Ja, ich kann verstehen, dass die Portugiesen traurig und sauer sind, dass der jüngste Virusvariantenbann über sie verhängt wurde. Nach allem, was mann und frau so hört, hält sich Portugal sehr eng an Hygiene- und Gesundheitsregeln und hat zum Beispiel auch britische Urlauber schon vor Wochenfrist „gesperrt“.
Ich kann den portugiesischen Frust erst recht verstehen, wenn ich auf halbvolle oder komplett gefüllte Fußballstadien in London, Budapest und St. Petersburg schaue. Machen wir uns nix vor: Wenn wir von deutscher Seite, Portugal zum Virusvariantengebiet erklären, dann wäre im gleichen Atemzug auch Großbritannien fällig gewesen. Allerdings hätten ja dann Deutsche Nationalmannschaft und deutsche Fans… – Okay, um die Ecke, dank EM-Ende für Deutschland.
Beim RKI steht Großbritannien bereits auf der Liste. Folgen hat die Politik daraus nicht gezogen. Wenn heute eine GB-Virusvarianten-Warnung kommen sollte, glaube ich nicht mehr so recht an die objektive Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wie viele Lobbyisten hat der Profifußball in Berlin?
Das Thema „Schutz vor dem Einzug der Delta-Variante“ ist inzwischen ohnehin ein Scheingefecht. Delta ist (die gesicherte Zahl liegt bei 35% der deutschen Neuinfektionen) längst angekommen und da stehen ein paar immer noch ungelöste Probleme im Raum bei Impfungen und Schulen und …
Visit Portugal im Clinch mit RKI
Seit gestern gilt die Einstufung als Virusvariantengebiet für Portugal. Damit ist für Rückkehrer eine Pflichtquarantäne von zwei Wochen vorgeschrieben, die nicht durch Tests verkürzt werden kann und die auch für geimpfte und von Corona genese Urlauber gilt. Reiseveranstalter haben im Eilverfahren Urlauber vorzeitig ausgeflogen und, wie z.B. TUI, Reisen nach Portugal bis Ende Juli abgesagt.
Turismo de Portugal geht dagegen verbal auf die Barrikaden. Die pauschale Einstufung sei nicht angemessen und schädige den Tourismus nach Portugal. Man fordert eine Differenzierung der Regeln. Madeira, zum Beispiel, falle jetzt trotz niedriger Inzidenzwerte, unter diese Regelung. Turismo de Portugal befindet sich damit im Clinch mit der Einschätzung des Robert-Koch-Instituts.
Luis Araújo, Präsident von Turismo de Portugal, zeigt sich enttäuscht. Immerhin zähle sein Land zu den europäischen Regionen mit der höchsten Test- und Impfquote. Zum Thema „Einschleppung der Delta-Variante“ sagte er zudem, dass man alles getan habe, um die Ausbreitung aufs ganze Land zu vermeiden. Umso schlimmer sei es, wenn jetzt die wenig belasteten Urlaubsregionen darunter leiden müssten. Der intensive Austausch zwischen den europäischen Ländern müsse endlich wieder aufgenommen werden.
Keine weitere Verschärfung
Die Botschaft aus Lissabon muss zumindest im Wirtschaftsministerium angekommen sein. Thomas Bareiß, Tourismusbeauftragter der Bundesregierung, erklärte zumindest, dass er nichts von zusätzlichen Einreiseregelungen halte. Diese waren übers Wochenende von einigen Gesundheitsministern und –experten gefordert worden. Bareiß sagte gegenüber dpa:
Es gelten bereits höchste Sicherheitsvorschriften für solche Gebiete, aus denen aufgrund der Delta-Variante eine Gefahr ausgeht. Dabei sollte es bleiben. Die aktuelle Diskussion um erneute Änderungen verunsichert die Menschen unnötig und kostet Vertrauen
Die geforderten strengeren Einreiseregeln waren bereits im Lauf des Montags zu den Akten gelegt worden. Immerhin schließt Bareiß strengere Kontrollen der vorhandenen Regeln nicht aus. Eine zusätzliche Verunsicherung der Urlauber aber, müsse vermieden werden.
DRV fordert den Erhalt der „Frei-Testung“
Der Deutsche Reiseverband hat sich in die aktuelle Diskussion ebenfalls eingemischt. Als Dachverband der Reiseindustrie hält man nichts von der Verschärfung der Einreiseregeln. DRV-Präsident Norbert Fiebig erklärte beim gestrigen Tourismusdialog im Wirtschaftsministerium:
Die Möglichkeit, sich bei Rückkehr aus einem ‚einfachen‘ Risikogebiet, durch einen negativen Corona-Test von einer Quarantäne freitesten zu können, muss erhalten bleiben (…) Wenn die Politik hier nicht verlässlich bleibt, wird die gerade zart aufkommende Zuversicht der Unternehmer in unserer Branche wieder zunichtegemacht.
Wichtig sei jetzt eine differenzierte Betrachtung und Beurteilung der pandemischen Situation in den einzelnen europäischen und auch außereuropäischen touristischen Zielgebieten statt einer pauschalen Betrachtung eines ganzen Landes.
FTI mit Winterprogramm
Der Reiseveranstalter FTI hat gestern in München seine Planungen für das Winterprogramm vorgestellt. Gute Aussichten sieht man dort im Winter für die Kanarischen Inseln, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate als Urlaubsziel. Ein FTI-Hoffnungsträger soll im Winter auch Ägypten werden. CEO Ralf Schiller erklärte, dass er Reisen dorthin ab September wieder für realistisch halte.
Sicherheitshalber setzt man aber auch auf ein zweites Standbein und baut Angebote mit eigener Anreise an die deutsche Ostseeküste und die Wintersportregionen in Österreich und Südtirol weiter aus.
Mehr Geld verdienen will man im Übrigen mit höherwertigen Reisen. Der Anteil an Vier- und Fünf-Sterne-Hotels werde steigen. Das derzeitige Buchungsverhalten bestätige einen Trend zum teureren und längeren Urlaub.
„AirRail“ zurück am Fraport
Mit wieder steigenden Passagierzahlen ging am Frankfurter Flughafen der „AirRail Check-in-Bereich“ zwischen Fernbahnhof und Terminal 1 wieder in Betrieb.
Damit lässt sich, nach Ankunft mit der Bahn, der komplette Check-In Prozess bereits dort wieder durchführen. Lufthansa Express Rail Kunden können damit nach der Kofferaufgabe direkt zur Sicherheitskontrolle laufen. Dort erwartet sie für die Sommerferienzeit eine sogenannte „Fast-Lane“ zur schnelleren Kontrolle.
Lufthansa und Deutsche Bahn bieten derzeit täglich 134 Zubringerzüge aus 17 deutschen Städten zum Flughafen nach Frankfurt. Das Programm soll im Herbst und Winter weiter ausgebaut werden.
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