D-RR 14.01.22 – Reiserücktritt & Corona / Bilanz & Hoffnung / Nachhaltigkeit & Menschenrechte

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die Zahlen des Tages

470,6

(7 Tage Inzidenz pro 100.000 Einwohner)

92.223

(Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden)

286

(Todesfälle innerhalb der letzten 24 Stunden)

115.337

(Todesfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie)


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Stiftung Warentest mit Reiseversicherungs-Check  

Die Tester haben Reiseversicherungen unter die Lupe genommen und überprüft, welche Versicherungen auch bei Reisestornierung durch deine Covid-19-Infektion Leistungen erbringt. Dabei wurden 130 unterschiedliche Reiserücktrittsversicherungen gecheckt. Ergebnis: Viele Anbieter erbringen die Leistungen oft nur reduziert und stark eingeschränkt.

Stiftung Warentest schreibt in der Medienmitteilung:

Welche Police für wen die beste ist, hängt von Alter, Absicherungs­wunsch und Reise­preis ab. Wir haben insgesamt 130 Tarife untersucht, unser Test umfasst alle namhaften Versicherer von Allianz über Ergo und HanseMerkur bis Würzburger und Zurich. 104 Voll­schutz­tarife für Singles und Familien haben eine Note bekommen. Sie bieten alle­samt eine – von uns empfohlene – Kombination aus Reiser­ücktritts- und Reise­abbruch­versicherung.

Man habe genau überprüft, ob Reiseabsagen mitversichert sind, welche Tarife auch im Falle einer Quarantäne Leistungen erbringen und ob auch ein positiver PCR-Test als Rück­tritts­grund anerkannt wird. Bei einigen Anbietern müssen diese Leistungen als Zusatz­schutz gekauft werden.

Die Details checken ist wichtig

Außerdem ist, wie immer, das Kleingedruckte wichtig. Bei einigen Anbietern greift der Reise­abbruch­schutz nicht, wenn vor Reiseantritt eine Reisewarnung bestand und der Aufenthalt am Urlaubs­ort dann wegen einer Covid-19-Erkrankung oder einer Quarantäne verlängert werden muss. Für die Absicherung von Behand­lungs­kosten im Urlaubs­land empfiehlt sich zudem der Abschluss einer Auslands­reisekranken­versicherung. Zudem empfiehlt Warentest den Abschluss von Reiseversicherungen ohne Selbstbeteiligung. Diese Tarife seien zwar teurer, allerdings rechne sich im Schadensfall eine Selbstbeteiligung von Teil 20 Prozent des Reisepreises nicht.

Die Auflistung ist auf der Website der Stiftung Warentest kostenpflichtig downloadbar.

Verschärfte Corona Regeln bei Kreuzfahrten

Mein Schiff 1 (Symbolbild) – Foto: TUI Cruises

Nach Aida und Hapag-Lloyd, sowie nach mehreren Covid-19 Infektionen auf den eigenen Schiffen, macht jetzt auch TUI Cruises eine Kehrtwende. Für Fahrten der „Mein Schiff-Flotte“ gilt ab Mitte Februar jetzt ebenfalls nur eine Booster-Impfung als Zugangsberechtigung.

Die Impfpflicht war schon vorher auf einigen Schiffen eingeführt worden und sollte zum 23. Februar vereinheitlicht werden. Diese Vereinheitlichung enthält jetzt auch die Auffrisch-Impfung für alle Gäste deren Grundimmunisierung älter als drei Monate ist.  Die dritte Impfung muss zudem bei Reisebeginn mindestens eine Woche zurückliegen. Eine Ausnahme gibt es lediglich für Personen, die sich trotz Impfung infiziert hatten und genesen sind. Auch hier gilt die Regelung von drei Monaten zurück gerechnet vom Ende der gebuchten Kreuzfahrt.

Die Bilanz des angeblichen Deutschlandbooms

Der Boom, der keiner war – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die Übernachtungsbilanz des Tourismus in Deutschland ist zwar noch nicht komplett. Die vom Statistischen Bundesamt vorgelegten Zahlen für Januar bis November sprechen aber eine klare Sprache.

Mag es in den Sommermonaten Juli und August zwar in fast allen Urlaubsregionen „knackevoll“ gewesen sein, so steht dieser angebliche „Boom“ den ernüchternden Übernachtungszahlen von Januar bis Juni gegenüber. Durch Bundesnotbremse und daraus resultierende Lockdowns, teilweise bis in Juni, löst sich dieser allseits beschworene „Boom“ in einem Verlust auf. Letztlich sind die ermittelten Zahlen noch schlechter als im ersten Pandemiejahr 2020.

In Zahlen: Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und Campingplätze kamen bis Ende November des letzten Jahres auf rund 293 Millionen Übernachtungen. Das ist knapp 1 Prozent weniger als 2020. Die Statistik belegt, dass es keinerlei Grund zum Feiern gibt.

Sachsen wieder bereisbar

Fichtelberg – Erzgebirge – Sachsen Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Seit heute kann man wieder nach Sachsen verreisen. Die Landesregierung hatte die notwendigen Beschlüsse am Mittwoch verabschiedet. Damit besteht wieder eine geringe Hoffnung auf Geschäft, insbesondere für die Wintersportgebiete im Erzgebirge. Seit November 21 gab es die Verpflichtung zur Schließung von Hotels und anderen touristischen Einrichtungen.

Der Landestourismusverband wies, trotz der guten Nachrichten, noch einmal auf die übergroßen Herausforderungen der Tourismusorte zur Sicherung der Infrastruktur hin. Nach wie vor kämpften Gastgeber und Tourismusanbieter ums wirtschaftliche Überleben.

DRV: Vorsichtiger Optimismus

Der Deutsche Reiseverband (DRV) rechnet für die kommende Reisesaison mit einem starken Sommergeschäft und erwartet, dass viele Menschen ihren aufgeschobenen oder ausgefallenen Urlaub nachholen werden. Dennoch sei die Unsicherheit groß und die vollständige Erholung der Reisebranche werde noch etwas dauern. Das zumindest ergebe die durchgeführte DRV-Umfrage in der Reisewirtschaft. Demnach rechneten lediglich knapp fünf Prozent der befragten Unternehmen und DRV-Mitglieder für 2022 mit einem Gesamtjahresumsatz auf Vor-Corona-Niveau.

Mehrheitlich gehen die Befragten erst im Jahr 2023 oder 2024 von einer nachhaltigen Erholung für das Reisegeschäft aus.

Mehrheit der Reisewirtschaft befürwortet allgemeine Impfplicht

In der Unternehmensumfrage äußern 78 Prozent der befragten Unternehmen ein klares Ja zur allgemeinen Impfpflicht. Lediglich 15 Prozent halten nichts von der Einführung. Dazu sagt DRV-Präsident Norbert Fiebig:

Impfen ist in Zeiten von neuen Corona-Virusvarianten noch wichtiger geworden – es ist das nach wie vor wirksamste Mittel, um sich selbst und andere zu schützen und um Freiheiten zu sichern. Mobilität und Reisen auch in der Pandemie sicher zu ermöglichen, sollte aus Sicht der Reisewirtschaft ein Ziel der neuen Bundesregierung sein.

Grafik: DRV

DTV und Nachhaltigkeit

Welche deutschen Tourismusdestinationen gehen mit ihren Nachhaltigkeitsstrategien mit gutem Beispiel voran? Dies soll ein neuer Bundeswettbewerb beantworten, der im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Umweltverträgliche und nachhaltige Entwicklung von Tourismusdestinationen in Deutschland“ bis 2023 durchgeführt wird. Das Projekt wird durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert. Der Deutsche Tourismusverband (DTV) ist mit der Koordinierung und Umsetzung beauftragt.

Norbert Kunz, DTV-Geschäftsführer – Foto: DTV

Dies ist der dritte Bundeswettbewerb zum nachhaltigen Tourismus, den DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz als wichtige Maßnahme einstuft:

Nachhaltigkeit ist eine der wichtigsten Herausforderungen für den Deutschlandtourismus. Wir freuen uns darauf, überzeugende Strategien und Konzepte herauszustellen, die zum Nachahmen animieren. Gerade auch für die Regionen, die noch am Anfang ihrer Nachhaltigkeitsbestrebungen stehen.

Ab Herbst 2022 können sich deutsche Tourismusregionen und Städte, die touristische Angebote nachhaltig konzipiert und umgesetzt haben, bewerben. Eine Fachjury wählt die besten Einreichungen aus und begutachtet das touristische Angebot vor Ort. Die Preisträger sollen im Frühjahr 2023 ausgezeichnet werden.

Tourismus vs. politischer Diskurs um Menschenrechte

Seit Monaten zeichnet sich durch unterschiedlichste Marketingmaßnahmen verstärkt ab, dass Saudi-Arabien großflächig in den internationalen Tourismus einsteigen will. Ein erster Großerfolg zeigt sich jetzt im Engagement des Großveranstalters FTI, der zum Start seiner Aktivitäten Rundreisen durch Saudi-Arabien anbietet. Der Veranstalter sieht großes Potential in diesem neuen Reiseziel. Touristenvisa werden erst seit 2019 vergeben. In dieser zeit gab es die ersten Initiativen zur Tourismusgewinnung.

Die Initiative löst aber auch Kritik aus. Zu oft hat der Wüstenstaat für negative Nachrichten gesorgt, durch Menschenrechtsverletzungen, drastische Todesstrafen und Einschränkungen der Meinungsfreiheit. Die negativsten Schlagzeilen löste die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi durch saudische Geheimdienstler in deren Botschaft in Istanbul aus.

Der Ausbau des Tourismus nach Saudi-Arabien wird wieder einmal die Diskussion über Tourismus in autoritäre Staaten auslösen. Hier stehen sich Menschenrechtler und Vertreter der These, dass Touristen wichtige Brückenbauer und Vermittler zwischen Menschen und Kulturen seien, ziemlich unversöhnlich gegenüber. Gestärkt wird dies durch die These, dass die saudische Öffnung im Tourismus kein Selbstzweck ist, sondern der Schaffung von neuen Wirtschaftszweigen und der angestrebten Unabhängigkeit von der Ölwirtschaft dient.

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