DRR News 30.07.20 – Teststreit / Jumbo-Aus / Corona-Versicherung / Freier Mittelsitz

Politische Diskussion um Corona-Test Finanzierung

Das Credo aus dem zuständigen Ministerium lautet: „Gesundheit darf keine Frage des Geldbeutels werden.“ – Trotzdem gibt es auch reichlich Kritik. Die Testpflicht gelte schließlich für Wiedereinreise aus Risikogebieten. Urlauber, die dorthin reisten, täten dies ohnehin auf eigenes Risiko und sollten dann auch für die Tests bezahlen, heißt es in einer Reaktion des SPD-Fraktionschefs Rolf Mützenich.

Gesundheitsminister Jens Spahn plant wohl für die Finanzierung die Erhöhung des Bundeszuschusses zur gesetzlichen Krankenversorgung.

Die FDP lehnt die staatliche Finanzierung von Tests grundsätzlich ab. Von den Linken kommt die Forderung nach einer grundsätzlichen staatlichen Finanzierung. Begründung: Die Pandemiebekämpfung sei eine gesellschaftliche Aufgabe des Staates. Da aktuell auch über eine generelle Testverpflichtung für Urlaubsrückkehrer, auch aus Nicht-Risikogebieten, diskutiert wird, gibt es im Detail sicher noch viel zu regeln.

Finanzdiskussion in Berlin um Kostenerstattung der Pflicht-Tests

Reise mit Corona-Absicherung

Einige Reiseversicherungen bieten inzwischen ein Corona-Paket an. ERGO beispielweise bietet ein komplettes Paket an. Es beinhaltet u.a.

  • Erstattung aller ambulanten und stationären Heilbehandlungskosten und Arzneimittel für alle Erkrankungen, Covid-19 eingeschlossen.
  • Kostenübernahme ohne Limit.
  • Medizinisch sinnvoller und vertretbarer Krankenrücktransport in das dem Wohnort nächstgelegene Krankenhaus.
  • Wenn ein minderjähriges Kind stationär behandelt werden muss, die Unterbringung der Begleitperson im Krankenhaus. Kostenübernahme für die Notfallbetreuung minderjähriger Kinder.
  • Bei einem Krankenhausaufenthalt länger als fünf Tage Übernahme der Reisekosten für eine nahestehende Person.
  • Kein zeitliches Limit, um diese Versicherung abzuschließen (nicht nur bis Jahresende).

Auch andere Versicherer bieten ähnliche Pakete, auch als Ergänzung zum bereits bestehenden Reiseversicherungsschutz.

Corona-Kurzmeldungen

DER-Touristik hat Reisen in die spanische Provinz Katalonien bis 15. August ausgesetzt. Betroffene Reiseziele sind Barcelona sowie die Costa Brava und die Costa Dorada.

Aus der Schweiz werden ansteigende Infektionszahlen auf niedrigem Niveau gemeldet.

Schweden gibt seinen Bürgern Reiseerleichterungen. Die dortige Warnung vor Reisen nach Dänemark, Norwegen, Tschechien und die Schweiz wurde aufgehoben. Die skandinavischen Nachbarn Finnland und Norwegen halten die Grenzen zu Schweden aber weiterhin geschlossen.

Schweden dürfen wieder raus

Italien verlängert die Corona-Notstandsregelungen bis zum 15. Oktober. Das hat das Parlament mehrheitlich beschlossen. Man will die derzeit niedrigen Infektionszahlen nicht gefährden. Die Notstandsregelung in Italien wurde Ende Januar in Kraft gesetzt.

Belgien verschärft die Schutzmaßnahmen und Einschränkungen im öffentlichen Leben. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet gelten seit gestern bis Ende August erneut strenge Maßnahmen: Jeder Haushalt soll in dieser Zeit maximal fünf Leute regelmäßig und ohne Mundschutz treffen dürfen. Einkäufe dürfen nur noch von einer Person und mit Maske erledigt werden. Für den Einkauf darf man sich maximal eine halbe Stunde Zeit nehmen. An öffentlichen Veranstaltungen dürfen maximal 100 Personen teilnehmen. Bei Events im Freien ist die Teilnehmerzahl auf 200 reduziert worden. Es gilt eine generelle Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Home-Office wird, so irgend möglich wieder zur Pflicht.

Die USA meldeten am Dienstag erstmals fast 1.300 Covid-19 Todesfälle an einem Tag. Die Gesamtzahl der Todesopfer im Land hat inzwischen die Marke von 150 Tausend überschritten.

DRR-Archivbild

Die Zahl der Neuansteckungen in Brasilien liegt inzwischen bei 70.000 pro Tag.

Reiseabsichten der Deutschen abgefragt

Nach einer weltweiten Umfrage von IPK International unter Beteiligung der ITB Berlin ist Reiselust der Deutschen, außerhalb des eigenen Landes, deutlich höher als bei den meisten anderen Ländern. Gleichzeitig gibt es große Unterschiede bei Reiseart und Reiseziel. Die Befragten messen den Maßnahmen zur Senkung des Ansteckungsrisikos eine sehr große Bedeutung zu. Über 70 Prozent der deutschen Auslandsreisenden sagen, nach wie vor in andere Länder reisen zu wollen – trotz fehlenden Impfstoffs. Damit liegt Deutschland messbar über dem europäischen Durchschnitt. Ausschließlich innerhalb Deutschlands zu reisen, können sich knapp 20 Prozent der Befragten vorstellen. Zehn Prozent gaben an, in Zeiten von Corona auf Reisen ganz verzichten zu wollen. Bei den Reisewilligen sind Autoreisen, Campingurlaub und Ferienwohnungen Favorit. Am unteren Ende der Skala stehen Flugreisen, Kreuzfahrten und der Besuch von Großveranstaltungen.

Luftfahrt

Freier Nachbarsitz buchbar

Wie der Ferienflieger Condor mitteilt, können Gäste ab sofort einen freien Nebensitz hinzubuchen. Der Extrasitz wird auf Kurz- und Mittelstreckenflügen für ab 39,99 Euro pro Person und Strecke angeboten und kann auf der Website der Airline, beim Online Check-in oder vor Ort am Flughafen hinzugebucht werden. Der Extrasitz muss sich unmittelbar neben dem gebuchten Sitzplatz befinden. Eine rechtzeitige Buchung empfiehlt sich allerdings.

Freier Nachbarsitz gegen Bezahlung

Bye-Bye Jumbo

Jetzt steht es fest. Die Corona-Flugkrise gibt einer Legende den Rest. Boeing wird die Produktion der 747 nach über 50 Jahren im Jahr 2022 einstellen. Das Modell stand schon in den letzten Jahren unter einem schlechten Stern. Von der Passagierversion des letzten Jumbos (747-8) wurden immer weniger Exemplare verkauft. Jetzt werden nur noch Frachtversionen gebaut. Durch Corona hat das Modell quasi den Todesstoß erhalten. Der große amerikanische Flugzeughersteller hat nach dem Grounding der 737-Max und der verzögerten Fertigstellung der 777-X noch ein weiteres Problem. Einen Rückblick auf die Flugzeuglegende 747 gibt es HIER! nachzulesen. Es ist ein Artikel der zum 50. Geburtstag des Jumbo-Jets im Februar 2019 erschien.

Lufthansa Boeing 747-100 – Photo: Boeing / Lufthansa-Bildarchiv 1970 D 114-13-2

Flugkrise wird Herstellerkrise

Die beiden großen Flugzeughersteller der Welt kämpfen im Moment gegen die Flugflaute und den damit stark zurückgegangenen Bedarf an Maschinen. Boeing produziert zurzeit weniger 737 – Modelle und hat auch die Herstellung von 787-Modellen reduziert. Aber auch der europäische Luftfahrtkonzern Airbus kämpft gegen die Flaute. Die Quartalbilanz ist zwar besser als beim amerikanischen Konkurrenten weist aber dennoch einen Milliardenverlust aus. Ähnlich wie Boeing, hat auch Airbus die Produktion der Dreamliner-Konkurrenzmaschine stark reduziert. Im Moment werden nur noch fünf Maschinen vom Typ A 350 pro Monat fertiggestellt.

Deutsche Bahn mit Halbjahresbilanz

Heute sollen die Zahlen für das 1. Halbjahr 2020 vorgelegt werden. Bekannt ist zumindest schon, dass auch die Bahn einen satten Verlust von 3,7 Milliarden Euro eingefahren hat. Im Vorfeld ist eine Diskussion zwischen Bahnmanagement und der Gewerkschaft EVG entbrannt. Die Gewerkschaft sieht ihren Arbeitgeber schlecht vorbereitet für eine eventuelle zweite Corona-Welle. Die Kritik bezieht sich vor Allem auf den Fernverkehr. Dort seien die Züge gegenwärtig im Durchschnitt nur zu 30 Prozent ausgelastet. Im Frühjahr hatte die Bahn ihren Betrieb auf der Fernstrecke weitgehend aufrechterhalten.

Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender Deutsche Bahn AG – Foto: Oliver Lang / Deutsche Bahn

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