DRR Corona-News 25.03.20 – Reisewirtschaft in Not / Flugstreichungen und Quarantäne

Inland

Reisewirtschaft in Not

Für Viele geht es jetzt ans „Eingemachte“. Die Folgekette ist dabei ebenso folgerichtig wie schädlich. Ausgefallene Flüge, ausgefallene Reisen: Normalerweise erwartet der buchende Kunde eine entsprechende Rückerstattung. Hier geschieht aktuell Erstaunliches.

Die Lufthansa-Group, zum Beispiel, hat bereits die Möglichkeit des Stornierens in ihren Buchungsprogrammen abgeschaltet. Reisebüros sehen sich den Ansprüchen der Kunden ungeschützt ausgeliefert, da sie keine Chance mehr haben, eventuelle Rückerstattungen auch von der Airline zurück zu bekommen.

Ähnliches gilt auch für gebuchte Pauschalreisen oder Reisepakete. Hier gibt es auf der einen Seite die Initiative #verschiebedeinereise, die dazu auffordert, Kunden mögen nicht stornieren, sondern sich auf Umbuchungen oder eine Gutscheinregelung einzulassen. Dies werden sich viele Kunden aber nicht leisten wollen oder auch können. Die Reisebürovereinigung VUSR spricht sich deshalb gegen die durchgängige Gutscheinregelung aus. Für den Kunden müsse es eine Wahl geben, sonst gehe das Vertrauen verloren. Der Deutsche Reiseverband (DRV) und der Deutsche Tourismus Verband (DTV) wiederum werben für die Gutscheinlösung. Sie fordern Verbraucher dazu auf, ihre gebuchten Reisen nicht zu stornieren, sondern aufzuschieben. Das ließe die so dringend gebrauchte Liquidität in den Unternehmen, heißt es zur Begründung.

Reisebüros befinden sich dabei in einer doppelt schwierigen Situation. Auf der einen Seite wollen oder sollen sie Geld zurückerstatten. Auf der anderen Seite müssen sie damit leben, dass ihnen bereits von Veranstaltern ausgezahlte Provisionen für ausgefallene Reisen, jetzt wieder per Lastschrift zurückgebucht werden. Damit wird die Finanzdecke der Reisebüros immer kleiner, bei gleichzeitiger Verpflichtung den Betrieb zumindest am Telefon oder online weiterzuführen. Deshalb berechnen einige Reisebüros den Veranstaltern inzwischen Beratungsgebühren, oder holen bereits wieder zurückgeholte Provisionen über ihre Bank zurück. Das Tourismus-Newsportal „Reise vor 9“ zitiert den Groll einer Reisebüroinhaberin:

 „Wenn die Veranstalter von sich aus eine Aussage zu den Provisionen gemacht hätten, wäre man nicht zu diesen Maßnahmen gezwungen“, schreibt sie und kritisiert: „Es gab keinerlei Reaktion auf Mails und Anrufe, keine Kundengelderstattung . Alles wegen Überlastung, aber die Abteilung Provisionsrückforderung arbeitet zügig und mit aufgestockter Besetzung oder was?!“

Die Fachzeitschrift fvw meldet am Mittag mit Berufung auf den Tourismusbeauftragten Thomas Bareiß, dass die Bundesregierung prüfe, ob Kunden stornierter Pauschalreisen einen Gutschein statt einer Rückzahlung erhalten sollten. Eine Entscheidung gäbe es noch nicht.

Bei den Reiseveranstaltern wird die Finanzdecke aber auch immer geringer. Die meisten Reiseanbieter haben den Buchungsbetrieb bis mindestens Mitte April eingestellt. Bei TUI, FTI und einigen anderen gibt es Kurzarbeit.

Kleinere und mittlere Anbieter, insbesondere Spezialveranstalter, sehen sich immer stärker in die Enge gedrängt. Reiseveranstalter Timo Kohlenberg (America Unlimited & Feinreisen) hat in Zusammenarbeit mit dem „AER Verband“ eine Initiative entwickelt, um die Reisebranche in den Fokus zu rücken. Er schreibt auf Facebook:

„Die gesamte Touristik befindet sich in akuter Gefahr. Wenn nicht bald wichtige Maßnahmen speziell für die Reisebranche geschaffen werden, verlieren weltweit unzählige Menschen ihre Existenz, genau wie wir bei America Unlimited. Die deutschen Reiseveranstalter wird es dann so nicht mehr geben. Untermauert wird dies mit einem Video, das die Situation vieler kleinerer Reiseanbieter verdeutlicht.“

In Zusammenarbeit mit dem AER Verband habe ich eine Initiative entwickelt, um die Reisebranche in den Fokus zu rücken. Ich bin froh, dass wir bereits jetzt enorme Unterstützung der TV Sender und Medien für diese Initiative bekommen. Die gesamte Touristik befindet sich in akuter Gefahr. Wenn nicht bald wichtige Maßnahmen speziell für die Reisebranche geschaffen werden, verlieren weltweit unzählige Menschen ihre Existenz, genau wie wir bei America Unlimited. Die deutschen Reiseveranstalter wird es dann so nicht mehr geben. Daher bitte ich euch: Teilt unbedingt unseren Hilferuf. Vielen Dank!

Gepostet von Timo Kohlenberg am Dienstag, 24. März 2020

Wie und wo auch immer man steht. Die Tourismusbranche ist, wie viele andere Branchen, wirtschaftlich in höchster Gefahr.

Infizierungen steigen weiter

Im Verlauf der letzten 24 Stunden sind die „Corona-Infizierungen“ weiter gestiegen. Die Zahlen von heute 11 Uhr 30 weisen 34.672 infizierte Menschen aus, sowie 176 Todesfälle. Die Lage bleibt also ernst.

Ausland

Cuba

Sämtliche Touristen in Hotels oder Privatunterkünfte sollen unter Quarantäne gestellt werden.

Niederlande

Die bisher eher geringen Maßnahmen und Vorgaben werden verschärft: Alle Veranstaltungen und Zusammenkünfte sind bis zum 1. Juni verboten, die Bürger müssen Sicherheitsabstand halten und sollen zu Hause bleiben.

Spanien / Balearen

Ministerpräsidentin Francina Armengol hat angekündigt, dass die Flughäfen von Mallorca, Ibiza und Menorca schließen, sobald alle Rückführungen von Urlaubern beendet sind. Ausnahmen sind je eine tägliche Verbindung nach Madrid und Barcelona.

Japan

Das Internationale Olympische Komitee hat eine Verlegung der Olympischen Sommerspiele auf 2021 beschlossen.

Hongkong

Nach Anweisung der dortigen Verwaltung ist die Einreise von Personen, die nicht in Hongkong ansässig sind, nicht mehr zulässig. Diese Regelung gilt seit heute 0 Uhr (Ortszeit).

Luftfahrt

Ryanair hat mit sofortiger Wirkung seine gesamten Flüge abgesagt. Es gäbe nur wenige Ausnahmen. Diese Regelung gilt zunächst bis 8. April. Davon betroffen sind auch die Tochterfirmen Lauda, Buzz und Malta Air. Allerdings, so die Airline, beteilige man sich an der Rückholaktion für gestrandete EU-Bürger.

Weitere Meldungen von Einschränkungen und Groundings:

Luxair stellt den Flugbetrieb bis mindestens 20. April ein.

Helvetic Airlines stellt vorübergehend den Betrieb komplett ein.

Thai Airways kappt die Verbindung von und nach Frankfurt.

Flugverbindungen von und nach Russland sind gekappt.

In Lateinamerika haben Copa Airlines und Sky Chile den Flugbetrieb eingestellt.

Cathay Pacific stellt nach dem weitgehenden Einreiseverbot nach Hongkong den Betrieb nach Europa weitgehend ein. Es gibt bis Ende März noch wenige Verbindungen für Ausländer nach Frankfurt, Zürich, London und Manchester. Die Routen nach Hongkong können nur noch von Bürgern Hongkongs genutzt werden.

Aegean Airlines hat seine internationalen Flüge bis 30. April eingestellt.

Singapore Airlines hat seine Flugkapazitäten um 97 Prozent gekürzt. Aktuell seien nur noch sieben Maschinen im Einsatz.

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