D-RR News 20.06.24 – Urlaubsfavoriten, Bürokratie und Klima

Fähre nach Spiekeroog - Foto: Bildarchiv Nordseebad Spiekeroog GmbH

Urlaubslaune nicht verhagelt

Unter der Pleite des drittgrößten deutschen Veranstalters FTI hat die Reiselust der Deutschen offensichtlich nicht gelitten. Kerstin Heinen, Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV) sagt:

Die Deutschen sind in diesem Jahr in großer Reiselaune.

63,5 Prozent der Bundesbürger machen, laut einer repräsentativen Umfrage im Sommer eine Reise. Damit wird der Rekordsommer 2019 sogar übertroffen. Finanzielle Probleme werden offensichtlich auf die Seite geschoben. Der Reiseriese TUI hatte bereits im Mai 60 Prozent seines Sommerangebots verkauft.

Bei den Zielen bleibt alles beim Alten. Mallorca ist der Hit. Spanien, Italien, Griechenland und die Türkei führen die Hitlisten an. Bemerkenswert ist offensichtlich auch, dass Urlauber nicht mit den Ausgaben geizen. Stattdessen heißt die Devise:

Lieber Vier Sterne im Hotel und dafür zwei Tage weniger Urlaub.

Reiseziel Nummer 1 bleiben Deutschland und seine Favoriten Bayern, sowie Nord- und Ostsee.

Run aufs deutsche Meer

Die Sommerferien stehen quasi schon vor der Tür. Bereits heute starten Sachsen und Thüringen in die schulfreie Zeit. Trotzdem geht mehr als in den Vorjahren. Liegt das am durchwachsenen Frühlingswetter?

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Buchungslage

Wer spontan Urlaub an der deutschen Küste machen möchte, sollte nicht länger warten, sagt das Ferienhausportal Travanto. Der Veranstalter hat auf Basis von rund 60.000 Ferienunterkünften an Nord- und Ostsee die Belegungen und Preise in den gefragtesten Urlaubsorten ausgewertet. 67 Prozent der Ferienunterkünfte an der deutschen Küste seien belegt. Im Vergleich von Nord- und Ostsee läge die Nordsee in der Beliebtheit diesmal leicht vorn.

Die offiziellen Zahlen der Tourismusorganisationen bestätigen dies. Nur Schleswig-Holstein meldet in diesem Jahr ein etwas durchwachseneres Geschäft. Hier heißt es, dass es noch überall Kapazitäten gäbe.

Favoriten

Westerhever (Nordsee) – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Besonders beliebt ist die nordfriesische Insel Amrum, die mit einer durchschnittlichen Belegung von 86 Prozent die wenigsten freien Ferienunterkünfte aufweist. Es folgen St. Peter-Ording und die ostfriesische Insel Borkum mit einer durchschnittlichen Belegung der Ferienunterkünfte von jeweils 84 Prozent.

Wo ist noch Platz?

Die meisten freien Ferienunterkünfte finden Kurzentschlossene in Cuxhaven mit einer durchschnittlichen Belegung von 59 Prozent, auf Rügen mit 63 Prozent und auf Usedom mit 64 Prozent.

Im Schnitt zahlten, nach Angabe von Travanto, vier Personen für einen einwöchigen Urlaub an der deutschen Küste rund 1.500 Euro. Dabei ist die Nordsee etwas billiger.

Das günstigste Reiseziel unter den Top-Orten ist Fehmarn. Hier kostet der einwöchigen Urlaub mit vier Personen durchschnittlich nur rund 950 Euro. Am teuersten ist der Urlaub auf Sylt mit einem Durchschnittspreis von knapp 1.800 Euro. Wer hätte das gedacht.

Rotes Kliff, Sylt – Foto: Finn Anjes Edling / Sylt Marketing

Bürokratie um die Abschaffung von Bürokratie

Klingt absonderlich, aber es ist wohl etwas dran. Die Bundesregierung hatte, wie auch von den Übernachtungsbetrieben durchaus gefordert, die Abschaffung des Meldescheins beim Einchecken in Pensionen oder Hotels beschlossen. Was eigentlich Jubel auslösen sollte, wird jetzt wieder kritisch beäugt.

Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Geteilte Datenerhebung

Alle Beherbergungsbetriebe sind nämlich weiterhin verpflichtet, Gäste mit ausländischer Staatsbürgerschaft am Tag der Ankunft einen Meldeschein handschriftlich unterschreiben zu lassen. Ausländische Gäste müssen sich bei der Anmeldung durch die Vorlage eines gültigen Identitätsdokumentes ausweisen.

Wo ist das nächste Problem?

Der Deutsche Tourismusverband (DTV) und der Deutsche Heilbäderverband (DHV) weisen darauf hin, dass für die Erhebung von Kur- und Tourismusabgaben derzeit in aller Regel die Daten aus den Meldescheinen genutzt werden. Für die Heilbäder und Tourismusorte müssen künftig auch ohne Meldeschein die für die Abgaben notwendigen Gästedaten erfasst werden, um Gastbeiträge zu erheben und abzurechnen sowie um Gästekarten – beispielsweise für die kostenfreie Nutzung des ÖPNV – auszustellen.

Die Einnahmen aus Gästeabgaben setzen die Erhebung genau dieser Daten aus den Meldescheinen voraus. Norbert Kunz, Geschäftsführer des DTV, sagt, dass die über 350 staatlich anerkannten deutschen Heilbäder und Kurorte mit einem Anteil von über 27 Prozent aller Gästeübernachtungen in Deutschland sowie die Erholungsorte und die weiteren Tourismusorte darauf angewiesen seien. Das zu realisieren ersetze die eine bürokratische Maßnahme durch eine Neue.

Problematisch sei, aus Sicht des Deutschen Tourismusverbandes, außerdem, dass die Abschaffung des Meldescheins nur für deutsche Staatsangehörige, nicht aber für ausländische Gäste, gelten soll. Dies würde zu einer Ungleichbehandlung von ausländischen und deutschen Gästen beim Check-in führen, die sowohl gegenüber den Gästen als auch dem Personal nur schwer vermittelbar und kaum praxistauglich sei.

Reiseradio-Kommentar:

Der Einwand kommt von Denjenigen, die bisher laut über den „Meldeschein-Papierkrieg“ geklagt hatten. Erst Jubel, dann Katzenjammer. Oh Heiliger Amtsschimmel! Dass dies den Gastgebenden und Kommunen genau eine Woche vor der geplanten Verabschiedung der Gesetzesänderung laut einfällt, ist genauso peinlich, wie die offensichtlich nicht durchdachte Vorlage dafür.

Der zusätzliche Aufschrei nach mehr Sicherheit hatte ja u.a. auch dafür gesorgt, dass die Daten ausländischer Staatsbürger weiterhin erhoben werden sollen.

Wie hieß es so schön in der Werbung vor einigen Jahren: Vielleicht hätte man jemanden fragen sollen, der sich mit so was auskennt. Ende offen, nur die „Ampel“ wurde schon mal vorsorglich als Schuldige ermittelt.

Hotel an der Ostsee in Vorpommern – Foto: Rüdiger Edelmann / ttb-media TON-TEXT-BILD

Jahresbericht von myclimate

Die Umsätze aus dem bisherigen Rekordjahr 2022 konnte myclimate im letzten Jahr, dank bestehender und neuer Partnerschaften, auf annähernd gleich hohem Niveau halten. Das besagt der Jahresbericht der Klimaschutzorganisation.

Der Gesamtertrag der Stiftung betrug im Stiftungsjahr 2023 57,5 Mio. Schweizer Franken. Im Vorjahr hatte myclimate einen Rekordertrag von 59 Mio. Franken gemeldet, was zu der Zeit eine Steigerung um 30 Prozent ausgemacht hatte. Erträge aus Spenden und Klimaschutzbeiträgen machen mit 50,8 Mio. Franken weiterhin den größten Teil des Umsatzes aus. Die Entwicklungen zeigten, dass Unternehmen ihre Bemühungen und Ambitionen ernst nehmen und sich trotz der veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lage klar zum Klimaschutz bekennen.

Ökologischer Fußabdruck

2023 haben Unternehmen und Privatpersonen für mehr als 3,3 Mio. Tonnen CO₂ Verantwortung übernommen. Gleichzeitig wurden 2,75 Mio. Tonnen zertifizierte CO₂-Emissionsreduktionen aus myclimate-Klimaschutzprojekten generiert. Insgesamt konnten die von myclimate unterstützten Projekte seit der Gründung der Stiftung rund 20 Mio. Tonnen CO₂ reduzieren. Das vergangene Geschäftsjahr zeige ein stärkeres Fokussieren im unternehmerischen Klimaschutz auf die Bereiche «Treibhausgasemissionen vermeiden» und bestehende „Footprints“ zu reduzieren.

Stefan Baumeister, Geschäftsführer myclimate Deutschland sagt:

Unsere Aufgabe ist es weiterhin, Unternehmen bei Maßnahmen zur kurz-, mittel- und langfristigen Vermeidung und Reduktion ihrer Emissionen zur Seite zu stehen. Gleichzeitig setzen wir uns mit aller Kraft dafür ein, mit der Unterstützung der unmittelbar wirkenden Klimaschutzprojekte Verantwortung für die heute nicht vermeidbaren Emissionen zu übernehmen.

Durch die von myclimate geförderten Projekte wurden bislang 10.900 permanente Jobs geschaffen, fünf Millionen Bäume von Kleinbauerngemeinschaften gepflanzt oder 85.000 Biogasanlagen als saubere Energiequelle installiert. Mehr als elf Millionen Menschen weltweit profitierten direkt von der Arbeit.

Reisepasspflicht für Tunesien kommt

Wer Badeurlaub, Studienreisen oder auch Langzeiturlaub in Tunesien machen wollte, konnte bisher relativ problemlos mit dem Deutschen Personalausweis ins Land einreisen. Dies wird nur noch bis zum Ende dieses Jahres gehen. Ab 1. Januar 2015 muss bei Einreise zwingend ein Reisepass vorgelegt werden. Weiterhin müssen Gäste eine Hotelreservierung vorlegen und im Besitz eines Rückflugtickets sein.

Die Regelung gilt nicht nur für Deutsche, sondern für alle EU-Bürgerinnen und Bürger. Dies hat der tunesische Ministerrat beschlossen.

Die Politik ist zufrieden. Tunesische Hoteliers und Touristiker haben bereits Bedenken geäußert. Sie befürchten Geschäftseinbrüche, die sich das Land eigentlich nicht leisten kann.

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