D-RR News 15.11.23 – DB & GDL, AMS & PMI, DJH & Toleranz

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Er ist wieder da – Bahnstreik ab heute Abend

Nach der verbalen Polterei der GDL in den letzten Tagen war damit zu rechnen. Ab heute Abend 22 Uhr bis um 18 Uhr am morgigen Donnerstag soll gestreikt werden. Die Auswirkungen werden zahlreich sein und vermutlich ist die Bahn- Welt auch Morgen um 18.01 nicht sofort wieder in Ordnung.

Die Bahn hatte bereits zum ersten Verhandlungstag in der letzten Woche eine erstaunlich weitreichendes Angebot gemacht. 11 Prozent Lohnerhöhung als Arbeitgeberangebot ist letztlich kein Pappenstiel. Insbesondere bei der geforderten Arbeitszeitverkürzung von 38 auf 25 Stunden will die Bahn aber offensichtlich nicht mitspielen.

Erster Warnstreik von vielen?

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Es ist der erste Warnstreik der GDL, noch bevor der zweite Verhandlungstag begonnen hat. Offenbar wurde auch die Bahn vom ersten Warnstreik etwas überrascht. In den sozialen Medien spiegelt sich die schon ein wenig Ohnmacht, wenn z.B. auf X (vormals Twitter) die Deutsche Bahn schreibt:

Der GDL-Streik verursacht vom 15.11. abends bis einschließlich 16.11. bundesweit massive Beeinträchtigungen des Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehrs der DB. Bitte verschiebt Eure Reise.

In einer zweiten Nachricht heißt es:

Es wird ein Streikfahrplan bereitgestellt, dieser sichert allerdings nur ein sehr begrenztes Grundangebot im Fern-, Regional- und S-Bahn Verkehr der DB.

Da hilft auch der Verweis auf größere „Freiheit“ bei der Bahnbenutzung nur wenig:

Sie können Ihre Reise verschieben und Ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung ist aufgehoben. Das Ticket gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.

Im Rahmen einer Sonderkulanz können Sie zudem Ihre Reise auch vorverlegen und bereits im Laufe des Mittwochs, 15.11.2023 fahren. In diesem Fall empfehlen wir, die Reise bereits früh am Tag anzutreten, um so sicherzustellen, dass Sie vor Streikbeginn um 22 Uhr an Ihrem Zielort sind.

Ihr Zug ist ausgefallen bzw. wird ausfallen und Sie möchten komplett auf die Reise verzichten? In diesem Fall können Sie von der Reise zurücktreten und sich den vollen Fahrpreis für Ihr Ticket ohne Abzüge erstatten lassen.

„Nasenring in der Manege“ – GDL fühlt sich vorgeführt

Die Gewerkschaft zeigt sich kompromisslos und sagt in der Pressemitteilung zum Streik.

Sollten die Arbeitgeber also glauben, die GDL am Nasenring durch die Manege führen zu können, haben sie sich geirrt. Die GDL-Mitglieder belehren sie gerne eines Besseren, auch gemeinsam mit Mitgliedern anderer Gewerkschaften.

Dort wird auch GDL-Boss Claus Weselsky mit den Worten zitiert:

Wer glaubt, zulasten der Mitarbeiter zynisch auf Zeit spielen zu können, befindet sich im Irrtum. Jetzt ist die Zeit, Verbesserungen zu erzielen, das duldet keinen Aufschub!

Leidtragende sind die Benutzer der Bahn, denn es ist zu befürchten, dass diesem Streiktag noch mehrere folgen werden.

Airport Amsterdam: Slots bleiben unangetastet

Boeing 787-900 über Amsterdam – Foto: KLM

Der internationale Druck gegen die geplante Verringerung von Abflügen am niederländischen Flughafen Amsterdam-Schiphol war wohl zu groß. Die Deckelung von Slots wird zunächst einmal verschoben. Insbesondere die amerikanische Regierung hatte protestiert und mit Einschränkungen für die niederländische Fluggesellschaft KLM in den USA gedroht. Die Streichung von 1.000 KLM Flügen wäre die Retourkutsche auf die geplante Reduzierung von ebenfalls 1.000 Flügen aus den USA gewesen.

Hintergrund

Die Planung die Zahl der Flüge von AMS ab kommendem Jahr von 500.000 auf 460.000 zu reduzieren liegt damit erst mal auf Eis. Die Regierung in Den Haag spricht von einer bitteren Pille insbesondere für die Bewohner der Region um den Flughafen. Der geplante Klima-, Natur- und Anwohnerschutz bleibe aber auf der Agenda. Schiphol müsse perspektivisch kleiner werden.

Balearen planen Ausbau (ohne Europa)

Foto: Finca Predio Son Serra / Mallorca

Die wachsende Zahl von Flugverbindungen und Touristen aus den USA und auch wieder verstärkt aus Asien ist eine Tatsache. Die Anzahl der Reisenden nach Europa wird also wieder wachsen. Von diesem Kuchen möchte natürlich auch die Baleareninsel Mallorca ihren Teil abbekommen.

Mehr Urlauber, aber neue Zielgruppe

Wie das deutschsprachige Mallorca-Magazin berichtet, sollen verstärkt neue Quellmärkte für Mallorca und Ibiza erschlossen werden. Der Nonstop-Verbindung aus den USA nach Palma sollen auch Flüge aus China, Japan, Korea und selbstredend aus den arabischen Ländern folgen.

Der Hintergrund liegt nicht an der fehlenden Zahl von Urlaubern, sondern in der Höhe kalkulierter Einnahmen.

Rechenbeispiel

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Die 3,9 Millionen deutschen Urlauber ließen in diesem Jahr (Januar bis September) über vier Milliarden Euro auf den Balearen. Pro Urlauber bedeutet das rund 1.100 Euro. Die 636.000 Reisenden aus Gebieten außerhalb Europas brachten im selben Zeitraum 3,2 Milliarden oder 1.668 Euro pro Person. Man braucht keine tiefgreifenden mathematischen Kenntnisse um auszurechnen, welchen wirtschaftlichen Stellenwert Touristen haben, die aus Ländern außerhalb Europas anreisen.

So ließe sich die ursprünglich geäußerte Absicht, mit weniger Touristen mehr Geld zu verdienen auf ganz andere Weise angehen.

Bayerische Jugendherbergen und Toleranz

Foto: DJH

Morgen ist „Internationaler Tag für Toleranz“. Ein gegebener Anlass zum Nachdenken. Der Landesverband Bayern im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) zeigt ich besorgt über einen wiedererstarkenden Antisemitismus, rechtspopulistische Tendenzen im politischen Raum sowie über eine Spaltung der Zivilgesellschaft bzw. die drohende Auflösung eines demokratiepolitischen Grundkonsenses. Das DJH sieht die freiheitlich-demokratische Grundordnung insbesondere deshalb gefährdet, weil die gemeinschaftsbildenden Diskurse zwischen den Generationen, zwischen städtisch und ländlich geprägten Regionen oder zwischen verschiedenen Lebensentwürfen abzubrechen drohen.

Klaus Umbach, Präsident des DJH Bayern verweist auf die Grundphilosophie:

Das Jugendherbergswerk wurde vor weit über 100 Jahren gegründet – mit der Idee, den Menschen Gemeinschaft zu ermöglichen und diese gestalten zu lassen – völlig unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem sozio-ökonomischen Status, ihrer geschlechtlichen Identität oder ihrem religiösen/weltanschaulichen Bekenntnis. Dieses Selbstverständnis lebt in unserem Verband bis heute fort. Weil wir jedoch sehen, dass sich seit einigen Jahren weltweit eine spalterische Gegenbewegung etabliert hat, setzen die Jugendherbergen in Bayern, in Deutschland und weltweit alles daran, eine weltoffene, zugewandte, empathische und diskriminierungsfreie Lebenswelt für Kinder, Jugendliche und ihre Familien zu sichern und zu stärken.

Als anerkannter Träger der freien Jugendhilfe sieht sich das DJH Bayern in der Pflicht, durch Bildungsprogramme für Gäste, durch Netzwerkarbeit und eine gelebte Willkommenskultur sowohl gegenüber allen Gästen als auch gegenüber den Mitarbeitenden der Jugendherbergen gegenseitigen Respekt und Wertschätzung zu fördern.

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