Reiselust – noch eine Umfrage
Es ist nicht die erste Umfrage der letzten Wochen zum Thema Reiselust. Eine Branche, die sich gezwungenermaßen an jeden Zipfel Hoffnung klammert und klammern muss, sieht es vielleicht trotzdem mit Freude.
Diesmal wurde nicht nur in Deutschland gefragt, sondern in ganz Europa. 5.855 Europäer wurden von der European Travel Commission (ETC) befragt. Danach planen die Europäer offensichtlich erst ab Mai wirkliche Reiseaktivitäten. Gut ein Drittel der Umfrageteilnehmer will, so die Umfrage, in den Monaten Mai bis Juli verreisen. Für den März werden Reiseplanungen gerade mal von 12 Prozent der Befragten genannt. Badeurlaub mit Entspannung und Sonne rangiert dabei vor dem Städtetrip, sowie Rundreisen.
Als größte Handicaps für Reisen wird nach wie vor die Corona-Angst genannt. Sie bezieht sich auf Angst vor Quarantäne, vor Infektionsanstieg am Urlaubsziel und natürlich auf Angst sich selber zu infizieren.
Die größte Reiselust findet sich bei den 35- bis 44jährigen. Die Hoffnung auf eine baldige Impfung facht aber auch die Mobilitätslust der 55+ Generationen an.
Impfvorteile steigen
Auch wenn die Mehrheit der Deutschen eine Bevorzugung von geimpften Menschen im Alltagsleben und bei Reisen ablehnt, gibt es permanent neue Nachrichten über Reiselockerungen für alle, die bereits den kompletten Impfschutz besitzen. Einige Länder oder Regionen haben eine Einreise ohne Einschränkungen für Menschen mit Impfschutz bereits umgesetzt. Dazu gehören die portugiesische Atlantikinsel Madeira, Zypern, Polen, Estland und Israel. Wer geimpft ist muss auch bei Einreise auf den Seychellen nicht mehr in die vorgeschriebene Quarantäne. Ein negativer PCR-Test ist dort aber weiterhin vorgeschrieben.
Das Eine oder andere relativiert sich aber auch zugunsten derjenigen, die noch keine Impfung erhalten haben. Der griechische Regierungschefs Kyriakos Mitsotakis hatte kürzlich einen EU-weiten Impfpass gefordert, um einen freien Reiseverkehr innerhalb Europas wieder zu gewährleisten und bekam dafür Applaus auch aus Spanien, Malta und Portugal. Nach Kritik über eine mögliche „Aussperrung“ nicht geimpfter Reisenden sagte er jetzt gegenüber der griechischen Tourismusfachpresse, davon könne keine Rede sein. Kein Hotel werde Gästen den Aufenthalt wegen einer noch fehlenden Impfung verweigern müssen. Auch Gäste ohne Impfung könnten, nach Vorlage eines negativen PCR-Tests nach wie vor nach Griechenland reisen.
Hoffnungszeichnen von den Kanaren
Zumindest die fast Corona freie Insel Gomera meldet eine derzeit erfreuliche Hotelauslastung von rund 60 Prozent. Deutsche Gäste trügen ganz besonders zu dieser Bilanz bei. Sie hielten sich zum Teil schon seit Monaten auf der Insel auf, berichtet der Spiegel. Im Artikel wird auch die für Tourismus Verantwortliche, María Isabel Méndez Almenara, zitiert. Sie sagt, die gegenwärtige Auslastung läge zwar ein Drittel unter der gewohnten Belegung von fast 90 Prozent, trotzdem machten die Zahlen Mut.
Alarmsignale aus Sylt
Die dortigen Wirtschaftsunternehmen fordern eine touristische Öffnung der Insel für das Ostergeschäft. Hygienekonzepte lägen vor, eine „Einreise“ auf der Nordseeinsel, durch Vorlage eines negativen Corona-Tests, sollte geprüft und realisiert werden. Diese bedürfe selbstverständlich genauer, flächendeckender Kontrolle. Es müsse etwas geschehen, denn ein knappes Drittel der Gewerbebetriebe stünde spätestens in acht Wochen vor der Insolvenz. Die Forderung stammt von einem Zusammenschluss aus ansässigen Touristikern und Gastronomen, wie zum Beispiel Jürgen Gosch, Herbert Steckler (Sansibar), sowie dem Chef des lokalen Hotel- und Gaststättenverbands Martin Bendler. – Die Gruppe erklärte auch, dass sie diesen Vorschlag gerne auf das gesamte Bundesland Schleswig-Holstein ausdehnen würden. Dafür bedürfe es aber konkrete politische Entscheidungen.
Gegenstimme: Warnung vor Öffnungs-Schnellstart
Wie von dpa berichtet und in Zeit-online veröffentlicht, warnt Tourismusforscher Martin Linne (Hochschule Harz, Wernigerode) vor schwerwiegenden Fehlern bei einer Rückkehr zum Tourismus im Frühjahr. Der Geschäftsführer der Gesellschaft für Tourismusforschung (Elmshorn) sagt in einer gestern veröffentlichten Analyse für die Wirtschaftsvereine der Inseln Amrum, Föhr, Sylt und Helgoland, die schlimmsten Folgen für die Tourismuswirtschaft könnten nicht durch den Corona-Lockdown entstehen, sondern durch die Ignoranz gegenüber ganzheitlichen Wirkungen und Sonderfaktoren. Falsch wäre ein Schnellstart wie nach dem Frühjahrs-Lockdown. Nötig seien Planungsvorläufe für Hotels von zwei bis vier Wochen. Im Übrigen könnten die Häuser Verluste ohnehin kaum wettmachen, da nach einer Öffnung auch bei voller Auslastung die Nachfrage nicht voll befriedigt werden könne. Der Bericht ist hier nachlesbar.
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