Kommentar: TUIbeben beim DRV
Auch in der Reiseindustrie gibt es unterschiedliche Interessen und dementsprechend verschiedene Verbände, die diese vertreten. Als Kunde müsste uns das zunächst nicht kratzen, denn es geht auch schlicht um Lobbyarbeit der Touristiker in der Wirtschaft und Politik.
Uneinigkeiten können eine gut geölte Lobbyarbeit aber in Schwierigkeiten bringen. So das zumindest kleine bis mittelschwere Erdbeben, das Deutschlands größter Reiseveranstalter am letzten Freitag ausgelöst hat. Die TUI gab bekannt, dass sie die Mitgliedschaft im Deutschen Reiseverband (DRV) kündige. Letztlich uns als Verbraucher egal, möchte man annehmen. Allerdings stimmt dies nicht ganz.
Wenn ein Konzern von der Größe der TUI aus dem Tourismus-Dachverband aussteigt, hat das Auswirkungen auf den Einfluss, den der DRV in der Politik umsetzen möchte. Die Einzelkonflikte in der Branche erspare ich mir. Auffällig ist nur, dass ein Branchenverband die unterschiedlichsten Interessen seiner Mitglieder vertreten muss. Wenn sich nun ein Großer nicht genügend repräsentiert fühlt, kracht es dann.
Im Klartext, sagt TUI, man müsse sich mehr um die Interessen des Tourismus ins Ausland kümmern. Andere Mitglieder sehen das nicht so.
Die Diskussion um die Kunden-Absicherung
Knackpunkt ist auch die, angesichts der Pleite des Veranstalters FTI, von TUI-CEO verlangte Absicherung von allen Reiseleistungen. Diese gibt es derzeit nur für Pauschalreisen, also komplette Reisepakete. Das wird deutlich an der FTI-Pleite, wo Kunden, die nur einzelne Bausteine (also nur Flug, nur Hotel oder nur Mietwagen) gebucht hatten, bei der Absicherung in die Röhre schauten. Die Konkurrenz, z.B. die DER-Touristik, möchte daran festhalten. In deren Portfolio gibt es einen hohen Verkauf dieser Einzelleistungen.
Mitglied im DRV sind auch Transportunternehmen, wie z.B. Fluglinien und Hotelportale. Diese müssten dann ebenfalls in den geschaffenen Reisesicherungsfond einbezahlen. Das tut weh und wird deshalb verweigert. Die TUI steigt u.a. deshalb aus, weil sie verstärkt in das Bausteingeschäft investieren will. Sebastian Ebel fordert gleiche Wettbewerbsbedingungen. Heißt auch Lufthansa oder booking.com sollten nach TUI-Meinung in die Reisesicherung einbezahlen.
Geht Interessensvertreung für Alle?
Der DRV wiederum, soll diese unterschiedlichen Interessen unter einen Hut bringen. Das fällt schwer, kommt mitunter wachsweich daher und deshalb kriegt der DRV von TUI die Quittung. Problem bei der Sache: Die politische Interessensvertretung der Reiseindustrie wird geschwächt, wenn der größte „Player“ aussteigt. Selbst aus der Politik heißt es, eine Branche werde dadurch geschwächt.
Was geht’s uns an?
Und wir Urlauber? Ich mache keinen Hehl daraus, dass eine einheitliche Absicherung von gebuchten Reiseleistungen wünschenswert ist. Die wenigsten Reisenden kennen den Unterschied zwischen Pauschalreise und Reisebausteinen. Erst mal gut, wenn alles versichert werden soll. Umgekehrt würden aber auch die Reisebausteine erheblich teurer, wenn die Einzelplayer alle ihre Prämie auf den Preis draufschlagen. Die TUI hat es da etwas einfacher mit einer eigenen Fluglinie und eigenen Hotels in Tochtergesellschaften. Bleibt das Kundeninteresse und das steht eindeutig bei der Forderung der Komplettabsicherung.
Auf der anderen Seite, möchte ich derzeit nicht beim DRV sein, der diesen gordischen Knoten vermutlich nicht durchschlagen kann. Das angestrebte Ziel für alle zu sprechen ist kein Zuckerschlecken.
Es bleibt aber Drittens die Frage, ob der Branchenprimus die Interessenvertretung der Reiseindustrie so einfach gefährden darf. TUI kommt auch alleine klar, kleinere und schwächere Unternehmen nicht.
Bahn dementiert
Wir berichteten letzte Woche über angebliche Planungen von Verbindungsstreichungen bei der Deutschen Bahn. Richard Lutz, CEO der Deutschen Bahn, hat dies jetzt öffentlich dementiert. Er schrieb in einem Brief:
Unsere Planungen für den Fahrplan 2025, die im April abgeschlossen wurden, sehen keine Kürzungen vor.
Das Thema sei keine Fernstrecken-Planung gewesen. Die Bahn sei nur von der Bundesnetzagentur, die für die Erhöhung der sogenannten Trassenpreise zuständig sei, gefragt worden, welche Folgen der Preisanstieg haben könnte und habe darauf geantwortet.
Hurricane-Season
Es geht wieder los. Die Wirbelsturmsaison im mittleren Atlantik hat endgültig begonnen. Hurricane „Beryl“ zieht derzeit durch die karibische Inselwelt. Betroffen waren und sind Grenada, Barbados, St. Vincent und Tobago. Entsprechende Sturmwarnungen gibt es aber auch für Jamaica, wo amerikanische Airlines jetzt schon die kostenfreie Umbuchung zum Beispiel für den Flughafen von Montego Bay angeboten haben.
„Beryl“ befindet sich derzeit noch in der südöstlichen karibischen See, mit West-Kurs in Richtung Jamaica, Kuba und Mexiko.
Barrierefreie Erlebnisse
Konzepte für barrierefreie Erlebnisse voll Natur, Kultur und Kulinarik sind bei den Gastgebenden im Franken inzwischen angekommen. Kreativität war gefordert und wurde umgesetzt.
Waldseilbahn, Flying Fox und Baumwipfelpfad
Im Nürnberger Land wird der Waldseilpark Rummelsberg bei Schwarzenbruck von Menschen mit und ohne Handicap betrieben. Eines der Highlights ist die für Rollstuhlfahrer:innen geeignete 110 Meter lange Seilbahn „Flying Fox“.
Wer den Wald lieber beobachtet, statt ihn am Seil schwebend zu durchqueren, freut sich vermutlich auf den Baumwipfelpfad Steigerwald bei Ebrach. Der 1.150 Meter lange, rollstuhl- und kinderwagengerecht ausgebaute Holzsteg schlängelt sich durch alle Baum-Etagen und gipfelt in einem 42 Meter hohen Aussichtsturm.
Fränkisches Seenland
Schöne Panoramen warten auch auf der Vogelinsel am Altmühlsee im Fränkischen Seenland. Vom barrierefreien Turm aus ist der Blick frei auf seltene Wasservögel. Anschließend besteht die Möglichkeit zur Bootsfahrt mit den barrierefrei zugänglichen Ausflugsschiffen „MS Brombachsee“ und „MS Altmühlsee“ auf den gleichnamigen Seen.
Städteerlebnis
Aber auch das Kulturerlebnis in den fränkischen Städten geht weitmöglich barrierefrei. Nürnberg wurde für seine Barrierefreiheit von „Reisen für Alle“ ausgezeichnet. In Bamberg gibt es eine spezielle Führung für Sehbehinderte durch das UNESCO-Welterbe.
Weitere Infos finden sich auf der Website von Franken Tourismus.
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