Kommentar: Wenigstens die GDL ist glücklich
Wenigstens ein Teil der Tarifparteien zeigt sich zufrieden. Der Streik der GDL ist offensichtlich erfolgreich. Rund 80 Prozent aller Bahnverbindungen fallen heute flach. In „Schnee-Bayern“ geht noch weniger. Der Start der Streikmaßnahmen begann unterm Strich bereits früher, da viele Züge, die bis 22 Uhr ihren Zielbahnhof nicht erreichen konnten gar nicht erst abgefahren sind. Das Chaos ist perfekt und wird, trotz Notfahrplan, bis heute Abend anhalten.
Die Deutsche Bahn fordert ihre Kundschaft auf, möglichst zuhause zu bleiben und Reisen zu verschieben. Pendler in vielen Ballungsräumen können sich das aber nicht leisten. Wenigstens danach soll Ruhe sein, da die Gewerkschaft dem „Weihnachtsfrieden“ bis zum 7. Januar zugestimmt hat. Dann wird es aber wohl in die Vollen gehen. Sei denn es geschieht ein Weihnachtswunder. Davon gehe ich aber nicht aus, denn wie soll sich beim Thema Absenkung der Wochenarbeitszeit etwas ändern, wenn die Bahn schon jetzt zu wenig Personal hat?
Claus Weselsky weist darauf hin, dass im Tarifkonflikt der Bahnvorstand mindestens zu 50 Prozent verantwortlich sei. Damit beantwortet er die Frage nach den anderen 50 Prozent. Er möchte die Bahn zukunftsfähig machen. So wird das nicht geschehen. Kaputtgespart wurde sie ohnehin schon vorher, aber daran ist vermutlich die „Ampel“ auch noch schuld.
Bahnstreik schadet auch dem Tourismus
Diese These stellt der Deutsche Tourismusverband (DTV) in den Raum.
Das sagt der Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes, Norbert Kunz:
Die Zeit vor Weihnachten wird nach unserer Erfahrung häufig für Städtereisen oder Tagesausflüge, vielleicht zum Weihnachtsmarkt in einer größeren Metropole oder auch ins Umland genutzt. Wenn diese Fahrten jetzt durch den Streik ausfallen müssen, bedeutet das für die Reisenden nicht nur entgangene Lebensfreude und den Aufwand der Stornierungen. Für Hotels und Gastgeber sowie die Kommunen und ihre jeweilige Tourismuslandschaft sind die Einbußen noch gravierender: Ihnen entgeht erheblicher Umsatz. Im Durchschnitt aller Reisen generiert jeder Tourist bei einer Übernachtung rund 100 Euro Umsatz. Das sind immense wirtschaftliche Folgen.
Vor diesem Hintergrund treffe der aktuelle Streik eine Branche, die sich noch nicht vollkommen von den Corona-Auswirkungen erholt und auf das Weihnachtsgeschäft gehofft habe.
Bahn: Streckenschließung statt Ausbau
Die Diskussion um eine nachhaltigere Anreise in den Urlaub beschäftigt uns seit Jahren. Gleichzeitig gibt es aber offensichtlich immer noch Streckenstilllegungen. Das aktuelle Beispiel führt zu Protestnoten an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste.
Aktuell steht die Bäderbahn an der Lübecker Bucht zur Disposition. Es geht um die Route zwischen Lübeck und Neustadt/Holstein. Sie bindet u.a. Badeorte wie Timmendorfer Strand ans Bahnnetz an. Die Strecke soll spätestens 2029 bei Betriebsaufnahme der Neubaustrecke zwischen Lübeck und Fehmarn geschehen.
Lübeck und Timmendorfer Strand argumentieren mit einem Rechtgutachten dagegen. Timmendorf, Scharbeutz, Haffkrug und Sierksdorf verlören damit ihre direkte Anbindung ans Schienen-Netz. Nächster Bahnhof wäre dann in Ratekau.
Timmendorfer Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke sagte dem „Spiegel“:
Wir müssten dann rund 1,2 Millionen Gäste mit Bussen in die Gemeinde transportieren. Das sei kontraproduktiv für den Klimaschutz.
Die Bahn argumentiert mit der Unrentabilität. Beide Strecken zu betreiben, lohne sich nicht.
Amsterdam mit Tempo 30
Die niederländische Metropole leidet nicht nur an Overtourism, sondern steht auch kurz vor dem Verkehrsinfarkt. Deshalb hat die Stadt zu unpopulären , aber – wie sie sagt – notwendigen Maßnahmen gegriffen.
Seit heute gilt, insbesondere in der Innenstadt, Tempo 30. Nur Durchgangsstraßen dürfen weiterhin mit Tempo 50 befahren werden. Ausgenommen sind Stadtbusse, Taxis, Straßenbahnen überall dort, wo es für sie eigene Fahrspuren gibt. 80 Prozent der Straßen sind von der neuen Höchstgeschwindigkeitsregel betroffen.
Vorrang hat künftig der Radverkehr. Im Zentrum wurden dementsprechend viele Straßen komplett für den Autoverkehr gesperrt.
Rügen ausgezeichnet
Die Investition in den Skywalk am Kreidefelsen-Steilufer hat sich offensichtlich gelohnt. Das im April eröffnete Bauwerk erfreut sich großer Beliebtheit. Über dreihunderttausend Besucher kamen seitdem.
Jetzt wurde der Skywalk am Königsstuhl zusätzlich mit dem Jahrespreis der Ingenieurkammer Mecklenburg-Vorpommern als Meisterleistung ausgezeichnet. Der acht Millionen teure Bau dürfte bei weiterem Erfolg seine Kosten schnell wieder reinbringen und rentabel arbeiten.
SAF Produktion steigt
Die Produktion von nachhaltigen Flugkraftstoffen soll sich, laut Aussage der International Air Transport Association (IATA) im Jahr 2024 verdreifachen. 1,8 Milliarden Liter SAF-Kerosin sollen produziert werden.
Die Lücke zwischen Nachfrage und Angebot bleibt allerdings. Auch die geplante Produktion für das nächste Jahr macht nur 0,5 Prozent der benötigten Menge aus. Um das Ziel „Klimaneutral bis 2050“ zu erreichen, benötigten die Fluggesellschaften schon jetzt 25 bis 30 Prozent SAF-Anteil.
Problem: Es gibt nach wie vor zu wenig Produktionsstätten und der Großteil der Liefermenge landet in anderen Wirtschaftszweigen.
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