Lufthansa – Rettungspaket abgesichert
Es lag Spannung bis zur letzten Minute in der Luft. Unzählige Fragen mussten beantwortet werden, bevor die Aktionäre in einer außerordentlichen Hauptversammlung zur Abstimmung über das Rettungspaket kamen. 98 Prozent Zustimmung gab es von den Stimmberechtigten, die 39 Prozent des LH-Grundkapitals vertraten. Wegen der niedrigen Vertretungsrate war eine Zwei-Drittel-Mehrheit vorgeschrieben.
Damit wurde die Insolvenz verhindert, der staatliche Einstieg von 20 Prozent genehmigt und unterm Strich eine Finanzhilfe von rund 9 Milliarden Euro möglich. Gegen eine feindliche Übernahme gibt es zudem die Option einer Erhöhung der staatlichen Beteiligung auf 25 Prozent, was eine Sperrminorität ermöglichen würde.
Vorgaben zur Genehmigung des Deals gab es auch von der EU-Kommission: Bis sich der Staat zu 75 Prozent wieder vom Aktienpaket getrennt hat, gilt eine Einschränkung für Managergehälter und quasi ein Investitionsstopp, was die Übernahme von Wettbewerbern betrifft. Lufthansa darf sich zu maximal zehn Prozent an Wettbewerbern beteiligen. Die Beihilfe darf außerdem nicht zur Sanierung von LH-Geschäftsfeldern genutzt werden, die schon vor der Krise wirtschaftliche Probleme hatten. Zudem muss LH einige Start- und Landerechte an den Drehkreuzen in Frankfurt und München abgeben.
Mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo hatte sich LH zudem am Vortag auf ein Sparpaket von über 500 Millionen Euro geeinigt und einen vierjährigen Kündigungsschutz vereinbart. Die Verhandlungen mit den anderen Gewerkschaften (Verdi und Vereinigung Cockpit) sind noch nicht abgeschlossen.
LH – „Ticketschulden“
Lufthansa steht derzeit bei seinen Kunden noch mit etwa 1 Milliarde Euro in der Verpflichtung. Es handelt sich um vorgeschriebene und nicht durchgeführte Rückzahlungen für Tickets von nicht durchgeführten Flügen. EU-Recht sieht vor, dass der Preis für nicht durchgeführte aber bezahlte Flüge innerhalb von 7 Tagen an den Verbraucher zurückbezahlt werden muss. LH CEO Carsten Spohr erklärte gestern, dass bereits ein Großteil zurückbezahlt und der Rückstau spätestens in sechs Wochen abgebaut sein sollte.
Das Fluggastportal EU-Flight hatte eine entsprechende Bestätigung dieser Regel durch das Urteil des Amtsgerichts Nürnberg gegen Eurowings erhalten. Bei der zügigen Rückerstattung geht es perspektivisch auch um das Vertrauen der Kunden gegenüber LH, das in Krisenzeiten tunlichst nicht verspielt werden sollte.
Ryanair klagt gegen LH-Unterstützung
Die irische Billigfluggesellschaft hat eine Klage bei EU-Gerichten gegen die staatliche Unterstützung von Lufthansa angekündigt. Die staatliche Unterstützung sei ein klarer Verstoß gegen Wettbewerbsregeln und ein Verrat an den Grundprinzipien des EU-Rechts, argumentiert die Airline. CEO Michael O’Leary sagte gestern in Dublin:
„Dies ist ein spektakulärer Fall, in dem ein reicher EU-Mitgliedstaat die EU-Verträge zum Nutzen seiner nationalen Industrie und zum Nachteil ärmerer Länder ignoriert.“
Einheitliche Regelung bei Corona-Hotspots
Der Deutsche Tourismusverband (DTV) hat Bund und Länder aufgefordert, bei umgehend für ein bundesweit einheitliches Verfahren und Zuständigkeiten zu sorgen. Der Lockdown in den NRW-Kreisen Gütersloh und Warendorf habe gezeigt, dass eine einheitliche Regelung nicht existiere aber unumgänglich sei.
Die Konferenz der Gesundheitsminister zeigt kein übereinstimmendes Meinungsbild. Dies fordern Touristiker aber zügig ein. Es könne nicht angehen, dass jedes Bundesland in dieser Situation anders verfahre und Vermieter vor Ort zur Einzelprüfung der Herkunft von Urlauber gezwungen würden, erklärte DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz. Dies gelte auch für Urlauber aus dem EU-Ausland.
Lockdown rund um Lissabon
19 Gemeinden rund um Lissabon werden ab 1. Juli in einen weiteren Lockdown geschickt. Die Zahl der, vergleichsweise geringen Infektionen in Portugal, hatte sich in der Umgebung der Hauptstadt vervielfacht. Von den gestern gemeldeten 311 Neuinfektionen im Land, entfallen 75% auf den Großraum Lissabon.
„Tourism Pop Up“ in Berlin
Der Titel der Veranstaltung „We love Travel – Tourism Recovery Pop Up“ ist sperrig, das Konzept aber recht klar. Die ITB und das Berlin Travel Festival laden zu einer dreitägigen Veranstaltung vom 16. – 18. Oktober ein. Das Event, geplant für die „Berlin Arena“, soll es zum ersten Mal wieder möglich machen, dass Tourismusprofis im persönlichen Kontakt Bilanz einer Krise ziehen, die noch nie da war. Es soll eine sogenannte „hybride Veranstaltung“ werden. Der erste Tag, in ITB-Regie, sei dem Fachpublikum vorbehalten, übers Wochenende will man sich mit dem Berlin Travel Festival auch ans breite Publikum wenden. Das Veranstaltungskonzept soll analoge wie virtuelle Angebote enthalten. Aussteller hätten damit die Chance sich, nach Bedarf, sehr unterschiedlich zu präsentieren. Julia Sonnemann, PR-Managerin der ITB, sagte gestern:
“Was wir nun mehr denn je brauchen, ist eine physische Plattform, um die Branche wiederzubeleben, neue Kontakte zu knüpfen und Beziehungen neu zu festigen.”
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