D-RR News 07.04.21 – Gefälschte Tests / #unverzichtbar / Impfungen

Rüdiger Edelmann

Es fällt schwer nach einigen Tagen den Einstieg zu finden. Viel ist geschehen und doch so wenig. Die Inzidenzzahlen in Deutschland steigen weiter, die Intensivstationen füllen sich mehr und mehr. Gleichzeitig verlangen Virologen einen erneuten Lockdown, um die Infektionszahlen zu senken. Auf Mallorca werden gefälschte Negativtests zum Objekt der Begierde. Airlines transportieren auch Fluggäste ohne Test in die Heimat und die Politik schwenkt zusehends auf mehr Wahlkampf und weniger Achtsamkeit. Können wir uns Pilotprojekte wie im Saarland leisten, wenn auch dort die Inzidenzzahl von 60 auf 90 klettert? Alle reden vom Impfen, aber es geht trotzdem nicht so richtig voran.

Die wirtschaftliche Situation für Reiseveranstalter, Reisebüros, Freizeiteinrichtungen, Hotels und Gastronomie wird immer bedrohlicher. Aber was nutzen Schreie nach flächendeckenden Tests, wenn diese von Urlaubern einfach mal unterlaufen werden und daran Ärzte auch noch Geld verdienen (siehe oben!). Mich lässt das alles verzweifeln, denn das „Ende“ einer Pandemie rückt fast sofort wieder in weite Ferne, sobald ein Silberstreif am Horizont erschienen ist.

Gefälschte Negativtests auf Mallorca

Alcudia / Mallorca – Foto: alltours

RTL-Reporter haben einen Arzt auf Mallorca besucht, der ihnen, gegen Bares, problemlos einen negativen Corona-Test ausstellte. Natürlich gegen Bares. Einzelfall oder nicht?

Die Testinfrastruktur gerät offensichtlich auch dort, bei anziehendem Tourismusgeschäft, an ihre Grenzen. Die Frage, wie das verbindliche Testen zuverlässig durchgeführt werden soll, stößt an Grenzen. Diese haben weder Reiseveranstalter, noch Airlines und Hotels zu verantworten. Der Missbrauch liegt bei Urlaubern und Geschäftemachern. Dies ist umso unverständlicher, da die Sieben-Tage-Inzidenz auf der Insel über Ostern sogar gesunken ist und unter dem deutschen „Traumgrenzwert“ von 35 liegt.

Frustgrenze überschritten

Sönke Biehl, Inhaber von sechs Reisebüros in Schleswig-Holstein, hat eine weitere Initiative in der Öffentlichkeit gestartet. Mit einem Video geht er an die Öffentlichkeit und will belegen, dass 17 Prozent aller existenzbedrohten Betriebe aus den Bereichen Reise, Freizeit, Gastronomie und Hotels stammen. Seine klare Forderung: Politik muss endlich zu handeln und drohende Insolvenzen abwenden.

Dies, so Biehl, sei der Anfang einer breiten Kampagne unter dem Hashtag unverzichtbar. Es sei darüber hinaus die Antwort an den Tourismusbeauftragten der Bundesregierung, Thomas Bareiß, der Hilfe verspräche, aber gleichzeitig mit Hinweis auf unterschiedliche Fallkonstellationen diese wieder einschränke. Biehl fordert das Ende der Zufallshilfe. Es ginge um Branchen, Unternehmen und um Menschen, die das Recht hätten, von der Politik beachtet zu werden.  

Hochinzidenzgebiet Niederlande

Seit Ostersonntag sind die Niederlande vom Robert-Koch-Institut und in Folge auch vom Auswärtigen Amt als Hochinzidenzgebiet eingestuft worden. Für eine Einreise nach Deutschland ist jetzt, neben der Einreiseanmeldung die Vorlage eines negativen Corona-Tests vorgeschrieben.

In den Niederlanden kommt es, wie bei uns, zur Existenzgefährdung der Reisebranche. Die größte unabhängige Reisebürogruppe des Landes D-RT und damit auch D-Reizen sind zahlungsunfähig. Im Jahr 2019 hatte das Unternehmen noch einen Umsatz von 500 Millionen Euro. Als Grund für die Zahlungsunfähigkeit wird auch die verzögerte Zahlung von Notkrediten der Regierung genannt.

Portugal auf gutem Weg

Erfreuliche Nachrichten gibt es aus Portugal. Das Land hat es durch einen strengen Lockdown geschafft, die Inzidenzzahlen im Land soweit zu reduzieren, dass die Reisewarnung aufgehoben werden konnte. Nur die Insel Madeira und die Azoren sind derzeit noch als Risikogebiet eingestuft. Trotzdem gilt bis mindestens 15. April ein Einreiseverbot für touristische Reisen. Für Geschäftsreisen muss ein negativer PCR-Test vorgelegt werden, der nicht älter als 72 Stunden sein darf.

Neue Reiseeinschränkungen

Seit Sonntag gilt Kroatien wieder in Gänze als Risikogebiet. Neu als Risikogebiet eingestuft wurde auch die spanische Region Rioja.

Besonders heftig betroffen ist inzwischen Südamerika. Als Hochinzidenzgebiete gelten, nach Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Paraguay und Uruguay, jetzt auch Chile und Peru.

Völlig außer Kontrolle ist inzwischen die Risikolage in Brasilien, das zudem als Mutations-Risikogebiet gilt.

Impfpflicht für Reisen?

Port Everglades: In dauerhafter Konkurrenz mit „Port Miami“
Kreuzfahrthafen (Port Everglades / Ft. Lauderdale) – D-RR Archivbild

Die Kreuzfahrtreedereien, die im letzten Jahr von Infektionsausbrüchen auf Schiffen besonders betroffen waren, starten jetzt die erneute Geschäftsaufnahme. Einige Reedereien denken inzwischen laut über eine Impfpflicht für Kreuzfahrten nach.

Insbesondere Norwegian Cruise Lines will wohl, nach der Freigabe der amerikanischen Gesundheitsbehörden für Inlandsreisen geimpfter Bürger, künftig nur noch mit geimpften Gästen und natürlich geimpftem Bordpersonal in See stechen. Bedingung für die Einschiffung wären damit eine komplett abgeschlossene Impfung, die mindestens zwei Wochen zurückliegt. Tests und Maskenpflicht an Bord sollen aber trotzdem aufrechterhalten werden.

Die Genehmigung für dieses Verfahren wurde von den US Behörden noch nicht erteilt. NCL sieht sich aber auf einem guten Weg dorthin. Ähnliche Regelungen will NCL auch für Cruises in Europa anwenden.

Impfung als Einreisevoraussetzung

Ähnliche Bestrebungen wie bei Kreuzfahrten wird es vermutlich absehbar auch bei den Einreiseregelungen für Staaten geben. Teilweise sind sie auch schon Realität.

Thailand hatte sich im letzten Jahr fast komplett abgeschottet. Jetzt gibt es wieder eine Einreisemöglichkeit, die allerdings an strenge Bedingungen geknüpft ist. Das Thailändische Fremdenverkehrsamt teilte kurz vor Ostern mit, dass eine Einreise für Geimpfte möglich sei. Trotzdem müssten sich Gäste, trotz Impfung, zunächst einer verkürzten Quarantäne von sieben Tagen unterziehen. Die Einreise ist zudem an weitere Bedingungen geknüpft:

Nach wie vor ist jedoch ein genehmigtes Certificate of Entry (COE), sowie ein gültiges Flugticket, eine Krankenversicherungspolice mit einer Mindestdeckung von 100.000 USD, die Covid-19 einschließt, aber nicht darauf beschränkt ist, ein ausgefülltesT8-Formularundein medizinisch bestätigter negativer PCR-Test erforderlich. Dieser darf maximal 72 Stunden vor Beginn der Reise ausgestellt worden sein.

Interessant ist dabei immer das in Nebensätzen versteckte „Kleingedruckte“. Der Impfstoff muss von den Behörden im Land anerkannt sein. Dies ist, im Fall von Thailand, für geimpfte Deutsche kein Problem, da alle unsere Impfstoffe anerkannt sind. Dies muss künftig aber nicht überall zutreffen.

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