D-RR News 22.07.22 – Hoch & Tief / Vor & Zurück / Auf & Ab

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die Zahlen des Tages (RKI)

729,3

(7 Tage Inzidenz pro 100.000 Einwohner – steigend)

107.819

(Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden)

113

(Todesfälle innerhalb der letzten 24 Stunden)

143.061

(Todesfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie)


 

Reiseradio-Kommentar von Rüdiger Edelmann

Es ist eine Menge passiert in dieser Woche. Das kommt davon, wenn man mal knapp drei Tage unterwegs ist. Die Tagesinzidenzen steigen weiter, aber kümmert es eigentlich noch wen? Masken in geschlossenen öffentlichen Räumen? Weitgehend Fehlanzeige. Freiwilligkeit interessiert offensichtlich, selbst bei täglich über einhunderttausend Neuinfektionen, nicht mehr?

Das Flug- und Urlaubschaos wird sich offensichtlich fortsetzen und eventuell kommt auch noch ein Streik dazu? Egal, Hauptsache Ferien. – Tests bei der Einschiffung auf Kreuzfahrten entschwinden immer mehr! Prima, endlich „Freiheit“

Waldbrände von Mittelmeer bis Brandenburg, Energiekrise, drohende weitere Explosion der Rohstoffpreise, Braunkohle wieder stärker am Netz, der Krieg in der Ukraine ohne Chance auf baldiges Ende. Und wir? – Da fällt mir ein Songtext ein. Klaus, mein damaliger Musikredakteur, setzte zum Jahresbeginn in meiner Reisesendung immer denselben Titel an den Start der Show. Noch im Hinterkopf? Fehlfarben? – „Keine Atempause, Geschichte wird gemacht. Es geht voran!“ – Hören Sie gerne mal nach.

Ach ja: Happy Weekend und schöne Ferien!


Erholung in der Luft

Foto: Fraport AG

Die Luftfahrtbranche hat sich in den letzten Monat in Deutschland bestens erholt. Die Deutsche Flugsicherung bestätigt 1,2 Millionen Flugbewegungen im ersten Halbjahr 2022. Damit erreicht der Flugverkehr 76 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019. In der Jahreskalkulation ist von weiteren Steigerungen die Rede. Lediglich die Inlandsverbindungen befänden sich noch stärker im Defizit. Schwierigkeiten gibt es auch durch die eingeschränkten Routen aufgrund der Luftraumsperrungen wegen des Kriegs in der Ukraine.

Airlines verdienen wieder besser. Die Lufthansa hat eine positive Halbjahresbilanz vorgelegt und auch internationale „Carrier“ machen wieder Gewinn, wie zum Beispiel der LH-Star Alliance-Partner United Airlines. Eine der großen US-Fluggesellschaften schrieb damit im 2. Quartal des Jahres ebenfalls wieder schwarze Zahlen.

LH-Streik? – Urabstimmung läuft

Foto: Lufthansa

Die guten Zahlen sorgt allerdings bei Mitarbeitenden zusehends für Frust, nach vielen Zugeständnissen während der Pandemie. So liefen die Tarifverhandlungen zwischen Lufthansa und ihren Piloten denkbar schlecht. Die Vereinigung Cockpit konnte sich bisher nicht mit der Forderung nach einer Gehaltserhöhung von 5 Prozent und einem automatischen Inflationsausgleich durchsetzen.

Hauptvorwurf der Gewerkschaft ist aber der teilweise schon realisierte Umbau der Tarifverträge. LH versuche immer mehr Piloten in niedrigere Tarife abzudrängen. Zoff gab es unter anderem wegen der Anmeldung von neuen Fluggeschäftsbereichen, mit der fliegendes Personal in Airline-Neugründungen mit schlechteren Tarifbedingungen abgedrängt werden sollen, so die Vereinigung Cockpit.

Folge ist jetzt eine Urabstimmung, die bei einer Zustimmung von 70 Prozent zu unbefristeten Streiks führen könnte. Dies könnte dann bereits ab Mitte August zum Arbeitskampf bei LH führen.

DRV-Präsident warnt vor Reisebeschränkungen

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands – Foto: DRV

Die Angst vor Einschränkungen ist tief. Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands warnt öffentlich vor der Einschränkung der Reisefreiheit. In einem Interview mit rbb24-Inforadio sagte er gestern unter anderem:

Die Menschen fliegen wieder dorthin, wo sie vor der Pandemie hingeflogen sind.

…und dies trotz der teilweise chaotischen Reisebedingungen. In Richtung Politik fordert der DRV-Präsident, im Herbst keine neuen Reisebeschränkungen oder Reiseverbote zu erlassen – die zügige Implementierung von Sicherheits- und Hygienemaßnahmen entlang der Reisekette sei erwiesenermaßen gut möglich und eine bewährte Alternative. Wer mehr wissen will: HIER! geht es zum ganzen Interview meiner Kollegin Sabine Dahl mit Norbert Fiebig

Spannende Entspannung in der Kreuzfahrt

Symbol-Foto: Hapag-Lloyd Cruises

Die Kreuzfahrtbranche war in den letzten Jahren besonders gebeutelt. Durch strenge Hygienemaßnahmen und teilweise noch strengere Testvorschriften hat man das Geschäft wieder in den Griff bekommen. Offensichtlich soll jetzt noch mehr „Laissez-faire“ einziehen als ohnehin schon.

Der bisher verpflichtende negative Corona-Testnachweis ist kaum noch gefragt. Immer mehr Reedereien verzichten auf diese Maßnahme, die ihnen seit 2021 das Geschäft einigermaßen gerettet hat. Wie das Fachportal „cruisetricks.de“ berichtet, seien Tests nur noch in wenigen Startländern verpflichtend. Aktuell hat gerade die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC die Testpflicht bei der Einschiffung in USA aufgehoben und durch Hygieneempfehlungen ersetzt. Vermutlich werden die Reedereien dieses Angebot schnellstens realisieren. Die Devise hieße immer stärker zurück zur Normalität. Die Folge sei zwangsläufig eine wachsende Infektionsquote auf Kreuzfahrtschiffen. Sie sei zwar nicht höher als an Land. Im begrenzten Bereich von Schiffen falle sie aber schneller auf und wirke sich stärker aus.

Flusskreuzfahrten: Läuft, aber hakelt

Foto: Nicko Cruises

Die Zahlen der Reedereien in Sachen Flusskreuzfahrten sind durchgängig erfreulich. Eine Abfrage des Deutschen Reiseverbands bestätigt, dass sich dieser Teilbereich der Kreuzfahrten wieder auf dem Vor-Corona-Niveau bewegt. Flusstrips verkaufen sich offensichtlich „wie geschnitten Brot“.

Die Bilanz für den Rest des Jahres droht aber angesichts von niedrigen Wasserständen, aktuell insbesondere auf der Donau, zu verhageln. Budapest ist wegen geringer Wasserhöhe inzwischen nicht mehr anfahrbar und auch auf der Strecke zwischen Straubing und Passau können nur Schiffe mit wenig Tiefgang eingesetzt werden.

Häfen am Oberrhein, wie zum Beispiel Basel, können derzeit ebenfalls nicht angesteuert werden. Hier werden Schiffe bereits in Richtung Main umgeleitet.

Hafengeburtstag

Hamburg, Elbphilharmonie – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Gute Nachrichten aus Hamburg. Nach zweijähriger Pause soll in diesem Jahr wieder Hafengeburtstag gefeiert werden. Geplant ist der 833. Hafengeburtstag für das Wochenende vom 16. Bis 18. September. Ein- und Auslaufparaden, Schlepperballett und ein umfangreiches Landprogramm mit Open-Air Veranstaltungen stehen auf dem Programm.

Personalmangel

Über 1 Million Arbeitskräfte fehlen derzeit im EU-Tourismus – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die Tourismusbranche ist hiervon extrem stark betroffen. Jetzt wurde das Phänomen durch Zahlen des World Travel & Tourism Councils (WTTC) untermauert. Die vorgelegte Analyse spricht von 1,2 Millionen unbesetzten Stellen in der Hotellerie und dem gesamten Tourismus allein innerhalb der Europäischen Union. Weltweit dürfte die Zahl noch erheblich höher sein. Ausdrucksstark wird diese Zahl erst, wenn man sie in Prozente umrechnet. Danach fehlen der Branche unterm Strich zwischen 20 und 30 Prozent der Arbeitskräfte. Dies ist in der Tat nicht problemlos auszugleichen.

Das Problem begann zu Beginn der Corona-Krise. Zu diesem Zeitpunkt verloren 2020 rund 1,7 Millionen Mitarbeiter ihren Job in der Branche. Viele dieser Menschen haben der Branche angesichts von Perspektivlosigkeit und schlechter Bezahlung den Rücken gekehrt. Nachwuchs zu generieren fällt in wirtschaftlich angespannten Zeiten allerdings schwer.

Auch die erhoffte Arbeitsplatzauffüllung an Flughäfen durch ausgebildetes Personal aus der Türkei läuft, nach Medienberichten, nur sehr schleppend. Der Zuspruch auf die 2.000 offenen Stellen hält sich in Grenzen. Wie die Tageszeitung „Die Welt“ berichtet, hätten die meisten Behörden kaum Anträge aus der Türkei vorliegen. Erst danach könnten die Zulässigkeitsüberprüfungen der Airports durchgeführt werden. Die deutschen Flughäfen rechnen inzwischen mit einer Normalisierung des Betriebs frühestens im Oktober. Dann ist die Hauptreisesaison aber durch.

Nicht rentabel: Alpen-Sylt-Nachtexpress hört auf

Foto: Alpen-Sylt-NachtExpress

Die Nachtzugverbindung von Berg nach Meer war mit viel Vorschusslorbeeren vor zwei Jahren an den Start gegangen. Die Verbindung eines Bahnprivatanbieters zwischen Österreich und der Schweiz auf die Nordseeinsel Sylt wurde als innovativ und nachhaltig gepriesen, arbeitete aber offensichtlich nicht wirtschaftlich genug. Der Anbieter hat deshalb erst einmal das Ende zum 29. Juli beschlossen. Ab dann werden die Zugverbindungen eingestellt.

Alle Tickets für die nicht mehr stattfindenden Fahrten sollen automatisch erstattet werden. Ob im nächsten Sommer ein neuer Anlauf gestartet werden soll, steht noch nicht fest. Der Betreiber Bahntouristikexpress (BTE) ist trotz der Probleme vom nachhaltigen Konzept des Zuges überzeugt. Vielleicht seien die gegenwärtigen Rahmenbedingungen für dieses Startup einfach zu ungünstig gewesen. Bleibt die Hoffnung, dass ein Neustart unter anderen Rahmenbedingungen möglich sein könnte und der Alpen-Sylt-Express nicht final auf dem Abstellgleis endet.

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