Weitere Hilfspakete und Corona-Entwicklungen
Das Corona-Kabinett der Bundesregierung hat gestern Abend weitere Hilfspakete geschnürt. Für Gastronomiebetriebe soll nach der Wiederöffnung erst einmal bis 30. Juni 2021 der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7 statt 19 Prozent gelten. Aus der Branche erhebt sich bereits Kritik im sinngemäßen Wortlaut: Was nutzt eine Mehrwertsteuerreduktion, wenn kein Umsatz stattfindet. Die Forderung nach weitergehenden Lockerungen der Kontaktsperren wird geäußert. Das ist aus dem Blickwinkel von Hotels und Restaurants nachvollziehbar. Allerdings drängen auch weitere Branchen auf Lockerung.
Warnung vor zu schneller Öffnung
Bundeskanzlerin Angela Merkel wies aber heute noch einmal darauf hin, dass die Ansteckungsgefahr weiterhin flächendeckend vorhanden sei und kritisierte die Alleingänge der unterschiedlichen Bundesländer. Noch sei die Krise nicht überwunden, sagte sie im Bundestag:
Die Umsetzung seither bereitet mir Sorgen. Sie wirkt auf mich in Teilen sehr forsch – um nicht zu sagen zu forsch. (…) Lassen Sie uns das bis jetzt erreichte nicht riskieren. Es wäre jammerschade, wenn uns die voreilige Hoffnung bestraft
Auch Virologe Christian Drosten äußerte gestern:
Wir gehören zu den ganz wenigen Ländern weltweit, bei denen die Zahlern wirklich rückläufig sind. (…) Aber wir sind dabei, unseren Vorsprung zu verspielen. (…) Jetzt sehen wir diese Geschichten von Einkaufsmalls, die im Ganzen wiederfrequentiert werden und voller Leute sind. Und warum? Weil jeder einzelne Laden unter 800 Quadratmetern geöffnet ist. Und man muss sich schon mal fragen, ob das wirklich sinnvoll ist.
Angesichts dieser Situation dürften wir uns nicht wundern, wenn wir im Mai und in den Juni hinein eine Situation hätten, die nicht kontrollierbar sei, wenn wir nicht besser aufpassten.
Maskenpflicht flächendeckend
Bremen hat als letztes Bundesland ebenfalls die Maskenpflicht beim Einkaufen und der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel eingeführt. Damit gilt dieses Gebot jetzt flächendeckend in ganz Deutschland. Der Start ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt.
Reisegutscheine
In Sachen Gutscheine als Erstattung für abgesagte Reisen gibt es keine Fortschritte. Der Deutsche Reiseverband kritisiert die EU-Kommission, die das Problem offensichtlich aussitze. Die Bundesregierung hatte die Gutscheinlösung zwar beschlossen, benötigt dazu aber auch die Zustimmung der EU-Kommission. Verbraucherschützer hoffen angesichts der Verzögerung, dass die Gutscheinlösung vom Tisch sei.
Reiseabsagen und -einschränkungen
DER-Touristik und ASR-Reisen haben mitgeteilt, dass alle Reisen bis Mitte Mai abgesagt werden. Die Branche geht davon aus, dass weitere Veranstalter ähnliche Entscheidungen treffen werden.
Die EU-Kommission rechnet inzwischen mit geschlossenen Grenzen im Schengenraum auch über den Sommer. Das verlautete EU-Industriekommissar Thierry Breton
In Ägypten ist der internationale Tourismus quasi zum Erliegen gekommen. Der wirtschaftliche Schaden wird auf etwa 1 Milliarde Euro pro Monat geschätzt.
Weitere Insolvenz in der Luftfahrt
Die Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) hat Insolvenz angemeldet. LGW war als sogenannte „Wet-Lease-Gesellschaft“ für Eurowings und für Air Berlin bis zu deren Pleite im Einsatz. Die 15 Propellermaschinen vom Typ Dash-8 erbrachten zuletzt hauptsächlich Zubringerverkehr für die Lufthansatochtergesellschaft. Eurowings hattedie Zusammenarbeit wegen der Corona-Krise kurzfristig beendet. Betroffen sind 354 Mitarbeiter. LGW ist, seit der Air Berlin Pleite, eine Tochterfirma des Logistikunternehmens Zeitfracht.
Österreich
Die strengen Quarantäneregelungen für Skiorte in Tirol wurden gestern aufgehoben. Selbstverständlich gelten Schutzmasken und Distanzregelungen weiter. Wenn alles gut läuft sollen Restaurants ab 15. Mai wieder öffnen dürfen. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz äußerte gestern Abend in der ARD-Talkshow „Maischberger“ die Hoffnung auf Sommertourismus und Grenzöffnung. Wann dies geschehe, könne aber jetzt noch nicht gesagt werden.
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