Strand zwar „benutzt“, dort aber nichts zurückgelassen werden darf.
In Sachen Umweltengagement aktive Firmen haben inzwischen, nicht nur in Nationalparks mit den verschiedensten Umweltprojekten begonnen. Rund um Pensacola gibt es zahlreiche Solarparks und selbst im ganz Kleinen, wie zum Beispiel auf dem „Dach“ eines Mülleimers, lässt sich Solarenergie erzeugen. Ganz schön clever und zudem eine hervorragende Geschäftsidee.
Ess-Schein oder ein „kulinarischer“ Tagesablauf
Da gibt es tolle Initiativen von Hotels, Restaurantsund Tourismus. In Sachen „Geld sparen“ ist es schlicht toll, dass die „Hampton Inn byHilton – Hotels“ inzwischen flächendeckend ein großes und kostenfreies Frühstück anbieten. Darüber hinaus gibt es kostenlosen Kaffee 24 Stunden am Tag. In Sachen Umweltbewusstsein befindet man sich aber immer noch in der amerikanischen Papier- und Plastik“steinzeit“. Alle Teller und Becher sind aus Pappe, sämtliche Bestecke aus Plastik. So produziert jedes Hotel vermutlich zig Tonnen vermeidbaren Müll. Das radikal anzugehen halte ich persönlich für wichtiger als ein radikales Rauchverbot auf dem kompletten Hotelgelände durchzusetzen.
Ich gebe zu, das kuinarische Angebot kann sich trotzdem sehen lassen und ist meilenweit vom sogenannten „Continental Breakfast“, das andere amerikanische Hotels anbieten, entfernt. Eine vierköpfige Familie kann so leicht 40 Dollar pro Tag fürs Frühstück sparen. Dieses Geld wird jene Familie auch gut gebrauchen können. Selbst wenn man am „Panhandle“ gern verkündet besonders preisbewusst zu sein, summieren sich die Essenskosten sehr schnell. Ich hatte mir am Nachmittag einen Salat gegönnt: „Caesar mit Shrimps“ Auch wenn sich der Salat mit 10 Dollar erschwinglich auf der Karte liest, kommen mit den zusätzlichen Shrimps nochmal 8 Dollar dazu. Mit Softdrink waren es dann knapp 23 Dollar. Rechnet man dann noch die Steuer und das obligatorische Trinkgeld hinzu, kommt man problemlos auf etwa 30 Dollar. Bei 2 Personen wären das 60 und bei der vierköpfigen Familie bereits 120 Dollar. Das läppert sich, wenngleich der Salat schmackhaft und die Außenanlage des Hotels mit Blick aufs Wasser wunderschön war.
Umweltbewusstsein? Der Softdrink kam im Plastikbecher, die vermeintliche Steingut-Salatschale war verdächtig leicht und damit auch aus Kunststoff, wenigstens die Bestecke waren echt und wiederverwendbar. Aber muss man das Besteck nochmal extra in Papier einpacken?
Bliebe noch der Abend. Wer da nur einen Hauch besser ausgeht, zahlt ordentlich. Oder andersrum: Die USA haben inzwischen gänzlich andere Preisrelationen: Willste billig, musste Fastfood! Das Abendessen war wirklich schmackhaft: Kleiner Salat, Maccaroni and Cheese mit Lobster, Breadpudding und Espresseo zum Dessert, dazu ein Glas Wein macht summa summarum 53 Dollar 47. Rechnet man dann die empfohlenen 20 Prozent Trinkgeld drauf landet man bei 64 Dollar. Das bedeutet bei der Standardrechnung mal 2 gleich 128 Dollar, mal 4 gleich 256 Dollar. Das bitte sehr für 1! Abendessen. – Da bleibt auch respektabel verdienenden Familien nur das Ausweichen auf Fastfood oder Selbstverpflegung. Mein Abendrestaurant gehörte zu den stilvolleren, wenngleich Stil und Kenntnisreichtum im Service nicht miteinander einhergehen. Meine supernette Bedienung konnte weder beantworten, ob die vier, auf der Weinkarte befindlichen, Pinot Grigios nun aus Italien, den USA oder sonst woher kamen, noch wusste sie auswendig, welche Biersorten im Angebot sind. Der Salat kam schnell, das Hauptgericht noch schneller. Mit dem letzten Bissen wurde man bereits nach dem Dessert gefragt und mir lag noch auf der vollen Zunge, ob ich erst noch runterschlucken dürfe. Hab‘s dann runtergeschluckt: den Satz wie den letzten Bissen. Die Preise mögen gestiegen sein, die Essensqualität ist es, zweifelsfrei. In Sachen Service erwartet der Europäer anderes und das mag dann der entscheidende Satz sein: Amerikaner wollen schnell, gut und zeitsparend essen. Das prägt auch den Service.
Ab Morgen mehr Panhandle
Das soll nicht heißen, dass ich jetzt auch selber koche, so von wegen Panhandle = Pfannengriff. Das nächste Ziel heißt Panama City Beach und liegt nur etwa 130 Kilometer entfernt. Ob „Panama“ den Strand meiner Träume hat, werde ich dann ab dem Nachmittag herausfinden, hoffentlich. Sei denn mir geht es wie dem kleinen Bären und dem kleinen Tiger, die zwar im „Land der Träume“ landen, ohne je in Panama gewesen zu sein.
08.11.2019 – „Six Days…“, NO! „Seven Hours On The Road“
Ach was war er schön, der gestrige Tag in St. Augustine. Herrlicher Sonnenschein, sommerliche Temperaturen, leichte Brandung am Strand und fast 28 Grad am Nachmittag. Da sah es heute schon ganz anders aus. Leichter Regen empfing mich auf dem Weg zum Frühstück. Nix ist, von wegen draußen sitzen. Die Temperaturen sind noch erträglich. Das Thermometer zeigt 23 Grad, aber auch das soll sich noch ändern. Heute ist Fahrtag. 643 Kilometer liegen vor mir. Vorwiegend geht es über Highways und Interstates.
Die Route
Na dann mal raus aus St. Augustine in Richtung I-95. Nach Norden bis Jacksonville. Dort auf die I-295, den Beltway (sehr frei übersetzt den Autobahnring). Am Abzweig zur I-10 in Richtung Westen und Pensacola. Ab dann zog es sich. Die Gesamtstrecke belief sich auf 644 Kilometer, die ich trotz Pausen in 7 Stunden geschafft habe. Zeit zum Tanken und um einen Kaffee zu kaufen stand auch noch im Zeitplan. Der Trip war zusätzlich entspannt, da Nord-West-Florida, der sogenannte Panhandle (Pfannengriff) bereits in der nächsten Zeitzone liegt. So konnte ich unterwegs die Uhr noch einmal um eine Stunde zurückstellen. So war es auch kein Problem um 15 Uhr 10 (Ortszeit) bereits am Ziel zu sein. Ziel hieß in diesem Fall, das Welcome Center von „Visit Pensacola“. Dort wartete Präsident Steve Hayes in Sachen Interview. Interessante Dinge hat er erzählt. Morgen wird es genügend Chancen geben all das vor Ort anzusehen und natürlich auch weitere Gespräche zu führen. Noch aber war ich nicht dort.
Entspanntes Fahren mit technischer Unterstützung
Auf der langen Strecke habe ich den technischen Schnick-Schnack, den mein neuer Mietwagen mitbringt, schätzen gelernt. Ich habe ja schon zur Erfindung des Tempomaten (amerikanisch: Cruisecontrol) behauptet, dass die USA fast das einzige Land auf der Welt seien, wo man die Tempoautomatik einschalten, sich zurücklehnen und das Auto einfach fahren lassen kann. Geht auch heute noch. Wie ich schon schrieb sollte man sich unbedingt an die Speedlimits halten. Geschwindigkeitssünden, der Ami redet von „Speeding“, werden teuer und wer nicht bar bezahlt wird erst mal festgesetzt, im Knast um die Ecke. Das Gros der Menschen hält sich dran, muss aber, so wich ich heute damit leben, dass man im schlechtesten Fall links und rechts gleichzeitig von LKW überholt wird. Die Trucker kennen keine Gnade, fahren in der Regel immer zu schnell und scheinen einen Riecher für Kontrollen zu haben. Aber man kennt das Jahr aus so Filmcomedys wie „Auf dem Highways ist die Hölle los“. – Letzteres stimmt allerdings nicht. Außerhalb von Ballungszentren würde ich mir mal solch leere Autobahnen bei uns wünschen. Ach ja, Schnick-Schnack: Da ist neben dem Tempomaten der Abstandsassistent, der die Geschwindigkeit hoch oder auch runter regelt. Dann kann man bequem nach dem Kaffeebecher greifen, denn der Spurhalteassistenz macht das, was sein Name verspricht und das bis zu 30 Sekunden lang. Lediglich das amerikanische Radioprogramm geht mir auf den Wecker und das Telefon konnte ich auch noch nicht mit meinem Gefährt koppeln. Eventuell ist ja Morgen Zeit, die entsprechende Anleitung in einer 443 seitigen Gebrauchsanweisung zu finden. Benzin ist übrigens immer noch billig ($ 2,24 für die Gallone macht rund € 0,55 pro Liter) – Volltanken kostet dann bei meinem Mietwagen um die 30 Dollar.
Pause machen
Das ist an amerikanischen Interstates etwas anders geregelt. Ja es gibt sogenannte „Rest-Areas“. Der US-Rastplatz ist aber etwas anders organisiert. Zum einen gibt’s dort keine Tankstellen (muss man runter von der Autobahn) und auch kein Restaurant (muss man ebenfalls runter von der Autobahn). Es gibt saubere! Toiletten, die nix kosten. Es gibt überdachte Picknickareale. Es gibt Automaten für Softdrinks, Kaffee, Schokoriegel, Kekse, Muffins, Chips und andere kleine fette „Schweinereien“. Hunde und aktive Raucher sind in der „Restarea“ verboten. Okay, sagen wir unerwünscht.
Pensacola Downtown
Alt und historisch. Auch hier hat in den letzten Jahren die Revitalisierung einer Innenstadt begonnen und man ist auf einem guten Weg. Shawn Brown, der Social Media Manager von „Visit Pensacola“ hat sie mir in aller Kürze präsentiert. Kurz deshalb, weil es regnete und die Temperatur inzwischen auf 12Grad gefallen war. Im Wetterkanal habe ich gerade erfahren, dass es spätestens am Mittwoch Nachtfrost geben soll. – Das ist Nord-Florida: Im Winter gern etwas kühler, dafür sollen die Übernachtungspreise sensationell günstig sein. Hauptsaison ist hier, im Gegensatz zum Süden im Sommer, sprich von März bis Oktober. In der „Big Top Brewing Company“ haben wir auch noch ausführlich übers Podcasten und die Bewerbung von Blogs und Podcasts geredet. Viel Zeit hat dabei auch die richtige Bierauswahl gekostet, denn wie man auf dem Bild unten sehen kann, hat der Zapfhahn 24 unterschiedliche Auslässe. Hinzu kommen noch etwa 20 Flaschenbiere. Hamburger (Shawn) und dick belegte Sandwiches (ich) sind groß, günstig und machen ziemlich satt.
Auf nach Pensacola Beach
Die Stadt selbst liegt auf dem Festland und hat zwei Strandregionen: Perdido Key und Pensacola Beach. Dort landete ich gegen 20 Uhr, bezog mein Zimmer in einem der klassisch guten „Hampton Inn“ – Hotels und staunte. Das Haus hat zur Strandseite Balkonzimmer, in der Lobby gibt es rund um die Uhr frischen Kaffee, die Zimmer sind groß und das Frühstück ist im Preis drin. Darüber kann ich allerdings erst Morgen berichten. Der Blick vom Balkon allerdings verspricht eine gigantische Aussicht, soweit man das im Dunkeln beurteilen kann. Jetzt aber fix ins Bett, denn Morgen um halb 9, wartet der nächste Interviewtermin. Guten Morgen – Gute Nacht, wo immer Ihr das lesen solltet.
07.11.2019 – Spanier, alter Stadtkern und Traumstrand
Stilvoll übernachtet im „Bayfront Marin House“ direkt am Wasser. Wundervoll gefrühstückt nach Bed & Breakfast-Prinzip (Oatmeal mit Früchten, Rosinen und braunem Zucker). Das Ganze im Garten mit frischem Kaffee und Grapefruitsaft und gekrönt von der Erkenntnis: Heute ist Donnerstag der 7. November. Nicht schlecht, rein wettertechnisch.
Der Tag konnte kommen und er beschäftigte sich mit großer Geschichte, einem Leuchtturm, einem State Park mit Traumstrand und das genau in dieser Reihenfolge.
Stolz auf Alter, Spanier und große Geschichte
St. Augustin ist zweifelsfrei die älteste permanent bewohnte Stadt der USA. Wie das fragt man sich, kam doch Florida erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts so richtig auf die Landkarte als der Eisenbahnpionier Henry Flagler beschloss, eine Bahnstrecke vom Norden bis nach Miami und später weiter nach Key West zu bauen. Das mag sicher der Beginn des Florida-Tourismus gewesen sein. St. Augustin als Stadt ist den spanischen Eroberern zu verdanken, die für ihre Handelsschiffe einen Zwischenstopp brauchten, wenn Sie ihre Waren aus der Karibik über den Golfstrom in Richtung Europa transportierten. Dort wo heute die Stadt steht landeten spanische Schiffe im Jahr 1565. Es war Hurrikansaison und die Seeleute machten eine Bruchlandung, genau dort. Ein Zwischenposten wurde errichtet, zumal man feststellen musste, dass sich ein paar Kilometer weiter nördlich französische Truppen niedergelassen hatten. Diese rückten dann auch an, landeten ebenfalls in einem Wirbelsturm und zogen sich später zurück. Die Spanier blieben und gründeten St. Augustine.
All diese Fakten brachte mir National-Park-Ranger Allen Arnold näher beim morgendlichen Besuch im Castillo de San Marcos, der historischen Ikone der Stadt. Entstanden ist diese Verteidigungsanlage erst gut 100 Jahre später. Die Spanier holten sich nach einem britischen Angriff Arbeiter aus ihrer Kolonie in Havanna. Diese bauten in 23 Jahren die riesige Befestigungsanlage. Er hat noch viel mehr erzählt, über den Coquinastein (mal ganz frei so etwas wie Steine aus Muschelkalk), den Wechsel der Besitzer, denn irgendwann übernahmen die Briten. Das war 1763 nach mehreren gescheiterten Versuchen. Woran lag’s? Das Kastell war einfach zu sicher geplant, gebaut und kaum einnehmbar. Das alles zeigte mir Allen, ein echtes Kind der Stadt, in vielen Details. Fassen wir’s kurz zusammen: Eine großartige Befestigungsanlage in einer großartigen Stadt, die noch sehr viel spanische Einflüsse in ihrem Altstadtbereich versammelt hat. Sehenswert!
Ein Leuchtturm… – …noch ein Leuchtturm
Gestern habe ich schon einen erklommen, heute muss das nicht sein. Sehenswert ist es trotzdem, das „St. Augustine Lighthouse“ auf Anastasia Island. Rein optisch ist der Turm schon ganz anders, als der am Ponce Inlet in Daytona.
Drumherum ist ein Marinemuseum entstanden, das nicht nur erzählt, dass die Leuchtturmwärter für den Antrieb des Leuchtfeuers heißes Öl mit Kannen nach oben transportierten. Elektrisch wurde der Leuchtturm erst sehr viel später. Es gibt auch Dokumente über die Lebensweise der Turmbesatzung. Hier waren Wärter mit Familie im Einsatz. Dementsprechend musste ein Doppelhaus gebaut werden, das jeweils zur Hälfte von jeder Familie genutzt wurde. Natürlich gibt es auch jede Menge Memorabilia aus Tauchgängen vor der Küste. Rund 400 Wracks liegen dort.
Strand als Statepark?
Meistens denkt man dabei an Wälder, Wiesen und Tiere: Stimmt alles und stimmt auch wieder nicht. Denn das „marine“ Leben gehört natürlich dazu. Hier wird gehegt und gepflegt, geforscht und und auch Geld mit Tourismus verdient. Ganz vorne dabei sind diverse Campingplätze, mitten im tropischen Grün des Parks. Die Palette reicht von Zeltplätzen bis zum Abstellpunkt für die berühmt-berüchtigten amerikanischen Wohnmobile, die eher einen LKW gleichen. Alles ist gut versteckt in der Natur und zum Strand ist es auch nicht weit. Dieser Sandstrand löst einen gewissen Wow-Effekt aus. Er ist gut 6 Kilometer lang und sammeln sich einige Besucher an den Abgängen durch kleine Dünen, so trifft man spätestens nach 10 Minuten Laufen oder 5 Minuten Radfahren keinen Menschen mehr. Nur das Meer rauscht unüberhörbar, die Brandung ist kräftig, der Strand sauber und weiß. Jetzt im Herbst hängt auch unübersehbar immer ein wenig Salz in der Luft. Brillenträger werden es bald an den leicht vermierten Gläsern merken. Natürlich kann man baden, angeln und surfen. Faul am Strand liegen darf man sowieso. Im Aqua-Sportscenter lassen sich Gerätschaften ausleihen. Im benachbarten Imbiss gibt es neben Hot Dogs und Hamburgern auch Fahrräder.
Wer leiht ist mobil, gleich ob im Park oder auf dem Strand. Wir, Barbara Golden vom Tourismusbüro, Rangerin Chanell Guilleaume und ich haben es ausprobiert.
Am Rand, außerhalb des Stateparks, steht zusätzlich ein großes Hotel direkt am Strand. Gerade mal zwei Jahre alt, lockt es reichlich Gäste an. Dieses Naturparadies liegt nur eine halbe Stunde von der Innenstadt entfernt. Wer das Beste von vielen Welten haben möchte ist in St. Augustine perfekt untergebracht: Große Geschichte, städtische Infrastruktur und Einsamkeit am Strand. Rangerin Chanell merkt noch an, dass sich auch während der Hochsaison absolut ruhige und einsame Plätze finden lassen.
Kulinarik und Romantik am Abend
Im alten Teil von St. Augustin abends essen zu gehen, oder ein Live-Konzert zu erleben stellt auch in der Nebensaison kein Problem dar. In der Stadt gibt es ein College, dementsprechend auch reichlich Studenten. Es ist also immer was los. Die Qualität der Restaurants ist hoch, die Essenspreise liegen beim sogenannten „Fine Dining“ auch entsprechend hoch. Es bleibt aber bezahlbar und wer heute schlemmt, kann ja Morgen etwas bescheidener und günstiger schmausen.
Genießen im Freien. Im November kein Problem. Die Temperatur lag heute Abend bei 24 Grad, die Vorspeise aus gefüllten Eiern mit je einer gebratenen Auster on Top auf Bacon-/Gemüsegelee war extrem „delicious“
06.11.2019 – Vom Fahren auf Sand, Leuchttürmen und Sonnenuntergängen
Der Tag heute begann mit einer selbstgebackenen Waffel beim Frühstück und endete mit einem Traumhotel am übernächsten Ort.
Aber schön der Reihe nach. New Smyrna Beach und meine nächste Station Daytona Beach liegen nur wenige Kilometer auseinander. Das bot die Möglichkeit, bereits am Vormittag bei Station Nummer Zwei anzukommen. Daytona Beach scheint auf den ersten Blick wie ein großstädtischer Moloch am Strand daherzukommen. Aber wie so oft trügt genau dieser erste Blick. Immerhin, was im sehr kleinen weiter südlich geht, ist hier zur Attraktion geworden. Der Strand von Daytona ist lang (über 25 Kilometer) und breit (bis zu 300 Metern). Und er ist hart und stabil. Deshalb darf man ihn mit dem Auto befahren. Eigentlich halte ich das für großen Quatsch. Andererseits reizte das natürlich doch und in der Nebensaison, die jetzt hier herrscht, bilden sich auch keine Staus. Also: 20 Dollar bezahlt und rauf auf den Strand. Erstmal nach rechts in Richtung Pier. Hier war ich mit Katie Holcomb, der Chefin von „Daytona Beach – Tourismus“ verabredet. Was wie Anarchie klingt, ist strengstens geregelt. Man darf maximal 15 km/h fahren. Das Seitenfenster muss unten sein, das Licht an. Die Fahrspuren sind genau vorgegeben. Parken darf man nur in bestimmten Zonen. Der Abstand von Strandende ist genau durch Holzpfosten im Sand gekennzeichnet. Zu guter Letzt bekam ich noch den Hinweis: Alles, was Du zum Strand bringst, nimmst Du auch wieder mit. „Alles klar? – Have Fun“.
Daytona ist nicht so, es ist ganz anders
Das war der Tenor des Interviews, das ich mit Katie Halcomb gemacht habe. Da denkt man, Daytona sei wie eine Trabantenstadt am Meer und muss bei genauerem Hinsehen zugeben, dass am 25 Kilometer langen Strand die Hochhäuser in der Minderheit sind.
Ja, es gibt sie, sagt auch Katie, aber das Angebot hier sei so vielfältig, dass Jeder die richtige Unterkunft zum richtigen Preis finde. Und siehe da, auf dem Weg zum „Ponce Inlet“ (bei den Haien von NSB) werden die Häuser kleiner, die Hotels weniger. Eigentumswohnungen (Condos) und Ferienhäuser dominieren das Bild. Und da o es nicht mehr weitergeht, steht ein Leuchtturm. Bevor ich mit John Mann, vom Leuchtturmmuseumsverein (schönes langes Wort), reden darf muss ich erst mal die Welt von oben betrachten. Sprich: Ein Leuchtturm will bestiegen werden. Das dauert und bringt mich aus der Puste.
53 Meter ragt er in die Höhe, gebaut wurde er 1887. In Betrieb ist er immer noch. Für die 203 Stufen brauche ich dann doch fast 5 Minuten. Ganz oben geht der Blick in die Ferne: Viel Natur im Hinterland. An der Küste die dichte Besiedlung von New Smyrna Beach im Süden und Daytona Beach im Norden. Kurator John Mann versetzt mich in Erstaunen, dass an diesen Stellen zu Beginn der 1920er Jahre noch nichts stand. Kein Ort, kein Zugang zum Leuchtturm auf dem Landweg. Die Zeiten ändern sich.
Lobster Roll – was ganz Feines
Übers Essen habe ich fast noch gar nicht geredet. Einen Tipp aus dem Kurzaufenthalt heißt ganz eindeutig. Zum Lunch oder am Abend rausfahren zu „Racing’s North Turn“ am South Atlantic Boulevard. Es gibt nicht nur extrem leckeren Lobstersalat auf Brot, sondern auch Sandwiches, die nach Rennfahrern benannt wurden. Dort wo heute eine von Floridas Top 10 – Beachsbars steht war bis in die frühen 1960 er Jahre die Nordkurve der Daytona Rennstrecke. Ja, die ging immer schön übern Strand. Heute würde das keiner mehr genehmigen. Dafür gibt es aber nördlich von Daytona an der I-95 ein riesiges Nascar-Stadion. Formel 1 Stadt ist Daytona inzwischen auch. Gewisse Traditionen halten sich. Auf dem Weg zum Tagesziel Nummer Zwei fahre ich direkt vorbei. Keine Zeit, das werde ich mir noch einige Male sagen.
Interstates und Autobahn
Auf dem Weg nach St. Augustine merke ich wieder mal, wie angenehm man auf den amerikanischen Interstates Auto fahren kann. Tempomat rein und laufen lassen. Mein Alamo „RAV4“ hat aber auch jeden Schnick-Schnack an Bord. Das macht es alles noch entspannter. Trotzdem ist man langsam unterwegs. Bei 70 Meilen pro Stunden (ca. 115 km/h) ist Schluss. Geschwindigkeiten sollte man einhalten. Radarkontrollen sind sehr teuer. Nur die Trucker scheinen davon noch nie etwas gehört zu haben. Sei es drum.
Ponce de Leon, Pedro Menendez, die Spanier und Floridas älteste Stadt
Einige wenige Geschichtslektionen habe ich heute schon von Barbara Golden vom „VCB St. Augustine“ (dem Tourismusbüro) bekommen. Der eigentliche Research findet ja auch Morgen statt. – Immerhin eine Bootstour habe ich schon gemacht. Sie führte in eine wundersame bis wundervolle Abendstimmung. Lecker gegessen habe ich auch (THE FLORIDEAN, 72 Spanish Street – alles Bio, alles frisch). Und die größte Sensation des Abends ist mein Hotel. Ein Bed & Breakfast, das Morgen ausführlich vorgestellt wird. Jetzt aber erst mal Good-Night. Denn „Heute ist Morgen schon Gestern“…
05.11.2019 – Austern, Mangroven und Haie
Wetterzustandsbericht
So verregnet wie der gestrige Abend aufhörte, so vielversprechend begann der heutige Tag. Ein grandioser Sonnenaufgang, um 7 Uhr schon Menschen am Strand, blauer Himmel, angenehme Temperaturen. Trotzdem enttäuschte der Sonnenschein-Staat mit Fortschreiten des Tages. Die wichtigsten Dinge fanden aber ohne Regen statt. Der Nachmittag zeigte sich dann neblig-verhangen und gegen 17 Uhr kam auch noch ein leichtes Gewitter inklusive Regen vom Himmel.
Soweit der Wetterbericht. Florida macht seinem Namen, auch im November, noch Ehre als tropisch-feucht-schwülwarmes Reiseziel. Die Temperatur liegt aber aktuell, so gegen 21 Uhr, immer noch bei 24 Grad.
Klimawandelzustandsbericht
Was las ich heute Morgen in der Zeitung? Die US-Regierung hat die erste mögliche Chance genutzt und den Vertrag zur Klimakonferenz von Paris aufgekündigt, weil Klimawandel gibt es ja nicht.
Gibt es doch, sagte mir Tess Sailor-Tynes vom Marine Discovery Center und belegte das im Interview. Sie arbeitet für das Marine Discovery Center in New Smyrna Beach und weiß sehr genau, was sich in den Gewässern der „Indian River Lagoon“ tut. Die Temperatur steige, das Habitat für viele Tiere und Pflanzen verändere sich. Das Wasser steige und irgendwann würden die Leute mit Wohneigentum an der Lagune nasse Füße bekommen. Die Zahl der Hurrikans steige ebenfalls. Aber Klimawandel „gäbe es natürlich nicht“.
Tess unterstellt den Menschen dabei gar keinen bösen Willen. Sie meint lediglich, dass Leute erst dann reagierten, wenn das Wasser im eigenen Garten stehe. Das „Marine Discovery Center“ ist eine gemeinnützige Organisation, die sich dem Naturschutz und der Aufklärungsarbeit verschrieben hat. Sommerkurse, Schulklassentouren, aber auch ganz normale Infoangebote für Besucher und Urlauber stehen auf dem Programm des Zentrums. Man bietet Bootsausflüge an und wer es gern noch näher hätte, kann auch eine Kajaktour mitmachen.
Letztes wurde mir zuteil und ich startete mit zwei Paaren aus Daytona, um die Ecke, und aus Ohio, zur Tour im Miniboot mit dem Doppelpaddel. Jetzt hieß es, Mikrofon halten, Fotos machen, Videoclip drehen und dann auch noch das Boot auf Kurs zu halten. Irgendwie gelang es. Von Roger Dix, unserem MDC-Ranger lernten wir eine Menge über Austern, Mangroven und ihr Zusammenspiel. Wir erfuhren, dass es immer mehr Manatees in der Gegend gibt, da die Wassertemperatur gestiegen sei und deshalb weniger Seegras wächst. Das aber brauchen die unglaublichen Seekühe aber als Nahrungsgrundlage. Delphine umkreisten uns im sicheren Abstand. Wir begegneten springenden Fischen und waren alles in allem rund 2 Stunden unterwegs. Ganz nebenbei erklärte mir Roger noch, was es mit der Welthauptstadt der Haie auf sich hat. Das sei alles ganz natürlich und überhaupt keine Gefahr für Schwimmer. Die Haie hätten es an einer ganz bestimmten Stelle nur auf eine ganz bestimmte Gruppe Menschen abgesehen: die Surfer.
Florida Food-Trends
Zum Lunch stellte ich fest, dass es neben den klassischen Sandwiches, Salaten und Burgern zwei neue Trends gibt, an denen kaum ein gutes Restaurant vorbeikann: Ceviche aus Lateinamerika (Peru, kann das sein?) und Poke-Bowls aus Hawaii. Immerhin, beides ist auf jeden Fall um Vieles gesünder als der Burger oder das BLT-Sandwich.
New Smyrna Beach muss ohnehin eine besondere Stadt sein, wenn es sich ums Essen bzw. das Essengehen dreht. Daraus hat Kelly Laub ihre ganz eigene Geschäftsidee entwickelt. Wer Probleme hat, das richtige Restaurant für sich oder für einen besonderen Anlass zu finden, der ist richtig bei Kelly. Sie hat Restauranttouren zur Geschäftsidee erklärt und macht wahlweise Standardtouren durch die Gastronomie oder speziell auf die Teilnehmer abgestimmte kulinarische Ausflüge. Natürlich könne man das überall machen, aber gerade „NSB“ sei der ideale Ort dafür. Hier gäbe es schließlich „die beste Küche der Welt“. Im Übrigen sei sie vor einigen Jahren sehr gerne hierhergezogen, habe geheiratet und inzwischen ihre Familie genau hier. Weg wolle sie auf keinen Fall wieder.
Courtney Brokaw, vom „Convention & Visitorsbureau“, erklärt, dass NSB ein noch weitgehend unbekannter Schatz sei, den es zu entdecken gäbe. Hier sei der ideale Ferienort für Paare und Familien und Freunde der bildenden Kunst, wegen der vielen Künstlergalerien. Ich solle mich ruhig mal umsehen auf der Flagler Avenue und der Canalstreet.
Als ich sie dann noch nach den Haien frage, meint sie nur, sie habe ihr ganzes Leben hier verbracht und im Wasser noch nie einen Hai gesehen.
Hai vs. Gewitter
Den Check dieser Behauptung bin ich schuldig geblieben, denn bevor ich hätte ins Wasser gehen können, kam das schon erwähnte Gewitter. Aber, ich konnte mich überzeugen. Kurz vorher waren noch einige Menschen im Meer, trotz Brandung wie an der Nordsee. Überwiegend Surfer, die trauen sich eben was.
04. 11. 2019 – Ein langer Reisetag
Ein langer Tag liegt hinter mir. Jetzt, wo ich mit dem Schreiben beginne, ist es in Deutschland schon Dienstag 4 Uhr 45. – Hier geht der Montag langsam aber sicher zu Ende. Um 22.45 versuche ich mal den Tag mit Überlänge zusammen zu fassen.
Business mit Prämienmeilen
Der Weg übern Teich zieht sich, zumal mein Nonstop-Flug nach Orlando erst um 13 Uhr 10 starten soll. Damit mich keiner für Krösus und übergeschnappt hält, erzähle ich noch schnell, dass ich den Flug in der Business-Class mit Meilen bezahlt habe. Mit einer Miles & More Kreditkarte sammelt man im Lauf der Jahre, zusätzlich zu den Flügen, natürlich auch Punkte beim Geld ausgeben. Jetzt bin ich 105 Tausend Meilen ärmer, habe aber schon mal einen bequemen Hinflug verbracht. Zurück geht es übrigens ab Miami und da LH keine Prämienflüge mehr hatte, konnte ich auf Swiss ausweichen und fliege eben über Zürich zurück. Das bringt dann auch nochmal eine neue Airline-Erfahrung. Und der Loungezugang war natürlich auch mit drin.4
Lufthansa kann es immer noch
Zum Flugerlebnis: Die obere Etage der Boeing 747 ist berühmt für viel Ruhe und so war’s dann auch. Nach Orlando (MCO) fliegt LH noch mit den „alten“ 747-400. Die Maschinen halten sich aber wacker, trotz ihres Alters von zum Teil über 20 Jahren. – Die Businessbestuhlung ist ebenfalls schon etwas in die Jahre gekommen. Nichtsdestotrotz sitzt und liegt man gut, auch wenn Mäkler anmerken, dass das mit der Privatsphäre nicht so dolle sei. Denen mag ich hinterherrufen: „Lange nicht mehr Eco geflogen, mit 76 Zentimeter Sitzabstand.“ Was ich damit sagen will: Diese Kritik ist Jammern auf Höchstniveau.
Ansonsten merke ich noch an: Der Service war hervorragend, die Flugbegleiter supernett und professionell. Das Catering kam geschmackvoll rüber. Also alles in bester Butter für einen Flug, der dann doch 10 Stunden und 20 Minuten währt (OFF- und ON-Block) – Ach ja, pünktlich waren wir außerdem.
USA – endlich da
Wer sich an meine Einreisekritik bei der Beurteilung der United-Polaris-Businessclass erinnert, weiß wie sehr ich immer wieder auf die viel zu langen Wartezeiten bei der Einreise hinweise. Na ja, man kann schon sagen, dass ich es unverschämt finde.
Es geht auch anders, zum Beispiel bei der Ankunft in Orlando. 17.35 verließ ich das Flugzeug. 5 Minuten laufen bis zur Immigration-Halle. Die war voll, aber es waren auch alle! 28 Schalter geöffnet und die Freiwilligen vom „Begrüßungskomitee“ verteilten die 4 Warteschlangen völlig flexibel. Ergebnis: 35 Minuten nach dem Verlassen des Flugzeugs stand ich, mitsamt dem ausgelieferten Koffer am automatischen Zug, der die Passagiere zwischen Hauptterminal und den Flugsteigen hin- und hertransportiert. Grüße an die Einreisekollegen in Chicago: „So macht man das!“
War ich schneller bei meiner Autovermietung. Auch hier stelle ich fest: Klasse Service! Wer bei Alamo bereits zuhause online eincheckt, muss nicht mehr zum Schalter. Ich bin locker in die Garage durchgelaufen, habe mir „meinen“ Wagen rausgesucht, das Gepäck eingeladen und bei Check-Out bekam ich mein mobiles Navi und es wurden Kreditkarte und Führerschein gecheckt. Zeitaufwand: 20 Minuten.
New Smyrna Beach
Ja, das zog sich dann dorthin noch mal. Ich habe schon gemerkt, dass meine biologische Uhr bereits den nächsten Tag anzeigt. Außerdem war es inzwischen stockdunkel und (hello Sunshinestate) es goss vom Himmel wie aus Kübeln. Wenn Du Dich dann brav ans Tempolimit von 70 Meilen hältst, dann überholen Dich die Trucks rechts oder links oder beides und bedecken Dich mit ihrer Wasserfontäne. Wie auch immer. Ich bin da.
Das Hotel ist klasse, das Frühstück morgens inklusive und in sechs Stunden muss ich wieder aufstehen. Denn dann wartet der erste Recherchetag und hoffentlich Antworten auf die Frage, was denn New Smyrna Beach als Urlaubsziel so ausmacht. Davon Morgen mehr, jetzt mal schnell unter die Dusche und dann ab auf die „Matratze“.
Hinweis:
Diese Recherchereise wird unterstützt von Visit Florida, Alamo Rent-a-Car und den örtlichen Tourismusorganisationen. Vielen Dank dafür! – Die Unterstützung hat keinen Einfluss auf eine unabhängige Berichterstattung. – Meine Meinung gehört mir!
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