Lieblingsbücher – Lieblingsplätze
Ich gebe zu, ich bin vorbelastet. Vorbelastet durch die Tatsache, dass ich selber schon zwei Bücher der Lieblingsplatz-Serie geschrieben habe. Vorbelastet, weil ich das Konzept der „Lieblingsplätze-Bücher“ aus dem Gmeiner-Verlag sehr mag.
Ich mag diese Bücher, weil sie anders sind als Standard-Reiseführer und ich mag sie, weil ich sicher sein kann, dass die Bücher nicht am grünen Tisch, im Journalismus sagt man kalt recherchiert, entstanden sind. – Beim Durchblättern des Bandes „Bayerisch-Schwaben“ stellte ich reichliche Überschneidungen zum 2013 erschienenen Band „“Augsburg – ein starkes Stück Schwaben“ fest. Aber wer will es Autorin Lilo Solcher verübeln. Augsburg ist nun mal das Zentrum Bayerisch-Schwabens. Dran vorbei kommt man eh nicht, der Text musste aufgrund der vom Verlag vielfach überarbeiteten Darstellungsformen ohnehin gekürzt und überarbeitet werden und eine Aktualisierung bei historischen Themen drängt sich nicht immer auf. Letztlich kann man das allenfalls dem Verlag und nicht der Autorin anlasten. Wenigstens ein neues Foto hätte man den Artikeln zuordnen können. Dann würde es auch nicht so stark ins Auge stechen.
Noch Unbekanntes kennenlernen
Jetzt also „Bayerisch-Schwaben“. Eine Region, die ich zum größten Teil nur vom Durchfahren kenne. Leider, denn seit ich mich durchs Buch gelesen habe, bin ich der Meinung da mal hin zu wollen, um mir die breite Palette einer Region anzusehen.
Vielfalt zählt
Da gibt es was für Literaten, den Brecht in Augsburg und den Ganghofer in Welden. Auf dem dortigen Lausbubenweg haben sogar Kinder Spaß, verspricht die Autorin guten Gewissens. Gartenfreunde kommen in Illertissen auf ihre Kosten. Das könnte im Kaufrausch enden, biozertifiziert versteht sich. Im Kontrast dazu empfiehlt Lilo Solcher den ehemaligen Müllberg von Gersthofen, vor den Toren Augsburgs. In der Überschrift spricht sie vom „Monte Scherbellino“ und ich dachte immer, so eine renaturierte Müllhalde dieses “Volksmund-Namens” besäße nur Frankfurt am Main. Getäuscht!
Spielerisches für kleine und große Menschen wartet in Günzburg und Donauwörth: Ein Legoland, das ich bisher nicht auf dem Schirm hatte und ein Puppenmuseum der kreativen Schöpferin Käthe Kruse gewidmet.
Genuss gehört dazu und die Möglichkeiten sind vielfältig vom Biergarten „Zur Kahnfahrt“ bis zu gastronomischen Höchstleistungen. Kulinarische Sterne warten in Augsburg , aber auch in Nördlingen. Überhaupt Nördlingen, da wollte ich immer mal hin, seit ich vor vielen Jahren Dietlof Reiches Jugendroman „Bleisiegelfälscher“ gelesen hatte. Da spielt die gut erhaltene Stadtbefestigung eine wichtige Rolle.
Alte Zeiten, sie werden gerne von uns besichtigt. Von Burg Harberg hatte ich noch nie gehört, wie prachtvoll kommt sie rüber im seitengroßen Foto. Oder, es lebe Sisi: Ihr Heimatschloss und das Kleinod ihres Vaters Herzog Max von Bayern steht in Aichach.
Willkürlich herausgegriffen, aber das ist die Stärke der „Lieblingsplätze“ warten auch mehrere ganz gegensätzliche Übernachtungsvorschläge. Wem „Schreiegg’s Post“ in Thannhausen zu fein ist, findet sein Glück vielleicht im Baumhaushotel in Pöttmes?
Es ist schön im Buch von Ort zu Ort zu reisen und vorab zu stöbern, welche Ziele denn nun den Besuch wert sind. Vermutlich alle, Interesse und Neugierde sind aber etwas sehr Individuelles. Fest steht, dass auch in dieser Region, jeder Topf seinen Deckel findet. Das Buch ist eine hervorragende Planungsunterlage dafür. Da will ich hin! Kann es ein größeres Lob für die Autorin geben, als diesen Wunsch?
Information:
Lilo Solcher,
“Bayerisch-Schwaben”
Lieblingsplätze zum Entdecken, Gmeiner-Verlag, Meßkirch,
€ 16,00 (ISBN 978-3-8392-2193-8)
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