Impfdiskussion: DTV-Zustimmung und Mahnung
Die Einigung des Europäischen Rates, europaweit einen digitalen Impfnachweis einzuführen, ist ein wichtiges Signal aus Sicht des Deutschen Tourismusverbandes (DTV). Geschäftsführer Norbert Kunz mahnt aber, das Projekt nicht auf die lange Bank zu schieben. Man brauche den Impfpass deutlich vor dem Sommer. Das Thema Impfprivilegien lässt er aber wohlweislich aus.
Es ist weder vermittelbar noch nachvollziehbar, die Grundrechte noch einzuschränken, wenn keine Ansteckungsgefahr mehr besteht. Wenn wir das Impfen mit einer breit angelegten Teststrategie ergänzen, ist das ein großer Schritt hin zur Rückkehr zu den Freiheitsrechten in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen, nicht nur im Tourismus.
Der DTV geht in seiner Neustartstrategie von zwei wichtigen Säulen aus. Neben dem Impfen seien ausreichende Tests für Alle, die wichtigste Voraussetzung für die Öffnung und den erfolgreichen Neustart im Tourismus.
Dienstleister hoffen ebenfalls auf den Sommer
Veranstalter schöpfen neue Hoffnung, voran der Multi TUI. Aus Interesse würden wieder Buchungen prognostizierte TUI-CEO Fritz Joussen am Freitag. Kern der Hoffnung sei die Dreifachstrategie aus Schnelltests, Impfungen und Immunitätsnachweisen. Der Impfpass könne eine wichtige Basis für Reiseaktivitäten im Sommer sein, müsse aber von ausreichenden Testkapazitäten begleitet werden.
Joussen war in den letzten Tagen in der Branche eher in Ungnade gefallen, da er auf der einen Seite Forderungen in den Raum stelle, Optimismus verbreite und auf der anderen TUI-Aktien in Millionenhöhe aus seinem Privatvermögen verkaufe. Dies seien keine vertrauenswürdigen Maßnahmen für die TUI-Mitarbeiter, die gesamte Reisebranche und den Steuerzahler, der die TUI zwangsweise unterstütze.
Markus Tressel, tourismuspolitischer Sprecher der Grünen, thematisierte seine Bedenken dazu in einem Facebook-Post am Wochenende. Darin heißt es u.a.
Wie soll der Steuerzahler eigentlich daran glauben, dass er seine Unterstützungsmilliarden jemals zurückbekommt, wie sollen die Mitarbeiter:innen der #TUI und alle anderen Beteiligten an eine gute Zukunft glauben, wenn der Kopf der Firma #Joussen sein eigenes Geld in großen Schritten rauszieht. #Fail #Tourismus
EU-Impfpass und die Politik
Die vermeintlich einhellige Zustimmung zum Impfpass stößt in den EU-Ländern auf unterschiedliche Reaktionen. Da sind zum einen Länder mit einem hohen Tourismus-Wirtschaftsfaktor, wie Österreich, Bulgarien, Griechenland und Zypern, die aufs Tempo drücken und teilweise mit anderen Staaten schon Abkommen geschlossen haben (z.B. Zypern und Israel). Einige EU-Mitgliedsstaaten (Polen, Rumänien) gewähren bereits eine freie Einreise bei Vorlage einer Impfbestätigung. Zum anderen warnen Länder wie Deutschland und Frankreich vor einer vorschnellen Freigabe des Tourismus für Geimpfte. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte:
Auf Dauer dürfen wir die Menschen nicht einteilen in Geimpfte und Nicht-Geimpfte. Wir müssen insgesamt Grundrechtseingriffe zurücknehmen und Leben wieder möglich machen, für alle – und nicht nur für die, die geimpft sind.
Dem widerspricht u.a. der DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz. Es habe nichts mit Privilegien zu tun, wenn man geimpften Personen, die andere nicht mehr anstecken könnten, Teile ihrer Grundrechte zurückgebe. Innerhalb der politischen Landschaft findet er Unterstützer bei den Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Sowohl Stefan Weil, als auch Daniel Günther halten es für möglich, geimpften Personen auch innerhalb Deutschlands die Reisefreiheit schneller zurückzugeben. Weil forderte zusätzlich das Nachdenken darüber, auch ausreichend Getesteten größere Mobilität zuzugestehen.
Neue Risikogebiete
Nach Einstufung des Robert-Koch-Instituts gilt Cuba seit gestern als Risikogebiet. Malta wurde als Hochinzidenzgebiet eingestuft.
Das französische Département Moselle, das unmittelbar an das Saarland und Rheinland-Pfalz grenzt, gilt aber Morgen 0 Uhr als sogenanntes Virusvariantengebiet. Dies hat, wie das Auswärtige Amt schreibt, weitreichende Auswirkungen:
Durch die Coronavirus-Schutzverordnung vom 29. Januar 2021 besteht mit Wirkung vom 2. März 2021 ein Beförderungsverbot im grenzüberschreitenden Eisenbahn-, Bus-, Schiffs- und Flugverkehr für Personen aus Virusvarianten-Gebieten nach Deutschland.
Einreisende von dort müssen beim Aufenthalt in Deutschland einen negativen Corona-Test vorlegen. Grenzkontrollen, so das Außenministerium seien aber nicht geplant.
Airline-Insolvenz
Die ehemalige tschechische Nationalcarrier „Czech Airlines“ (CSA) hat einen Insolvenzantrag gestellt. Die Airline soll jetzt gemeinsam mit Investoren neu aufgestellt und saniert werden. Die Hauptgläubiger der Gesellschaft unterstützen diese Pläne. Der Flugbetrieb soll planmäßig fortgeführt werden.
Hotellerie warnt
Der Großteil der deutschen Hotels ist noch lange nicht durch die Krise durch. Wie die BWH Hotel Group Central Europe mitteilt, mussten deren Hotels aufgrund der Corona-Reiseverbote Umsatzeinbußen von über 50 Prozent erleiden. Von versprochenen finanziellen Corona-Hilfen seien in vielen Häusern, wenn überhaupt, nur Teilbeträge angekommen. Es fehlten nach wie vor verlässliche finanzielle Entschädigungen, nachvollziehbare Öffnungsperspektiven und klare Planungssicherheit für Hotelbetriebe und deren Mitarbeiter.
Marcus Smola, Geschäftsführer der BWH Hotel Group Central Europe, fordert schnelle Maßnahmen:
Für unsere Hotels, die seit einem Jahr unter den Einschränkungen durch Corona leiden, braucht es daher in den kommenden Monaten verlässliche Planbarkeit, konkrete Öffnungsperspektiven und weitere finanzielle Hilfen und Entschädigungen, die auch wirklich zeitnah ausgezahlt werden. Die vielen Hemmnisse, zeitlichen Verzögerungen und Fehler, wie wir sie bisher erlebt haben, dürfen sich auf keinen Fall wiederholen.
In eigener Sache
Dass es sich beim Deutschen Reiseradio um eine “One Man-Show” handelt dürfte sich inzwischen bei den Stammhörern und -lesern herumgesprochen haben. Deshalb stößt der Betrieb mitunter an seine natürlichen Grenzen.
So wie in den letzten Wochen die Podcasts zugunsten der täglichen Nachrichten ins Hintertreffen gerieten, so wird es bis Freitag eine Pause bei den Tagesnews geben müssen. Andere Verpflichtungen außer Haus erfordern das.
Um künftig der Begrifflichkeit vom “Radio” (Es gibt was auf die Ohren) wieder näher zu kommen, werde ich mit Beginn der kommenden Woche, die News “nur” noch drei Mal pro Woche (Montag, Mittwoch, Freitag) liefern. Dafür wird die Zahl der Podcasts zunehmen. Ich hoffe, alle Infohungrigen haben dafür Verständnis. Immerhin gab es dann die täglichen D-RR-News ein Jahr fast durchgehend. Meine Zugriffszahlen hat das nach vorn gebracht. Jetzt hoffe ich, dass sie nicht wieder einbrechen. In diesem Sinn: Bitte bleiben Sie / bleibt mir gewogen.
Vielen Dank!
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