D-RR News 24.10.24 – Capri, Goldesel-Hotels & Waldaktien

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Capri gegen Overtourism?

Italien (Symbolbild) – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt, dann hat sie täglich im Schnitt 30.000 Tagebesucher auf der Insel mit der Blauen Grotte beschienen. Bei nur 15.000 Einwohnern ist das zu viel, ohne Frage. Aber Inselbewohner leben davon und die Fährgesellschaften, die die Insel ansteuern, erst recht.

Diskutierte Maßnahme: Die Taktung von Fährankünften von 10 auf 20 Minuten erhöhen. Hieße, rein mathematisch, die Zahl der Ankommenden halbieren. Dies würde auch bedeuten, die Einnahmen der Fährbetreiber zu reduzieren. Daran hängt es derzeit. Eigentlich, will man ja, aber…

Zumindest Capris Bürgermeister Peppe Falco ist, laut dpa, unverdächtig, oder hat zumindest wohl keine Familienmitglieder im Fährgeschäft. Er fordert ein Gesetz, das es den lokalen Behörden erlauben würde, Urlauberströme besser zu lenken. Immerhin gut, dass man mal drüber gesprochen hat.

Hotel oder Goldesel?

Exzessiv ist hiervon Berlin betroffen, denn zum einen soll die Auslastung im September mit 85 Prozent so gut wie noch nie gewesen sein. Zum anderen beklagen Gäste, dass es noch nie so teuer war in der Hauptstadt zu übernachten. Durchschnittlich soll, so der Immobilien-Dienstleister Costar, ein Zimmer 177 Euro gekostet haben.

Hotels (Symbolbild) – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Hohe Rate – Null Service

Besonders beklagenswert, dass der Kunde für solche Durchschnittspreise immer öfter keinerlei Service mehr bekommt. Es gibt Hotels, die haben weder Rezeption noch Roomservice. Alles läuft digital, von Check-In & Out bis  Anmeldung und Bezahlung. Ansprechpartner gibt es allenfalls per Hotline. Trotzdem geht so ein Angebot in Spitzenzeiten für über 300 Euro pro Nacht über die digitale Theke. 

Nicht nur Berlin…

Wiesnzeit – Foto: motointermedia / Pixabay

ist davon betroffen, auch wenn es wohl hier ganz besonders auffällt. München ist bekannt für seine Aufschläge zu Sonderzeiten, wie die jährliche Wiesn (Oktoberfest). Da kostete vor Jahren schon die Übernachtung im 8-Bett-Hostelzimmer schon mal 200 Euro. Bei Sport- oder Musikereignissen (von Fußball EM bis Taylor Swift) steigen auch in deutschen Landen die Zimmerpreis schon mal um 200 Prozent. Diese Angabe bezieht sich im Übrigen auf den Durchschnittspreis.

Das wurde mir spätestens klar, als ich im letzten Jahr zur Frankfurter Buchmesse ein Zimmer brauchte. In meinem „Stammhotel“ gab es sogar noch Zimmer, aber statt rund 100 Euro, wie gewohnt, rief der internationale Konzern 730 Euro auf. Vielleicht war auch deshalb noch was frei.

Reisehits oder Reiselenkung?

Reiseführer sind dazu da, Reisenden Tipps zu geben. Tipps in Sachen Ziel und wenn das gefunden ist, natürlich auch zu den Details.

Bücher sind zwar offiziell aus der Mode, aber bei Lonely Planet, als Multimedia-Betrieb macht der Trend doch gerne mal Ausnahmen. Lässt sich doch nicht bestreiten, dass Lonely Planet, in bestimmten Zielgruppen in der Lage ist, Kneipenbooms und Restaurantscheitern auszulösen und Zielgebiete aufzufüllen, bis es neue Tipps und sogenannte Trends gibt.

Lonely Reisehits 25

Lonely Planet hat nun veröffentlicht, was sie im nächsten Jahr für trendy halten. Also, notieren und schnell noch mal hinfahren, bevor 2025 alles überfüllt ist. (Achtung, ironischer Vorschlag!)

Länder: Kamerun, Fidschi und Litauen.

Regionen: Terai in Nepal, das Schweizer Wallis, das britische East Anglia und „töröööh“ das deutsche Bayern. Länder: Kamerun, Fidschi und Litauen.

Auch die Städtetrends lassen zweifeln. Toulouse, gut und schön, Genua, grade noch, aber Palma de Mallorca? Da merkt man schon, dass es ein amerikanischer Verlag ist und die Trends schon auch von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst. Letztlich bemüht sich Palma um US-Kundschaft  und Airlines, wie United, setzen das erfolgreich in ihrem Business um.

MV-Waldaktie

Als Urlauber in Wald und Natur investieren? Mecklenburg-Vorpommern geht’s an mit einem Online-Shop. Er wurde im Auftrag des „Kompetenzzentrums Ökowertpapiere – Zukunft durch naturbasierte Lösungen“ im Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, Ländliche Räume und Umwelt Mecklenburg-Vorpommerns initiiert.

Waldaktie – Screenshot

Mit dem Erwerb von Waldaktien im Wert von je zehn Euro können Gäste, Gastgebende und Einheimische die Neuaufforstung einer Flächeneinheit von mindestens einem Quadratmeter in Mecklenburg-Vorpommern und damit den Aufbau von Klimawäldern unterstützen. Mit den Einnahmen der Waldaktie soll nicht nur die Aufforstung, sondern auch die Anpflanzung von Waldsäumen unterstützt werden. Hierzu werden heimische Baum- und Straucharten, die für den jeweiligen Standort optimal sind, ausgesucht. Die nächste Pflanzaktion, an der Aktionäre teilnehmen können, findet am 9. November im Klimawald Dreschvitz auf der Insel Rügen statt.

Derzeit gibt es 19 Klimawälder im Nordosten. Die Waldaktie war ursprünglich eine gemeinsame Idee des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern, des damaligen Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz und der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern. Klimaausgleich für Touristen einfach gemacht. Schon zehn Quadratmeter Wald binden so viel CO2, wie eine vierköpfige Familie mit 500 Kilometern Anreise bei einem 14-tägigen Urlaub freisetzt, heißt es. Die touristische Website Mecklenburg-Vorpommerns liefert zusätzlich den Überblick über die Klimawälder des Bundeslands.

 

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