D-RR228 – Von Winzern, Brauern und Genießern: Churfranken

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Selten ist man schockverliebt in eine Region und meistens hat das, neben der tollen Umgebung, mit Menschen zu tun, denen man begegnet. Churfranken ist so ein Stückchen Paradies. Es eröffnet neue Blickwinkel, Erkenntnisse Einsichten und verlangt Zeit.

Churfranken – jetzt

Blick nach Klingenberg – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Erkunden wir die Heimat des Kabarettisten Urban Priol, die im Sommer vor Sonne nur so strotzt, wo der einzige Rotwein in Bayern wächst und wo sich Einheimische wie Touristen in der Regel pudelwohl fühlen.

Der Name

Churfranken, geschrieben mit CH am Anfang. Auch wenn die Vorfahren der Schweizer, genau der Stamm der keltischen Helvetier, mal hier waren, hat das kaum was mit dem Namen zu tun. Ein wirklicher Hintergrund zeigt sich in der Herrschaft der Mainzer K(Ch)urfürsten in der Geschichte. Das, so Sprachwissenschaftler, äußert sich heute noch im Dialekt. Das sagt auch Kabarettist Urban Priol, geboren in Obernburg und zuhause im benachbarten Aschaffenburg. Dort betreibt er mit dem Hofgartentheater eine anerkannte Kabarettbühne.

Eigentlich aber waren es die Touristiker aus 25 Gemeinden im Maintal, die 2007 einen Verein zur besseren touristischen Vermarktung gründeten. Kind und Region bekamen einen Namen: Churfranken.

Der Weinbau

Blick ins Maintal – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

80 Jahre waren die Römer in der Gegend. Sie haben eins dagelassen, den Weinbau. Und der kann sich heute sehen lassen. Er zieht sich, wie ein Rotwein-Faden durch den Podcast, denn selbstverständlich war ich auf der Route des Fränkischen Rotweinwanderwegs unterwegs. Rote Trauben sind etwas Besonderes. Churfranken ist die einige bayerische (Verzeihung, fränkische) Weinbauregion in der sie großflächig angebaut werden.

Trotzdem ist der churfränkische Wein so vielfältig wie seine Winzer. Im Podcast ist die Rede von Steillagen, Hand- und Maschinenlese, sich verändernden Wein-Klassikern, wachenden Neuanfängen, Innovation unter Erhaltung von Tradition.

Die Angebote, Spezialitäten, Umstellungen und Arbeitsweisen sind so vielfältig wie ihre Winzer.

Die Winzer

Fünf Weingüter habe ich im Sommer besucht und überall Neues erfahren, Außergewöhnliches probiert, über Probleme diskutiert, dazugelernt. Die Klimakrise war überall und immer ein Thema. Der Umgang damit ist so unterschiedlich wie Geschäftsmodelle, Einstellung und Philosophie. – Wer wissen will, muss hören 😉 – Lernt sie kennen.

Reinhold Hillerich

Mit Reinhold Hillerich am Churfrankensteig – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Traditionalist aus Erlenbach mit vielen Steillagen am östlichen Ufer des Mains. Er bemüht sich um Verständnis für Gewachsenes, den Erhalt der Winzerbetriebe und betreibt im Weingut natürlich eine Häckerwirtschaft. Er engagiert sich im Winzerverband, im Tourismus und kreiert, ganz nebenbei den ersten und einzigen Portwein aus Churfranken.

Motto: Zu Vino sag ich nie No.

Terroir F – Aussicht auf Churfranken – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Klaus Giegerich

Weinprobe mit KLaus Giegerich – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Innovativer Seniorchef, Mitglied der Kooperation „Frank &Frei“. Seine Häckerwirtschaft im Groß-Wallstadt ist berühmt, insbesondere bei den Einheimischen. Sie und das Weingut sind Institution. Auszeichnungen für sein Familien-Weingut sind zum Normalfall geworden. Er bemüht sich um den Nachwuchs in einem schwierigen Gewerbe und es kommt nicht von ungefähr, dass er die amtierende Fränkische Weinkönigin (siehe unten!) zur Winzerin ausgebildet hat.

Motto: Wein und Freundschaft. Beides verlangt Leidenschaft, Hingabe, Engagement, Fingerspitzengefühl, Zeit.

Weinprobe mit Klaus Giegerich vor seiner Winzerhütte – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Frank Höflich

Frank Höflich in seiner Häckerwirtschaft – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Macher im familiären Kleinbetrieb in Groß-Ostheim. Mann mit kreativen Ideen. Pragmatiker bei seinen „Brot- und Butterweinen“ in Sachen maschineller Lese, Marketing und Verkauf. Da das Weingut keine Steillagen besitzt, sei dies wirtschaftlicher, sagt er. Leben müsse man von den Standardprodukten. Spitzenweine leistet er sich trotzdem, auch dank seiner Kellermeisterin Izelle Swanepoel aus Stellenbosch in Südafrika. Verrückte Leidenschaften hat er auch: Sauvignon Blanc und zusammen mit Kollegen aus dem Trentino, dem Gardasee (Italien) und Istrien kreiert er mit dem „Teste Matte“ (weiß und rot) zwei Cuvées, die man auch Europawein nennen könnte. „Teste Matte“ (übersetzt „verrückte Köpfe“) zeigt diese Leidenschaft.

Motto: Wir sind klein, aber kriegen es hin.

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Gerhard Stich

Gerhard Stich im Weinkeller – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Erfahrener (fast-)Rentner aus Bürgstadt. Er übergibt den Familienbetrieb gerade an seinen Sohn. Seine Weinwelt ist das Terroir des Centgrafenbergs und des Hundsrück. Die Lagen zählen zu den wertvollsten Lagen der Region Churfranken. Er macht sich viele Gedanken um die Zukunft, denn die Klima-Herausforderungen sind groß. Umdenken gehört dazu, sagt er.

Motto: Weine mit Charakter für Menschen mit Charakter

Keller im Weingut Stich – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Ulli Kremer

Ulli Kremer in seiner Vinothek – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Juniorchef seit 2014 im Weingut in Großheubach. Veränderungsgeist und wirtschaftlicher Stratege (Kremerweine werden auch nach Skandinavien und ins Baltikum exportiert) mit klaren Prinzipien. Dazu zählt insbesondere die Verantwortung für die Natur. Nachhaltige Bewirtschaftung spielt für ihn eine Riesenrolle. Er hat dabei seine ganz eigenen Ideen. Nix wegnehmen und auch nix dazutun heißt für ihn, den Wein aus eigener Kraft und in Ruhe reifen zu lassen. Der Erfolg gibt ihm recht, beim Hang zum Außergewöhnlichen, wie Muskateller, den er erst nach langer Diskussion durch setzte.

Motto: It’s Always Wine O’Clock

Der königliche Stern Churfrankens

Fränkische Weinkönigin Eva Brockmann – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Eva Brockmann ist Seiteneinsteigerin im Winzerberuf. Ein Winzerlehre (ohne ein Weingut im Hintergrund) sorgte für ein gründliche Ausbildung. Initialzündung war ein Praktikum im Weingut Giegerich. Im Juli absolvierte sie zudem ihre Prüfung als Bachelor Weinbau und Önologie an der Hochschule Geisenheim.

Wahrscheinlich gehört es zu ihrem Drang, Dinge immer richtig zu machen. Nicht umsonst ist sie seit eineinhalb Jahren auch Fränkische Weinkönigin, derzeit auf dem Weg zur Deutschen Weinkönigin. Freunde und Fans drücken alle verfügbaren Daumen für die Endausscheidung am kommenden Freitag (29.09.2023).

Motto: Es ist nicht gut, wenn wir unseren Träumen nachhängen und vergessen zu leben

Allein wegen dieses Satzes sollte es unbedingt mit dem Titel klappen.

Reiseradiointerview mit der Fränkischen Weinkönigin Eva Brockmann – Foto: ttb-media / TON-TEXT-BILD

Update 30.09.23

Eva ist Deutsche Weinkönigin 2023 / 2024

Es war ein spannendes Rennen um den Titel, der gestern Abend in Neustadt an der Weinstraße vergeben wurde. Kurz vor halb 11 stand das Ergebnis fest.

Eva Brockmann ist neue Deutsche Weinkönigin. Sie wird unterstützt in ihrer Arbeit von den ebenfalls frisch gekürten Weinprinzessinnen Lea Baßler aus der Pfalz und Jessica Himmelsbach aus Baden. – Die Aufgaben der Finalrunde erforderten nicht nur Fachkenntnisse, auch Persönlichkeit, Schlagfertigkeit und vor allem Spontaneität war gefragt. Die drei Finalistinnen machten einen tollen „Job“ auf der Bühne. Aber kommt nur MIR so vor? Eva war immer einen Schritt voraus.

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Das Reiseradio gratuliert Eva zu diesem Erfolg. Toll, dass dieser Traum wahr geworden ist.

Weitere Podcast-Akteure

Urban Priol

Urban Priol – Foto: Michael Palm / S-Promotion

Kabarettist aus Obernburg, liebt seine Heimat. Vermutlich lebt er auch deshalb seit Ewigkeiten im benachbarten Aschaffenburg. Er liebt seine Heimat und schätzt vor allem die „Wirtschaftskultur“ und damit meint er die Kneipen und Lokale. Außerdem sieht er, ganz Kabarettist, die Region als „Gallisches Dorf gegen die bayerische Besatzung“. Da muss man sich wohlfühlen.

Dorothea Zöller

Miltenberg, Marktplatz – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Stadtführerin in Miltenberg und nicht nur regionale Alleswisserin, sondern auch charmant-philosophische Werberin für ihre Heimat. Mit ihr wird Miltenberg zum tiefgründigen wie unterhaltsamen Erlebnis. Und man kommt ins Grübeln, wenn sie sagt: „Bringen Sie viel Zeit mit und Ruhe. Leben Sie langsam“.

Niki und Ralf Restel

Kulinarische Innovationen für die Region stehen bei ihnen im Gasthaus Zur Krone in Groß-Heubach ganz weit oben. Ralf Restel kocht, seine Frau Niki kümmert sich mit dem Serviceteam um die Gäste. Als Sommelière berät sie gerne bei der Weinauswahl. Gutbürgerlich, wie es oft heißt, halte ich für stark untertrieben. Nicht umsonst ist die „Krone“ mit dem Bib Gourmand“ des Guide Michelin ausgezeichnet. Mag das Ambiente entspannt gemütlich sein, die Küche ist schon eine besondere Klasse.

Johannes Faust

Johannes Faust – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Chef bei Faust-Bräu in Miltenberg, dem Institut zur Bekämpfung akuter Unterhopfung“. So steht es an der Eingangstür der Brauerei in der Altstadt von Miltenberg. Er ist geschäftsführender Gesellschafter in der vierten Generation und bringt Brautradition mit ökologischer Verträglichkeit unter einen Hut. Innovationen (mehrfache Auszeichnung als Craft-Brauer des Jahres) zeichnen das kleine, feine Brauhaus aus. Johannes Faust bleibt aber dabei: „Wir brauen nur das, was uns selber schmeckt.“

Tourismus in Churfranken

Ich habe meine „Schockverliebtheit“ schon erwähnt. Wer testen will erhält alle Informationen in Sachen Aufenthalt, Genuss und Kulinarik beim Tourismusbüro Churfranken in Miltenberg.


Information

Die Recherche für diesen Podcast wurde unterstützt von Churfranken e.V. – Meine Meinung wurde davon nicht beeinflusst. Für die auf dieser Seite eingefügten Links erhalte ich keine finanzielle Beteiligung und habe keine Vorteile. Sie sind Teil der journalistischen Informationspflicht.


Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD
Riesen – Ältestes Gasthaus Deutschlands in Miltenberg – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

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