Mein Flug mit Swiss war eher dem Zufall zu verdanken. Meilen einlösen war die Ausgangsposition. Meilen einlösen für einen Prämienflug anlässlich meiner letzten Florida-Recherche. 112 Tausend Meilen habe ich lange gesammelt, um mir das zu ermöglichen. Hin ging es tatsächlich mit Lufthansa nach Orlando. Den Rückflug wollte ich von Miami aus antreten. Das wiederum wäre bei LH platztechnisch nicht mehr möglich gewesen. Glücklicherweise bot mir der Computer die Chance, diesen Flug mit Swiss zu machen. Eine Zwischenlandung in Zürich wurde zwar fällig, aber ich war ja schon froh, dass ich zum aufgerufenen Termin mitdurfte.
Eine Klasse für sich
Im Nachhinein war ich froh, dass mir diese Chance gegeben wurde, denn der Aufenthalt in der Swiss-Business-Class war entschieden angenehmer. Das hatte sicher auch mit der Sitzkonfiguration im angebotenen Flugzeugmuster, einer A 330-300 zu tun und der Tatsache, dass auf der rechten Seite noch Einzelplätze zur Verfügung standen. Sitz also quasi am Fenster und trotzdem freier Zugang zum Gang. Das gibt es bei LH (noch) nicht.
Swiss bietet in dieser Maschinenkonfiguration zwei Plätze nebeneinander in der Mitte an. Die linke Seite der Maschine bietet zwei Plätze nebeneinander im Wechsel mit den sogenannten Thronsitzen, die aber nur mit Aufpreis buchbar sind. Auf der rechten Maschinenseite wechseln sich Einzelsitze ab, die wahlweise den Sitzplatz zum Gang oder direkt zum Fenster haben. Letztere bieten noch mehr Privatsphäre, aber die Plätze, wie meiner (6K) sind immer noch purer Luxus.
Kritische Menschen mögen zudem anmerken, dass auch bei Swiss die Business-Class Bestuhlung schon ein gewisses Alter besitzt, das tat meiner Freude und Bequemlichkeit aber keinerlei Abbruch. Durch die Galley getrennt, gibt es in der A 330 zusätzlich eine Mini-Business-Class von nur zwei Reihen die direkt hinter der First-Class angesiedelt ist. Dort sitzt man gerne. Dementsprechend waren diese Plätze bei Buchung auch schon weg. Immerhin, gleich ob Alleinreisend oder mit Begleitung. Fast Jeder findet seine Lieblingsplätze.
Das Check In – Erlebnis
Am Airport von Miami ist erfahrungsgemäß fast immer viel los. Nichtsdestotrotz ging der Check-In schnell vonstatten, zumal mich Swiss bereits automatisch eingecheckt hatte. Letztlich war nur noch das Gepäck abzugeben. Hier offenbarte sich auch die unterschiedliche Vorgehensweise des Personals. Mussten die Passagiere am Nachbarschalter auch ihr Handgepäck (Obergrenze 8 Kilo) genau überprüfen lassen, so interessierte das meinen “Check in-Agent” überhaupt nicht. Vielleicht lag es daran, dass mein aufgegebenes Gepäck zusammen „nur“ 35 Kilo auf die Waage brachte (einmal 17 einmal 18 Kilo). Erlaubt sind zweimal 32 Kilo. Unterm Strich: Der Check-In war effizient, ging schnell und war freundlich.
Weniger schnell ging es bei der Security zu. Kurz bevor ich mich anstellen wollte, wurde eine Kontrollzone geschlossen. Dementsprechend staute es sich beim nächsten Security-Check. Da half auch die Business-Line nicht viel. Großer Andrang führte zu rund 40 Minuten in der Warteschlange.
Die “VIP-Lounge”
Da sieht es im Terminal J nicht gar so üppig aus. Es gibt, egal mit wem man fliegt, eine Business-Lounge (betrieben von Avianca) und eine First-Class-Lounge (angeboten von LATAM). Dementsprechend voll ist es dort. Der Platz ist spärlich, aber irgendwie hatte ich dann doch ganz schnell einen bequemen Sessel für mich, diesen sogar mit Blick aufs Vorfeld.
Empfindsam-anspruchsvolle Naturen würden wahrscheinlich anmerken, dass das kulinarische Angebot allenfalls untermittelprächtig sei. Aber hallo: Es gab drei warme Gerichte, eine Suppe, Salat, Obst, Sandwiches, Kuchen und die komplette Getränkepalette. Außerdem, dachte ich mir, sitzt man ja hier quasi schon in Erwartung eines ausführlichen Menüs an Bord. Dazu mag kommen, dass für mich Business eher die Ausnahme als die Regel ist. Ich holte mir ein Minisandwich und ein Stück Kuchen; Wasser und Kaffee dazu und schon war alles gut. Wie schon erwähnt, in MIA sind alle Businesskunden gleich, egal ob sie (an diesem Nachmittag) mit Avianca, Air France, Lufthansa, Swiss, EL AL, LATAM, Copa oder Virgin Atlantic geflogen sind. Das Terminal selber ist ziemlich klein und beengt, aber man kann ja sitzen bleiben, bis der Flug aufgerufen wird. Habe ich nicht getan. Ich bin lieber noch etwas spazieren gegangen. Nach dem Boarding stand ja wieder fast 9 Stunden Rumsitzen an.
Das Boarding…
…begann pünktlich nach Schweizer Luxusuhrzeit: 16 Uhr 20 Minuten und 10 Sekunden. 16 Uhr 20 war angesagt. – „Boarding Completed“ hieß es bereits um 16 Uhr 45. Das war schnell und die Maschine war voll: Eine Glanzleistung.
Off-Block exakt 16 Uhr 55 und – das war Glück – kaum Warteschlange vor der Startbahn. Ziemlich genau um 17 Uhr 05 hob die Maschine ab, gen Osten, hinweg über Miami Downtown, den Kreuzfahrthafen und South Beach aufs offene Meer hinaus.
Bequem gemacht hatte ich es mir schon vorher. Mein Jackett hing in einem Schrank auf dem Holzkleiderbügel mit Aufschrift SWISS und 6K. Dieser Kleiderbügel liegt beim Einsteigen parat. Jedem Gast den eigenen Bügel. Da ist er gründlich, der Schweizer.
Das Flug – Erlebnis
Individuell ist der Service an Bord. Natürlich gibt es das Begrüßungsgetränk vor dem Start (Champagner, O-Saft, Wasser). Nach der „Crew released“-Durchsage folgte die namentliche Begrüßung am Platz mit zwei Menükarten. Erstens: Die Frühstückskarte zum Ankreuzen des Gewünschten für den nächsten Morgen. Hier ist Swiss ganz europäisch. Wahlweise darf man Kaffee (Espresso, Cappuccino, Milchkaffee, Kaffee), Tee (mehrere Sorten) oder heiße Schokolade und heiße Milch bestellen. Im Essensangebot hat man die Wahl aus Cereals mit Milch, Schinken und Emmentaler mit Brot, Obstteller, Brötchen und Marmelade. Wie viele Kreuze man macht, ist jedem selbst überlassen. Ganz wichtig, man soll auch ankreuzen, ob man zum Frühstück geweckt werden möchte oder nicht. Die Menükarte fürs Abendessen wurde als Zweites überreicht. Die Aufnahme des Hauptgerichts erfolgte dann mit dem ersten Getränkeservice inklusive der obligatorischen Nüsse.
Nach etwa 90 Minuten Flugzeit war dann auch „Dinner Time“. Vorspeise und Salat waren frisch, aber nicht außergewöhnlich.
Das Rindsfilet zerging auf der Zunge und war tatsächlich medium. Die Soße aus Rotwein mit Cranberries war köstlich, der „Spargelbroccoli“ hatte Aroma, lediglich die jungen Kartoffeln hätten eine etwas längere Garzeit verdient gehabt. Zum Menü gab es eine ausführliche Beratung in Sachen Wein. Die Beschreibung meiner Flugbegleiterin traf den Tropfen zu einhundert Prozent. Auch wenn sie anmerkte, dass Ihr der angebotene Schweizer Rotwein zu leicht sei, traf er – wie vermutet – genau meinen Geschmack. Die Dame brachte eindeutig Sommeliere-Qualitäten mit.
Mich störte zwar, dass auf dem Tablett des Hauptgerichts die anschließende Käseplatte gleich mitgeliefert wurde. Im Nachhinein vermute ich, dass der Käse schlicht zu kalt war und Temperatur ziehen musste? Ja, die Crew hat hier einen Arbeitsgang gespart, aber sei es drum.
Das Desserttörtchen war schön zitronig und nicht zu süß, der Espresso (ja sowas gibt es bei Swiss) klein, stark, schwarz. Das Digéstivangebot kam irgendwie unter die Trolley Räder. Hätte ich auch nicht zwingend gebraucht, obwohl der Kirschbrand aus dem Schweizer Hause Etter bestimmt geschmeckt hätte.
Während des Essens habe ich mir “Once Upon A Time In Hollywood”, den neuesten Quentin Tarantino Film, angesehen, um danach möglichst schnell in die Waagrechte zu kommen. Waren die Sitze so schon bequem, folgte jetzt der komplette Schlafgenuss: Dickes Kissen, warme Decke, ausreichend breiter Sitz und die Länge meines 180 Grad-Betts war schlicht phantastisch. Umgedreht und 4 Stunden ohne Unterbrechung geschlafen. Das hatte ich schon lange nicht mehr. Schade fand ich, dass bei all diesem Luxus, die Kopfhörer keine „Noise Cancelling“-Funktion hatten und ja die Bildschirme haben auch schon ein gewisses Alter und sind deshalb etwas kleiner. Ansonsten: Gut gesessen, sehr gut gegessen, noch besser geschlafen, hervorragend gefrühstückt und eine halbe Stunde vor der Zeit in Zürich angekommen. Pax, was willste mehr. – Typisch Schweizerisch noch die Verabschiedung („Uf Wiederluage“) und schon waren 9 Stunden rum.
Ganz ehrlich, wer hier mäkelt, hat das Alles nicht verdient.
ZRH – Dimensionen
Da denkt man, dass ein Schweizer Flughafen doch nicht so groß sein könne. War er aber; mit zwei Terminals und drei Bereichen. Da vermutet man Provinz und landet auf einem weltoffenen, modernen, stylischen, und weite Welt ausstrahlenden Airport. – Glänzende dunkle Steinfußböden, große Glasfassaden, eine Lounge zum Niederknien (ich war nur aus Neugierde und einen zweiten Kaffee drin). ZRH zum Umsteigen ist ein Genuss.
Erwähnen sollte ich vielleicht auch noch, dass mein LH-Anschlussflug nach Frankfurt ebenfalls pünktlich angeflogen und gelandet ist; die Flugbegleiter es tatsächlich geschafft haben, in 45 Minuten Flugzeit in der Business-Class ein Frühstück mit Bircher Müsli, Milch, Brötchen und Obst zu servieren und wieder einzusammeln. Die Entspanntheit lag sicher auch an der Tatsache, dass ein Großteil der Passagiere (mich eingeschlossen) nur einen Kaffee oder Tee nahm.
Fazit
Swiss immer wieder gerne und gerne immer wieder.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar