D-RR News 19.07.21 – Blaues Risikoauge / Ängste / Flut / Flusskreuzfahrten

Boote in Kato Zakros im Osten Kretas - Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD
Rüdiger Edelmann

Mit blauem Inzidenzauge davongekommen. Musste am Freitagmorgen noch befürchtet werden, dass Spanien wieder zum Hochinzidenzgebiet mit entsprechender Quarantäneverpflichtung wird, so sahen die aktuellen Einstufungen des Robert-Koch-Instituts sehr viel moderater aus. Die letztliche Einstufung wird inzwischen unübersichtlich, denn im Hinblick auf die reinen Inzidenzwerte, hätte man rigoroser vorgehen müssen. Die Einstufung als Risikogebiet hat derzeit kaum Auswirkungen auf die Durchführung von Reisen. Eine Forderung die Kontrollmechanismen bei der Rückreise aus Risikogebieten einzustellen (DRV, letzte Woche) erscheint mir allerdings inzwischen obsolet.

Aber hatten und haben wir nicht ganz andere Probleme? Der Klimawandel holt Deutschland zur Unzeit ein. Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen bekamen Starkregen und Überflutungen ungeahnten Ausmaßes ab.  Bayern und Sachsen haben jetzt ebenfalls zu kämpfen. Die besonders betroffenen Regionen werden vermutlich Jahre brauchen, um sich komplett zu erholen. Die Zahl der Verletzten, Toten und – immer noch – Vermissten ist tragisch. Ein Grund, warum sich das Reiseradio gestern auch mit Spendenkonten beschäftigt hat.

Davon betroffen ist aber auch die touristische Infrastruktur. Das Ahrtal, zum Beispiel, lebt(e) nicht nur vom Weinbau, sondern auch von Freizeit, Urlaub und Kuren. Wer gerade sein Hotel dort wiedereröffnet und die wirtschaftliche Corona-Aufholjagd begonnen hatte, steht jetzt endgültig vor den Trümmern einer gefährdeten Existenz. Der Bundestagswahlkampf hat zudem einen zusätzlichen Akzent bekommen. Weiter so, bei Klimaschutzmaßnahmen, war allenfalls gestern.

Die aktuellen Einstufungen

Neue Risikogebiete

Allerdings gab es auch Einstufungen mit denen niemand wirklich gerechnet hatte. Griechenland ist jetzt wieder Risikogebiet. Auf der Insel Mykonos gibt es seit Samstag wieder ein nächtliches Ausgangsverbot. Zunächst wird es für die nächsten 7 Tage auf der Kykladen Insel einen lokalen Lockdown geben. Die Quarantäneunterkünfte sind nach einem Anstieg der Infektionen um 10 Prozent bereits überfüllt.

Auch Teile von Dänemark (Region um Kopenhagen und die Färöer-Inseln sind wieder Risikogebiet. Malta und die Niederlande sind, mit Inzidenzwerten bis fast 400, mit der Einstufung als Risikogebiet glimpflich davongekommen. Malta lässt aber inzwischen nur noch geimpfte Urlauber ins Land.

Zu den Risikogebieten zählen neu auch wieder Thailand und Myanmar. Gerade in Thailand hatte man auf eine zaghafte Öffnung gehofft, Myanmar liegt aufgrund der politischen Situation ohnehin derzeit brach.

„Normales“ Risikogebiet sind auch wieder die Malediven und Sri Lanka. Dort ist die Rückstufung vom Hochinzidenzgebiet allerdings eine Verbesserung der Situation.

Neue Hochinzidenzgebiete

Cuba ist wieder Hochinzidenzgebiet – Foto: oldcarshavana.com

Portugal und Zypern bleiben als Hochrisikogebiete in Europa erhalten. International gab es auch neue Einstufungen. Cuba, Indonesien und Libyen wurden neu auf die Liste gesetzt.

Entspannung  

Norwegen und Schwedenurlauber können aufatmen. Beide Länder wurden von der Liste der Risikogebiete gestrichen.

Alle Informationen basieren auf der Einordnung des Robert-Koch-Instituts. Am Freitag dieser Woche gibt es die nächste Aktualisierung.

Reisewilligkeit

Gespaltenes Reiseverhalten insbesondere bei Flugreisen – Foto: Fraport AG

Wirtschaftliche Entwicklungen in touristischen Risikogebieten hängen jetzt ganz stark vom Reisewillen der Urlauber ab. Das Meinungsforschungsinstitut YOUGOV hat in der letzten Woche deutsche Urlauber befragt. Das Ergebnis stimmt nicht unbedingt positiv. Zwei Drittel aller Befragten möchten ihre Ferien nicht in einem Risikogebiet verbringen. Ein Viertel haben allerdings keine Bedenken einen solchen Urlaub anzutreten. Eine vollständige Impfung sorgt dabei allerdings für höhere Reisebereitschaft.

Spaniens Wirtschaftszahlen

Spaniens Tourismuswirtschaft bangt um Umsatz

Auch wenn das Land am vergangenen Freitag nicht als Hochinzidenzgebiet eingestuft wurde, die Diskussion und die steigenden Infektionszahlen wirken sich aus. Der Dachverband der spanischen Reisewirtschaft spricht von einem Buchungseinbruch. Die Touristiker befürchten nun, dass sich die erhoffte wirtschaftliche Erholung nicht realisieren wird. Nach gegenwärtigen Kalkulationen könnte ein Minderumsatz von gut 20 Milliarden Euro im Vergleich zu 2019 stehen.

Auch wenn am vergangenen Wochenende noch eine vollbesetzte Boeing 747 Urlauber nach Mallorca geflogen hat, der große Boom ist wohl durch. Die Inzidenzzahlen für Spanien liegen derzeit bei etwa 300. Die „Delta-Variante“ des Corona-Virus hat, zumindest auf Mallorca, einen Anteil von rund 80 Prozent bei den Neuinfektionen. Aufgrund der immer besser werdenden Impfsituation sind schwere Verläufe aber offensichtlich in der Minderzahl.

Hochwasser & Flusskreuzfahrten

Hochwasser: “Nicko-Spirit” von Rhein auf Main verlegt – Foto: Nicko Cruises

Aktuell müssen mehrere Reedereien ihre Flusskreuzfahrten umrouten oder einschränken. Das Hochwasser auf dem Rhein und auch die aktuell nicht mögliche Einfahrt in die Mosel sorgt dafür. Moselfahrten, so befürchtet man, könnten erst Mitte August wieder möglich sein. Einige Reisen mussten abgebrochen werden. Lediglich auf der Donau war die Lage vor dem Wochenende noch entspannt. Dies könnte sich aber aufgrund der Überschwemmungen in Bayern schnell ändern. Kunden von unmittelbar bevorstehenden Flusskreuzfahrten auf Rhein und Mosel sollten sich deshalb mit ihrem Veranstalter in Verbindung setzen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*