Reisewarnung: DRV verärgert
Die Airlines befürchten den endgültigen Zusammenbruch aller Geschäftsplanungen durch die gestrige Verlängerung der Reisewarnung. Die Bundesregierung hatte eine Verlängerung bis mindestens zur Mitte des nächsten Monats ausgegeben. Aber nicht nur die Bereitschaft zu Fliegen, sondern auch die, überhaupt Urlaub zu machen, sieht der Deutsche Reiseverband (DRV) bedroht und zeigt sich in seiner Stellungnahme verärgert.
DRV Präsident Norbert Fiebig sieht einmal mehr die konkrete wirtschaftliche Bedrohung der Branche und kritisiert die Entscheidung:
„Die Bundesregierung vernachlässigt Fakten und verengt ein komplexes Problem auf Reiserückkehrer“
Damit meint er die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen der Reisewarnung ohne eine differenzierte Betrachtung. Eine unklare Teststrategie, die Verengung der Infektions-Sichtweise auf Reiseheimkehrer und die zusätzliche Wiedereinführung von Quarantänemaßnahmen zögen der Reise- und Verkehrsbranche den Boden unter den Füßen weg. Der DRV befürchtet damit eine Verschärfung der ohnehin drohenden Pleitewelle in der Branche. Die Forderungen des Verbands lauten:
- Differenzierte Reisehinweise
- Eine kluge Teststrategie, die auf die Regionen fokussiert, die nach Erkenntnisse des RKI hohe Infektionsrisiken bergen; dies schließt unterschiedliche Wege der Rückkehr nach Deutschland (beispielsweise auf dem Landweg) ein
- Rechtzeitige Kommunikation von Veränderungen bei Risikogebieten
- Ein negativer Covid-Test muss wie bisher eine Rückkehr nach Deutschland ohne Quarantäneregelungen ermöglichen. Die Bereitstellung von günstigen Schnelltests um die Kontrolle schneller zu machen
- Eine realistischere Darstellung von Infektionsrisiken und Infektionsorten.
Im Fazit geht Fiebig mit der Berliner Entscheidung von gestern hart ins Gericht:
„Die Bundesregierung setzt grenzüberschreitende Geschäftsreisende und Urlauber dem Generalverdacht aus, Verursacher einer wie auch immer gearteten zweiten Welle zu sein. Das ist nicht durch Fakten gedeckt und weder fair noch sachgerecht. Die Minister Maas, Spahn, Altmaier und Braun müssen daher hier ein deutlich höheres Maß an Ausgewogenheit erkennen lassen.“
Quarantäne statt Test: Airlines sauer
Die Luftfahrtverbände BDL und BARIG hatten bereits gestern ihr Unverständnis zum neuen Plan des Gesundheitsministeriums geäußert. Das Handelsblatt schreibt dazu heute:
„Eine solche Quarantänepflicht kommt einer Reisebeschränkung gleich. Schon vor einigen Wochen hatte der weltweite Airlineverband IATA anhand von Buchungszahlen nachgewiesen, dass diese bei einer Quarantänepflicht genauso stark einbrechen wie bei einem kompletten Reiseverbot. Nicht jeder kann zwei Wochen von zu Hause arbeiten, um Quarantäne und Testergebnis abzuwarten. Und auch viele wichtige Dienstreisen würden durch eine Quarantänepflicht erheblich erschwert.“
Die Verbände fordern stattdessen einen Ausbau der Teststruktur an Flughäfen und sehen die Planungen als völlig falschen Weg.
Droht Kanaren die Einstufung als Risikogebiet?
Die Zahl der Neuinfektionen läge, so der ADAC, bei 65,66 auf einhunderttausend Einwohner. Damit droht, nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts, die Einstufung der Inselgruppe als Risikogebiet. Betroffen ist in der Hautsache die Insel Gran Canaria mit knapp 1.700 akuten Infektionen und 184 Neuinfektionen gestern. Auf den anderen Inseln stelle sich die Bedrohung eher moderat dar. Insbesondere Fuerteventura, La Palma, Gomera und El Hierro seien kaum betroffen.
Norwegen mit Quarantäne
Die norwegischen Gesundheitsbehörden haben die Quarantäneverpflichtung für Einreisende aus Deutschland gestern verabschiedet. Eine zehntägige Quarantäne droht jetzt ab 0 Uhr am Samstag.
Frankreich erweitert Vorschriften
Nach der ohnehin schon geltenden Reisewarnung für Teile Südfrankreichs haben die lokalen Behörden jetzt zusätzliche Maßnahmen erlassen. In Marseille gilt ab sofort eine Maskenpflicht im kompletten öffentlichen Raum. In weiteren südfranzösischen Regionen wurde die Öffnung von Restaurants und Bars in den Abend- und Nachtstunden verboten.
US-Golfküste bedroht: „Landfall“: Laura erreicht Louisiana
Hurrikan Laura hat vor wenigen Stunden die Küste des US-Bundesstaats Louisiana erreicht. Der Wirbelsturm wird vom nationalen Hurrikanzentrum in der Kategorie 4 (von 5) eingestuft. Die Windgeschwindigkeiten liegen bei rund 240 km/h. Die Fachleute im NHC warnen zudem vor einer lebensbedrohlichen Flutwelle, die eine Höhe von sechs Metern erreichen könne. 600.000 Menschen waren aufgefordert, die gefährdeten Regionen zu verlassen.
Altersteilzeitverträge gekündigt: Verdi verstört
Lufthansa hat die Verträge für 80 Mitarbeiter gekündigt, die kurz vor dem Eintritt in die passive Phase ihrer Altersteilzeit stehen. Die Gewerkschaft Verdi zeigt sich verstört. Christine Behle, Verdi-Vizepräsidentin und gleichzeitig LH-Aufsichtsratsmitglied nannte diese Entscheidung
„ein absolutes Unding“ langjährig Beschäftigte auf diese Art abzustrafen, weil man meint, damit Personalkosten zu sparen“
LH begründet die Vertragskündigung mit den fehlenden Weiterbeschäftigungsperspektiven für die Leute an den Drehkreuzen in München und Frankfurt in Folge der Corona-Krise. Die betroffenen Mitarbeiter sind erst vor Kurzem in die passive Phase der Altersteilzeit eingetreten und sollen jetzt statt der Weiterbezahlung mit einer Einmalzahlung abgefunden werden.
Lufthansa will offenbar die mit der Altersteilzeit verbundene Verpflichtung zur Beschäftigung jüngerer Mitarbeiter auf den freigewordenen Stellen loswerden und damit, wie es Verdi interpretiert, doppelt Personalkosten einsparen. Damit verschärfen sich die ohnehin vorhandenen Konflikte zwischen Gewerkschaft und Airline noch einmal.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar