D-RR Tagebuch – Usedom-Herbst: Ein Ferientest im November

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Auf Usedom ist immer was los. Das soll die Botschaft werden. Ganzjährig attraktiv? Hier ist der erste Teil des Reisetagebuchs zur Testrecherche auf Deutschlands östlichster Insel.

 

Man hat viel gelesen in der letzten Sommersaison von Gästen, die zwar glücklich waren in ihrem Urlaubsziel auf Usedom, aber gerne noch etwas glücklicher gewesen wären. Abstriche vom Spaß gibt und gab es seit Jahren für die Anreise auf die Insel, die insbesondere an Wochenenden vom Dauerstau zwischen Wolgast und Ahlbeck bzw. Anklam und Trassenheide geprägt sind. Wer in sein Quartier oder wieder nach Hause will, steht in der Saison ungewollt im Stau.

Allen sonnenhungrigen Badegästen, die die insgesamt 42 Kilometer wundervollen Sandstrand genießen, sind in der Hochsaison genervt von An- und Abreise. Natürlich wird daran gearbeitet. Die Ortsumgehung von Wolgast und eine neue Zufahrtsbrücke nach Usedom sind in Planung. Aber die Realisierung wird noch eine Weile dauern.

Usedom: Küstenlinie in der Dämmerung – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Ein Problem lösen

Die Touristiker auf der Insel kennen das Problem seit Jahren. Einige erfolgreiche Bemühungen, Besuchende auch auf die Attraktivität des Inselinneren, dem Achterland, hinzuweisen gelingt inzwischen schon recht gut. Trotzdem: Dass Meer zieht magisch an und die Mehrzahl der Gäste findet sich dann doch am Strand wieder.

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Das Ganzjahresziel & die Reiseradio-Recherche

Der nächste Schritt heißt jetzt: Usedom als Ganzjahresziel attraktiv machen. Das ist leicht gesagt, will gut geplant sein und setzt voraus, auch Gäste im November oder Januar von Usedom als Ferien- und Erholungsziel zu überzeugen. Hier kommt jetzt die Reiseradio-Recherche ins Spiel.

Gerne wollte ich mich überzeugen, ob dies funktionieren kann und daraus folgt jetzt ein Besuch von 5 Tagen, mitten im November 2025.

Es wird ein subjektiver Test, der zumindest die Frage beantworten soll, ob mich das Urlaubsangebot in der absoluten Nebensaison überzeugen kann. Außerdem soll er klären, wie schwer oder leicht man’s hat, wenn es um die Infrastruktur beim Laden von Elektroautos geht. Bis zur Insel (Anklam) hat das ja schon mal prima geklappt. Wie es weitergeht mit dem Laden? Auch das wird sich zeigen.

E-Mobilität: Funktioniert Usedom? – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Bleibt dran, liebe Lesenden und erfahrt, ob ich am Samstag nach Hause fahre, überzeugt von der Sonneninsel im Winter oder nicht.

Natürlich wird es viele Details geben, die zeitnah auch als Podcast zu hören sein werden. Hier zunächst das tägliche Update über eine spannende Recherche.

Karlshagen-Hafen – Foto: Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern

Montag 10. November 25: Zum Einstand eine „See“rose 

Strandhotel Seerose – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Im November auf eine Insel zu reisen ist nicht immer spaßig. Ich bin gespannt, als ich mich am Mittag in Richtung Usedom auf dem Weg mache. Nach einer unerwarteten Herbsttraumwoche, die ich genutzt habe, mich dem brandenburgischen Rheinsberg zu widmen, steige ich bei Nebelnässe und leichtem Nieselregen in Berlin ins Auto. Heute macht Autofahren keinen Spaß. Es ist ein Trip der fast durchgehend von Sprühwasser auf der Scheibe geprägt ist. Nieselregen, Nebel, November.

Und dann, kurz vor Anklam und der Brücke zur Insel hört es auf zu regnen. Für einige Minuten kommt sogar die Sonne durch. Wenn das kein gutes Zeichen ist.

Das erste Hotel

Eine gute halbe Stunde später biege ich im Loddiner Ortsteil Kölpinsee rechts ab und fahre in Richtung Strand. Am Ende der Straße wartet das Strandhotel Seerose. Der Empfang ist herzlich, das Zimmer  wundervoll und alles sieht frisch renoviert aus. Neuester Stand der Technik, warme Gemütlichkeit und viel Platz.

Zimmer 819 – Foto: Rüdiger Edelmamm / ttb -media TON-TEXT-BILD

Das Bad ist ebenfalls neu, frisch, sauber und im November schön warm. Besonders fasziniert hat mich ein kleiner Lautsprecher im Waschtischbereich, der einem Musik nach Wahl in großartiger Soundqualität überträgt. Herrlich. Da freue ich mich auf morgen früh und den Sound meiner Lieblingsmusik zum Aufwachen.

Es sind die Details, die den Ausschlag geben – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die durch die einsetzende Dunkelheit getrübte Aussicht vom Balkon geht raus auf den Kölpinsee und links daneben die Ostsee. Welch ein Idyll.

Balkonblick: Ostsee links, Kölpinsee, rechts – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Der Weg zum Strand muss trotz Dunkelheit sein und das Abendmenü ist geprägt vom kulinarischen Genuss. Wenn das Halbpension ist, dann hat die „Seerose“ eine wundervolle Küche. Gebratener Ziegenkäse mit Aprikosenconfit und Spinatsalat, Schellfisch auf Zwiebel-Paprika-Gemüse mit Ricotta gefüllten Ravioli, weiße Mousse au Chocolat mit Erdbeereis.

Abendmenü Vorspeise – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD
Abendmenü Hauptgang – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD
Abendmenü – Dessert – Fto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Wohlfühlgefühl

Hervorragendes Bernsteinweizen aus Stralsund – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Zum Einstand, spätestens dann merkt man, dass man in Mecklenburg-Vorpommern ist, wartet ein Bernstein Weizenbier aus der Störtebeker-Braumanufaktur in Stralsund. Zum Hauptgang bestelle ich mir einen herrlichen französischen Chardonnay. Zum Abschluss Espresso und als Krönung der großartige Service von Martyna. Sie macht den Abend auch zur menschlichen Begegnung. Ein netter Plausch verschönt den Abend.  Vielen Dank, Bardzo dziękuję!

Restaurant der Seerose – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Wenn ich mir jetzt vorstelle, hier eine Woche Urlaub zu machen, zwischen toller Atmosphäre, einem Spa- und Wellnessangebot, dem Schwimmbad und langen Spaziergängen, ist mir der November vor der Tür ziemlich egal. Usedom zu jeder Jahreszeit. Hier würde ich das sofort unterschreiben.

Morgen rede ich auch noch Inhaber Gerd Schulz. Ich bin gespannt auf das Gespräch über Geschichte und Philosophie der „Seerose“ und vor dem Frühstück wartet das Schwimmbad.

Dienstag 11. November 25: Karls Erdbeeren, Hintergründe zum Tourismus und ein schwimmendes Hotel

Strandkörbe in der Winterpause – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Das Wetter kann heute leider nicht zu 100% überzeugen. Auch auf Usedom ist November und heute ist es zu spüren und zu sehen. Leichte Regenschauer immer mal wieder und reichlich Dunst, der am Abend zum Nebel mutiert.

Gehört auch zur Nebensaison: Baustelle zur Strandsicherung – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Usedom als Ganzjahresziel und wie man das schafft? Der „Seerose“-Inhaber Gerd Schulz sagt im aufgezeichneten Interview, sein Hotel sei das schon längst. Dafür müsse man aber auch Einiges an Engagement zeigen und dürfe sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen.

Kölpinsee im November – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Am Nachmittag gibt es weitere Erläuterungen vom Geschäftsführer Usedom Tourismus, Michael Steuer. Viele Pläne seien schon realisiert worden und die Monate mit den roten Umsatzzahlen reduzierten sich bereits seit einigen Jahren. An den Problemen der Hauptsaison, von Stau bis alternative Verkehrsverbindungen arbeite man erfolgreich. Gut Ding braucht eben auch Weile. Die Details dazu gibt es demnächst als Podcast.

Die Zeit vertreiben, wenn‘s regnet

So wie Erdbeeren immer gehen, so geht auch ein Besuch in einem der vielen Karls Erlebnisdörfer. Auf Usedom lockt hier Koserow.

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Karls Erlebnisdorf

Es lebe die Konfitüre: ERdbeertraum für Alle – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Wer mit Kindern unterwegs ist, schätzt die Angebote. Derzeit baut Karls gerade eine Eisbahn auf, die den Winter-Bewegungsspaß für die Kids liefern soll. Die Zahl der gesammelten Kaffeekannen ist inzwischen auf über 40.000 gestiegen. Die Reportage inklusive des berühmten „Pferdesalbe“-Songs wird auch demnächst zu hören sein.

40.000 Kaffeekannen – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Der Erdbeerrausch, Verzeihung: Erdbeerkaufrausch, hat sich dann auch eingestellt. Erdbeerkonfitüre, Sanddornbonbons und Eierlikör zum Öffeln mussten mit. Zwingend, unbedingt, auf jeden Fall.

Erdber-Konfitüre-Tasting – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Einen Blick gab es auch auf die noch vergleichsweise neue Seebrücke von Koserow. Es ist eine völlig neue Architektur. Keine Seebrücke, die einfach gerade ins Meer ragt. Nein sie schlängelt sich gewissermaßen in mehreren Bögen aufs Wasser hinaus. Das ist schön, sieht gut aus und liefert zudem ein neues Erlebnis.

Möwe auf Seebrücke – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Unbeeindruckt davon sind allenfalls die Möwen. Denn Fischbrötchenesser kann man auf dieser Seebrücke genauso gut „angreifen“ und bestehlen. Der Fischladen am Zugang erleichtert dies natürlich erheblich.

Schiff ahoi oder Boot im Hafen

“Floating Houses” im Nordhafen von Peenemünde – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Nein, es ist nur ein Boot. Ein Hausboot zudem, auf dem ich heute übernachten werde. Es liegt mit vielen Schwester“schiffen“ gut vertäut im Yachthafen Peenemünde. Bisher hieß der Nordhafen und liegt ziemlich abgeschieden in der Nord-Usedomer Landschaft, mit direkten Wasserzugang zur Peene Mündung in die Ostsee. Es schaukelt nicht, denn das Wasser ist glatt wie der berühmte „Babypo“.

Ein Boot für eine Nacht – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die Warnung lässt sich aber im Prospekt ablesen. Ab Windstärke 8 könne es unangenehm werden, dann aber würden die Boote für Besucher gesperrt. Dem freundlichen Empfang durch den Hafenmeister folgt die Einschiffung (okay, Koffer an Bord 😉).

Gemütlich und freundlich – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD
Betten statt Koje – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Das Innere der „Floating Houses“ überzeugt. Trotzdem, denk ich mir so, mit 4 Erwachsenen könnte es etwas eng werden. Dies ist aber der Blickwinkel des Wintergastes, der die Außenterrasse nicht nutzen kann. Schaut selber, wie schön das sein kann, auch wenn diese „Boote“ niemals in See stechen werden.

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Ob die Infrastruktur im Yachthafen im Sommer vorhanden ist, weiß ich nicht, aber hoffe ich. Außerhalb der Saison hilft nur einkaufen, selber kochen, den Kamin anzünden und romantisch sein.

Wolkig bis heiter morgen?

Ich gehe jetzt jedenfalls schlafen und hoffe, dass der Wetterbericht für Morgen wahr wird. Trocken soll es sein und sogar die Sonne könnte mal blinzeln. Für den Morgenkaffe hab ich gesorgt und dann geht’s weiter mit der Reise über eine Insel in der Nebensaison.

Diese Geschichte geht weiter., also bitte bleibt dran. Jetzt aber „Gute Nacht, „wo immer Ihr auch lest“.


Information:

Allgemeine Infos über Usedom


 

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