D-RR News 04.03.22 – Ukraine / Spenden / DRV / LH / TUI

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die Zahlen des Tages (RKI)

1.196,4

(7 Tage Inzidenz pro 100.000 Einwohner)

217.593

(Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden)

291

(Todesfälle innerhalb der letzten 24 Stunden)

123.796

(Todesfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie)


Angst bestimmt die Gefühlslage

Rüdiger Edelmann

Heute 08.45. In der deutschen Radiolandschaft spielt man landauf – landab John Lennons „Give Peace A Chance“. Heute 1.43: Der Focus sendet die Eilmeldung von Bombardierung des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischja und bezieht sich auf einen Sprecher des AKK. Der ukrainische Außenminister warnt vor einer Atomkatastrophe. Die Internationale Atombehörde IAEA erklärt, jegliche Kämpfe dort könnten katastrophale Auswirkungen haben. Meine Nacht scheint erst einmal gelaufen. Nach 4 Uhr muss ich dann trotzdem eingeschlafen sein.

Nach viel zu wenig Schlaf erfahre ich aus den Medien, es sei keine Bombardierung, aber ein Angriff gewesen. Aber auf dem Gelände habe es gebrannt. Freigesetzte Radioaktivität sei bisher nicht gemessen worden. Die USA haben eine militärische Hotline mit Russland eingerichtet. Die unmittelbaren Nachbarländer zeigen sich besorgt. Russische Truppen setzen den Vormarsch auf die Hauptstadt Kiew fort.

Fast schon nebenbei wird mir mitgeteilt, dass die Corona-Infektionswerte wieder steigen. Der „Hessentrend“ des Hessischen Rundfunks weist aus, dass die Angst vor Krieg größer und die vor einer Covid-Infektion bei den Befragten kleiner sei. Steigen deshalb die Zahlen wieder?

Ich schreibe das vielleicht auch, weil ich die regelmäßige Aufarbeitung touristischer News gerade vor mir herschiebe. Sie werden auch heute fertig, aber nach Tourismus ist Vielen, auch mir, im Moment so gar nicht. Das ist dann auch schon fast die erste Nachricht.

Ach ja, ein Lebensmittelkonzern teilt noch mit, dass er vorgereifte Avocados für nur 85 Cent im Angebot habe. Das kommt mir derzeit genauso anachronistisch vor, wie die ebenfalls eingegangene touristische Schlagzeile „Vorhang auf für den Frühling“. Draußen ist übrigens Raureif auf den Dächern, und Minusgrade beherrschen das Temperaturgeschehen. Es fällt schwer, Hoffnung zu haben.


Weitere Reiseveranstalter streichen Russland

Wir berichteten bereits von der Abkehr vieler Spezialveranstalter. Hauser war Vorreiter, es folgten – für den dortigen Betrieb wirtschaftlich extrem schmerzlich – auch Lernidee-Reisen und danach der Großveranstalter FTI. Gestern hat auch die DER-Touristik ihr Russlandprogramm gestrichen.

Im Kreuzfahrtgeschäft wurde vor allem St. Petersburg aus dem Angebot von Aida, TUi Cruises und MSC gestrichen. Aber auch im Schwarzen Meer geht fast nichts mehr.

Gleichwohl hoffen und verkünden alle, dass die Hoffnung auf Buchungen trotzdem größer werde, nachdem Bundesregierung und RKI für die komplette Leerung der Liste von Hochrisikogebieten gesorgt hätten.

Spenden und Hilfe

#touristikhilft

Auch die Spenden- und Solidaritätswelle aus der Tourismusbranche geht weiter, beteiligt unter anderen

  • Schauinsland-Reisen (Eigentümer Gerald Kassner spendet privat 50.000 Euro),
  • booking.com (1 Million Dollar),
  • Intrepid-Reisen (32.000 Euro),
  • UBER (500.000 Euro + Spenden-Button in der Fahrer-App),
  • Reise IT-Portal Sabre (1 Million Dollar).

Weitere Spendenmöglichkeiten für Alle haben wir hier aufgelistet

Konkrete Hilfe für Flüchtende

Der Hotelfachverband HSMA hat die Initiative #touristikhilft gestartet. Mit dieser seit einigen Tagen laufenden Aktion, werden Anlaufstellen aufgelistet, wo Hotels und Pensionen in ganz Deutschland freie Zimmer melden können, die sie kostenfrei für Geflüchtete aus der Ukraine zur Verfügung stellen.

VDRJ mit “Aktion-Friedensbrief”

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Zwischenzeitlich unterstützen viele Menschen die Leittragenden in der Ukraine, senden Zeichen für Frieden und machen sich Gedanken, wie der Krieg in Europa zu beendet werden kann.

Die Vereinigung Deutscher Reisejournalisten nutzt dafür jetzt mit einem „Friedens-Brief“ die zahlreichen persönlichen Kontakte der in der Vereinigung organisierten Experten und Expertinnen aus allen Bereichen des Reisejournalismus und der Touristik-PR nach Russland, um ein Zeichen zu setzen und um Menschen zu unterstützen, für den Frieden einzustehen.

Gleichzeitig bietet die Vereinigung eine Art Formbrief auf ihrer Website an, die jeder Mitarbeitende in Tourismus, Transport und Gastgewerbe nutzen kann, um seinen persönlich modifizierten Brief an Freunde und Partner in Russland zu schreiben.

Die Organisatoren sind sich bewusst, dass diese Initiative ein kleines Puzzle-Teil aller weltweiten Anstrengungen ist, hält es aber für wichtig, jeden Kanal zu nutzen. Parallel ruft die VDRJ alle Mitglieder und Freunde zu Spenden zugunsten der Ukraine auf.

Deutscher Reiseverband zwischen Hoffnung und Ängsten

Grundsätzlich stünden die Zeichen bei den Menschen nach zwei Jahren Pandemie auf Urlaub, das zeigten die eingehenden Reisebuchungen aktuell sehr deutlich. Allerdings erklärt DRV-Präsident Norbert Fiebig auch:

Die brutale Invasion Russlands hat die Welt tief getroffen und schockiert. Es ist unfassbar und macht mich persönlich tief betroffen, dass im 21. Jahrhundert diplomatische Bemühungen nicht erfolgreich waren und den Angriff Russlands auf die Ukraine nicht verhindern konnten. Die Diplomatie muss jetzt schnell die Oberhand gewinnen, damit dieser völkerrechtswidrige Krieg und das zunehmend große Leid der Menschen schnellstmöglich gestoppt werden kann. Das muss jetzt im Mittelpunkt allen politischen Handelns stehen.

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands – Foto: DRV

Auf der positiven Seite seien derzeit die Urlaubsbuchungen für die Hauptreisezeit in den Sommermonaten. Seit Anfang Februar überträfe das wöchentlich gebuchte Umsatzvolumen sogar das der Vergleichswochen im Februar 2019 und damit der Zeit vor Corona. Allerdings sei derzeit noch nicht klar, ob und inwieweit der von Russland begonnene Krieg in den nächsten Wochen zu einer allgemeinen Verunsicherung führe. Dies könne dann auch Auswirkungen auf das Buchungs- und Reiseverhalten der Bundesbürger haben.

Lufthansa: Zahlen & Pläne

Die Airline gab in ihrer Jahrespressekonferenz zunächst gute Zahlen bekannt: Umsatzanstieg um 24 Prozent. Die angewachsene Finanzbelastung des Jahrs 2020 konnte um 3,3 Milliarden Euro reduziert werden. Immerhin lag die Sitzplatzauslastung der Flüge zum Ende des letzten Jahres wieder bei rund 60 Prozent.

Lufthansa CEO Carsten Spohr – Foto: Lufthansa

Bestehen bleibt der tarifliche Konflikt insbesondere mit den Piloten. Das Gemunkel um die Gründung einer zusätzlichen Fluggesellschaft für Kurz- und Mittelstrecken scheint sich zu bewahrheiten. CEO Carsten Spohr bestätigte das bei der gestrigen Jahrespressekonferenz. Orientiert an der schon existierenden „LH-City Line“ wolle man in der neuen Gesellschaft (unter anderen tariflichen Bedingungen) das Kurz- und Mittelstreckengeschäft von LH und eventuell auch Swiss neu ordnen. Zusätzlich soll die neue „Firma“ auch Auffanggesellschaft für die rund 200 Piloten der ehemaligen Germanwings werden. Diesen droht Ende März die Entlassung.

Die komplette Aufspaltung in Kurz- und Langstrecke sei aber nicht geplant, so Spohr. Die neue Gesellschaft solle eher Zubringerflüge aus Deutschland und Europa zu den Lufthansa Drehkreuzen in Frankfurt und München abwickeln

Begründet werden die Maßnahmen mit zu hohen Personalkosten. Die tariflichen Bedingungen einer neuen Gesellschaft würden dann in etwa den Bedingungen bei City Line bzw. Germanwings entsprechen. Diese neue Gesellschaft soll im nächsten Jahr mit insgesamt 40 Flugzeugen ihren Dienst aufnehmen. Der Tarifkonflikt, insbesondere mit den Piloten ist damit aber noch nicht ausgestanden.

Steigende Zahlen, Tarifkonflikt und noch ne neue Airline – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

TUI Aufsichtsrat

Wir berichteten am Mittwoch von der Aufnahme des TUI-Großaktionärs Alexey Mordaschov auf die Sanktionsliste der EU.

Der Reisekonzern teilte bereits am Mittwochnachmittag mit, dass Mordaschov mit sofortiger Wirkung und auf eigene Initiative aus dem Aufsichtsrat der TUI ausgeschieden sei. Er hält mit einem Anteil von 34 Prozent das größte TUI-Aktienpaket.

 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*