Wirtschaftsgipfel
Beim gestrigen zweiten Gipfel im Wirtschaftsministerium haben die Tourismusverbände ein weiteres Mal Alarm geschlagen. DRV, DTV, RDA und DEHOGA forderten erneut ein tragbares Wirtschaftskonzept und Neustartperspektiven für ihre Branchen.
Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV) betonte Mallorca-Osterurlaub sei absolut sicher gewesen. Gleichzeitig kritisierte er die allgemeine Reisekritik durch die politisch Verantwortlichen.
Appelle der Politik, auf Reisen zu verzichten, schaden den Unternehmen in dieser kritischen Situation massiv (…) Diese Aussagen werden nicht richtiger, je häufiger sie wiederholt werden.
Kunden als auch Reisewirtschaft benötigten mehr Klarheit, wann und unter welchen Bedingungen Reisen wieder möglich seien. Die Sicherheits- und Hygienekonzepte von Reiseveranstaltern, Hotels, Airlines und auch Zielgebieten seien umgesetzt worden. Ein Bekenntnis der Politik zur Reisewirtschaft stehe aber immer noch aus. – Gleichzeitig forderte Fiebig die Verlängerung der Überbrückungsgelder für die Branche bis zum Ende des Jahres zu verlängern. Nur so hätten die betroffenen Unternehmen eine wirtschaftliche Planungssicherheit
Guido Zöllick (DEHOGA) forderte Hotelöffnungen für den Mai. Vor allem aber müsse festgelegt werden, welche Öffnungen künftig bei welchen Inzidenzwerten möglich sind. Ein solches Konzept vermisse die Branche seit Monaten.
Benedikt Esser, Präsident des Bustouristik-Verbands RDA, verlangte beim Wirtschaftsgipfel zudem die Verlängerung der bisherigen Kurzarbeitergeld-Regelung bis zum Jahresende.
Der auf der DRV-Jahrestagung im Dezember 2020 von Wirtschaftsminister Peter Altmaier versprochene Tourismusgipfel steht weiterhin aus.
Reise-Bashing mit Auswirkung
Die Zahlen des Marktforschungsunternehmens Travel Data + Analytics (TDA) zeigen, dass die Reisebuchungen, nach der Kritik der Politik an Mallorca-Reisen, kurz vor den Osterfeiertagen massiv eingebrochen sind. Der Umsatz der Neubuchungen zwischen dem 15.und 21. März erreichte laut TDA in der Woche danach gerade mal 60 Prozent des Niveaus der selben Vorjahreswoche. Wenn man den Vergleich für den Zeitraum von November bis März berücksichtigt, läge der Buchungseinbruch im Vergleich zu guten Zeiten (November 18 bis März 19) bei 85 Prozent.
Fest steht auch, dass Mallorca über Ostern 2021 nicht überrannt wurde. Die Flughafenbetreiber in Palma meldeten, im Vergleich zu 2019, rund 55 Prozent weniger Flüge auf die Baleareninsel.
Weltweite Tourismuskrise
Diese deutschen Zahlen gleichen den Statistiken im internationalen Vergleich. Die negativen Auswirkungen der Pandemie haben sich fortgesetzt. Daten der Welttourismusorganisation UNWTO zeigen einen weltweiten Rückgang der Touristenankünfte im Januar 2021 von 87 Prozent. Das waren jeweils noch 13 Prozent weniger Geschäft als im Krisenjahr 2020. Grund dafür sieht die UNWTO in den Problemen bei der Realisierung einer Teststrategie und in der insgesamt langsameren Verteilung vom Impfstoff. Gleichzeitig veröffentlichte die UNO-Organisation eine Prognose für die Erholung mit unterschiedlichen Szenarien, je nachdem, ob es im Juli oder erst im September zu einer Tourismuserholung kommen sollte.
Malta setzt auf Öffnung
Die Inselgruppe im Mittelmeer freut sich über zurückgehende Infektionszahlen. Unter den gut 500 Tausend Einwohnern gab es in der letzten Woche 65 Neuinfektionen, was einem Inzidenzwert von ungefähr 13 entspricht. Malta macht zudem große Impffortschritte. Rund 40 Prozent der Einwohner haben bisher mindestens eine Impfstoffdosis erhalten. Jetzt hofft die Regierung auf einen Neustart des Tourismus im Juni.
Alpen-Sylt Express verschiebt Start
Die im letzten Jahr erfolgreich gestartete Bahnverbindung zwischen den Alpen und Westerland hatte guten Zuspruch. Aufgrund der derzeitigen dritten Infektionswelle hat sich der Privatbahn-Anbieter RDC entschlossen die Verbindungen erst später zu starten. Der erste Zug soll in Westerland am 15. Juli starten. Die ersten Verbindungen ab Salzburg und Konstanz sollen ab 16. Juli angeboten werden. Allerdings denkt man über die Saisonverlängerung bis Anfang November nach.
Beim Alpen-Sylt-Express handelt es sich um einen Privatbahn-Nachtzug, der über Nacht fährt und das jeweilige Ziel morgens erreicht. Man kann auch auf den Zwischenstationen München, Nürnberg, Frankfurt, Hamburg, Husum und Niebüll ein- und aussteigen. Geplant sind die Verbindungen, wie im letzten Jahr, am Wochenende.
Sundair atmet auf
Die seit dem letzten Herbst unter einen Schutzschirm arbeitende Fluggesellschaft kann aufatmen. Die Gläubiger tragen das vorgelegte Sanierungskonzept mit. Damit kann der Betrieb unbehindert weitergehen. Das Management der kleinen Fluggesellschaft hatte bereits die Flotte von sieben auf sechs Maschinen reduziert und neue Verträge mit ihren Leasinggebern geschlossen. Der Sanierungsplan geht offensichtlich auf und Sundair kann damit in die Feriensaison 2021 starten. Die Sundair-Jets sind an den Flughäfen Kassel, Berlin (BER), Dresden und Bremen stationiert.
Schweiz-Einreise
Nach Thüringen gilt ab 19. April auch Sachsen in der Schweiz wieder als Risikogebiet. Dies macht einen Urlaub für Menschen mit Wohnsitz in den beiden Bundesländern fast unmöglich. Es gilt nicht nur die Pflicht zur Vorlage eines negativen Corona-Tests, sondern es wartet auch eine zehntägige Quarantäne nach der Einreise. Zudem gibt es, neben dem vorgeschriebenen Einreiseformular, eine Anmeldepflicht bei den Kantonsbehörden. Nach deren Genehmigung lässt sich die Quarantäne, nach einem weiteren PCR-Test, auf sieben Tage verkürzen.
Dieselbe Regelung gilt auch für Einreisen aus Kroatien und der Türkei.
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