Monate der Einschränkungen und des Verzichts hat Gesundheitsminister Jens Spahn angekündigt. Damit schwört uns die Bundesregierung offensichtlich und vorsichtshalber schon einmal auf den Fortbestand von Maßnahmen über den 30. November hinaus ein. Immerhin wird wohl in Berlin weiter diskutiert und nachgedacht. Insbesondere die wirtschaftliche Situation der sogenannten Solo-Selbständigen soll noch einmal neu gefasst werden. Das erklärte Kanzleramtsminister Helge Braun gestern Abend in der Talkshow von Anne Will im Ersten. Der ebenfalls teilnehmende Jazzmusiker Till Brönner betonte noch einmal, dass die Regierung offensichtlich die wirtschaftliche Situation von Künstlern, freien Journalisten und Eventveranstaltern nicht kapiere. Die bisherige Regelung, dass Unterstützungen nur für laufende Betriebskosten aber nicht für den Lebensunterhalt verwendet werden dürften, nannte er realitätsfern. Braun erwiderte, die Nachbesserungen seien bereits in Arbeit.
In Sachen Tourismus arbeitet man in Berlin, immer noch, an der digitalen Einreiseanmeldung nach der Rückkehr aus Risikogebieten. Sie ist seit Wochen für den 8. November angekündigt.
Reiseziele werden weniger – Risikogebiete mehr
Unabhängig von der „freundlichen Aufforderung“ doch bitte während des vierwöchigen „Wellenbrecher-Lockdowns, oder wie immer man die Kontakteinschränkungen nennt, am besten zuhause zu bleiben, werden die Reisemöglichkeiten weniger und die Reisewarnungen innerhalb Europas nahezu flächendeckend. Das Robert-Koch-Institut hat jetzt auch Zypern und Teile Griechenlands auf die Liste der Risikogebiete gesetzt. Die aktualisierten Neuerungen sind zahlreich und gelten seit gestern. Das ist die Gesamtliste der europäischen Risikogebiete des RKI:
Albanien, Andorra, Belgien, Bosnien & Herzegovina, Bulgarien
Dänemark: Regionen Nordjylland und Hovedstaden
Finnland: Region Österbotten
Frankreich: gesamt Frankreich inklusive der Überseegebiete Franz.-Guayana, Guadeloupe, St. Martin, La Réunion, Martinique
Griechenland: die Region West-Makedonien
Großbritannien: gesamt Großbritannien inklusive Nord-Irland, Gibraltar. Nicht betroffen sind die Isle of Man und die Kanalinseln Jersey und Guernsey
Irland, Island,
Italien: mit Ausnahme der Region Kalabrien und inklusive der unabhängigen Staatsgebiete: Vatikan und San Marino
Kosovo, Kroatien,
Lettland: die Regionen Latgale, Riga und Vidzeme
Liechtenstein,
Litauen: die Bezirke Kaunas, Klaipéda, Marijanpolé, Šiaulių, Telšiai und Vilnius
Luxemburg, Malta, Monaco, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien,
Österreich: gesamt Österreich mit Ausnahme der Gemeinden Jungholz und Mittelberg / Kleinwalsertal
Polen,
Portugal: die Regionen Norte, Centro und der Großraum Lissabon.
Rumänien,
Schweden: die Provinzen Dalarna, Halland, Jämtland, Kronoberg, Örebro, Östergötland, Skåne, Stockholm, Uppsala, Västmanland und Västra Götaland
Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien,
Spanien: gesamt Spanien mit Ausnahme der Kanarischen Inseln
Tschechien, Ungarn, Zypern
Gelb adé – ADAC-Reisen verschwindet
Die Reisemarke ADAC-Reisen, die seit Jahrzehnten schon in den Händen von DER-Touristik liegt, wird unsichtbar, sprich die Angebote in den einst ADAC-gelben Katalogen werden auf das Angebot der DER-Touristik verteilt. An der Zusammenarbeit mit dem Automobilclub will man festhalten. Der quasi eigene Reiseveranstalter verschwindet aber.
Kanarische Inseln – Testregeln
Die Tourismus-Website der Kanaren hat jetzt detaillierte Informationen in Sachen Einreise, Testvorgaben und notwendige Formulare veröffentlicht. Der Corona-Test darf maximal 72 Stunden vor Einreise durchgeführt werden und muss auch beim Check-In in der Unterkunft vorgelegt werden. Spätestens 48 Stunden vor Ankunft muss zudem für jeden Einreisenden ein Gesundheitsformular online ausgefüllt werden. Jede Anmeldung wird mit einem vorzulegenden QR-Code bestätigt, der bei Einreise vorgelegt werden muss.
Darüber hinaus informiert die Seite über Verhaltensregeln während des Urlaubs bis hin zu kleinen Details. Nachlesbar ist dies, in deutscher Sprache auf der offiziellen Tourismus-Website der Kanarischen Inseln.
BER eröffnet
Der Hauptstadtflughafen hat es geschafft. Die kleine Eröffnungsfeier am Samstag hat den Weg zum Flugbetrieb freigegeben. Als erste Maschinen landeten ein Flug von Lufthansa und Easyjet. Eigentlich sollten die beiden Flugzeuge parallel landen. Die Wetterbedingungen machten dieses Flugmanöver aber nicht möglich. Zum Ende der Woche wird der Flughafen Berlin-Tegel schließen. Aktuell ist, auch der Pandemie geschuldet, nicht viel los am BER.
Deutsche Bahn und Easyjet
Die beiden Verkehrsträger wollen, zunächst in Sachen Reise von und zum neuen Hauptstadtflughafen BER, kooperieren. Die Bahn wird Partner des Airlineangebots „Worldwide by easyJet“. Damit können die Fluggäste ihren Bahnanschluss für das Netz der DB bereits ins Flugticket integrieren. Dies soll auch das Leben in Sachen Bahnverspätungen einfacher machen, da keine Zugbindung besteht. Bei der Anreise zum BER dürfen Inhaber eines kombinierten Tickets von Bahn und Easyjet künftig auch die „Fast-Track Sicherheitskontrolle“ benutzen.
Das neue Angebot soll in Kürze verfügbar sein, gilt aber zunächst nur bei Flügen nach und ab Berlin.
Die Deutsche Bahn hat zudem angekündigt, trotz der heute geltenden Kontakteinschränkungen zunächst den normalen Fahrplan anzubieten und keine Verbindungen zu reduzieren.
Schutzschirm für Sundair
Die private Fluggesellschaft hat, nach dem Vorbild der Condor, beim Amtsgericht Stralsund ein Schutzschirmverfahren beantragt. Die Gründe dafür liegen nahe. Auch Sundair war von der Einstellung des Urlaubsreiseverkehrs im Frühjahr stark betroffen. Der Reiseveranstalter Schauinsland ist zudem im Oktober als Gesellschafter ausgestiegen. Damit wurde Inhaber Marco Rosello zum alleinigen Anteilseigner.
Zum Sachwalter des Verfahrens wurde Lucas Flöther ernannt. Der hatte schon die Condor erfolgreich durch das einjährige Schutzschirmverfahren begleitet. Jetzt soll die Airline neu aufgestellt werden. Der Flugbetrieb bleibt aufrecht, alle Verbindungen sollen durchgeführt werden.
Sundair gibt es seit 2016 und betreibt insgesamt sieben Airbus-Maschinen vom Typ A320 und A319. Das Unternehmen hat 240 Mitarbeiter.
Hotels und die Kontakteinschränkungen
Für viele Hotels und Hotelgruppen ist Aufgeben keine Option. So lange es möglich ist, will man arbeiten und auch die Häuser im reduzierten Umfang geöffnet halten. Yoram Biton, Managing Director der Leonardo Hotels Central Europe, gibt sich in einer Pressemitteilung entschlossen:
„Aufgeben ist keine Option für uns! Wir werden bestehen und gestärkt aus der Krise gehen – für und mit unseren Mitarbeitern, Gästen und Geschäftspartnern!“
Er will die Hotels in Deutschland und weiteren Ländern geöffnet zu halten. Unter Einhaltung jeglicher Regularien sollen alle möglichen Serviceleistungen den Kunden angeboten werden, selbstverständlich basierend auf einem strikten Sicherheits- und Hygienekonzept. Der aktuelle Situationsbericht des RKI verdeutliche, dass es keine nachweisliche Infektionsgefahr in den Hotels gäbe.
Der seit heute geltende einmonatige Lockdown infolge der Corona-Krise werde nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) teuer für die deutsche Wirtschaft. Das Institut hat, im Auftrag der Wochenzeitung „Welt am Sonntag“, Verluste von rund 19,3 Milliarden Euro errechnet. Mit Einbußen von 5,8 Milliarden Euro seien dabei die Bereiche Gastronomie und Hotels am härtesten betroffen.
Kunst kämpft
Die Großdemonstration in Berlin in der letzten Woche war kein Strohfeuer, sondern ein Auftakt. Künstler aller Richtungen starten neue Initiativen. „Ohne Kunst wird‘s still“, heißt das Motto. Für heute sind bereits weitere Aktionen geplant. Die Initiative teilt mit:
“Um unserem Unmut über den Umgang mit Kunst und Kultur Ausdruck zu verleihen, werden wir am Montag, den 02.11.2020 um 20 Uhr Videos, Livestreams und Beiträge unter dem Hashtag #SangUndKlanglos auf allen verfügbaren Medien veröffentlichen, die individuell dargestellt Stille zeigen. Von den großen Kulturinstitutionen bis zum einzelnen Künstler sind alle herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. „Alarmstufe Rot“ wird uns dabei unterstützen.“
Die Münchner Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, die Bayrische Staatsoper und viele andere Orchester werden heute beispielsweise zum Konzert auftreten, nichts spielen und nach ca. 20 Minuten Stille wieder abtreten.
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